Flume | Entscheiden und Handeln in der VUKA-Welt - inkl. Arbeitshilfen online | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 160 Seiten, E-Book

Reihe: Haufe Fachbuch

Flume Entscheiden und Handeln in der VUKA-Welt - inkl. Arbeitshilfen online

Notlandung geglückt - was Führungskräfte von einem Piloten lernen können
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-648-14295-0
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Notlandung geglückt - was Führungskräfte von einem Piloten lernen können

E-Book, Deutsch, 160 Seiten, E-Book

Reihe: Haufe Fachbuch

ISBN: 978-3-648-14295-0
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Erfahren Sie, wie gute Kommunikation funktioniert und wie Entscheidungen miteinander abgestimmt werden. Sowohl in alltäglichen Situationen als auch in Krisen. Vor allem in hochdynamischen Situationen wie der aktuellen Corona-Krise ist die Führungskraft gefordert, ohne zu zögern die Führung zu übernehmen und in kurzer Zeit die richtigen Entscheidungen zu treffen, um Katastrophen zu verhindern. Peter Flume ist Privatpilot und geht anhand seiner eigenen Notlandung darauf ein, wie sich die Beteiligten auf außergewöhnlichen Szenarien vorbereiten. Er zeigt, welche Kommunikationsmuster in Standardsituation und im Notfall zum Einsatz kommen, wie ein derartiger Vorfall aufbereitet wird, um im Nachgang für die Organisation und die Beteiligten positive Schlüsse zu ziehen und welche wirtschaftlichen Faktoren bereits während und im Anschluss an den Notfall eine Rolle spielen. Inhalt: - Die Story zur Notlandung - Übertragung der Situation auf Organisationen in der VUKA-Welt - Führungskräfte und Piloten in dynamischen Situationen - Organisation und Mitarbeiter - Kommunikation und Zusammenarbeit in Standard- und in Krisensituationen - Vorbereitung und Training/Simulation auf dynamische Situationen/Notfallkonzepte - Mit der FORDEC-Methode strukturiert Entscheidungen treffen - Fehlerkultur - Kontinuierliche Verbesserung (De-Briefing) anhand von Beispielen nach Flugunfällen - Wirtschaftliche Überlegungen  

Peter Flume ist Trainer für Rede- und Präsentationstechnik, Argumentation und Verhandlung.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


VUKA

Stay ahead of your business

Ready for the unexpected

Erfahrung, Training, Feedback

FORDEC - Entscheidungen treffen

Just Culture

Kommunikation

Crew Ressource Management

Wirtschaftlich handeln


1 VUKA


Bevor wir uns dem Modebegriff »VUKA« zuwenden, entführe ich Sie direkt in die Fliegerei. Stellen Sie sich einmal vor, Sie sind der Pilot in Command einer einmotorigen, viersitzigen Maschine. Sie wollen auf dem Flughafen Zürich landen. Ohne die Organisation einer Airline im Hintergrund müssen Sie Ihre Flugvorbereitung komplett allein durchführen. Was müssen Sie dazu alles berücksichtigen? Ich gebe Ihnen hier eine kleine Auswahl:

  • Sie müssen die AIP (Aeronautical Information Publication), das Luftfahrthandbuch, lesen. Insbesondere die Informationen zum Flughafen sind für Sie interessant.
  • Sie müssen die NOTAMs (Notice to Airmen) auf kurzfristige Änderungen der AIP prüfen. Änderungen dazu können jederzeit zwischen Ihrer Planung und dem tatsächlichen Abflug veröffentlicht werden. Ich habe es z. B. bereits zweimal erlebt, dass die Flugplätze in Egelsbach und Augsburg wegen eines Flugunfalls kurzfristig gesperrt wurden.
  • Sie sollten die Website des Flughafens prüfen, da je nach Land dort ebenfalls noch Hinweise zu finden sind. In Zürich finden Sie beispielsweise nur über das Internet die Zeitfenster, in denen kleine Maschinen landen dürfen (Slot), und das sind nicht gerade viele. Außerdem können Slots frühestens 24 Stunden vor dem geplanten Flug gebucht werden.
  • Sie planen Ihre Route unter Berücksichtigung des Wetters. Dabei müssen Sie einkalkulieren, in einem engen Zeitfenster von ca. 15 Minuten zur geplanten Slotzeit an einem definierten Wegpunkt in der Luft zu sein.
  • Sie brauchen für den Fall der Fälle einen Alternativflugplatz, falls die Landung in Zürich – aus welchem Grund auch immer – nicht möglich sein sollte.
  • Sie müssen auch für den Alternativflugplatz alle voranstehend genannten Punkte prüfen.
  • Sie müssen Ihren Flugplan vorab einreichen und einplanen, dass es unter bestimmten Voraussetzungen seitens der Flugsicherung zu Veränderungen an dem von Ihnen genannten Routing kommt.

