Bauer | Wenn der Tod kommt, ist Sense | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Bauer Wenn der Tod kommt, ist Sense

Unglaubliche Geschichten und skurriles Wissen aus dem Bestatteralltag

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

ISBN: 978-3-7459-1086-5
Verlag: Edition Michael Fischer / EMF Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Kein



Zwischen Kühlhaus und Grabkammer, Feuerbestattung und Verwesungsgeruch –
Werden
Wasserleichen getrocknet
? Wird Toten
der Mund zugenäht
? Kann ich bei der
Einäscherung meiner Oma
zusehen? Dürfen Bestatter
mit dem Leichenwagen zum Einkaufen
fahren? Wie werden die Verstorbenen versorgt? Unterscheidet sich das
nach einem Suizid
? Was ist eine
Baumbestattung
? Und sehen Särge immer gleich aus? Fragen gibt es viele, sie zu stellen traut man sich oft nicht. Obwohl er uns alle betrifft, ist der
Tod immer noch ein Tabuthema
– dem Luis Bauer mit seinem Buch die Schwere nimmt. Denn
Berührungsängste mit dem Tod
kennt der 16-Jährige Jung-Bestatter nicht.Während andere Teenager in seinem Alter sich mit Zeitungen austragen ein paar Euro dazuverdienen, ist Luis Bauer jeden Tag nach der Schule
im familieneigenen Bestattungsunternehmen von Toten umgeben.
Nun haben er und sein Vater die
skurrilsten Geschichten und spannendsten Fakten rund ums Sterben und den Bestatter-Alltag
aufgeschrieben.

