Belke | Tod eines Bodengutachters | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Belke Tod eines Bodengutachters

Ein Baustellenkrimi

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-7412-5521-2
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der in einem Gronauer Architekturbüro arbeitende Bauingenieur - Adrian Beermann - wittert die Chance zum beruflichen Aufstieg, als er zusagt auf der Großbaustelle eines Einkaufscenters als Bauleiter zu arbeiten. Hier zeigt sich jedoch schnell die gnadenlose Realität der Bauleitung in Form seines Oberbauleiters! Der tote Bodengutachter, den Adrian an einem außergewöhnlichen Ort findet, sorgt dafür, dass Adrian von der Polizei als verdeckter Ermittler eingesetzt wird. Die Polizei findet durch Adrian schnell und zufällig einen Tatverdächtigen. Doch Adrian ist nicht von dessen Schuld überzeugt und ermittelt weiter. Er findet zusammen mit der berlinernden Baustellenfee Helga heraus, dass ein fehlendes Bodengutachten Hinweise auf das tatsächliche Tatmotiv und damit auf den Täter geben könnte.
Ein Buch, nicht nur für bauaffine Menschen, wie beispielsweise Handwerkerinnen und Handwerker, Bauunternehmerinnen und Bauunternehmer, Bauleiterinnen und Bauleiter, Ingenieurinnen und Ingenieure oder Architektinnen und Architekten.
Belke Tod eines Bodengutachters jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Prolog
Der Flug war ruhiger gewesen, als ich erwartet hatte, und beim Landeanflug auf Berlin-Tegel hatte ich nicht an die zweimotorigen Propellermaschinen von Germanwings, die diese Strecke regelmäßig flogen, gedacht. Meine Gedanken waren bei den Rosinenbombern, die auch hier, mitten im nun schon seit 5 Jahren wiedervereinigten Berlin, gelandet waren. Doch hatte es in den C-54ern bestimmt nicht so eine leckere Schokolade gegeben, wie die, die im Flugzeug beim Start verteilt worden war. Meine Sitznachbarin hatte mir ihre abgetreten und die freundliche Stewardess hatte mir eine weitere Schokolade zugesteckt. So hatte ich einen Mietwagen am Flughafen Berlin-Tegel in Empfang genommen. Einen 3er BMW, standesgemäß für junge Bauleiter. Mit dem Stadtplan auf dem Beifahrersitz war ich hoch konzentriert und nervös durch die Stadt gefahren. Ich war unsicher gewesen und hoffte, dass es kein Fehler gewesen war, nach Berlin zu fliegen; die ersten Eindrücke waren einschüchternd. Was ich insgeheim auf den Umstand zurückführte, dass ich als Landei – Gronau war verglichen mit Berlin ein Dorf – in einer Großstadt gelandet war. Ich arbeitete seit drei Jahren bei der Wilaplago, so lautete der intern verwendete Name der ‚Wilhelm Lahmann Planung Gronau‘. Hier hatte es in der Woche vor meinem Flug eine Besprechung gegeben. Mein Chef hatte mich und meine Kollegen zu sich gerufen und jemanden gesucht, der auf unserer Großbaustelle in der Nähe von Berlin als Bauleiter tätig werden sollte. „Mein Freund Egbert sucht einen neuen Bauleitungsassistenten. Wir haben nun schon den fünften externen Bauleiter verloren.“ „Was heißt hier verloren?“, hatte ein Kollege gefragt. „Ist er getötet worden?“ Allgemeines Gelächter hatten diese Frage quittiert. „Ne, der war auch zu doof. Ich will jetzt einen von euch zu Berti schicken.“ Nach den letzten Monaten in dem Büro hatte ich erkannt, dass ich nicht als Statiker ein großer Bauingenieur werden würde; ich hatte meine Zukunft in der Projektsteuerung gesehen: da wurden die Macher geboren. Als Bauleiter war der Weg zur Projektsteuerung nicht mehr weit, dachte ich mir. Damit hatte ich meine Chance gewittert und, noch bevor irgendjemand von meinen Kollegen etwas hatte sagen können - und ein oder zwei andere Kandidaten warteten auch auf eine solche Chance -, war ich es gewesen, der etwas gesagt hatte. „Ich gehe!