Hört sich das für Sie kompliziert an? Mit Sicherheit. Und dennoch ist es ein Vorgang, den Piloten regelmäßig und sicher handhaben. Aber schauen wir uns dieses Beispiel nun noch einmal unter dem Stichwort VUKA an.

VUKA ist ein Akronym. V steht für Volatilität (flüchtig, schwankend). Damit soll ausgedrückt werden, dass Geschwindigkeit und Häufigkeit von Veränderungen zunehmen. Interessant ist dabei jedoch, dass hier zwar immer der Vergleich zu früher gezogen wird, ich aber nirgendwo konkrete Messgrößen für die zunehmende Geschwindigkeit finden konnte. Im Gegenteil. In einem von heise online im März 2017 veröffentlichten Artikel wird unter dem Titel »Die Mär vom rasenden Fortschritt« David Moschella, wissenschaftlicher Leiter des IT-Forschungs- und Beratungsunternehmens »Leading Edge Forum«, zitiert:

»Sowohl das Radio als auch der Fernseher erreichten diese 50-Prozent-Grenze in den USA [bis alle Haushalte mit einer neuen Technik ausgestattet sind] schneller als der Computer oder das Mobiltelefon. 1939 wurde der Fernseher erstmals verkauft, bereits neun Jahre später war er in jedem zweiten US-Haushalt zu finden. Das Radio verbreitete sich gar in acht Jahren (1922 bis 1930). Das Mobiltelefon hingegen brauchte 15 Jahre (1980 bis 1995), der Computer gar 17 Jahre (1976 bis 1993).«1

Ein ähnliches Ergebnis liefert in Deutschland die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe, die das Statistische Bundesamt seit 1962 ermittelt, im Bereich der Unterhaltungselektronik. Aber auch was Wechsel von Unternehmen im Dax angeht, herrscht Konstanz statt Volatilität. Selbst im TecDax, in dem die 30 größten und umsatzstärksten deutschen Technologiewerte vertreten sind, also Unternehmen, die Teil des technischen Wandels sind, fallen gerade einmal durchschnittlich zwei bis drei Unternehmen pro Jahr heraus. Allerdings handelt es sich häufiger um Namensänderungen der Unternehmen als um einen echten Wechsel.

Kurzum, es herrscht gar nicht so viel Volatilität wie angenommen. Wobei die Corona-Krise für viele der ultimative Beweis für eine volatile Welt darstellt, was aber vermutlich lediglich daran liegt, dass die Auswirkungen aufgrund der verhängten Einschränkungen für jeden besonders stark spürbar waren. Dass nach der ersten Phase dann aber auch eine längere Phase der Stagnation eintrat, in der die Veränderungen für den Einzelnen nur noch minimal waren und gar die Rede von der »neuen Normalität« die Runde machte, wird in diesem Zusammenhang meist nicht mehr erwähnt. Dennoch kann ich mich, auch vor diesem Hintergrund, dem Satz »Was gestern noch galt, kann heute aufgrund veränderter Rahmenbedingungen ganz anders sein«, den einer meiner Kollegen einmal genutzt hat, um Volatilität zu definieren, anschließen, auch wenn dieser meiner Ansicht nach keine neue Situation beschreibt.

Im oben genannten Beispiel aus der Fliegerei spricht viel für eine volatile Situation. Wenn heute geplant wird und morgen definiert ein NOTAM, dass ein notwendiges Anflugverfahren aufgrund von Wartungsarbeiten nicht zur Verfügung steht und deswegen ein alternatives Verfahren zu wählen ist, dann herrscht hier Volatilität. Ebenso, wenn im Flug der tatsächliche Wind im Gegensatz zum vorhergesagten und somit bei der Planung einbezogenen Wind zu einer Veränderung der Flugzeit führt.

