Krämer | IN IDEM | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 9, 448 Seiten

Reihe: Westerwald-Krimi

Krämer IN IDEM

Westerwald-Krimi
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-8271-8331-6
Verlag: CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Westerwald-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 9, 448 Seiten

Reihe: Westerwald-Krimi

ISBN: 978-3-8271-8331-6
Verlag: CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



NINA MORETTIS 9. FALL Ne bis in idem. Nie zweimal für die gleiche Tat. Der Rechtsspruch, der bereits in der Römerzeit zur Anwendung kam und auch im deutschen Grundgesetz verankert ist, stellt Hauptkommissarin Nina Moretti auf eine harte Geduldsprobe. Vor ziemlich genau zehn Jahren wurde im Westerwald die Leiche einer jungen Frau gefunden. Der mutmaßliche Täter war damals schnell gefasst. Doch der Richter zweifelte an der Schuld des Angeklagten und sprach ihn frei. Jetzt geschieht ein weiterer Mord. Am selben Ort und unter den gleichen Umständen. Aber handelt es sich auch um denselben Täter? Für Oberkommissar a. D. Hans Peter Thiel, der damals die Ermittlungen führte, ist der Fall schnell klar. Doch das Blatt wendet sich und aus dem Jäger wird der Gejagte. Thiel selbst gerät in das Visier der Ermittlungen. Nina Moretti steht vor einem Rätsel. Ist der ehemalige Kollege tatsächlich zu solch einer Tat fähig, oder handelt es sich lediglich um ein tödliches Spiel?

'Mit Micha Krämer hat ein neues Talent die Szene betreten. Ich mag seine Schreibe. Er kann etwas, das langsam aus der Mode kommt: eine Geschichte erzählen und uns fesseln', schrieb Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf einst über Micha Krämer. Dieses Talent demonstriert der Kultautor und Musiker aus dem Westerwald nicht nur in seinen zahlreichen Romanen und Jugendbüchern, sondern auch bei seinen Lesungen, die mittlerweile ganze Hallen füllen. Wer einmal mit dem Mythos Nina Moretti angefixt ist, den lassen die Geschichten rund um die junge Kommissarin nicht mehr los.
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KAPITEL 1


Freitag, 23. September 2016, 20:36 Uhr
Stadthallenrestaurant Betzdorf

Die Kalbsbäckchen auf Wirsinggemüse waren tatsächlich ein kulinarischer Kracher. Da hatte Dominic Friedrichs, der Betreiber des Restaurants, nicht zu viel versprochen. Auch der Nachtisch, ein Sorbet aus Früchten und hausgemachtem Vanilleeis, war nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch sehr, sehr lecker. Dennoch verging Hans Peter Thiel just in dem Moment, als er den zweiten gut gehäuften Löffel davon zum Munde führte, schlagartig der Appetit.

„Vielleicht ist es besser, wir gehen jetzt“, knurrte er, ließ den Dessertlöffel auf den hübsch verzierten Teller sinken und schob diesen dann von sich.

Inge Moretti, seine Lebensgefährtin, sah erstaunt auf.

„Was ist denn, schmeckt es dir nicht? Geht es dir nicht gut?“, erkundigte sie sich besorgt.

Hans Peter deutete mit einer Kopfbewegung zu einem Tisch nahe dem Eingang, an dem eine junge, attraktive, dunkelhaarige Kellnerin gerade die Bestellung der Getränke entgegennahm.

Inge wirkte irritiert. „Was ist denn mit dem Mädchen? Sie war doch nett und zuvorkommend.“

Hans Peter schnaufte, verdrehte die Augen, beugte sich vor und flüsterte: „Ich meinte nicht das Kind, sondern den Mann, der da zusammen mit der jungen Rothaarigen sitzt und tut, als wäre nie etwas gewesen.“

Inge kniff die Augen zusammen und schielte vorsichtig zu dem Tisch.

„Wieso? Was soll denn gewesen sein, dass der nicht so schauen darf, wie er es gerade tut?“, wollte sie wissen.

Hans Peter blieb ihr die Antwort schuldig. Die Angelegenheit war kompliziert, weshalb er es ihr später in aller Ruhe erklären würde. Er zog seine Brieftasche aus dem Sakko und winkte Dominic Friedrichs zu, der ihn ziemlich verdattert anblickte, dann aber herbeieilte.

„Jungchen, ich möchte gerne zahlen“, erklärte Hans Peter und reichte dem Wirt einen Fünfzigeuroschein.

„Reicht das?“

Dominic Fridrichs kniff die Augen zusammen. „War etwas nicht in Ordnung? Hat‘s euch beiden nicht geschmeckt?“, fragte er, ohne den Geldschein zu beachten.