“ Direkt nach meinem Vorpreschen war mir schon das Herz in die Hose gefallen. Ich hatte gleich Zweifel gehabt, ob es die richtige Entscheidung gewesen war. Im Büro war es warm und trocken. Auf der Baustelle wehte ein kalter, rauer Wind, teils mit Schneeregen vermischt; so ging es aus manch einem Bericht der älteren Kollegen hervor, die niemals freiwillig ihren Schreibtisch verlassen würden. Mein Chef hatte mich dann später zu sich gerufen und die Einzelheiten mit mir besprochen. Bei mir war nicht viel hängen geblieben, nur, dass er gesagt hatte: „Beermann, ich weiß, Sie sind der Beste, den ich für die Aufgabe finden konnte. Ich brauche jetzt 110% von Ihnen und ich weiß, die geben Sie mir!“ Der „Beste“, das war gut gewesen. Die Kollegen hatten mir später anvertraut, dass sich außer mir trotz meiner anderslautenden Ahnung ohnehin keiner melden wollte! Mit der Zielvorgabe von 110% war das auch so eine Sache! Ich hatte bislang schon immer mit 90% meine Mühe gehabt! Ich hatte direkt gewusst, dass hier unterschiedliche Vorstellungen der Pflichterfüllung aufeinandergetroffen waren. Susanne, meine Freundin, war zudem nicht so erbaut von der Tatsache gewesen, dass ich nur noch alle 14 Tage bei ihr sein würde. Ich hatte ihr erklärt, dass auf dem Weg zu einer großen Karriere als Bauingenieur eben auch Bauleitung stehen müsste. Wie ein ganzer Mann und erst recht Bauleiter hatte ich ihr nichts von meinen Zweifeln erzählt. Bauleiter erzählen nicht, die machen. So in Gedanken waren die Vororte Berlins hinter mir geblieben. Über die A115 ging es aus Berlin heraus und ich hatte mit zunehmender Ländlichkeit, die mich teilweise an das Münsterland erinnerte, meine Sicherheit wiedergefunden. Einmal Landei, immer Landei. Schon kurz nachdem ich auf die A11 abgebogen war, hatte ich die Baustelle von der Autobahn aus gesehen. Eine ehemalige Kaserne der NVA war das Baugrundstück für das Einkaufszentrum, das ich fertigstellen wollte. Ein großer Teil des Gebäudes stand jedoch schon. Daran waren eben meine Vorgänger verschlissen worden. Noch nicht begonnen worden war die vorgelagerte Shoppingmall. Andere zentrale Teile des 120.000 Quadratmeter großen Komplexes hatten noch zu Ende fertiggestellt werden müssen. Trotz meiner bisherigen Zweifel hatte ich mich auch ein bisschen gefreut, wieder eine neue Aufgabe zu haben. Es galt, alle Handwerkszweige des Bauhaupt- und Baunebengewerbes zu beaufsichtigen. Bei der Bearbeitung der Statik hatte ich den Komplex auf den Plänen bereits kennengelernt. Somit war mir die Orientierung, schon von der Autobahn aus, nicht schwergefallen. Ich hatte damit die Chance gesehen, die Baustellenrealität kennenzulernen; meine Zweifel hatten sich schneller zerstreut als sie gekommen waren. Dienstag, 13. Juni
Die staubige Einfahrt zur Baustelle nehmend, sah ich in der Mitte der zukünftigen Parkplatzanlage die gelben und orangen Container, zweigeschossig angeordnet. An dem oberen war ein Schild angebracht, das aus der Ferne schon signalisierte, dass hier das Zentrum des Geschehens war: die Oberbauleitung. Die Container standen auf dem ehemaligen – mindestens zwei Fußballfelder großen - Appellplatz der NVA, dessen Betonplatten zahlreiche Risse aufwiesen, aus denen ungehindert Wildkraut spross. Dieses hatte sich auch nicht durch die vielen kleineren Material- und Personalcontainer der vielen Baufirmen, die hier Arbeit gefunden hatten, stoppen lassen. Vor den Containern der Bauleitung parkte ich den geliehenen 3er BMW. Mein Fuß hatte noch nicht den Kasernenboden berührt, als schon jemand brüllte: „Hey du Blödmann, hier kannst du nicht parken“. Ein rotgesichtiger, dürrer Mann in khakifarbenem, kurzärmeligem Hemd, kurzer Hose und mit krausem Haarkranz gestikulierte mit den Händen ein „Fahr weg!