Das U steht für Unsicherheit. Geschäftsprozesse und Geschäftserfolge sind angeblich im Vergleich zu früher weniger vorhersehbar und daher auch weniger planbar. Für Führungskräfte herrscht demnach eine größere Unsicherheit als früher darüber, welche Entscheidung die richtige ist. Auch diese allgemein akzeptierte Aussage stelle ich insofern infrage, als meiner Ansicht nach auch früher der Geschäftserfolg nicht unbedingt bis ins Detail planbar war. Nehmen wir nur die Geschichte des Postits. Laut Wikipedia gestaltete sich die Geschichte wie folgt:

»1968 beschäftigte sich Spencer Silver von der Minnesota Mining and Manufacturing Company (3M) mit der Entwicklung eines neuen Superklebers, der stärker als alle bekannten Klebstoffe werden sollte. Das Ergebnis seiner Arbeit war jedoch nur eine klebrige Masse, die sich zwar auf allen Flächen auftragen ließ, jedoch auch genauso leicht wieder abzulösen war. … Jahre später, 1974, ärgerte sich Art Fry, Mitglied eines Kirchenchors und ein Kollege Spencer Silvers, darüber, dass ihm seine Lesezeichen im Stehen ständig aus den Notenheften herausfielen. Er erinnerte sich an die Erfindung seines Kollegen und holte sich eine Probe des Klebers aus dem Labor. Er trug ihn auf kleine Zettel auf und erprobte seine Erfindung gleich am nächsten Sonntag in der Kirche. Und tatsächlich hafteten seine Lesezeichen zuverlässig, ließen sich aber dennoch leicht lösen, ohne die Notenblätter zu zerstören. Die Postits waren erfunden.«2

Das war nun alles andere als eine geplante und konsequent umgesetzte Entwicklung eines Geschäftsprozesses. Auch hier spielte der Zufall eine Rolle. Erneut unterscheidet sich die Situation der Führungskraft in der VUKA-Welt nicht von der Unsicherheit, die eine Führungskraft in früheren Zeiten aushalten musste.

Und um auf mein Beispiel zur Flugplanung zurückzukommen: Als Pilot lebt man auch bei bester Planung mit diesem Maß an Unsicherheit in Bezug auf das Wetter (Umweltbedingungen) oder die Verfügbarkeit von Slots (Angebot und Nachfrage). Ein Pilot ist jedoch in der Lage, das zu handhaben.

Das K steht für Komplexität. Durch eine Vielzahl unterschiedlicher, eng vernetzter Elemente und Systeme auf mehreren Ebenen existiert eine Komplexität, die es zunehmend erschwert, Aussagen darüber zu treffen, wie sich Entscheidungen auswirken. Ich will mich jetzt nicht wiederholen und erneut darauf hinweisen, dass komplexe Rahmenbedingungen nun auch nicht wirklich neu sind. Dennoch möchte ich hier auf die Chaostheorie verweisen. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts verwehrte sich der französische Mathematiker, Physiker und Philosoph Henri Poincaré gegen den Reduktionismus, dem insbesondere Newton den Durchbruch verschaffte, der die Welt als eine Summierung von lauter einzelnen, idealen Systemen ansah. Poincaré ging mit seinen Theorien von deutlich komplexeren Mechanismen aus. Bedenken Sie dabei: Die Industrialisierung setzte sich Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa durch und in unmittelbarer Folge bereitete Poincaré der späteren Chaosforschung mit seinen damals noch belachten Theorien den Boden. Erneut scheint mir hier die Veränderung von früher zu heute nicht wirklich groß.

Und wieder zurück zum Thema der Flugplanung und -durchführung. Allein die...


Flume, Peter
Peter Flume ist Trainer für Rede- und Präsentationstechnik, Argumentation und Verhandlung.

Peter Flume

Peter Flume ist Trainer für Rede- und Präsentationstechnik, Argumentation und Verhandlung.



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