Kienle / Heitkamp / König | Blutige Welten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 390 Seiten

Kienle / Heitkamp / König Blutige Welten

E-Book, Deutsch, 390 Seiten

ISBN: 978-3-945230-46-6
Verlag: Leseratten Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Der Herausgeber Günther Kienle, Jahrgang 1968, ist verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt am Bodensee und arbeitet hauptberuflich im Bereich Softwaretest. Seit vielen Jahren veröffentlicht er Kurzgeschichten bei unterschiedlichen Verlagen. Die Bandbreite seiner Texte erstreckt sich von tiefsinnig bis actionlastig, von tragisch bis humorvoll. Schwerpunkte bilden Fantasy und Science-Fiction.
Eigentlich war er schon durch die Mit-Herausgabe der Waypoint FiftyNine Anthologie des Leseratten Verlages und dem Schreiben anderer Projekte ausgelastet, da ergab sich diese Zusammenarbeit mit fantastischen (im doppelten Sinne) Kolleginnen und Kollegen.
Seine Vorgaben an die Geschichten in diesem Buch boten eine Menge Spielraum: »Macht es blutig! Dreht die Genres Fantasy, Science-Fiction und Horror durch den Fleischwolf. Schafft ungewöhnliche Cross-over-Geschichten, bringt die Leserinnen und Leser zum Kopfschütteln, zum Schmunzeln und lasst ihnen die Haare zu Berge stehen.«
So entstanden Blutige Welten in den unterschiedlichsten Ausprägungen.
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Vendetta
  Das Dröhnen der Alarmsirenen schreckte mich auf. Rauch stieg mir in die Nase und noch ehe ich feststellen konnte, wo ich mich befand, brannte meine Lunge von der rußigen Atemluft. Schwungvoll stemmte ich mich in eine halb sitzende Position, drehte mich, soweit ich konnte auf die Seite. Dort erbrach ich meine letzte Mahlzeit. Scheiße. Ich keuchte. In meinem Brustkorb hämmerte ein unangenehmes Stechen. Ich sah an mir herab. Schürfwunden verunstalteten meine Arme, meine Bluse war an ein paar Stellen zerrissen. Meine Augen tränten und jede meiner Abschürfungen erwachte nach und nach zu schreiendem Leben und schmerzte. Erst jetzt bemerkte ich, dass eines meiner Beine unter etwas festklemmte. Ich konnte es nicht richtig benennen, stellte aber mit wachsender Panik fest, dass ich mich nicht richtig bewegen konnte. Vorsichtig ließ ich mich zurücksinken und rang die Furcht nieder. Trotz der dicken Luft versuchte ich, tief einzuatmen. Das zunehmende Stechen in meinem Brustkorb verhieß nichts Gutes. Ich hatte mir wohl einige Rippen geprellt, wenn nicht sogar gebrochen. Langsam wurde meine Sicht klarer und trotz der Schmerzen gelang es mir, meine Umgebung deutlicher wahrzunehmen. Was zur Hölle war passiert? Ich erkannte nur Trümmer des Raubschiffes. Bruchstücke, wortwörtlich, von der einst prächtigen PWND. Angestrengt lauschte ich nach Geräuschen meiner Gefährten, doch der Alarm dröhnte noch schrecklich laut in meinen Ohren nach, übertönte alles. Bis plötzlich etwas in einiger Entfernung explodierte und Stille einkehrte. Die Erkenntnis prallte in mein Bewusstsein, wie zuvor die PWND auf diesen Planeten: Wir sind abgestürzt! Nein. Ich runzelte die Stirn. Wir wurden abgeschossen. Ein weiterer Adrenalinschub flutete meine Adern. Mit einem Satz setzte ich mich auf. Die Einschläge, als das auf uns gerichtete Feuer unsere mickrigen Schilde traf, es wie ein glutrotes Spinnennetz durchzog und kurzerhand zerstörte, hatten uns völlig überrascht. Unsere Sensoren hatten uns kein anderes Schiff in unmittelbarer Nähe gemeldet. Der Kapitän, Leroy Rabbit Lang, hatte uns sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Rivers und Ambrose, beide nicht im Kampf ausgebildet, gingen auf Rabbits Anweisung sofort zu ihren Sitzplätzen, während wir übrigen Crewmitglieder auf unsere Positionen eilten und versuchten, die PWND von der Gefahr wegzubringen und das Feuer mit unseren wenigen Möglichkeiten zu erwidern. Wir waren kein auf Kampf ausgelegtes Schiff – wir konnten uns wehren und uns dann schleunigst aus dem Staub machen, in den meisten Fällen genügte das. Der nächste Treffer erschütterte das Raubschiff jedoch so heftig, dass ich trotz meines Sicherheitsgurts nach vorn schleuderte und hart aufschlug. Dann sah ich nur noch Sternchen.   