Beinßen | Herz aus Stahl | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 224 Seiten

Reihe: Paul Flemming

Beinßen Herz aus Stahl

Paul Flemmings fünfter Fall - Frankenkrimi
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-86913-391-1
Verlag: ars vivendi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Paul Flemmings fünfter Fall - Frankenkrimi

E-Book, Deutsch, Band 5, 224 Seiten

Reihe: Paul Flemming

ISBN: 978-3-86913-391-1
Verlag: ars vivendi
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Paul Flemmings fünfter Fall: Der fränkische George Clooney und Hobbydetektiv Paul Flemming ermittelt wieder: Dieses Mal wird er in einen Kriminalfall verwickelt, der weit in die Vergangenheit zurückreicht. Ein längst verjährtes Verbrechen erscheint in neuem Licht. Paul vermutet einen Justizirrtum - und schlimmer: eine gemeine Falle für Konrad Kleinschmidt, der vor 25 Jahren wegen Mordes verurteilt wurde. Seine Nachforschungen führen Paul zum Inhaber eines mächtigen Stahlkonzerns. Natürlich darf auch in Paul Flemmings fünftem Fall die Geschichte Nürnbergs nicht fehlen. Diesmal erscheint sie in Gestalt der ersten Eisenbahn, die auf deutschen Gleisen fuhr: des 'Adlers'. Für Paul und seine Freunde - Reporter Blohfeld, Staatsanwältin Katinka Blohm und ihre Tochter Hannah - ist Vorsicht geboten, denn der mächtige Konzernchef hat nicht nur eine eiserne Faust, sondern auch ein Herz aus Stahl ...

Jan Beinßen, Jahrgang 1965, lebt in Nürnberg. Er hat zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht. Bei ars vivendi erschienen bisher Dürers Mätresse (2005), Sieben Zentimeter (2006), Hausers Bruder (2007), Die Meisterdiebe von Nürnberg (2008), Herz aus Stahl (2009), Das Phantom im Opernhaus (2010), Lebkuchen mit Bittermandel (2011) und Die Paten vom Knoblauchsland (2012).
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1

»Darf ich dich zu Rinderfiletspitzen vom Grill auf Weinschaum mit frittierter Roter Bete und Bauchstecherla einladen?«, fragte Jan-Patrick. Seine Augen funkelten erwartungsvoll.

»Wenn du mir verrätst, was Bauchstecherla sind, vielleicht«, gab sich Paul wählerisch.

»Na, du bist mir ja ein Franke!«, tadelte ihn sein Lieblingskoch. »Das ist eine alte fränkische Beilage: Kartoffeln kochen und grob reiben. Dazu Gries, Milch, Mehl. Ordentlich würzen mit Salz, Pfeffer und Muskat. Kneten, rollen, in Scheiben schneiden und in Butterschmalz ausbacken. Alles klar?«

Paul nickte zögerlich und lehnte sich auf seinem Stammplatz im Goldenen Ritter zurück. »Hast du vielleicht auch etwas Leichteres? Nur eine Kleinigkeit?«

Der kleingewachsene Küchenchef strich sich mit der Hand durch sein dichtes schwarzes Haar. »Eigentlich ist ja jetzt Pilzsaison. Da bietet sich der Klassiker Pfiffer in Rahmsoße an, oder wie wäre es mit gegrillter Polenta an Balsamico-Egerlingen …«

»Nein, nein. Wirklich bloß einen Snack, bitte«, wehrte Paul ab.

»In Ordnung. Was hältst du dann von einem winzigen Stückchen Kürbis-Käse-Kuchen und einem Viertel Franken-Hausschoppen dazu?« Paul willigte ein, und der Wirt wollte bereits gehen, als ihm noch etwas einfiel: »Ach, sag mal, Paul, was ist eigentlich aus dieser Sache mit dem alten Film geworden?«

»Alter Film?«

»Ja, du weißt schon, von dem du mir neulich erzählt hast.«

»Ach, der Film aus der Minox«, begriff Paul. »Neulich ist gut! Da war ja noch Sommer! Inzwischen haben wir Oktober und Herbst.«

»Ja, und? Was ist nun daraus geworden?«, hakte Jan-Patrick nach.

