Christie | Die Halloween-Party | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Christie Die Halloween-Party

Ein Fall für Poirot

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-455-00463-2
Verlag: Atlantik Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Romanvorlage für A Haunting in Venice, Kenneth Branaghs neuesten Poirot-Film (Kinostart September 2023)
Joyce Reynolds ist kein beliebtes Mädchen. Als sie auf einer Halloween-Party jedem, einschließlich der berühmten Kriminalautorin Mrs Oliver erzählt, dass sie einen Mord beobachtet hat, glaubt ihr niemand. Als sie kurze Zeit später tot in der Bibliothek gefunden wird, ruft man Hercule Poirot herbei. Doch er muss erst einmal herausfinden, ob er einen Mörder oder einen Doppelmörder sucht.
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Über Agatha Christie
Impressum


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Die Kindergesellschaft bei den Drakes sollte am Abend stattfinden. Ariadne Oliver begleitete ihre Freundin Judith Butler, bei der sie einige Tage zu Besuch war, um bei den Vorbereitungen zu helfen. Im Augenblick herrschte heilloses Durcheinander. Frauen liefen energisch hin und her, trugen Stühle, kleine Tische und Blumenvasen von einem Zimmer ins andere und verteilten große Mengen von Kürbissen über das ganze Haus. Es war Halloween, der Tag vor Allerheiligen, der in England mit Maskeraden und lustigen Umzügen begangen wird, und die geladenen Gäste dieses Abends waren zwischen zehn und siebzehn Jahre alt. Mrs Oliver hielt sich geschickt vom Zentrum der fieberhaften Aktivität fern. An die Wand gelehnt, hielt sie einen großen gelben Kürbis in die Höhe, betrachtete ihn kritisch und sagte: »Zum letzten Mal habe ich welche in Amerika gesehen, letztes Jahr, und da gleich Hunderte. Das ganze Haus war voll.« »Oh – entschuldige«, sagte Mrs Butler, die über Mrs Olivers Füße gestolpert war. Mrs Oliver drückte sich enger an die Wand. »Meine Schuld«, sagte sie. »Ich stehe hier rum und bin im Weg. Aber die vielen Kürbisse waren wirklich eindrucksvoll. Man sah sie überall, in den Geschäften, in den Häusern, ausgehöhlt und von innen mit Kerzen beleuchtet. Aber das war nicht an Halloween, sondern beim Erntedankfest, und das ist später, erst in der dritten Novemberwoche.« Die meisten der umhereilenden Frauen fielen früher oder später über Mrs Olivers Füße, hörten ihr aber nicht zu. Sie waren alle viel zu beschäftigt. Es waren in der Hauptsache Mütter und eine oder zwei tüchtige Junggesellinnen. Ein paar größere Jungen kletterten auf Leitern und Stühle und dekorierten Wände und Schränke mit Kürbissen und Lampions. Mädchen zwischen elf und fünfzehn standen in Gruppen herum und kicherten. Mrs Oliver plauderte weiter und ließ sich auf einen Sofaarm nieder, um sich gleich wieder zerknirscht zu erheben. »Ich bin wirklich keine große Hilfe. Ich sitze hier herum und rede dummes Zeug über Kürbisse« – und schone meine Füße, dachte sie mit leichten Gewissensbissen, aber ohne allzu große Schuldgefühle. »So, was kann ich jetzt tun?«, fragte sie, und dann: »Was für prächtige Äpfel!« Jemand hatte gerade eine große Schüssel mit Äpfeln ins Zimmer gebracht. Mrs Oliver hatte eine Schwäche für Äpfel. »Sie sind nicht besonders gut«, sagte Rowena Drake, die Gastgeberin, eine gut aussehende Frau mittleren Alters. »Aber sie sehen hübsch und festlich aus. Sie sind fürs Apfelschnappen gedacht und ziemlich weich, damit die Kinder leichter reinbeißen können. Trag sie doch bitte in die Bibliothek, Beatrice. Beim Apfelschnappen gibt’s immer eine große Überschwemmung, aber bei dem Teppich in der Bibliothek kommt es nicht drauf an. Oh, danke, Joyce.