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E-Book, Deutsch, Band 1791, 301 Seiten

Reihe: Beck Paperback

Gumppenberg / Steinbach Der Kaukasus

Geschichte, Kultur, Politik

E-Book, Deutsch, Band 1791, 301 Seiten

Reihe: Beck Paperback

ISBN: 978-3-406-72576-0
Verlag: C.H.Beck
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Kaukasus besitzt eine reiche Kultur und große landschaftliche Schönheit. Dies wird oft vergessen, denn die reichen Bodenschätze, vor allem die Öl- und Gasvorkommen, und die Transitpipelines nach China und in den Westen machen den Kaukasus zum Zankapfel und zur Krisenregion. Mit seinen Länder-, Konflikt- und Kulturanalysen bietet das Buch einen umfassenden und einmaligen Einblick in eine Region, deren strategische und sicherheitspolitische Bedeutung noch weiter zunehmen wird.
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Weitere Infos & Material


1;Cover;1
2;Titel;3
3;Zum Buch;2
4;Über den Autor;2
5;Impressum;4
6;Inhalt;5
7;Vorwort zur 3. Auflage;7
8;Die LänderArmenien – Überleben am Fuße erloschener Vulkane;13
9;Aserbaidschan – Machtpoker um Petrodollars;33
10;Georgien – ein Land auf EU-Kurs;48
11;Nordkaukasus – Porträt einer spannungsreichen Region;67
12;Iran – die selbstbewusste Regionalmacht;86
13;Türkei – Politik in historischem Hinterland;97
14;Die KonflikteAbchasien – Kämpfe um den schönsten Teil der Schwarzmeerküste;111
15;Berg Karabach – Krieg um den «schwarzen Garten»;123
16;Der ungelöste Konflikt um Süd-Ossetien;137
17;Krisenregion Nordkaukasus – Ursachen, Akteure, Perspektiven;150
18;Internationale Organisationen – Hemmschuh oder Motor für eine Konfliktlösung im Südkaukasus?;167
19;Die Seidenstraße der Energie – Poker um eine strategische Drehscheibe;183
20;Die Kulturen Ethnische Vielfalt – Wahrnehmung und Fakten;200
21;Der «Berg der Sprachen» – die Sprachenvielfalt im Kaukasus;217
22;Kunsttradition, Minnesang und Heldenepik;230
23;Religionen – Identitätsstiftung, Abgrenzung und Gemeinschaftsbildung;246
24;Politische Kultur: Autoritäre Herrscher – pragmatische Loyalitäten;264
25;Rechtsbewusstsein und Rechtsverständnis;276
26;Autoren;291
27;Abkürzungen;294
28;Register;296


