40 Berichte über 40 Gay Escorts
E-Book, Deutsch, 176 Seiten
ISBN: 978-3-86787-287-4
Verlag: Bruno Books, Salzgeber Buchverlage GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)
Leddick ist weltweit bekannt für seine homoerotischen Romane. Der Lambda Award Gewinner und Autor von 19 Büchern die in mehreren Sprachen übersetzt wurden lebt und arbeitet in Miami Beach.
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Mike Jones Ein landesweiter Skandal rückte Mike Jones ins Rampenlicht der amerikanischen Öffentlichkeit. Er ist der Escort, der den Geistlichen Ted Haggard aus Denver auffliegen ließ. Und bei den Wählern vielleicht ein grundlegendes Umdenken auslöste, ehe bei den Bundeswahlen 2006 die Demokraten das Ruder übernahmen. Interessant war, dass er, als wir ihn am Flughafen abholten, unter einem Schild mit der Aufschrift TED/UNITED AIRLINES stand. Ironischerweise war er via TED zu unserem Interview und Foto-Shooting geflogen. Hier seine Version der Geschichte: »Ich hatte in Denver drei Jahre lang einen Kunden, den ich nur als Art aus Kansas City kannte. Ich dachte einfach, er sei jemand, der regelmäßig aus beruflichen Gründen in die Stadt kam. Im Laufe der Jahre wurde er zu einem Stammkunden, und wir probierten in sexueller Hinsicht so einiges aus. Eines Abends sah ich fern. Aus irgendeinem Grund war ich gerade zufällig auf dem History Channel, wo eine Diskussion über den Antichristen im Gange war. Und da sah ich Art aus Kansas City. Nur dass es nicht Art war, sondern irgendein örtlicher Geistlicher. Sein Name wurde auf dem Bildschirm eingeblendet, doch ich war so überrascht, dass er mir entging. Am nächsten Morgen um fünf Uhr ging ich ins Fitnessstudio, was ich regelmäßig tue, und während ich mich dort auf dem Laufband betätigte, schaltete jemand den christlichen Fernsehsender Daystar ein, und sie brachten eine Wiederholung vom Vorabend. Und da kam es, aus heiterem Himmel. Da war Art, und da stand sein richtiger Name: Reverend Ted Haggard. Der Name sagte mir etwas. Man hatte über ihn berichtet, er wolle sich für eine Verfassungsänderung einsetzen, derzufolge es nur Männern und Frauen erlaubt sein solle, zu heiraten. Mir wurde klar, dass ich etwas unternehmen musste. »Ich ging zu einem örtlichen Fernsehsender, wo man sich ausführlich mit mir unterhielt. Sie hielten die Story lange Zeit zurück. Drei Monate vergingen, und es geschah nichts, also wandte ich mich an eine lokale Radiostation. Am nächsten Tag war ich mit meiner Story im Radio. Als der Fernsehsender von dem Interview erfuhr, fuhren sie nach Colorado Springs, um Ted Haggard zur Rede zu stellen. Die Nachricht kam am 1. November 2008 um 22 Uhr. Offenbar hatten sie große Angst davor, in der Verantwortung zu stehen, falls ich log. Ich versorgte sie mit so vielen Details wie möglich, aber wie gesagt, ich hatte die wahre Identität meines Kunden ja selbst erst vor Kurzem erkannt.