Berens | Die Geschichte der Freimauerloge "Vorwärts" zu Mönchengladbach von 1845 bis heute | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 180 Seiten

Berens Die Geschichte der Freimauerloge "Vorwärts" zu Mönchengladbach von 1845 bis heute

Festschrift zum 175-jährigen Jubiläum

E-Book, Deutsch, 180 Seiten

ISBN: 978-3-7526-9880-0
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



"Verschwiegen - aber nicht geheim"
Die Freimaurerloge "Vorwärts" zu Mönchengladbach ist eine der ältesten Logen im Rheinland und blickt auf 175 Jahre Geschichte zurück. Ihre Mitglieder wirkten nicht nur in der Wirtschaft und in der Kommunalpolitik, sondern sorgten sich auch um das städtische Gemeinwohl. Wenngleich die Loge "Vorwärts" eng mit der Stadtgeschichte verbunden ist, weiß die Öffentlichkeit nur wenig über die Freimaurerloge und ihr Schaffen in Mönchengladbach. Das Jubiläum und das zunehmende öffentliche Interesse an der Freimaurerei waren Anlass, sich ihrer Geschichte anzunehmen.
Dr. Alexander Berens hat Akten, Urkunden und Dokumente in zahlreichen Archiven wie dem Geheimen Staatsarchiv in Berlin und dem Landesarchiv in Duisburg gesichtet. Entstanden ist eine Dokumentation zur Entstehung der Freimaurerei in Mönchengladbach im Kontext der historischen Ereignisse und der Entwicklung der Freimaurerei in Deutschland.
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2. Das bewegende und lange 19. Jahrhundert
Hatten die Aufklärung und ihre Zielsetzungen schon zu ersten Rissen in der traditionellen gesellschaftlichen und politischen Ordnung geführt, so war mit der Französischen Revolution von 1789 ein Beben erfolgt, welches das ganze Gefüge der alten Welt ins Wanken brachte. Werte wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die auch von den Freimaurern postuliert wurden, waren zu Triebkräften der Französischen Revolution geworden und auch die amerikanische Unabhängigkeitserklärung hatte von ihnen partizipiert. Der Freimaurerei im Allgemeinen eine staatsfeindliche und revolutionäre Gesinnung zu unterstellen, wäre, wie es generelle Urteile an sich haben, überspitzt und voreilig und würde zu einer falschen Einschätzung führen. Im Bund der Freimaurer vereinigen sich unterschiedliche Charaktere, die auch unterschiedliche Standpunkte, konservative oder revolutionäre, haben, die sich aber gleichzeitig unter dem Primat der gegenseitigen Achtung und Toleranz in der Loge auf gleicher Ebene begegnen sollen. Wie die einzelnen Brüder unterschiedlich sind, hat sich auch die Freimaurerei unterschiedlich ausdifferenziert. In Deutschland zeigte sich der Partikularismus nicht nur in einer Vielstaaterei, sondern er traf auch auf die deutsche Logenlandschaft zu, was zu mehreren Großlogen und mehreren Lehrarten führte, was wiederum für die Einigung der deutschen Freimaurerei nicht unerheblich war. Verallgemeinert konnte man zwei Richtungen unterscheiden, die christlich-nationalen Logen sowie die humanitären Logen. Weiterhin hatte das die Logen tragende deutsche Bürgertum im Gegensatz zu Italien oder Frankreich keine eigene Revolution erfolgreich durchgeführt oder den eigenen gesellschaftlichen Aufstieg dazu genutzt, entscheidend in die Umgestaltung des Staatswesens einzugreifen, vielmehr weitgehend einen Schulterschluss mit der Obrigkeit vollzogen.29 Demokratische Elemente wie Wahlen zur Ämterbesetzung oder die Entscheidungsgewalt bei der Gesamtheit der Mitglieder blieben daher weitgehend auf die Logen beschränkt und