Costello / Richards | Cherringham - Die Legende von Combe Castle | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 14, 120 Seiten

Reihe: Ein Fall für Jack und Sarah

Costello / Richards Cherringham - Die Legende von Combe Castle

Landluft kann tödlich sein
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7325-0878-5
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Landluft kann tödlich sein

E-Book, Deutsch, Band 14, 120 Seiten

Reihe: Ein Fall für Jack und Sarah

ISBN: 978-3-7325-0878-5
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Digitale Romanserie. Folge 14: Die mittellosen FitzHenrys, Eigentümer des zum Kulturerbe ernannten, aber ziemlich heruntergekommenen Anwesens Combe Castle, werden zu Opfern einer fiesen Hetzkampagne. Jemand möchte sie aus dem Heim ihrer Vorfahren vertreiben. Jack und Sarah werden engagiert, um den Schuldigen hinter der Kampagne aufzuspüren. Doch die Ermittlungen gestalten sich schwierig, denn nichts auf dieser Burg ist wie es scheint: bizarre und unheimliche Wachsfiguren aus dem Gruselkabinett geben sich ein Stelldichein mit Verwandten und Nachbarn, die es nicht erwarten können, das adelige Paar endlich verschwinden zu sehen ... Jack und Sarah müssen feststellen, dass Combe Castle mehr Geheimnisse hat als aufzulösen wären und dass die Wahrheit oft mysteriöser ist als jede erfundene Geschichte ... 'Cherringham - Landluft kann tödlich sein' ist eine Cosy Crime Serie für Fans von Miss Marple und Sherlock Holmes! Jeden Monat erscheint ein neuer, in sich abgeschlossener Fall mit Jack und Sarah.

Costello / Richards Cherringham - Die Legende von Combe Castle jetzt bestellen!

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1. Ein schockierender Zwischenfall


»Oswald!«

Oswald FitzHenry wollte gerade seine schlammbedeckten Gummistiefel abstreifen. Die schmutzigen Lachen, die sich regelmäßig bei heftigem Regen in den Kellerverliesen bildeten, wurden immer schlimmer.

Und es gab nichts, was er dagegen tun konnte.

Den ganzen Steinboden versiegeln?

Angesichts ihrer Kassenlage?

Mit den ins Bodenlose sinkenden Einnahmen aus dem »Combe Castle Heritage Site and House of Oddities«?

Kein Wunder, dass die Bank mit jedem Monat gnadenlosere Forderungen stellt, wenn sie um Hilfe gebeten wird, dachte er.

Regelmäßige Ausflüge nach London oder Restaurantbesuche hatten sie schon lange gestrichen, damit sie die laufenden Kosten für das Anwesen begleichen und sich etwas zu essen kaufen konnten.

Seufzend drehte er sich zu seiner Frau Edwina um. Abgestützt von Kissen, saß sie aufrecht mit einer Wärmflasche im Arm da und sah ihn über den Rand ihrer Lesebrille hinweg an.

So, wie sie ihn angebrüllt hatte, wäre jeder kapitale Hirsch auf der Stelle erstarrt und hätte sich freiwillig einen Kopfschuss verpassen lassen.

Alles ist besser, als von dieser Stimme angeschrien zu werden.

Oswald wusste genau, was jetzt kam. Er würde sich eine Predigt anhören müssen, weil er es gewagt hatte, in seinen nassen Gummistiefeln das zugige Schlafzimmer im »Turm« der Burg zu betreten.

»Was um Himmels willen denkst du dir eigentlich?«

Er lächelte hilflos.

Wenn Oswald in vielen Jahren ehelichen Glücks eines gelernt hatte, dann war es das, nicht die Dummheit zu begehen, sarkastisch zu werden, wenn er seiner Gemahlin etwas entgegnete.

»Ich wollte ja gerade meine Stiefel ausziehen«, sagte er, als wäre es die falsche Antwort in einem Quiz. »Ist immer noch so verflucht nass da unten -«

»Oswald!«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Achte auf deine Ausdrucksweise! Du bist hier in meinem Boudoir

Er nickte.

Natürlich war das hier ihr Ankleidezimmer. Immerhin handelte es sich um den einzigen Raum, der durchgehend geheizt wurde. Mehr Zimmer zu beheizen konnten sie sich nicht leisten.