Vorwort zur 3. Auflage
Als 2010 das Kaukasus-Buch erstmalig erschien, verband Verlag, Herausgeber und Autoren der Wunsch, diesen bis dahin kaum bekannten und erschlossenen Teil der europäischen Nachbarschaft einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Tatsache, dass das Buch nun eine 3. Auflage erfährt, zeigt, dass dem Kaukasus steigende Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Das gilt in politischer, wirtschaftlicher, kultureller und nicht zuletzt touristischer Hinsicht. Den Kaukasus mit einem Begriff zu definieren, ist nicht nur schwer, es ist unmöglich. Die historischen, kulturellen, wirtschaftlichen, religiösen, ethnischen und nicht zuletzt politischen Schichten, die in dieser Region nördlich und südlich des Großen Kaukasus einander überlagern und durchdringen, sind zu facettenreich und komplex, als dass man sie auf einen gemeinsamen Nenner bringen könnte. Wollte man den Kaukasus, von Norden her betrachtet, als eine «natürliche» Grenze «russischen Einflussgebietes» ansehen, so bildete der Süden schon früh eine «Transitregion» mit überregionaler Bedeutung. Ein – wenn auch weniger intensiv genutzter – Zweig der Seidenstraße führte durch das heutige Aserbaidschan und Georgien ans Schwarze Meer. An der Küste des von den Griechen «Pontos Euxenos» (gastfreundliches Meer) genannten Gewässers erreichten die Karawanen Europa. Bereits früh siedelten griechische Kolonisten, oft Händler, an der Küste des heutigen Abchasiens und Adschariens in Kolchis. Dioskuras, das heutige Suchumi, war schon in der Antike ein florierender Hafen, aber auch gefürchtetes Exil für in Ungnade gefallene Intellektuelle sowohl der griechischen als auch später der römischen Antike. Der Süden des Kaukasus war in der uns heute bekannten Geschichte immer wieder den Zu- und Übergriffen der benachbarten Mächte und Reiche nebst ihren kulturellen Traditionen und religiösen Vorstellungen ausgesetzt. Neben den unmittelbaren Nachbarn, dem Osmanischen Reich im Westen und Persien im Osten, versuchten im Mittelalter zentralasiatische (Timur/Tamerlan) oder mongolische (Dschingis Khan) Potentaten ihren Einfluss auf die Region am Fuße des Kaukasus geltend zu machen. Eine Tradition, die von den kolonialen Großmächten im 19. Jh. (Russland, Großbritannien), später dann von der Sowjetunion fortgesetzt wurde und nicht weniger konfliktreich bis in das gegenwärtige 21. Jh. (Russland, USA, Europa) reicht. Fehlwahrnehmung oder spezifisches Teilwissen dominierten die Sicht auf den Kaukasus in Europa, in Amerika, aber auch in Russland. Die Perzeption als «ständige Krisenregion» (Stichwort Tschetschenien) hat in der Tat medienvermittelte und medienwirksame und mithin auch politische Realität erlangt. Im selben Maße ist die Wahrnehmung des Kaukasus als ein «Konflikte produzierendes Völkergemisch» eine Einschätzung, die schnell den Blick auf die Wirklichkeit verstellt. Berichte von Blutrache, grausamen Sippenfehden oder einer viele Wirtschaftsbereiche dominierenden «kaukasischen Mafia» runden in manchen Darstellungen ein Bild ab, das die reiche Wirklichkeit dieser Region hinter solchen Stereotypen versteckt. Dem Wechsel der Mächte in dieser Region steht jedoch eine relativ ungebrochene innere Entwicklung gegenüber. Die endogene Kontinuität der kaukasischen Sprachen, Völker und Traditionen legt davon beredtes Zeugnis ab. Ein signifikantes Beispiel dafür stellt das trotz aller Anfechtungen seit über 1500 Jahren praktizierte und gelebte Christentum dar, wenn man von Teilen Aserbaidschans und des Nordkaukasus absieht, die eine reiche islamische Tradition haben. Eine Stadt wie Tbilisi, gleichsam an der Scheide zwischen diesen Welten liegend, offenbart und bewahrt bis heute diese kulturell produktive Mittelstellung. In dieser Stadt, die auf ihre lange Tradition in Toleranz gegenüber den Religionen und Völkern stolz ist, zeigt sich aber auch, dass unser Denken – geübt im «Entweder-oder» – kaum eine Antwort auf die Frage finden dürfte, ob hier nun Asien oder Europa sei. Der Kaukasus stellt insofern eine lebendige Synthese beider Hemisphären dar. Das vorliegende Buch wendet sich dem Kaukasus weder als reiner Krisenregion noch als ausschließlich kulturgeographischer Region zu, sondern ist um einen integrierten Ansatz bemüht: Nach der Darstellung der Länder im ersten Teil werden im zweiten Abschnitt die zahlreichen Konflikte und konfliktträchtigen Konstellationen analysiert. Der dritte Teil schließlich wendet sich den