So wie es nun aussah, hatte die PWND den Kampf verloren. Mein Hals zog sich zu. Erinnerungen an lächelnde Gesichter, erste Begegnungen und gemeinsam verbrachte Momente überfielen meine Gedanken. Jahre waren wir zusammen geflogen. Hatten miteinander die größten Schiffe geentert und leer geräumt … uns dadurch natürlich auch Feinde gemacht. Offensichtlich. Ich ließ mir einen Augenblick Zeit, bis die erste Welle der Trauer abebbte. Angestrengt blinzelte ich vereinzelte Tränen weg und blickte zwischen den Trümmern durch all den Rauch und den Schmerznebel, um die Menschen auszumachen, die in den letzten Minuten meiner Erinnerung in meiner unmittelbaren Nähe gewesen waren. Rabbit, dann der Navigator Hal Grayson und … da war noch jemand gewesen. Juniper Lewis. June … Mit aller Macht riss ich an meinem Bein. Der Gedanke, dass June hier irgendwo lag und noch leben könnte, vielleicht um ihr Leben kämpfte … Trotz des Schmerzes, der mein Bein hochschoss, gelang es mir, den festgeklemmten Unterschenkel unter dem Trümmerteil hervor zu ziehen. Eine lange, nicht sonderlich tiefe Wunde kam zum Vorschein. Für einen Augenblick sah ich noch frisch austretendes Blut, dann stoppte die Blutung. Bebend richtete ich mich auf. Wenn ich die Zähne zusammenbiss, konnte ich mein verletztes Bein belasten. Unter meinen Schuhen erkannte ich weichen, gelben Sand. Ich blickte über das Trümmerfeld. Gleißendes Sonnenlicht brannte in meinen Augen. An vielen Stellen sah ich Feuer. Langsam humpelte ich über die Absturzstelle. Ich erblickte mehrere Körperteile, doch von keinem konnte ich sagen, zu welcher Person jener Finger oder jenes Bein gehört haben mochte. June konnte ich nirgendwo ausmachen. Auch nicht Teile von ihr, falls ich diese überhaupt eindeutig hätte zuordnen können. Aller Wahrscheinlichkeit nach lag sie zerschmettert unter den größeren Wrackteilen verborgen. Es fühlte sich an, als setzte mein Herz für die Dauer eines Schlages aus. Die Aussicht, Junes leblosen, zerschundenen Körper inmitten der Trümmer zu entdecken und ihre Leiche in den Armen halten zu müssen, bereitete mir so unfassbar viel Furcht, dass ich erschauerte. Ich blickte mich einmal mehr um, jedoch von dem Gedanken wie gelähmt, was wäre, würde ich June entdecken. Ich tat es nicht … sie musste einfach unter dem Wrack verborgen liegen. Als ich meinen Mund öffnete, um ihren Namen zu rufen, entkam meinen Lippen nur ein tonloses Keuchen. Sie würde ja doch nicht antworten können. Schwere und Dunkelheit legten sich auf meinen Körper und meinen Geist. Ich schluckte hart, schlang die Armen um mich und hielt mich krampfhaft aufrecht. Ich hatte June verloren, doch ich hatte jetzt keine Zeit, mich hier mitten im Nichts in den Schutt zu setzen und zu trauern. Ich musste herausfinden, wo genau ich war und schnellstmöglich einen Weg finden, hier wegzukommen. Der Schmerz in meinem Kopf nahm bei jedem Gedanken, den ich zu unserer Route fassen wollte zu – ich konnte mir beim besten Willen nicht mehr zusammenreimen, in welcher Höhe wir uns befunden hatten, als uns der Angriff überraschte. Konnte das hier Islan sein? Oder waren wir schon näher an Zuhause gewesen? Mir entfuhr unausweichlich ein tiefes Stöhnen und ich vermied es, weiter in meinem malträtierten Gehirn eine Antwort zu suchen. Ich ließ die Trümmer und den Geruch nach verbranntem Fleisch hinter mir. Je weniger Rauch um mich herum in die Luft stieg, desto lichter wurde mein Schwindel. Allmählich konnte ich klarer sehen. Ich hielt nach Merkmalen für eine Zuordnung des Planeten Ausschau. Brennende Hitze, gleißendes Sonnenlicht. Der spontane Wunsch, mehrere Liter Wasser zu trinken. In meinen Überlegungen machte ich einen Haken bei Wüstenplanet, so viel war klar. »Hallo!