« Joyce, eine kräftige Dreizehnjährige, hatte die Schüssel ergriffen. Zwei Äpfel fielen herunter und blieben, wie von einem Zauber gebannt, genau vor Mrs Olivers Füßen liegen. »Sie mögen Äpfel, nicht wahr?«, sagte Joyce. »Ich hab davon gelesen. Sie sind doch die Frau, die Kriminalromane schreibt, oder?« »Ja«, sagte Mrs Oliver. »Eigentlich müssten Sie was organisieren heute Abend, irgendwas mit Mord. Zum Beispiel einer wird ermordet, und alle müssen den Täter finden.« »Nein, danke«, sagte Mrs Oliver. »Nie wieder.« »Was heißt das, nie wieder?« »Na ja, ich habe so was mal gemacht, und es war kein großer Erfolg«, sagte Mrs Oliver. »Aber Sie haben doch massenhaft Bücher geschrieben«, sagte Joyce. »Sie kriegen eine Menge Geld dafür.« »Gewiss«, sagte Mrs Oliver und dachte an die Einkommensteuer. »Und Ihr Detektiv ist ein Finne.« Diese Tatsache leugnete Mrs Oliver nicht. Ein kleiner, phlegmatisch wirkender Junge, der nach Mrs Olivers Dafürhalten noch nicht zehn Jahre alt war, sagte streng: »Warum ein Finne?« »Das habe ich mich oft schon selbst gefragt.« Mrs Hargreaves, die Frau des Organisten, kam keuchend mit einem großen, grünen Plastikeimer ins Zimmer. »Wie wäre der fürs Apfelschnappen?«, fragte sie. »Ich dachte, das sieht ganz lustig aus.« Miss Lee, die Arzthelferin, sagte: »Ein Metalleimer ist besser. Der kippt nicht so leicht um. Wo soll es denn stattfinden, Mrs Drake?« »Am besten in der Bibliothek. Der Teppich dort ist alt. Es läuft immer ziemlich viel Wasser über.« »Gut, bringen wir die Äpfel in die Bibliothek. Und hier ist noch ein Korb voll, Rowena.« »Lassen Sie mich den tragen«, sagte Mrs Oliver. Sie hob die beiden heruntergerollten Äpfel auf. Geistesabwesend biss sie in einen kräftig hinein. Mrs Drake nahm ihr den zweiten energisch weg und legte ihn in die Schüssel zurück. Dann redete alles wieder durcheinander. »Schön, aber wo soll der Feuerdrachen sein?« »Den Feuerdrachen müsste man in der Bibliothek machen, da ist es am dunkelsten.« »Nein, den machen wir im Esszimmer.« »Dann muss man aber was über den Tisch legen.« »Erst wird ein grünes Filztuch draufgelegt, und drüber kommt die Plastikdecke.« »Was ist mit den Spiegeln? Können wir da wirklich unsere zukünftigen Ehemänner drin sehen?« Mrs Oliver befreite sich unauffällig von ihren Schuhen und sank, immer noch emsig kauend, wieder auf das Sofa. Sie betrachtete die vielen Menschen im Zimmer mit kritischem Blick und dachte bei sich: Wenn ich über die Leute hier ein Buch schreiben würde, wie würde ich das machen? Es scheinen nette Leute zu sein – aber wer kann sich da schon sicher sein! Eigentlich war es gerade spannend, dass sie nichts über sie wusste. Sie wohnten alle in Woodleigh Common, und von manchen konnte sie sich schon ein undeutliches Bild machen, weil Judith ihr dies und das erzählt hatte. Miss Johnson – hatte was mit der Kirche zu tun, nicht die Schwester vom Pfarrer. O natürlich, die Schwester vom Organisten. Rowena Drake, die offensichtlich die erste Geige in Woodleigh Common spielte. Dann die schnaufende Frau, die den Eimer gebracht hatte, einen besonders abscheulichen Plastikeimer. Aber Mrs Oliver konnte Plastik nun einmal nicht leiden. Und dann die