Kulturen der Länder zu, die zu oft in der öffentlichen Wahrnehmung des Kaukasus ausgeblendet werden: Literatur, Musik, Sprachen, der Vielfalt der Völker, dem traditionellen Rechtsverständnis sowie den religiösen Einflüssen und der politischen Kultur. Die einzelnen Texte liefern zum Teil historische Längsschnitte aus einzelnen Fachgebieten, aber auch Analysen gegebener Themenkomplexe als aktuelle Querschnitte. Die Länderanalysen sind so konzipiert, dass sie das jeweils notwendige regionale und historische Vorverständnis für den dann folgenden Abschnitt über die Konflikte bieten. Oft sind diese Konflikte konstituierend für die Geschichte der Länder. Es ist ein Verdienst der Autoren, in diesem Buch ein stimmiges Gesamtbild zu vermitteln und somit dem Vorurteil zu begegnen, die «Lebensregion» Kaukasus sei mit der «Konfliktregion» gleichzusetzen. Denn den Herausgebern war es ein besonderes Anliegen, den Kaukasus in seinem ganzen Facettenreichtum zu zeigen, aber auch die politischen und wirtschaftlichen (Global-)Interessen, die das alltägliche Leben der Menschen in dieser Region heute stärker denn je betreffen, nicht aus dem Blick zu verlieren. Die gegenwärtige Situation im Kaukasus muss als ein Resultat aus mehreren «Vektoren», Ereignissen und (natürlichen) Gegebenheiten, betrachtet werden, die sich zum Teil wechselseitig beeinflussen und in die immer noch wirksame historische Entwicklungslinien hineinragen. Die großen «Spieler im Kaukasus» sind ohne Zweifel die beiden Großmächte Russländische Föderation und USA. Die Rollen, die beide im Kaukasus spielen, wurden durch den Fünftagekrieg zwischen Georgien und Russland im August 2008 deutlich erkennbar. Die USA konnten den Krieg nicht verhindern, wollten aber auch nicht gegen Russland eingreifen. Auch wenn die amerikanische Politik der Kontrolle durch Stabilität mit Blick auf diesen Krieg gescheitert zu sein schien, hat sich doch an diesem Kurs seither nichts Grundsätzliches geändert. Die Einflussnahme durch politisches Protegieren, wirtschaftliche Hilfe und das Versprechen der Einbindung, z.B. Georgiens, in westliche Sicherheitsstrukturen ist Ausdruck einer breit angelegten Außenpolitik gegenüber dem Südkaukasus. Die russische Sicht der Dinge ist eine andere. Die Russländische Föderation ist zum einen an einer Stabilität durch Kontrolle im Nordkaukasus interessiert, sucht aber andererseits den amerikanisch-westlichen Einfluss im Süden zu begrenzen. Ihre Politik der «kontrollierten Instabilität» ist zudem immer noch von einem Phänomen gekennzeichnet, das in der Literatur häufig mit dem Begriff des «postkolonialen Phantomschmerzes» bezeichnet wird. Von dieser Situation legte der Krieg zwischen Russland und Georgien im Sommer 2008 beredtes Zeugnis ab. Einen weiteren «Spieler» stellt die Europäische Union dar. Sicherheitspolitisch bemüht sich die EU um einen weitgehenden Schulterschluss mit den USA. In abgestimmter Form setzt sie den Schwerpunkt ihrer Politik auf ökonomische und infrastrukturelle Entwicklung. Projekte und Programme wie die Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP) oder Eastern European Partnership (EEP) sind wichtige Instrumente der wirtschaftlichen Anbindung an Europa. Der EU ist strategisch an einer Stabilität durch Partnerschaft im Kaukasus gelegen. Sie hat, allein aufgrund der geopolitischen Nähe, ein vitales Interesse an einer guten Nachbarschaft mit Russland. Das politische Handeln der EU ist wesentlich von den Zielen ihrer Energie-Außenpolitik geprägt. Die Versorgung der EU mit fossilen Bodenschätzen aus der Kaspi-Region und dadurch die größere Unabhängigkeit von Russland sind Ziele ehrgeiziger Pipeline-Projekte, die – durch die Türkei und den Balkan bis Österreich führend – die Kaspische Region an Mitteleuropa anbinden sollen. Bereits seit 2006 bzw. 2007 transportieren Pipelines Öl und Gas von Baku über Tbilisi nach Ceyhan (BTC-Pipeline) bzw. nach Erzurum (South Caucasus Pipeline) in die Türkei. Der Türkei kommt hier eine entscheidende Rolle als Transitpartner und...


Marie-Carin von Gumppenberg Politikwissenschaftlerin, war 10 Jahre bei der OSZE tätig, u.a. in Georgien. Seit 2012 arbeitet sie als Gutachterin, Evaluatorin und Trainerin.
Udo Steinbach war von 1976 bis 2006 Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg; seit 2012 arbeitet er bei der Humboldt-VIADRINA Governance Platform am Governance Center Middle East/North Africa mit.


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