»Also, das ist eine ziemlich langwierige Angelegenheit«, setzte Paul an. »Der Film war ja schon sehr alt. Stammte wahrscheinlich noch aus den späten siebziger Jahren und …« Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment erschien Marlen, die Kellnerin, an seinem Tisch und erkundigte sich freundlich:

»Hat der Herr schon gewählt?«

»Das hat er«, antwortete Jan-Patrick an Pauls Stelle. »Ich übernehme das selbst.«

Marlen tänzelte weiter, nicht ohne Paul vorher einen schelmischen Blick zugeworfen zu haben. Dieser schaute ihr mit offenem Mund nach. »Sag mal, Jan-Patrick, es sieht ja ganz so aus, als wäre deine Marlen …«

» … in anderen Umständen«, ergänzte der Koch und nickte grinsend. »Ja, das ist sie in der Tat. Die nächste Generation wird den Goldenen Ritter endlich zu dem machen, was er längst sein sollte: ein Sterne-Lokal!«

»Aber das heißt ja, sie ist schwanger!«, stieß Paul geradezu panisch aus.

»Na, sicher ist sie das«, bestätigte der Küchenchef voller Stolz. »So ist das, wenn man ein Kind erwartet.«

»Du hast mir bisher gar nichts davon erzählt«, sagte Paul, noch immer überwältigt von dieser Neuigkeit.

»Nun, es hat sich wohl nicht ergeben.«

»Aber wir sehen uns fast jeden Tag. Und wie Marlen in diesem Kleid aussieht, ist sie mindestens im elften Monat.«

»In einer Schwangerschaft gibt es nur neun Monate, mein Lieber. Außerdem wollte ich dich nicht frustrieren.«

»Was soll denn das nun wieder heißen?«, empörte sich Paul.

»Na ja«, druckste Jan-Patrick herum. »Deine Katinka ist weit weg in Berlin, und vor Ort läuft es für dich in Liebesdingen auch nicht so toll, wie man hört. Also habe ich mir gedacht, dass ich unser trautes Glück lieber für mich behalte.«

»Verräter«, entfuhr es Paul.

Jan-Patrick hob den Zeigefinger. »Keine unüberlegten Beleidigungen. Für einen Mann jenseits der vierzig wird es höchste Zeit, sich um die Zukunft zu kümmern, ob er nun aussieht wie George Clooney oder nicht. Daran solltest du vielleicht auch einmal denken.«

»Ja, ja, ja. Blabla.«

»Anstatt herumzumotzen, sollten wir mit einem Glas Schampus auf die frohe Botschaft anstoßen.«

»Champagner? Lassen Sie gleich drei Kelche kommen!«, mischte sich eine dritte Stimme ein.

»Blohfeld!«, stieß Paul überrascht aus. »Was machen Sie denn hier?«

»Wahrscheinlich das gleiche wie Sie – essen und trinken«, antwortete der hagere Neuankömmling flapsig und wandte sich an den Wirt: »Kann ich gleich bestellen? Ich hätte gern einen großen Burger mit Pommes.«

Jan-Patrick versuchte sich vor dem Polizeireporter aufzubauen, der ihn um Haupteslänge überragte: »Sie wissen genau, dass es bei mir kein Fast Food gibt, Sie Ignorant.«

»Soll ich Ihnen mal was verraten?«, fragte Blohfeld blasiert und hob seine schmale Himmelfahrtsnase ein weiteres Stück nach oben. »Bei uns zuhause gab es früher oft Spiegelei auf Brot mit gebratener Wurst dazu, eine ganz einfache Mahlzeit. Das Gleiche servieren Sie hier für teures Geld, nur ein wenig anders präsentiert. Ein Ei in einem Plastiksäckchen mit Trüffelöl und Gänseleberfett pochiert, die Wurst zu Mousse püriert und das Brot fein zerbröselt und knusprig frittiert. Und das Ganze dann für dreißig Euro. Ist es nicht so?«

Jan-Patrick lief puterrot an, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und davoneilte.

»Das ging schneller, als ich dachte«, sagte Blohfeld zufrieden und setzte sich neben Paul.

»Ich verstehe nicht.«

»Ganz einfach. Ich wollte mit Ihnen unter vier Augen sprechen.« Paul wusste noch immer nicht, worauf der Reporter hinaus wollte. Doch dann sprach Blohfeld endlich offen: »Es geht um den Film aus der Kamera vom Trempelmarkt.«

»Wie kommt ihr jetzt plötzlich alle auf diesen Film?«, wunderte sich Paul. »Die Sache liegt Wochen zurück. Wahrscheinlich bin ich einem makabren Scherz aufgesessen, jedenfalls habe ich nie wieder etwas von der Polizei gehört.«

Blohfeld zwinkerte ihm zu. »Aber ich.«

»Was haben Sie gehört?«, fuhr Paul auf.