Der
jüngste Bestatter Deutschlands
teilt sein Wissen und die unglaublichsten Erlebnisse aus
sechs Generationen Bestatter-Geschichte
auf Tiktok mit über einer
halben Million Follower –
und endlich auch zwischen zwei Buchdeckeln.
Bauer Wenn der Tod kommt, ist Sense jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Abholung Ab durch die Hecke Fürth, 27 Grad, 19 Uhr. Henrik und ich saßen schwitzend in unserem Oldtimer-Leichenwagen und näherten uns einem Wohnkomplex im Herzen der Stadt. Wir sollten Frau Müller, eine ältere Dame, aus ihrem Apartment abholen, die dort ein paar Stunden vorher ihren letzten Atemzug getan hatte. Klingt friedlich, doch der Arzt war sich bezüglich der Todesursache nicht sicher. Deshalb hatte er veranlasst, dass wir die Leiche zur polizeilichen Untersuchung bringen sollten. Es roch nach Sommer und Würstchen – an so einem Abend konnte man nur Grillen –, doch wir standen ratlos mit unserem Kunststoffsarg, den wir für polizeiliche Abholungen immer verwenden, am Eingang des Hochhauses. So viele Namen und keine Stockwerkzuordnung … Während ich nach der richtigen Klingel fahndete, suchte Henrik nervös seine Latexhandschuhe in der Hosentasche. Es wäre nicht das erste Mal, dass er wieder zum Auto zurückmüsste, um sie zu holen. Vor dem Haus gab es keine freien Parkplätze, weshalb wir eben mit dem leeren Sarg um den ganzen Wohnkomplex gehen mussten. Nervig. Ich drückte die Klingel neben dem Namen Müller. Nur wenige Augenblicke später tönte der Summer, die Tür ging auf. „In welchen Stock müssen wir?“, rief ich in die Gegensprechanlage, doch niemand antwortete. „Wir werden es schon finden, Cheffe“, meinte Henrik und schob unseren Sargwagen durch die Eingangstüre. Gut gelaunt arbeiteten wir uns mit dem sperrigen Ding durch das enge Treppenhaus in den ersten Stock. Keine Spur von „Müller“. Also weiter in den zweiten. Insgeheim graute mir ein wenig vor dem Rückweg, denn dann hätten wir mehr Gewicht zu tragen und würden den Sarg nicht mehr ganz so bequem von links nach rechts und von oben nach unten hieven können. „Wieso nehmen wir eigentlich nicht den Aufzug?“, wollte Henrik wissen, als wir außer Atem, im vierten Stock ankamen. „Der ist zu klein. Stell dich mal nicht so an. Die alte Dame ist nicht schwer und ein wenig Fitness tut dir auch ganz gut.“ Begeisterung sieht anders aus, konnte ich in Hendriks Gesicht lesen. Wir marschierten am fünften, sechsten und siebten Stock vorbei. Noch immer kein „Müller“ in Sicht. Inzwischen waren wir völlig durchnässt – vergessen Sie nicht, es war Hochsommer – und auch bei mir machte sich langsam Unmut breit. Im zehnten Stock angekommen kamen mir ernsthafte Zweifel, ob wir im richtigen Haus waren, weiter ging es nicht. „Ja, wo ist denn jetzt die Tote?“, rief Henrik keuchend und so laut, dass seine Stimme von den Flurwänden widerhallte. „Ich weiß es nicht.“ Stöhnend wischte ich mir den Schweiß von der Stirn. „Immerhin wird der Abstieg weniger anstrengend.“ „Sollen wir mal irgendwo klopfen?“ „Und die Leute fragen: ‚Entschuldigung, haben Sie hier zufällig jemanden, den wir mitnehmen können?‘ Ne!“, sagte ich entschieden. Neun ganze Stockwerke arbeiteten wir uns wieder nach unten. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir im falschen Gebäude des Wohnkomplexes gelandet waren (Müllers gab es schließlich viele), als plötzlich eine Wohnungstür im ersten Stock aufgerissen wurde. „Da sind Sie ja endlich! Wo bleiben Sie denn?“, rief ein feister Polizist, der im Türrahmen stand, und schüttelte den Kopf. „Ihr Leben will ich haben!“ Ich verkniff mir jeden Kommentar. Immerhin hatten wir die Wohnung der Verstorbenen – und damit auch die Tote – gefunden, auch wenn wir nass geschwitzt und immer noch außer Puste waren. Weil wir so viel Zeit mit der Wohnungssuche verplempert hatten, beschloss ich nach dem Einbetten kurzerhand: „Bevor wir den Sarg jetzt wieder ums Gebäude herumtragen, gehen wir durch den Innenhof. Das ist eine Abkürzung.“ Henrik nickte dankbar, und so trugen wir den nunmehr schweren Sarg ins Erdgeschoss, wo wir durch eine gläserne Tür den Innenhof des fünfeckig angelegten Gebäudekomplexes betraten. Wenn ich mich richtig erinnerte, musste der Wagen genau auf der gegenüberliegenden Seite stehen. Über die Steinplatten liefen wir an den Balkonen im Erdgeschoss vorbei. Und hier war viel los. Wunderbares Wetter, Feierabendzeit: Die Bewohner bereiteten ihren Grill vor oder genossen es einfach, draußen zu sein. Umso überraschender der Anblick von zwei Bestattern mit Sarg. Ungläubig sahen sie uns hinterher. „Guten Abend“, grüßte ich einen Mann mit Glatze, der gerade die Steaks auf seinem Elektrogrill wendete. Ihm fiel vor Schreck das Fleisch aus der Zange, und sein Mund klappte auf. Auf dem Balkon daneben machten sich zwei ältere Herrschaften die Mühe, aus ihren Gartenstühlen aufzustehen, als wir vorbeidefilierten. Der glatzköpfige Herr war bis auf eine knappe Badehose unbekleidet, die Dame neben ihm trug einen pinkfarbenen Bikini und hielt eine Boulevardzeitung in der Hand. „Guten Abend“, grüßte ich wieder und nickte ihnen freundlich zu. „G-g-guten Abend“, stammelte der Mann in der Badehose und glotzte mich an, als wäre ich das achte Weltwunder. Ich konzentrierte mich auf den Weg vor mir und versuchte, die entsetzten Anwohner zu ignorieren, deren Blicke uns auf Schritt und Tritt verfolgten. Mittlerweile schienen uns auch die restlichen Nachbarn im Wohnblock bemerkt zu haben. „Mama, guck mal!“, quiekte eine Kinderstimme von weiter oben, und eine ältere Frau rief vom Balkon ins Innere ihrer Wohnung: „Herbert! Komm, das musst du dir ansehen.“ Ich nickte weiter in alle Richtungen und wünschte einen guten Abend, als wären wir auf einer Cocktailparty. Die Situation war so skurril, dass ich spürte, wie aus der Tiefe meiner Kehle ein Glucksen nach oben drängte. Jetzt bloß nicht lachen!, rief ich mich zur Räson. Aber je mehr Balkone wir passierten, und je weiter wir uns der rettenden anderen Seite näherten, desto weniger konnte ich mich beherrschen. Und dann geschah es: Ich musste lachen. Das erste Glucksen rumpelte vollkommen unkontrolliert aus mir heraus, sehr zum Entsetzen einer jungen Frau ein paar Meter neben uns, die gerade dabei war, die Kräuter in ihren Balkonkästen zu gießen. Das zweite Glucksen tarnte ich mit einem Niesen. „Alles okay, Chef?“, erkundigte sich Henrik von hinten. Ich nickte so heftig mit dem Kopf, dass ich beinahe schon wieder zu lachen angefangen hätte. Zum Glück hatten wir unseren Spießrutenlauf endlich hinter uns gebracht und waren am anderen Ende des Innenhofes angekommen. Doch die gläserne Tür, die zum Treppenhaus – und damit zum Ausgang – geführt hätte, war verschlossen. „Und jetzt?“, fragte Henrik mit leichter Panik in der Stimme. Die Vorstellung, den ganzen Weg zurück- und erneut an den Balkonen vorbeizumarschieren, fand er offenbar genauso verlockend wie ich. Ich machte ein paar Schritte zur Seite. Neben der Glastür befand sich ein Durchgang, der allerdings durch eine breite Hecke versperrt war. Dahinter, auf der Straße, sah ich die Kühlerhaube unseres Wagens. Was tun? „Chef?“, fragte Henrik. Ich dachte an die Nachbarn in Feierabendstimmung. Gegrillte Steaks, kühles Bier, glänzende Halbglatzen, sonnenverbrannte Dekolletés … und wir mit dem Sarg. „Ab durch die Hecke“, beschloss ich kurzerhand. „Wo … durch?“, wollte Henrik ungläubig wissen, aber da war ich auch schon mit Schwung durch die Hecke und zog ihn samt Sarg einfach mit – beobachtet von den ungläubigen Anwohnern des Wohnblocks, die uns mit großer Wahrscheinlichkeit für vollkommen durchgeknallt hielten. Immerhin: Der Wagen stand so weit weg von den Balkonen, dass garantiert niemand den Firmennamen auf der Fahrertür erkennen konnte. Selten war ich so froh, den Sarg im Auto verladen und endlich Gas geben zu können. Ein totenstilles Örtchen Wir hatten Polizei-Notdienst und warteten auf den nächsten Sterbefall. Manchmal war wirklich der Wurm drin: Überall wurde gestorben und beerdigt, nur wir drehten Däumchen. „Du hättest mir den Urlaub ruhig genehmigen können. Ich könnte diese Woche am Strand liegen, anstatt mir hier den Hintern platt zu sitzen!“, maulte Tobi und biss in seinen Döner. „So ist das eben als Bestatter: Du weißt nie, wann du ranmusst.“ Ich wollte mit meiner Aushilfe nicht schon wieder eine Diskussion darüber führen, wann er in die Ferien fahren konnte und wann nicht. Er hatte doch gewusst, worauf er sich bei der Arbeit in einem Bestattungsunternehmen einließ. In diesem Moment riss mich das Klingeln des Telefons aus meinen Gedanken. „Kriminalhauptkommissar Kellermann! Wir brauchen einen Notsarg, und wenn‘s geht, gestern.“ Jetzt wurde es spannend. Wenn Kellermann anrief, wurde es meistens außergewöhnlich. In ein paar Minuten würde Tobi die Strände von Ibiza vergessen haben, jede Wette. „Was haben Sie denn diesmal, Kellermann?“ „Da hat einen der Blitz beim Scheißen getroffen!“ Beinahe wäre mir das Handy aus der Hand gefallen. „Machen Sie Witze?“, fragte ich ungläubig. „Nein“, erwiderte der Kriminalkommissar mit dröhnender Stimme. „Der Tote sitzt immer noch auf der Schüssel. Kommen Sie schnell, es ist überall Blut, und die Nerven der Familie liegen blank. Die Angehörigen sind vor Ort.“ Kellermann war vieles, aber kein Mann vieler Worte. Wir packten unsere Sachen und fuhren vom Hof. Während wir mit siebzig Stundenkilometern durch den Ort brausten, dachte ich über das Sprichwort nach. Konnte einen wirklich beim Verrichten der Notdurft der Blitz treffen, sodass man das Zeitliche segnete? Sicher nicht. Aber woran war der Mann dann gestorben?...