fanden keine Entsprechung in den deutschen Staatswesen. Ergänzend sollte noch gesagt werden, dass die deutschen Logen, im Gegensatz zu anderen Ländern, weniger politisch aktiv und wirksam waren.30 Daher lehnte die Freimaurerei in Deutschland als solche die Revolution ab, bekannte sie sich allein schon durch die alten Pflichten zur staatlichen Ordnung.31 In den alten Pflichten findet man unter Artikel II dazu folgende Bestimmung: „Der Maurer ist ein friedliebender Bürger des Staates, wo er auch wohne und arbeite. Er darf sich nie in einen Aufstand oder eine Verschwörung gegen den Frieden oder das Wohl seiner Nation verwickeln lassen und sich auch nicht pflichtwidrig gegenüber nachgeordneten Behörden verhalten.“32 Dennoch war die Freimaurerei durch die Teilnahme von Mitgliedern mehr oder weniger an Revolutionen beteiligt, war aber eine revolutionäre Gesinnung eines Bruders kein Grund für einen Ausschluss.33 Historisch gesehen waren West- und Mitteleuropa im 19. Jahrhundert kräftig in Bewegung geraten und eine Konfrontation hatte sich aufgebaut, die sich im Gegensatz von Revolution und Reform einerseits und Restauration alter Verhältnisse andererseits entlud. Freimaurer fanden sich auf beiden Seiten dieser Auseinandersetzung. Die Nachwirkungen der Französischen Revolution von 1789 waren auch im 19. Jahrhundert spürbar. Man revolutionierte viel und gerne und auf die sich daraus entfesselnden Kriege, bei denen sich ein kleiner Korse namens Napoleon besonders hervortat und das alte Römische Reich deutscher Nation zusammenbrach, folgten tiefgreifende Umbrüche in Gesellschaft, Technik und Wirtschaft. In Preußen führten die militärischen und politischen Niederlagen im Krieg gegen Napoleon von 1806/07 zu den so genannten Stein-Hardenberg’schen Reformen, benannt nach den beiden Freimaurern Freiherr vom und zum Stein und Fürst Hardenberg, die der Überzeugung waren, dass nur eine grundlegende Reform des preußischen Staates den Fortbestand des Landes im napoleonischen Europa sicherstellen konnte. Die Konsequenzen der Reformbestrebungen waren die Bauernbefreiung, welche die Leibeigenschaft aufhob und die Bauern zu Besitzern von eigenem Grund und Boden machte, eine neue Städteordnung, die den Städten in Preußen die Selbstverwaltung gewährte, und schließlich eine Verwaltungsreform, welche einen leistungsfähigen und auch bürgernahen Staatsapparat schaffen sollte.34 Technischer Erfindergeist schuf die Dampfmaschine, die mit Wasserkraft betriebene Spinnmaschine oder den mechanischen Webstuhl. Allesamt veränderten diese Erfindungen die Produktionsabläufe in den Fabriken, was erst die Massenfertigung von Waren möglich machte. Das Kind der technischen Neuerungen hatte natürlich auch einen Namen und so ging diese Entwicklung als eine weitere Revolution, nämlich die industrielle, in die Geschichte ein. Den physikalischen Gesetzen von Ursache und Wirkung entsprechend, hatte diese industrielle Revolution weitaus gravierende Folgen, kam es in ihrem Fahrwasser zu neuen städtischen und gewerblichen Strukturen und zur Umwälzung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse. Dem wirtschaftlichen Fortschritt zog das Bevölkerungswachstum hinterher, begleitet von besserer medizinischer Versorgung und eingeführten Hygienevorschriften. Die Formel war simpel, denn mehr Bevölkerung bedeutet eine Zunahme der Arbeitskräfte und eine gesteigerte Nachfrage nach Versorgungsgütern. Die Agrargesellschaft ging und die Industriegesellschaft kam und