« Trotz all der Interviews, die er gegeben hat, und trotz aller Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, ist Mike Jones ein angenehmer, witziger, lockerer Mann geblieben, dem man sein Alter von 49 Jahren überhaupt nicht ansieht. Seine regelmäßigen Besuche im Fitnessstudio haben sich ausgezahlt, und sein starker, wohlproportionierter Körper passt hervorragend zu seiner aufgeschlossenen, optimistischen Wesensart. Er stammt aus einer Art frühzeitigem Denver Clan, der inzwischen vier Generationen umfasst: Siedler aus alten Tagen, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Colorado kamen. Eine seiner Urgroßmütter wurde in Central City geboren, einer der ältesten Goldgräberstädte. Laut Familiengeschichte war sie eine Puffmutter, die ein Haus von üblem Ruf betrieb. Die Familie zog nach Fort Morgan, Colorado, wo seine Großmutter zur High School ging. Einer ihrer Mitschüler war der berühmte Bandleader Glenn Miller. Mikes Vater war Polizeibeamter, und seine Mutter organisierte im ganzen Staat Bowling-Turniere. Er hat zwei Brüder, einen älteren und einen jüngeren. Sein Bruder wurde irgendwann Profi-Bowler. Mike besuchte die High School in Edgewater, einem Ort in der Nähe von Denver. »Als ich 13 war, begann ich zu trainieren«, erinnert er sich. »Ich wurde in der Schule tyrannisiert und dachte mir: ›Denen zeigst du es.‹ Ich benutzte die Geräte, die sie an der Schule hatten. An der High School nahm ich an Bodybuilding- und Powerlifting-Wettbewerben teil und errang nationale Titel. Nach der High School jobbte ich ein wenig herum und trainierte weiter. Ich legte mir einen Decknamen zu, ging in Bars, und es kamen Männer auf mich zu, die bereit waren, mich zu bezahlen. Zuvor hatte ich mich, um sexuelle Kontakte zu knüpfen, in Läden herumgetrieben, die mit Pornos handelten. Dass ich schwul war, war mir schon mit fünf klar, aber ich wusste nicht, was das bedeutete. Ich wusste nur, dass ich mich für Jungs in meinem Alter interessierte. Meine ersten sexuellen Erfahrungen machte ich als Sechsjähriger mit zwei Brüdern, die nebenan ein Klubhaus hatten. Ich kam zum Orgasmus, auch wenn mir dabei keiner abging. Ich trieb es auch mit einem Pfosten auf dem Spielplatz. Zu einem Problem wurde meine Homosexualität erst, als ich negative Dinge übers Schwulsein zu hören bekam. Nachdem ich als Excort zu arbeiten begann, eröffnete ich auch ein Fitnessstudio, das ich fünf Jahre lang betrieb, und ich erlernte auch Massage. Fünf Jahre lang hatte ich eine Beziehung mit einem geschiedenen Mann. Er hatte fünf Kinder. Meiner Escort-Tätigkeit ging ich nach, wenn er mit den Kids beschäftigt war. Es war die Zeit zwischen meinem 30. und 38. Lebensjahr. Dann verließ er mich wegen einem Jüngeren. Seitdem hätte ich genug Gelegenheiten gehabt, jemanden kennenzulernen, aber ich muss zugeben, dass es schwierig ist, mit jemandem intim zu sein, wenn man gleichzeitig als Escort tätig ist. Natürlich kommt es vor, dass Kunden sich in mich verknallen. Sie schenken mir Armbanduhren oder so, aber ich lasse mich nie persönlich mit einem Kunden ein. Ich würde sagen, dass 80 Prozent meiner Kunden verheiratet sind, aber trotzdem wünschen sie sich manchmal, dass ich ihr fester Freund werde. Das Beziehungs-Syndrom. Ich würde auch sagen, 20 Prozent von ihnen sind Geistliche. Priester, Pastoren, Pfarrer, viele Kunden stammen aus einem anderen Ort. Oft sind es auch Männer, die auf Urlaub oder Geschäftsreise in Denver sind. Auch Politiker, Filmstars und Profisportler zählten bereits zu meinen Kunden. Wenn sie in meine Wohnung kommen, lasse ich sie nie in mein Schlafzimmer. Ich habe einen Massagetisch, wo sie sich, falls sie Lust haben, massieren lassen können.« Die Frage, ob es unter seinen Kunden eine spezielle Altersgruppe gibt, verneint Mike. »Meine Kundschaft deckt von 20 bis über 80 alle Altersgruppen ab.