Bauer, Johannes
Johannes Bauer, geboren 1978, ist der Vater von Luis und Bestattungsunternehmer aus Leidenschaft. Er hat den Betrieb von seinem Großvater übernommen und leitet ihn in der 5. Generation. Die Familie Bauer lebt in Fürth.

Bauer, Luis
Luis Bauer, geboren 2005, geht im Bestattungsunternehmen seines Papas ein und aus, seit er denken kann. Seine erste Leiche hat er gesehen, da war er in der Grundschule. Im Gegensatz zu den meisten Menschen kennt Luis also keine Berührungsängste, wenn’s um dem Tod geht. Um gegen Tabus anzugehen, erzählt er auf Tiktok unter @bestattungenburger vom Bestatter-Alltag – mittlerweile sehen ihm über eine dreiviertel Million Menschen dabei zu.

Johannes Bauer
, geboren 1978, ist der Vater von Luis und Bestattungsunternehmer aus Leidenschaft. Er hat den Betrieb von seinem Großvater übernommen und leitet ihn in der 5. Generation. Die Familie Bauer lebt in Fürth.
Luis Bauer
, geboren 2005, geht im Bestattungsunternehmen seines Papas ein und aus, seit er denken kann. Seine erste Leiche hat er gesehen, da war er in der Grundschule. Im Gegensatz zu den meisten Menschen kennt Luis also keine Berührungsängste, wenn’s um dem Tod geht. Um gegen Tabus anzugehen, erzählt er auf Tiktok unter @bestattungenburger vom Bestatter-Alltag – mittlerweile sehen ihm über eine dreiviertel Million Menschen dabei zu.


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