»Verzeih, meine Liebe«, murmelte er.

»Was in aller Welt machst du überhaupt mit diesen tropfnassen Stiefeln? Du hattest doch hoffentlich nicht vor, sie hier auszuziehen und einfach stehen zu lassen, oder?«

Nun überlegte Oswald fieberhaft, mit welcher Antwort er sich am ehesten eine weitere Wortsalve ersparte.

»Ich weiß es nicht genau, meine Liebe. Ich nehme an … ich hatte es vergessen. Ich kann …«

Nun beugte Edwina sich vor, wobei ihr Kopf und die Schultern weiter von dem Kissenberg gestützt wurden.

»Nun, du darfst sie gleich wieder nach unten bringen. Was ohnehin nötig ist, denn ich kann mich nicht erinnern, gehört zu haben, dass du nach ›den Zimmern‹ gesehen hast.«

Mit »den Zimmern« meinte sie natürlich …

Das Odditorium.

Sein ganzer Stolz.

Es handelte sich um ein Gewirr von Räumen, die der langen und ehrenvollen Geschichte des Castles als Stätte für Einkerkerungen, Folterungen und Hinrichtungen gewidmet waren.

Und es musste tatsächlich jeden Abend überprüft werden, ob auch wirklich die gesamte Elektrik unten ausgeschaltet war.

Während der Öffnungszeiten ließen sie die schaurigen, strombetriebenen Nachstellungen angeblich historischer Szenen laufen, doch nachts war es allemal sicherer, sie komplett abzustellen – sonst wäre das ganze Gebäude eine Todesfalle, sollte ein Feuer auszubrechen.

»Hast du das etwa vergessen?«

Er schüttelte den Kopf, als könnte er selbst nicht glauben, einen solchen Lapsus begangen zu haben.

»Ich … weiß es nicht, meine Liebe. Ich glaube, ich war unten in den Kerkern abgelenkt und …«

»Na, dann ist es ja beinahe ein Glück, dass du noch deine Gummistiefel trägst. Jetzt geh und sieh nach, ob alles richtig ausgeschaltet ist – die Zeitschaltuhren, die Lichter, alles.«

Oswald sah, wie sie in die Kissen zurücksank. Ihre Arbeit war getan. »Und dann kann ich vielleicht versuchen, etwas Schlaf zu bekommen, obwohl ich wahrlich nicht weiß, wie.«

Oswald wusste, was ihr Sorgen machte.

Er hatte ihr die letzten Mitteilungen gezeigt, die mit der Post gekommen waren.

Schmutzige Sachen, dachte er. Ja, es müssen dreckige Leute sein, die so was immer wieder verschicken.

Leute, die etwas gegen Combe Castle hatten oder schlichtweg wollten, dass sie verkauften, damit etwas weniger Schauriges an seine Stelle trat.

Etwas, das weniger schaurig und sicher weit weniger unterhaltsam ist, dachte er.

Vielleicht ein Einkaufszentrum! Oder eine Seniorenresidenz! Oder, schlimmer noch … Wie nannten sie die heute gleich? Sozialwohnungen!

Das ist doch ein Widerspruch in sich. Asozialenwohnungen sollten die heißen!

Zum Zeichen dafür, dass er seinen Verpflichtungen nachkommen würde, hob er die Hand und wies dabei mit einem Finger zur Turmdecke des Schlafzimmers.

»Ich gehe jetzt gleich nachsehen.«

Die Briefe hatten Edwina wirklich getroffen. Umso wichtiger war es, lieber doppelt zu prüfen, ob alles fest verschlossen und abgestellt war, besonders heute Abend.

Auch wenn er nicht im selben Maße besorgt war wie Edwina – weder bezüglich der nassen Gummistiefel noch, was die Drohungen betraf.

Das sind schließlich nur hässliche Briefe. Worte bloß … Schall und Rauch …

Oswald ging langsam die steinerne Wendeltreppe hinunter.

Er hatte die große Taschenlampe dabei. Sie wurde ständig an der Schlafzimmersteckdose aufgeladen, falls sie einen Stromausfall hatten – was dieser Tage in der Burg erschreckend oft vorzukommen schien.

