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E-Book

E-Book, Deutsch, 102 Seiten

Brand Meine Jugend in der DDR

E-Book, Deutsch, 102 Seiten

ISBN: 978-3-7450-8103-9
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Ab dem 14.Lebensjahr lernte ich bei der Deutschen Reichsbahn.
Wir Zelteten am See und am Fluss.Erste Begegnungen mit Mädchen.Treffpunkte in Magdeburg.Anfangs eine schöne Zeit.
Wegen einer Lappalie musste ich für 1 Jahr ins Gefängnis.
Als ich später einen Ausreiseantrag stellte, wurde alles noch viel schlimmer, weil Spitzel,Stasi und erneute Verhaftungen mein
Leben fast zerstörten.
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Druck und Verlag: epubli GmbH Berlin,www.epubli.de Copyright© 2013 Jürgen Brand ISBN 978-3-7375-0470-6 Jürgen Brand Meine Jugend in der DDR Autobiografische Erinnerungen Epubli-Verlag Meine Jugend in der DDR 1966 wurde ich als 14-jähriger bei der Deutschen Reichsbahn (DR) angestellt und hatte eine zweijährige Lehre vor mir. Ich hatte zum Glück oft auf dem Bahnhof in Biederitz Dienst. Das war mein Lieblingsbahnhof. Obwohl die Lehre erst im September angefangen hatte, bekamen wir Mitte Oktober schon zwei Wochen Herbstferien bzw. Ernteferien. Die Eisenbahn setzte uns Lehrlinge als Erntehelfer ein. Wir mussten Kartoffeln sammeln. Aber wir hatten das Glück, dass diese Arbeit zusätzlich bezahlt wurde. Auf einer sog. LPG (Landeswirtschaftliche Produktionsgenossenschaft; Zusammenschluss zur agrarwirtschaftlichen Produktion in sozialistischen Staaten) arbeiteten wir eine Woche lang von 8-14 Uhr. Wer wollte, konnte noch einmal eine Woche dranhängen. Das hätte mir allerdings zu sehr nach Schleimen ausgesehen. Doch ohnehin war ich von der ganzen ungewohnten Arbeit im Bücken geschafft. So weit ich mich erinnern kann, bekam ich für die Woche über 100 Mark ausgezahlt. Das war schon was, denn das Lehrlingsgeld betrug im Monat nur 80 Mark. Wir Erntehelfer sahen aber auch dreckig aus, denn der aufgeweichte Ackerboden klebte an unseren Schuhen. Oft wurden wir vom Regen durchnässt und kämpften mit uns und den Kartoffeln, um die Ernte einzubringen. Natürlich gab es auch Kartoffelerntemaschinen, aber deren Anzahl war sehr begrenzt und sie waren mitunter reparaturbedürftig. Außerdem gab es doch uns, und wir waren viele. Denn auch andere Klassen von Eisenbahnehrlingen und Auszubildende verschiedener Berufe aus anderen Betrieben halfen ebenso wie wir immer mit bei der Ernte. Sonst wäre man auch nie rechtzeitig fertig geworden und der DDR-Plan wäre nicht erfüllt worden. Gut versorgt wurden wir auf alle Fälle mit Speis und Trank. Akkordarbeit war es auch nicht. Kurz gesagt: Den Arsch aufreißen musste man sich nicht beim Kartoffelsammeln. Jeder volle Korb wurde gezählt, wofür wir dann eine Marke bekamen. Wer am meisten Marken hatte, kriegte auch mehr Geld. Es war Ende Oktober 1966, als ich kurzfristig nach Alte-Neustadt in ein Schrankenwärterhäuschen versetzt wurde. Anfangs schaute ich beim Dienst zu. Bevor ein Zug die Schranke passierte, wurde dort vom Stellwerk angerufen, um darüber zu informieren, dass in zwei Minuten ein Zug vorbeifahren würde. Dann wurden schnell per Hand die Schranken herunter gekurbelt. Anschließend musste ich oder der Schrankenwärter sich davon überzeugen, dass alles korrekt abgelaufen war und kein Fußgänger mehr die Gleise überquerte. Anschließend wurde wieder bei der vorgesetzten Stelle angerufen und mitgeteilt, dass die Schranke ordnungsgemäß unten war. Erst dann bekam der herannahende Zug grünes Licht angezeigt. Schrankenwärter gab es bei der Eisenbahn damals noch viele. Elektrische Schranken gab es zwar auch, aber oft funktionierten die nicht so, wie man sich das wünschte. Ganz in der Nähe des Schrankenwärterhäuschens in Alte-Neustadt waren die Kaffeerösterei und einige andere Geschäfte. Wenn ich Pause hatte, ging ich dort öfter mal was kaufen. Einige Mädchen, die in der Nähe wohnten und vielleicht 13-15 Jahre alt waren, flirteten mit mir. Sie hatten mir auch schon beim Vorübergehen an der Schranke zugelächelt. Ich hoffte, dass sie mich nicht nur wegen der Uniform anlächelten. Im Schrankenwärterdienst gefiel es mir. Ein Traumjob, um dort mal nach der Lehre zu arbeiten, war es allerdings vom Verdienst her nicht. Etwa 400 Mark im Monat, das war doch wenig. Der Ofen im Schrankenwärterhäuschen wurde mit Kohle beheizt und dafür war ich auch zuständig. Im Winter durfte er nie ausgehen, weil es die Kollegen auch warm haben wollten. Die Schranke war in drei Schichten besetzt. Ich machte aber nur Früh- und Spätdienst, denn mit 14 Jahren konnte ich noch keine Nachtschicht machen. Als es dann bald Winter war, musste ich den Schrankenüberweg streuen oder den Schnee vom Fußgängerweg beseitigen. Außerhalb des Häuschens war ein Kohlekeller und von dort holte ich pro