„Essen war ganz gut. Leider schlagen mir deine Gäste ein wenig auf den Magen“, erklärte er dem Wirt den Sachverhalt knapp und bemerkte, wie Inge ihn nun fast zornig anfunkelte. Dominic Friedrichs ließ seinen Blick durch das gut gefüllte Lokal schweifen und blieb an einem der Tische im hinteren Bereich hängen.

„Meinst du Bürgermeister Brato und die Leute aus dem Stadtrat?“, kombinierte er grinsend und setzte sich auf den freien Stuhl direkt neben Inge.

Hans Peter verdrehte die Augen. Es half nichts. Er würde, bevor es hier noch zu Missverständnissen kam, seine Beweggründe, das Lokal zu verlassen, doch noch ein wenig präziser ausführen müssen.

„Jetzt pass ma auf, Jungchen, wenn ich was gegen die ortsansässige Politikprominenz hätte, dann würde ich bestimmt nicht in deinen durchaus sehr gepflegten Laden gehen, sondern in die nächstbeste Dönerbude oder zu McDonald’s. Nein, mein Junge, ich meine den Typ da drüben ... den mit der rothaarigen Schönheit ... direkt neben dem Ausgang“, erklärte er ihm ganz langsam und griff sich an die Brusttasche seines Hemdes, in der sich bis vor einigen Monaten noch die Schachtel mit den Zigaretten befunden hatte. Ein Gewohnheitsreflex, den er wohl bis ans Ende seiner Tage nicht mehr ablegen könnte, obwohl er ganz bestimmt nie mehr rauchen würde, weil er dies so für sich entschieden hatte. Hans Peter lebte seine Prinzipien. Wenn er etwas sagte oder beschloss, dann zog er das ohne Wenn und Aber durch! Auch wenn es ihm gelegentlich schon einmal schwerfiel. Rauchen war so eine Sache. Er hatte es über vierzig Jahre lang genossen und im letzten Sommer beschlossen, damit aufzuhören, da es ihn beinahe ins Grab gebracht hätte.

„Keine Ahnung, wer das ist“, meinte Dominic Friedrichs, nachdem er den Gast, der sich angeregt mit seiner Begleiterin unterhielt, einen Moment betrachtet hatte.

„War mir klar, dass du das nicht weißt, mein Junge. Deshalb erklär ich dir das ja jetzt. Der da hinten, das ist Marios Karas. Ein Grieche, der vor ein paar Jahren seine damalige Freundin zuerst vergewaltigt und im Anschluss erwürgt hat“, klärte Hans Peter ihn auf. Die Augen von Inge weiteten sich, und auch Dominic schien nun ein wenig verunsichert.

„Bist du dir sicher?“, fragte er nach einigen Sekunden.

„Natürlich bin ich mir sicher! Denkst du etwa, ich wär senil? Den Vogel würde ich unter einer Million Menschen sofort wiedererkennen“, fauchte er.

„Ähm, und was macht der hier auf freiem Fuß, wenn er ein Mörder und Vergewaltiger ist?“, wollte der Wirt wissen.

„Tja, Friedrichs, da fragst du leider den Falschen. Wenn es nach mir gegangen wär, hätte ich den nämlich weggesperrt, bis er verschimmelt. Es ging aber nicht nach mir. Der Herr Richter Wulf war der Ansicht, dass die Beweise gegen Karas nicht schlüssig genug waren, und hat ihn deshalb freigesprochen. Außerdem haben ihm seine sauberen Kumpane ein Alibi gegeben.“

Dominic Friedrichs biss sich auf die Unterlippe und sah einen Moment zur Zimmerdecke. Deutlich war ihm anzusehen, wie es in dem ansonsten sehr spontan veranlagten Wirt arbeitete.

„Also, versteh ich das jetzt richtig? Der Mann da drüben wurde eines Mordes beschuldigt, kam vor Gericht und wurde freigesprochen?“, fragte er noch einmal nach.

„Genau so, du Schnellmerker“, antwortete Thiel.

„Na, vielleicht ist er ja tatsächlich unschuldig gewesen, Hans Peter. Der Richter wird ihn ja schließlich nicht einfach so freigesprochen haben“, fiel Inge ihm jetzt auch noch in den Rücken.

„Genau, kann ja sein, dass du dich damals tatsächlich vertan hast. Kann ja mal passieren ... selbst so einem Superbullen wie dir“, pflichtete Friedrichs ihr bei.

Hans Peter holte tief Luft, knallte den Fünfzigeuroschein, den er noch immer in den Händen hielt, auf den Tisch und erhob sich.

„Wenn ihr das meint, könnt ihr euch ja zu dem Aas rübersetzen und noch ein Schwätzchen mit ihm halten. Ich für meinen Teil möchte mir jedoch mit so einem Menschen noch nicht mal die Atemluft in diesem Raum teilen“, spie er so laut aus, dass mit einem Mal sämtliche Gespräche in dem Lokal verstummten.