« Allerdings hatte er schon sehr ausgefallene Kunden. »Einer von ihnen sagte: ›Ich bin ein großer Mann‹. Dann stand da ein 175-Kilo-Typ vor mir. So etwas macht mich leider gar nicht an. Wenn so etwas vorkommt, lege ich mich einfach nur auf den Boden, und sie bekommen das ›Express‹-Paket anstatt der ›Deluxe‹-Packung.« Eine Massage kostet nur 100 Dollar, und Mike erklärt, dass unter seinen Kunden auch Heteros sind, die außer einer Massage nichts wollen. Wird auch Sex verlangt, steigt das Honorar auf 200 Dollar. Obwohl er Annoncen schaltet, weiß er, dass sich auch in der Piano Bar in ›Brown’s Palace Hotel‹ Kundschaft finden lässt. Er sagt: »Ich könnte Unmengen von Sugardaddys haben, aber so etwas wollte ich nie. Dafür ist mir meine Unabhängigkeit zu wichtig. Ich bin Sternzeichen Stier – ein Bulle.« Über die ausgefallenen Aspekte seiner Arbeit sagt Mike: »Man hört von Männern, denen es Spaß macht, wenn zwei Frauen es miteinander treiben. Es gab einen Mann, der zu mir kam, weil seine Frau zusehen wollte, wie ich Sex mit ihm hatte. Danach wollte er mir beim Sex mit der Frau zusehen. Es hat mich ziemlich angetörnt. Ich war immer ein Exhibitionist. Es macht mir nichts aus, wenn man mir beim Sex zusieht. Ich kann auch ziemlich schnoddrig und aggressiv sein. Ich habe an zahlreichen Leather Contests teilgenommen. Ich war beim Mr. Rocky Mountain Leather Contest und kam ins Finale. In San Francisco wurde ich beim Mr.-Drummer-Wettbewerb Zweiter. Bei einem Contest auf Fire Island wurde ich auch Zweiter. Ich habe bei solchen Wettbewerben Tausende von Dollars gewonnen. Ich kann echt dominant sein. Ich kann auch anderen gut den Arsch versohlen. Ein Freund aus New York sagte mal zu mir: ›Du kannst der netteste, süßeste Kerl sein, den ich kenne. Du kannst aber auch der widerwärtigste Hurensohn sein.‹ Das kann ich nach Belieben an- und abstellen.« Zum Thema Reverend Haggard sagt er noch: »Er kam immer in Bluejeans und einem langärmligen Polohemd. Er liebte meine Cockring-Sammlung. Ich hatte noch eine Menge solches Zeug aus meinen Ledertagen. Das liegt jetzt alles hinter mir. Eine seiner Fantasien war es, Sex mit Typen im College-Alter zu haben, so zwischen 18 und 22. Er fragte, ob ich nicht mal eine Orgie veranstalten könne, aber dazu ist es nie gekommen. Er lieh sich Pornofilme aus und wollte ein paar Hardcore-Videos. In dem Geschäft hatten sie keine vorrätig. Er gab ihnen seine Nummer, damit sie ihn anrufen konnten, wenn seine Videos eingetroffen waren. Ich war also nicht das einzige Risiko, mit dem er lebte. Er war kein übler Kunde, aber ich wollte nicht mit schlechtem Gewissen sterben. Ich wollte nicht mit dem schlechten Gewissen leben, seine Heuchelei nicht öffentlich gemacht zu haben. Natürlich erntete ich ebenso viel Kritik wie Glückwünsche. Als die Sache in den Nachrichten kam, wurde ich mit E-Mails bombardiert, und viele Escorts sagten, ich hätte gegen ihren Kodex verstoßen, da ich Dinge über einen Kunden ausgeplaudert hätte. Aber ich habe keinen Kontakt zu anderen Escorts und Massagetherapeuten in Denver, also ist das kein großes Problem.« Auch künftig will Mike Jones körperlich in Topform bleiben. Sein tägliches Workout besteht aus einer halben Stunde Kardio- und einer Stunde Hanteltraining. »Außerdem bin ich ein sehr guter...