« Überrascht fuhr ich herum. Schmerz schoss mein Bein empor und ließ mich einen Augenblick taumeln. Eine fremde, leicht bedeckte Stimme. Sie kam nicht aus den Trümmern. Sie kam von den Steinen in einiger Entfernung. Ein Wesen hockte dort und sah mich durch verdunkelte, sandverkratzte Brillengläser an. War das ein Mensch? Als es sich den Schal von Nase und Mund zog und mit der anderen Hand die Brille auf die Stirn schob, erkannte ich menschenähnliche Züge auf dem meeresblauen Gesicht. Und als es erneut murmelte, hörte ich den leichten Akzent, mit dem es Dharati, die Sprache der Menschen, sprach. »Ich wollte dich nicht erschrecken.« Ein Lächeln umspielte die Lippen des Wesens. Die dunklen Augen wirkten zu groß für den kleinen Kopf, die feingliedrigen Finger zu lang für die Hände. Als es sich die Kapuze tiefer ins Gesicht zog, offenbar um seine Augen auch ohne Brille vor der gnadenlosen Sonne zu schützen, und schwungvoll von dem Stein heruntersprang, schüttelte ich den Kopf. »Kein Problem.« Kein Problem? Mein Verstand war offensichtlich noch nicht wieder in der Lage, die ganze Situation nüchtern einzuordnen. Mein Gegenüber wirkte nicht aggressiv oder feindselig, doch ich blieb argwöhnisch. Ich wusste schließlich weder, wo ich mich befand, noch wer diesen Planeten sein Zuhause nannte. Nachdem das Wesen vor mir zum Stehen kam, wandte es den Kopf und betrachtete das rauchende Trümmerfeld. Ich bemerkte Kiemen, als es den Kopf drehte und der Schal um seinen Hals ein Stück verrutschte. Ein Aquarianer! Beinahe wäre es mir laut rausgerutscht. Wie kam es, dass ein Wesen, das überwiegend im Wasser lebte, jetzt hier auftauchte? »Ich stamme nicht von hier.« Okay … und er kann Gedanken lesen. Mein Gegenüber grinste schief. Überrascht schnappte ich nach Luft, was sogleich von einem heftigen Stechen in meiner Rippengegend quittiert wurde. Einen gequälten Laut auf den Lippen ließ ich mich zu Boden sinken und starrte das Wesen von unten an. Nachdem es noch einen Moment seinen Blick über die Reste der PWND schweifen ließ, wandte es seine Aufmerksamkeit wieder mir zu und ging unmittelbar vor mir in die Hocke. Ehe ich mich versah, hatte es einen seiner Handschuhe ausgezogen und betastete mit seinen schlaksigen Fingern mein Bein. »Hast du Schmerzen?« Ich keuchte, der Druck seiner Finger auf der Wunde nahm zu. »Ja«, brachte ich atemlos hervor. Das Wesen nickte. »Wir könnten es abschneiden, dann tut es nicht mehr weh.« Heftig schüttelte ich den Kopf. War das etwa ernst gemeint? Ich wusste natürlich aus Erfahrung, dass eine solche Wunde zwar lästig, nicht aber lebensbedrohlich war. »Nein«, antwortete ich abwehrend. Mein Gegenüber legte den Kopf schief. »Kann doch nachwachsen. Gesund, kräftig.« »Wir Menschen wachsen nicht nach!«, wandte ich ein. Das Wesen tat es mit einem Achselzucken ab, tastete weiter und befühlte meinen Brustkorb. ...


Der Herausgeber Günther Kienle, Jahrgang 1968, ist verheiratet und hat drei Kinder. Er lebt am Bodensee und arbeitet hauptberuflich im Bereich Softwaretest. Seit vielen Jahren veröffentlicht er Kurzgeschichten bei unterschiedlichen Verlagen. Die Bandbreite seiner Texte erstreckt sich von tiefsinnig bis actionlastig, von tragisch bis humorvoll. Schwerpunkte bilden Fantasy und Science-Fiction.
Eigentlich war er schon durch die Mit-Herausgabe der Waypoint FiftyNine Anthologie des Leseratten Verlages und dem Schreiben anderer Projekte ausgelastet, da ergab sich diese Zusammenarbeit mit fantastischen (im doppelten Sinne) Kolleginnen und Kollegen.
Seine Vorgaben an die Geschichten in diesem Buch boten eine Menge Spielraum: "Macht es blutig! Dreht die Genres Fantasy, Science-Fiction und Horror durch den Fleischwolf. Schafft ungewöhnliche Cross-over-Geschichten, bringt die Leserinnen und Leser zum Kopfschütteln, zum Schmunzeln und lasst ihnen die Haare zu Berge stehen."
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