»Sie brauchen neue Leitungen«, hatte Todd Robinson ihm gesagt. »Im ganzen Haus.«

Stattdessen hatte Oswald ihn gebeten, die schadhaften Stellen notdürftig zu flicken. »Diese ganze Verkabelung ist brandgefährlich, wenn Sie mich fragen … und illegal, schätze ich«, hatte der Elektriker gewarnt.

Oswald hatte genickt. Dass er den Gott des Wohlergehens und der Sicherheit erzürnen könnte, war sein geringstes Problem.

Das grelle Licht der Taschenlampe ließ die gewundenen Stufen vor ihm leuchten, als stünden sie in Flammen, und tauchte die weiter unten in einen so tiefen Schatten, dass man fast fürchten könnte, dort würde jemand im Dunkeln lauern.

Schließlich kam er unten in dem feuchten Korridor an, der zu »den Zimmern« führte.

Er blickte den langen Gang hinunter.

Und obgleich er wusste, was ihn erwartete, empfand er dennoch einen Anflug von … was? Dunkler Vorahnung?

Es war eine Sache, Menschenströme – na ja, vielleicht keine Ströme, aber zumindest die Besucher, die sie hatten – hier durchziehen zu sehen, die es aufgeregt genossen, sich gruseln zu lassen, ehe sie zu den großen, richtig düsteren Darstellungen kamen …

Aber allein hier herumzugehen?

Bei ausgeschaltetem Licht?

Auch wenn er den Grundriss des Odditoriums in- und auswendig kannte, war es eindeutig unheimlich.

Er betrat das erste Zimmer.

Der Hexenkerker.

Der Legende nach – oder vielmehr dem Quatsch zufolge, den sich irgendein geschäftstüchtiger Vorfahr von Oswald ausgedacht haben dürfte – hatte man hier im 17. Jahrhundert die Mabb-Schwestern, erklärtermaßen Hexen, gefangen gehalten, bevor sie nach Oxford gebracht und zum Tod am Galgen verurteilt wurden.

Ohne das übliche Licht in dem Zimmer entfiel auch der grünliche Schimmer auf ihren Gesichtern mit den wahnsinnigen Augen.

Oswald richtete den Lampenstrahl nicht hinein.

Auf die alten Schabracken kann ich verzichten, dachte er.

Weiter ging es ins nächste Zimmer.

Die Folterkammer des Königs.

Noch ein Stück Familiengeschichte, das die Linie der FitzHenrys bis zu Heinrich V. zurückführte.

In einigen Geschichten sogar bis zu Heinrich IV.

Jedenfalls bis zu einem der Heinriche.

»Königliches Blut fließt in unseren Adern!« lautete der Wahlspruch der Familie, ungeachtet der Tatsache, dass es den königlichen FitzHenrys oft schwerfiel, ihre Rechnungen zeitnah zu begleichen.

In dieses Zimmer sah Oswald hinein und leuchtete mit seiner Taschenlampe auf die Szene.

In einem Armlehnstuhl saß eine lebensgroße Figur, vor Jahrzehnten aus einem gummiartigen Kunststoff geformt, der mittlerweile rissig geworden war, wodurch das Folteropfer noch erbärmlicher aussah.

Auf dem Kopf der Puppe saß eine Metallkappe, die halb um den Schädel herumging, und aufgemaltes Blut rann von den in die Gummihaut getriebenen Dornen.

Tagsüber sorgte ein kleiner Elektromotor mit einem billigen Timer dafür, dass das Foltergerät geöffnet und geschlossen wurde, begleitet von aufgenommenen Schreien.

Das brachte alle Besucher dazu, ebenfalls aufzuschreien!

Ach, ich freue mich immer noch jedes Mal, wenn sie zusammenzucken, fuhr es Oswald durch den Kopf. All die kreischenden Frauen! Und manchmal auch die Männer …

Jetzt rührte sich nichts, und die Gefangenenpuppe saß stumm da.

O-kay, dachte er.

Als Nächstes ging es durch einen langen, gebogenen Korridorabschnitt zum großen Zimmer.

Während er die Biegung entlangschritt, erhellte die Taschenlampe nur das nächste bisschen Dunkel vor ihm.

Alles kam ihm so vertraut vor, dennoch ging Oswald vorsichtig weiter.

Seine alten Gummistiefel machten bei jedem Schritt ein quatschendes Geräusch.

Die verfluchten Dinger...



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