aus einer weitgehend ländlichen und landwirtschaftlich geprägten Bevölkerung wurde eine städtische.35 Den veränderten wirtschaftlichen Umständen wurde Rechnung getragen, indem Gewerbefreiheit und freie Berufswahl eingeführt, Handelshemmnisse und auch die Lösung von alten Gruppen und Herrschaftsbindungen wie etwa Zünften abgebaut wurden. Die neuen Maschinen benötigten viel Treibstoff, was hieß, dass die Nachfrage nach Brennmaterial in die Höhe schoss und der Bedarf an Kohle, dem „Schwarzen Gold“, rasant anstieg. Gleiches geschah mit Eisen, da es das notwendige Grundmaterial bildete für Maschinen oder Eisenbahnen.36 Die Telegraphie definierte den Informationsaustausch neu, weil schneller. Dauerte es noch 1814 etwa neun Tage, bis Berlin die Einnahme von Paris erfuhr, kam 1901 ein in England gesendetes Zeichen bereits nach einer vierzigstel Sekunde in Amerika an.37 Die Eisenbahn, für uns heute ein alltägliches Verkehrsmittel, veränderte zur damaligen Zeit Mobilität und Transportwesen für Mensch und Güter, in deren Folge sich auch das wirtschaftliche Wachstum beschleunigte, da Waren in kürzester Zeit zum Zielort gebracht werden konnten. Wurden um 1850 noch 50 % der Güter auf den Straßen befördert, war die Eisenbahn schon zwischen 1880 und 1890 zum wichtigsten Transportmittel geworden.38 Wo Licht ist, da ist auch Schatten, denn neben den Nutznießern gab es auch Verlierer. Der wirtschaftlich-technische Fortschritt brachte zunächst großes Elend mit sich. Traditionelles Gewerbe und Gewerk fielen der industriellen Produktion zum Opfer. Tausende flüchteten auf der Suche nach einem besseren Leben vom Land und drängten in die wachsenden Städte und vergrößerten das Heer der Arbeitssuchenden. Das hohe Angebot an Arbeitskräften drückte die Löhne auf ein Minimum. Die Arbeitsbedingungen waren schlecht, lange Arbeitszeiten keine Seltenheit, Frauen- und Kinderarbeit die Regel und das Fehlen einer sozialen Absicherung für Alter und Krankheit führten zur Verelendung weiter Teile der Industriearbeiter. Diese merkten relativ schnell, dass sie solidarisch sein und sich zusammenschließen mussten, wenn sie im Zuge der Industrialisierung etwas erreichen und nicht untergehen wollten. Arbeitervereine bildeten sich als Vorläufer von Gewerkschaften, die sich Gehör verschafften. Ihr Engagement brachte die Sozialgesetze hervor und verschiedene Arten der Versicherungen, wie etwa die Kranken- oder Unfallversicherung.39 Auf der großen politischen Bühne musste 1815 der französische Kaiser Napoleon Bonaparte, der Europa viele Jahre seinen Stempel aufgedrückt hatte, nach der Niederlage bei der Schlacht von Waterloo endgültig ab- und sein Exil auf der Atlantikinsel St. Helena antreten. In Wien trafen sich nun die Unterhändler der über Bonaparte siegreichen Staaten, aber auch Vertreter des geschlagenen und postnapoleonischen Frankreichs. Ziel dieses Kongresses, der nach dem Ort seiner Tagung auch Wiener Kongress genannt wurde, war der Versuch, zu alten Verhältnissen vor Napoleon zurückzukehren. Das Problem war nur, dass trotz des rückwärtsgewandten Charakters der Wiener Veranstaltung seine Teilnehmer zur Kenntnis nehmen mussten, dass als Nachhall der Französischen Revolution und Maßnahmen Napoleons viele Reformen nicht mehr rückgängig zu machen waren, nationales und liberales Gedankengut in weite Kreise des Bürgertums eingedrungen war und einen Emanzipationsprozess entfesselt hatte. „Die...


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