»Dass die Sache recht vielversprechend ist. Da lässt sich einiges draus machen.«

»Was sollen die Anspielungen? Rücken Sie schon raus mit den Neuigkeiten. Und überhaupt: Von wem kommen Ihre Informationen denn eigentlich?«

»Ich habe meine Quellen.« Blohfeld ließ sich nicht in die Karten gucken. »Jedenfalls scheinen die Schnarchnasen im Polizeilabor endlich weitergekommen zu sein.«

»Ich bitte um Klartext.«

»Die Jungs vom Labor hatten offenbar ihre liebe Not damit, weitere Einzelheiten aus dem beschädigten Filmmaterial herauszukitzeln, und ganz fertig sind sie wohl immer noch nicht. Auch die Altersbestimmung war nicht so einfach. Schließlich haben sie das Material auf die erste Hälfte der Achtziger datiert.«

Paul fragte sich, warum er das alles von Blohfeld erfuhr und nicht von Jasmin Stahl, der er seine Entdeckung anvertraut hatte. War sie zum Schweigen verpflichtet oder war Paul ihr inzwischen so gleichgültig, dass sie sich nicht mehr bei ihm meldete? Ihr persönlicher Kontakt war in letzter Zeit ja ohnehin fast eingeschlafen. Man munkelte, sie hätte jetzt einen festen Freund …

»Hören Sie mir überhaupt zu, Flemming?«, unterbrach Blohfeld seine Ausführungen.

»Sicher!« Paul nickte eifrig. »Erzählen Sie weiter.«

Blohfeld sah ihn missmutig an. »Na gut. Aufgrund der Hinweise, die die Fotos lieferten, ließ sich ein möglicher Tathergang rekonstruieren. Auch das Opfer konnte mittlerweile identifiziert werden.«

»Es gab also ein echtes Opfer?«, fragte Paul erschüttert. Die bis eben noch lockere Atmosphäre war wie weggeblasen.

»Nach dem, was ich erfahren habe, ja«, bestätigte der Reporter mit ernster Miene. »Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um ein Kapitalverbrechen aus dem Herbst 1985. Die Getötete hieß Lisa Grötsch, Küchenaushilfe, zweiundzwanzig Jahre alt. Sie wurde erschlagen.«

»Das ist ja schrecklich«, stammelte Paul ergriffen. Er ließ die Worte des Reporters auf sich wirken. Dann blickte er auf und sagte: »Vielleicht kann der Film ja dazu beitragen, den Täter zu finden? Wenn dieser kaltblütige Kerl seine eigene Bluttat fotografiert hat, führt die Kamera mit etwas Glück auf seine Spur!«

Blohfeld sah Paul an, als hätte er mit einem begriffsstutzigen Kind zu tun: »Da kommen Sie mit Ihrer großartigen Trempelmarkt-Entdeckung aber leider fast ein Vierteljahrhundert zu spät.«

»Was soll das nun wieder bedeuten?«, fragte Paul, erahnte aber bereits die Antwort.

»Der Täter wurde längst gefasst. Kurz nach der Tat. Er wurde rechtskräftig verurteilt und saß bis vor wenigen Jahren in Haft.«

»Ach so«, sagte Paul matt.

»Genau: Ach so. Außerdem war es wahrscheinlich nicht er selbst, der die Bilder gemacht hat, sondern ein Komplize.«

»Ja, aber dann könnte die Polizei doch versuchen, diesen zweiten Mann anhand der Kamera zu identifizieren«, nahm Paul einen neuen Anlauf.

»Das könnte sie versuchen. Aber es würde nicht viel bringen. Denn Fotos zu machen, gilt nicht als Beihilfe zum Mord. Die einzige Straftat, die man ihm heute noch nachweisen könnte, wäre wahrscheinlich unterlassene Hilfeleistung – und die wäre verjährt.«

Paul sah Blohfeld niedergeschlagen an und kam erneut ins Grübeln. Er hatte also einen Film entdeckt, der einen Mord dokumentierte. Der Täter war längst gefasst, die Tat also gesühnt. Im Prinzip war die Story, die sich Reporter Blohfeld ausgemalt haben mochte, damit tot. Was, fragte sich Paul, wollte er dann von ihm?

Blohfeld schien seine Gedanken zu erahnen, denn ein angedeutetes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sagte: »Sie fragen sich bestimmt, warum ich Ihnen das alles erzählt habe.«

»Ins Schwarze...


Jan Beinßen, Jahrgang 1965, lebt in Nürnberg. Er hat zahlreiche Kriminalromane veröffentlicht. Bei ars vivendi erschienen bisher Dürers Mätresse (2005), Sieben Zentimeter (2006), Hausers Bruder (2007), Die Meisterdiebe von Nürnberg (2008), Herz aus Stahl (2009), Das Phantom im Opernhaus (2010), Lebkuchen mit Bittermandel (2011) und Die Paten vom Knoblauchsland (2012).



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