E-Book, Deutsch, Band 33, 334 Seiten
Reihe: Berliner Reihe
E-Book, Deutsch, Band 33, 334 Seiten
Reihe: Berliner Reihe
ISBN: 978-3-86298-116-8
Verlag: VVW GmbH
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Die gesetzgeberische Tätigkeit alleine wäre schon Grund genug, sich eingehend mit den Grenzen der Zulässigkeit und der aufsichtsrechtlichen Wirkungsweise von Rückversicherungskonzepten und verwandten Methoden zu befassen. Daneben steht der Erfindungsgeist in der Versicherungswirtschaft jedoch nach wie vor nicht still. In den letzten Jahrzehnten ist das Spektrum der Risikominderungs- und Risikofinanzierungstechniken erweitert worden. Katastrophen-Anleihen, Finanzrückversicherungen oder Versicherungsderivate, wie auch immer man versucht, diese Gestaltungsalternativen terminologisch zu fassen, allen ist eine relativ junge Historie in der Praxis und damit auch in der Aufsicht gemein.
Gegenstand dieser Arbeit ist aus diesem Grunde eine Standortbestimmung der Aufsicht über „strukturierte“ Rückversicherungskonzepte hinsichtlich ihrer grundsätzlichen Zulässigkeit und Wirkungsweise auf die Solvabilität. Darüber hinaus wirft die Arbeit aber auch einen Blick in die Zukunft und macht Vorschläge für eine Integration strukturierter Rückversicherungskonzepte in das Solvency-II-Rahmenwerk.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Aufsicht über strukturierteRückversicherungskonzepte;1
2;Vorwort;8
3;Inhaltsverzeichnis;10
4;A. Einleitung;18
4.1;I. Gegenstand der Arbeit/Abgrenzung zu verwandten Themenstellungen;20
4.2;II. Gang der Darstellung;22
5;B. Grundlagen;24
5.1;I. Klassische Rückversicherungsprodukte;24
5.2;II. Preisgestaltung in der klassischen Rückversicherung;31
5.3;III. Moderne Rückversicherungsprodukte;37
5.4;IV. Finanzrückversicherungen;39
5.5;V. Konzepte mit alternativem Risikotransfer;45
6;C. Zulässigkeit von strukturierten Rückversicherungskonzepten;56
6.1;I. Grundlagen der Geschäftsbereichsbeschränkung;56
6.2;II. Anwendung der Geschäftsbereichsbeschränkung auf die dargestellten neuen Rückversicherungskonzepte;117
7;D. Aufsichtsrechtliche Wirkung der dargestelltenRückversicherungskonzepte;144
7.1;I. Grundlagen der Solvabilitätsaufsicht;144
7.2;II. Anwendung der Solvabilitätsaufsicht auf die dargestellten Rückversicherungskonzepte;196
7.3;III. Kritische Würdigung der Rückversicherungswirkung unter der geltenden Solvabilitätsaufsicht;222
8;E. Rückversicherungen und Risikominderungstechnikenunter Solvency II;230
8.1;I. Grundkonzeption von Solvency II;233
8.2;II. Berücksichtigung von Rückversicherung und anderen Risikominderungstechniken in Solvency II;276
8.3;III. Zusammenfassung;309
9;F. Internationale Bestrebungen bei der Rückversicherungsaufsicht;310
9.1;I. Rolle der IAIS;311
9.2;II. Bisherige Arbeiten der IAIS mit Zusammenhang zur Rückversicherung;312
9.3;III. Ausblick auf weitere Arbeiten;318
10;G. Schluss;322
10.1;I. Zusammenfassende Bemerkungen;322
10.2;II. Thesen;323
11;H. Literaturverzeichnis;328
F. Internationale Bestrebungen bei der Rückversicherungsaufsicht (S. 293-294)
Das Rückversicherungsgeschäft ist wie kein anderes Versicherungsgeschäft durch seine Internationalität geprägt. Eine kleine Anzahl von Ländern (Bermudas, Deutschland, Frankreich, Japan, Schweiz, UK und USA) stellt den überwältigenden Anteil an Rückversicherungskapazität durch die dort inkorporierten Rückversicherer zur Verfügung. Insbesondere das Tragen von Spitzenrisiken wie großen Naturkatastrophen kann nur von Rückversicherern geleistet werden, die ihrerseits geographisch und nach der Risikoart weltweit diversifiziert sind. Als Konsequenz daraus kommt es im Rückversicherungsmarkt häufig zum grenzüberschreitenden Risikotransfer.
Aufgrund der nationalen Gesetzgebungshoheiten sind das Versicherungsaufsichtsrecht und die Aufsicht über Rückversicherungen jedoch national geprägt. Die nationalen Standards bei der Rückversicherungsaufsicht unterscheiden sich zum Teil erheblich in den einzelnen Jurisdiktionen. Teilweise werden Rückversicherer direkt (vergleichbar mit Erstversicherern) beaufsichtigt, teilweise kommt es zu einer indirekten Aufsicht über ihre Zedenten und teilweise gibt es keine oder nur wenige Regelungen zur Rückversicherungsaufsicht.
Diese Unterschiede spiegelt auch die zeitliche Entwicklung der Rückversicherungsaufsicht in Deutschland wider. Ging der Gesetzgeber des VAG 1901 noch davon aus, dass eine Beaufsichtigung von Rückversicherern nicht in gleichem Maße notwendig sei wie die Beaufsichtigung von Erstversicherern,919 so änderte sich diese Auffassung im vergangenen Jahrhundert schrittweise.
Zunächst wurden die Rückversicherer im Nachgang des Erdbebens von San Francisco im Jahre 1906 den Vorschriften zur Rechnungslegung unterworfen.920 Dann folgte die Aufsicht lange Zeit zusätzlich dem Prinzip der mittelbaren Aufsicht über die Zedenten.921 Schließlich wurde die Aufsicht über Rückversicherer mit der Umsetzung der Rückversicherungsrichtlinie der Aufsicht über Erstversicherer weitgehend gleich gestellt. Ganz ähnlich stellt sich das Niveau bei der Rückversicherung im internationalen Vergleich heutzutage dar. Solange jedoch die einzelnen Jurisdiktionen unterschiedliche Aufsichtsniveaus bei der Aufsicht über Rückversicherer und Rückversicherungen vorsehen, kann es beim grenzüberschreitenden Rückversicherungsgeschäft mitunter zu Problemen kommen.
Die Lösung von Problemen, die aus der Internationalität des Geschäftes resultieren, kann effektiv nur auf einer internationalen Ebene gesucht werden. Das maßgebliche Forum für die Lösung dieser Probleme ist zurzeit die International Association of Insurance Supervisors (IAIS). Im folgenden Kapitel soll zunächst vorgestellt werden, wie die IAIS arbeitet und welche veröffentlichten Arbeiten für die internationale Rückversicherungsaufsicht von Bedeutung sind. Anschließend sollen zukünftige Entwicklungen zur Lösung offener Fragen der internationalen Versicherungsaufsicht aufgezeigt werden.