Kinder, Teenager. Bis jetzt waren es nur Namen für Mrs Oliver. Es gab eine Nan und eine Beatrice und eine Cathie, eine Diana und eine Joyce, die eine Angeberin war und impertinente Fragen stellte. Joyce mag ich nicht besonders, dachte Mrs Oliver. Ein Mädchen hieß Ann, sie war groß und wirkte überlegen. Zwei Jünglinge waren auch da, die offensichtlich das Neueste an Frisuren ausprobierten. Das Ergebnis war nicht sehr glücklich. Ein kleinerer Junge betrat schüchtern das Zimmer. »Mami schickt die Spiegel und lässt fragen, ob sie genügen«, sagte er ein wenig atemlos. Mrs Drake nahm sie ihm ab. »Vielen Dank, Eddy«, sagte sie. »Das sind ja nur ganz gewöhnliche Handspiegel«, sagte das Mädchen, das Ann hieß. »Können wir da wirklich unsere Ehemänner drin sehen?« »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht«, sagte Judith Butler. »Haben Sie jemals das Gesicht Ihres Mannes gesehen, wenn Sie zu einer Party gehen – ich meine, zu so einer Party wie heute?« »Natürlich nicht«, sagte Joyce. »Vielleicht doch«, sagte die überlegene Beatrice. »Das nennt man übersinnliche Wahrnehmung«, fügte sie selbstzufrieden hinzu. Sie kannte sich aus in den modernen Fachausdrücken! »Ich hab mal einen Roman von Ihnen gelesen«, sagte Ann zu Mrs Oliver. »Der sterbende Goldfisch. Ich fand ihn gut«, fügte sie mit liebenswürdiger Herablassung hinzu. »Ich nicht«, sagte Joyce. »Es kam nicht genug Blut vor. Bei einem Mord muss massenhaft Blut dabei sein.« »Nicht sehr appetitlich«, sagte Mrs Oliver, »findest du nicht auch?« »Aber aufregend«, sagte Joyce. »Nicht immer«, erwiderte Mrs Oliver. »Ich hab mal einen Mord gesehen«, sagte Joyce. »Sei nicht albern, Joyce«, sagte Miss Whittaker, die Lehrerin. »Aber es stimmt«, sagte Joyce. »Wirklich?«, fragte Cathie und sah Joyce mit aufgerissenen Augen an. »Hast du wirklich und wahrhaftig einen Mord gesehen?« »Natürlich nicht«, sagte Mrs Drake. »Red nicht so albernes Zeug, Joyce.« »Ich hab aber einen Mord gesehen«, sagte Joyce. »Jawohl. Jawohl. Jawohl.« Einer der größeren Jungen blickte interessiert von seiner Leiter auf Joyce hinunter. »Was für einen Mord?«, fragte er. »Ich glaub das nicht«, sagte Beatrice. »Natürlich nicht«, sagte Cathies Mutter. »Das hat sie sich ausgedacht.« »Das hab ich mir nicht ausgedacht, Ich hab es gesehen.« »Warum bist du nicht zur Polizei gegangen?«, fragte Cathie. »Weil ich zuerst nicht wusste, dass es ein Mord war. Erst viel später hab ich es gemerkt. Jemand hat was gesagt, erst vor ein paar Monaten, und da hab ich plötzlich gedacht: Natürlich, das war ein Mord, den ich da gesehen habe.« »Da sieht man’s ja«, sagte Ann, »sie spinnt sich das alles zusammen. Purer Unsinn.« »Wann soll das denn passiert sein?«, fragte Beatrice. »Vor Jahren«, sagte Joyce. »Ich war damals noch ziemlich klein«, fügte sie hinzu. »Wer hat denn wen ermordet?«, sagte Beatrice. »Das sag ich nicht«, sagte Joyce. »Ihr seid alle widerlich.« Miss Lee kam mit einem zweiten...


Christie, Agatha
Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.

Agatha Christie begründete den modernen britischen Kriminalroman und avancierte im Laufe ihres Lebens zur bekanntesten Krimiautorin aller Zeiten. Ihre beliebten Helden Hercule Poirot und Miss Marple sind - auch durch die Verfilmungen - einem Millionenpublikum bekannt. 1971 wurde sie in den Adelsstand erhoben. Agatha Christie starb 1976 im Alter von 85 Jahren.


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