“. Ich war anscheinend auf einen ehemaligen Offizier der NVA gestoßen, der mich an Alec Guinness in Die Brücke am Kwai erinnerte und der noch nicht wusste, dass hier der Ton eines Kasernenhofs nicht mehr angebracht war. Ich öffnete die Tür nun vollständig. Das Rauschen der nahegelegenen Autobahn drang zu mir. „Stell die Kiste da hinten ab! Bist du der Neue?“ Er nahm einen großen Schluck aus einer Getränkedose und schleuderte diese auf einen nahen Müllberg, auf dem bereits einige weitere Dosen gelandet waren, und trat näher an das Geländer des Treppenpodestes heran. Das Scheppern der Weißblechdose war deutlich zu vernehmen. Die weißen, dürren Beine des NVA-Reliktes, die deutlich sichtbare Krampfadern zeigten, schimmerten hinter dem Geländer. Die weite kurze Hose gewährte mir, dem unten aus dem Auto nach oben schauenden, einen tieferen Blick an den Beinen entlang in eine hilfreich verdeckende Schwärze. Sollte diese Figur vielleicht kein NVA-Relikt sein, sondern mein neuer Vorgesetzter? Der war bestimmt nicht mein Wunschkandidat. Ich hätte mir einen feingeistigen Teamplayer mit einer humanistischen Schulbildung und mindestens 40 Jahren Führungserfahrung gewünscht. „Wenn Sie mit dem ‚Neuen‘ den neuen Bauleiter meinen, dann stimmt das. Ich bin …“ Weiter kam ich nicht. Die Halsschlagader, die deutlich sichtbar unter der faltigen Haut des obenstehenden hervortrat, kündigte einen neuen Wortschwall an. „Der Bauleiter hier bin ich, du bist mein Assistent und Mädchen für alles. Kapiert? Willi hat mir versprochen, dass er mir diesmal nicht so eine Pflaume schickt, die nach vier Wochen wieder die Segel streicht. Er sagte mir, du bringst mindesten 125%. Ich bin mal gespannt. Fahr das Auto da hinten hinter den Container!“ Mit jedem Wort, das er gesprochen hatte, meinte ich diese imposanten Adern an seinem Hals pulsieren zu sehen. Der Mann musste noch andere Probleme haben als mich als neuen Bauleiter. Wobei ich mich nicht als Problem sehen durfte, das war völlig destruktiv. Wie das mit den nun schon 125% werden würde, blieb abzuwarten. Er drehte sich um und blickte über die Schulter zu mir, als er wieder im Container verschwinden wollte. „Ach, ich bin im Übrigen Egbert Franke, dein neuer Chef!“ Damit wurde mir klar, der Ton eines Kasernenhofes und der einer Baustelle unterschieden sich nicht großartig. Der vermeintliche NVA-Offizier schien ja ein interessanter Typ zu sein, mit dem würde ich bestimmt noch viel Freude bekommen. Gut, dass ich bereits mit übermütigen Architekten meine Erfahrung gemacht hatte.1 Ich stellte das Auto auf den gewiesenen Platz und stieg die Treppe hoch. Oben auf dem Container saß ein Spatz, er hatte sich die ganze Begrüßungszeremonie angesehen. Die Spatzen würden es bis nach Gronau von den Dächern pfeifen, wie ich hier empfangen worden war. Dabei hatte ich mir fest vorgenommen, den Wahlspruch von Julius Caesar zu beherzigen: „Veni, vidi, vici“. Der erste Aufschlag hatte anders ausgesehen. Anklopfend trat ich ein. Franke saß an einem Tisch und sah sich ein paar großformatige Pläne an. Auf der anderen Seite des Dreifachcontainers saß eine wasserstoffblonde Frau. Zumindest deuteten die langen Haare auf ihr Geschlecht hin. Denn weder Franke noch die Dame sahen zu mir, so dass ich Gelegenheit hatte, die spärlichen und schmucklosen Einrichtungsgegenstände zu betrachten. Ein aus drei Tischen zusammengestellter Besprechungstisch mit den entsprechenden verblichenen orangefarbenen...


Belke, Andreas
Andreas Belke, geboren 1964 im Sauerland, lebt in Ahaus. Er ist der geistige Vater des Adrian Beermann. Sein Protagonist ist - wie er selbst - Bauingenieur. Jedoch durchläuft Adrian auf seinem Werdegang Abenteuer, die der normale Ingenieur vermutlich nicht erleben wird.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.