„Okay, Hans Peter, wenn du das meinst, dann wünsche ich euch beiden noch einen netten Abend“, gab Dominic Friedrichs resigniert auf, während Thiel sich erhob und zur Garderobe ging.

„Hans Peter, setz dich doch bitte wieder hin“, hörte er Inge bittend hinter sich flehen. Hans Peter ignorierte sie. Er musste hier schnellstens raus, oder er würde platzen. Der Fall Marios Karas war ein wunder Punkt in seiner Polizistenlaufbahn. Ein Stachel, der sehr tief saß. Hans Peter war sich sicher, dass Karas das Mädchen damals getötet hatte. Nicht nur, dass die Beweise eindeutig gewesen waren. Nein, der arrogante Schnösel hatte die Tat sogar gestanden. Dumm war nur, dass es keine Zeugen außer Hans Peter selbst gab, die dieses Geständnis mitangehört hatten. Vor Gericht hatte er dann alles abgestritten und sogar ein Alibi für die Zeit des Mordes präsentiert. Angeblich war er an dem betreffenden Abend mit drei Freunden in einem Kölner Bordell gewesen. Ein auf den ersten Blick bombensicheres Alibi, das die drei Jungs auch vor Gericht beschworen hatten. Hans Peter riss seinen Mantel von der Garderobe, schlüpfte hinein, nahm dann den von Inge und ging zurück zum Tisch. Sein Blick fiel erneut auf Marios Karas. Der Grieche hatte ihn nun auch bemerkt und gaffte triumphierend zu ihm herüber. Hans Peter glaubte von sich sagen zu können, ein ruhiger und besonnener Mensch zu sein. Doch beim Anblick des grinsenden Mannes musste er schon verdammt an sich halten, um nicht zu ihm hinüberzugehen und dem Typen mit der Faust ins Gesicht zu schlagen. Selbstverständlich würde er so etwas nicht tun. Aber es war tatsächlich besser, jetzt zu gehen, bevor seine gute Kinderstube sich mit einem Mal verflüchtigte und ... Nun ja. Man sollte eben nie Nie sagen.

„Dominic, das tut mir so leid, aber ...“, stammelte Inge gerade, als Hans Peter zurück an den Tisch kam. Langsam erhob sie sich und blickte Hans Peter dabei so zornig an, als ob er der Grund dafür sei, dass dieser bislang so wunderbare Abend so unglücklich enden musste.

„Schon gut, Inge, mach dir mal keinen Kopf. War denn bei dir ansonsten alles in Ordnung? Hat es dir geschmeckt?“, lenkte Dominic Friedrichs ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich.

„Ja, natürlich, Dominic. Alles hervorragend“, säuselte sie, während Thiel ihr in den Mantel half.

„Gut, dann wie gesagt, noch einen schönen Abend und grüßt mir Nina und Klaus ganz lieb“, verabschiedete der Wirt sich. Hans Peter nickte nur. Das Schlimmste stand ihm ja noch bevor. Marios Karas saß genau am Ausgang. Sie mussten, um das Lokal zu verlassen, an ihm vorbei. Der Grieche beobachtete ihn noch immer mit einem schleimigen Grinsen in seiner widerlichen Fratze.

Dominic Friedrichs war genervt. Er hasste Vorfälle wie den gerade eben mit Thiel. Gut, er kannte den alten Stinkstiefel und wusste ihn so zu nehmen, wie er war. Der Alte war gelegentlich schon mal schräg drauf. Was Dominic allerdings ganz und gar nicht verstand, war, wie Inge Moretti, die Mutter seiner ehemaligen Schulkameradin Nina, es mit dem alten Bullen aushielt. Die beiden älteren Herrschaften kamen, seit er das Lokal vor über zwei Jahren eröffnet hatte, des Öfteren in die Stadthalle. Auch vorher, als er selbst noch als Angestellter das Schlosshotel in Friedewald geleitet hatte, waren die beiden in unregelmäßigen Abständen dorthin zum Speisen gekommen. Stammgäste halt.

Thiel...


„Mit Micha Krämer hat ein neues Talent die Szene betreten. Ich mag seine Schreibe. Er kann etwas, das langsam aus der Mode kommt: eine Geschichte erzählen und uns fesseln“, schrieb Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf einst über Micha Krämer.

Dieses Talent demonstriert der Kultautor und Musiker aus dem Westerwald nicht nur in seinen zahlreichen Romanen und Jugendbüchern, sondern auch bei seinen Lesungen, die mittlerweile ganze Hallen füllen. Wer einmal mit dem Mythos Nina Moretti angefixt ist, den lassen die Geschichten rund um die junge Kommissarin nicht mehr los.



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