Schicht etwa 4 Eimer Kohle zum Heizen des Ofens. Noch war es für mich ungewohnt, immer die Eisenbahnuniform zu tragen. Die Arbeit machte mir aber Spaß. Weil der Bahnhof etwas abseits lag, fuhr ich meistens mit der Straßenbahn zum Dienst. In Biederitz hatte ich ein paar Mädchen getroffen, die mir gefielen. Deshalb ärgerte ich mich, dass ich nicht mehr dort, sondern in Magdeburg Alte-Neustadt war. „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“, sagte mir ein anderer Lehrling aus unserer Lehrlingsklasse wegen der Umbesetzung. Einmal in der Woche hatten wir aber in Biederitz bei unserem Lehrmeister praktischen Unterricht. Nach einigen Stunden Unterricht in Biederitz lief die ganze Klasse von dort zu Fuß nach Magdeburg-Herrenkrug. Der Grund war unter anderem, dass unser Lehrmeister uns besser kennenlernen wollte. Wir nahmen eine Abkürzung durch den Wald und waren bald beim Herrenkrug. Nach etwa zwei Stunden hatten wir die 5 km geschafft. Wir waren gemütlich gegangen in unserer schmucken Reichsbahnuniform und mit unseren Schultaschen. Als wir an der Straßenbahnendstelle Herrenkrug in der Bahn saßen und auf die Abfahrt warteten, gab es plötzlich einen Ruck und die Straßenbahn bewegte sich etwas. Was war passiert? Ein Lehrling von uns, Klaus-Dieter G., hatte einfach beim Fahrer die Bremse gelöst und wollte mal zeigen, dass er Straßenbahn fahren kann. Unser Lehrmeister war sauer und es war ihm peinlich, dass ein Lehrling die Frechheit besaß, so etwas zu tun, während wir auf die Abfahrt warteten. Klaus-Dieter redete sich heraus und sagte, dass der Fahrer es ihm erlaubt hätte und er sich damit auskennen würde. Uns war das alles nicht begreifbar. Etwa 20 Eisenbahner-Lehrlinge in Uniform sitzen in der Straßenbahn und einer von uns erlaubt sich die Frechheit, ins Führerhaus des Straßenbahnfahrers zu steigen, um die Bahn in Gang zu kriegen. Wegen dieser Sache bekam Klaus-Dieter später einen strengen Verweis. Als ich die Story zu Hause erzählte, schüttelte man mit dem Kopf. „Ihr saßt als Fahrgäste in der Bahn und der Typ fährt einfach ein paar Meter mit der Straßenbahn los? Und warum?“ „Das weiß ich doch nicht“, meinte ich dazu. Einmal in der Woche mussten wir auch zur Betriebsberufsschule nach Magdeburg-Salbke. Dort hatten wir die ganzen theoretischen Schulfächer und weitere, die mit der Eisenbahnausbildung zu tun hatten. Mittlerweile war ich Mitglied bei der FDJ (Freie Deutsche Jugend), dem FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund) und der DSF (Deutsch-Sowjetische-Freundschaft). Die jüngsten Auszubildenden waren wie ich 14 Jahre alt und die ältesten 19 Jahre. In der Pause standen die Älteren vor der Schule und rauchten in der Raucherecke. Einige aus unserer Klasse gesellten sich dazu und qualmten auch. Das gab dann Ärger, denn wir waren erst 14-15 Jahre alt. Daher war es uns verboten. Weil sich aber so mancher schon erwachsen genug fand, um selbst zu entscheiden, was er durfte und was nicht, richteten sich ein paar von uns nicht danach, was unser Klassenlehrer sich verbat. „Wenn ihr in der Pause das Schulgelände verlasst, dann eine qualmt und anschließend wieder in die Klasse kommt, will ich nichts dagegen sagen“, meinte der Direktor. So war ein Kompromiss gefunden. Ich selbst rauchte auch seit dem 14.Lebensjahr. Jubilar, eine DDR-Zigarette ohne Filter. Die 10er-Packung kostete 1 Mark. Sport hatten wir auf der Berufsschule auch. Unser Sportlehrer war ein harter Hund. „Bewegt euch, ihr Flaschen“, schrie er uns manchmal an. „Ihr braucht Disziplin und Kondition für euren späteren Beruf“, meinte er öfters. Der ein oder andere von uns war steif und unsportlich, aber viel änderte sich auch nicht daran, wenn der Sportlehrer einen so runterputzte. Des Öfteren wurde aus der Schulstunde eine Besichtigung bei verschiedenen Stellwerken oder anderen Bahnhofsdienststellen. Der Lehrer ging dann voran und wir als Hühnerhaufen hinterher. Mal fuhren wir mit der Straßenbahn oder mit der Eisenbahn dorthin und sahen uns die Anlagen um Magdeburg herum an. Über die Eindrücke, die wir dort gesammelt hatten, mussten wir immer in der darauffolgenden Woche einen Aufsatz schreiben. Kurz vor Silvester versuchte ich, in Uniform Knallkörper zu kaufen. Es klappte nicht, denn die Verkäufer verlangten trotzdem einen Ausweis. Und da ich noch keine 18 Jahre alt war, bekam ich auch keine Knaller. Die Leute, die das mitbekamen, grinsten sich einen aus Schadenfreude. Das war mir peinlich. Als Eisenbahner konnte ich nicht mehr so wie früher auf der Straße herumstrolchen, denn durch meine zweijährige Lehre hatte ich nun Verpflichtungen. Abwechslungsreich war es bei der DR aber allemal. Da ich...


Jürgen Brand,geboren 1952 in Magdeburg,gelernter Eisenbahner,lebt heute in Brühl.


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