E-Book, Deutsch, 133 Seiten
Lindl Das Topinambur Buch
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7584-8869-6
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Geschichte und Botanik, Verwendung, Anbau und Rezepte
E-Book, Deutsch, 133 Seiten
ISBN: 978-3-7584-8869-6
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
'Das Topinambur Buch' ist eine umfassende Darstellung dieser außergewöhnlichen Pflanze. Beginnend mit einer faszinierenden Reise durch die Geschichte seiner Entdeckung, wird die Leserschaft durch die vielschichtigen botanischen Merkmale, den ökologischen Wert und vor allem seine gesundheitliche Bedeutung dieser einzigartigen Knolle geführt. Fundierte Informationen Das Buch liefert nicht nur fundierte Informationen über Topinambur, sondern bietet auch detaillierte Anleitungen für den erfolgreichen Anbau im heimischen Garten sowie dessen Anwendungen in der Landwirtschaft, der Wildtierpflege und in nachhaltigen Anbauprojekten. Anwendung für die Gesundheit Ein zentrales Thema des Buches ist die Bedeutung des Topinamburs für die Gesundheit und die Anwendung in der modernen Küche. Das Buch präsentiert eine sorgfältig kuratierte Sammlung an Rezepten, die die kulinarische Flexibilität und den einzigartigen Geschmack des Topinamburs hervorheben. Darüber hinaus werden die zahlreichen gesundheitlichen Vorteile, die diese Pflanze bietet, durch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse belegt und praktische Ratschläge gegeben, wie Topinambur zur Verbesserung des persönlichen Wohlbefindens vor allem bei Diabetes und Diät beitragen kann. Mit über 140 Seiten, bereichert durch anschauliche Fotografien und praxiserprobte Empfehlungen, ist dieses Buch ein unverzichtbarer Begleiter für jeden, der sich für die nachhaltige Landwirtschaft, bewusste Ernährung und die Erkundung gesunder Lebensmittel interessiert. 'Das Topinambur Buch' von Georg Lindl ist nicht nur ein Ratgeber, sondern auch eine Inspirationsquelle, die dazu einlädt, die vielfältigen Möglichkeiten dieser bemerkenswerten Pflanze zu entdecken und zu nutzen
Georg Lindl Jhrg. 1966 ist Landwirt und Inhaber der Topinambur Manufaktur (www.topinamburmanufaktur.de), er ist gelernter Gärtner und studierte in Weihenstephan Landschaftsarchitektur. Seit über 25 Jahren arbeitet er als Umwelt- und Erlebnispädagoge und betreibt im Allgäu mit seiner Familie eine spezialisierte Bio Landwirtschaft. Die Liebe zu Topinambur entstand durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Thema alternative Landbewirtschaftung. Seit über 15 Jahren baut Georg Lindl Topinambur an und vermarktet diesen erfolgreich. Die vielen außerordentlich positiven Rückmeldungen der Kunden und Kundinnen haben ihn dazu bewogen sein Wissen und seine Erfahrungen in diesem Buch zu sammeln.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Eine Pflanze mit Geschichte
Im Folgenden beleuchten wir die Geschichte des Topinamburs in Europa und seine gesellschaftliche Anerkennung. Diese Pflanze, die seit über 400 Jahren in Europa bekannt ist, birgt zahlreiche faszinierende Aspekte. Es wird dargestellt wie es dazu kam, dass der Topinambur, trotz seines Wertes, in Vergessenheit geraten konnte.
Ursprünge und Entdeckung
Topinambur (Helianthus tuberosus) ist eine mehrjährige, knollenbildende Pflanze mit bis zu 4 m Höhe. Die Pflanze, ein Mitglied der Familie der Sonnenblumengewächse, ist für ihre strahlend gelben Blüten bekannt. Sie hat ihr natürliches Verbreitungsgebiet in den Prärien der östlichen und zentralen Bereiche der USA sowie in den südöstlichen Bereichen Kanadas. Die Prärien sind weite, offene Graslandschaften mit mehr oder weniger fruchtbaren Böden und geringem Baumbewuchs. Das kontinentale Klima mit seinen ausgeprägten Jahreszeiten, strengen und kalten Wintern und heißen, zum Teil trockenen Sommern, kennzeichnen diese Landschaft. Die Pflanzen gedeihen dort unter verschiedensten, zum Teil auch extremen Temperaturen und Niederschlagsbedingungen.
Abb. 3: Topinambur in seinem natürlichen Lebensraum, der Prärie Nordamerikas.
Die indigene Bevölkerung nutzte die Prärie als Lebensgrundlage und Topinambur mit seinen nahrhaften Wurzelknollen als Nahrungsmittel. Es gibt Berichte, laut denen die indigene Bevölkerung die appetitzügelnde Wirkung der Knollen vorwiegend auf weiten Wanderungen zu schätzen wusste.
Hilfe aus der Prärie
Der französische Hofgeograf Samuel de Champlain stieß um das Jahr 1605 nahe Cape Cod in Nouvelle France, dem Gebiet der heutigen Nordostküste der Vereinigten Staaten, zufällig auf die Topinambur-Pflanze. Während seines Aufenthalts in der Region des Sankt-Lorenz-Stroms sahen er sich und seine Kolonialisten einem harten Winter gegenüber, in dem Nahrungsmittel äußerst knapp waren und die Ernährungssituation kritisch wurde. Da er ein freundschaftliches Verhältnis zu den einheimischen indigenen Stämmen, die in der Nähe lebten, führte, machten diese de Champlain auf Topinambur aufmerksam und halfen ihnen so, eine schwere Hungersnot zu überstehen. Vermutlich handelte es sich um Angehörige der Algonkin Indigenen, die diese Knolle noch heute „Sonnenwurzel” bzw. „Sunroot” nennen. Die Begegnung mit Topinambur spielte eine wesentliche Rolle für das Überleben der Kolonialist:Innen und markiert einen bedeutenden Moment in der Geschichte der Entdeckung und Nutzung dieser Pflanze.
Abb. 4. Samuel de Champlain brachte die Topinambur um 1607 nach Frankreich.
Um das Jahr 1607 erreichten an Bord eines Forschungsschiffes von der Nordostküste Nordamerikas einige Topinamburknollen Frankreich. Diesem Transport war ein Schreiben an König Heinrich IV. von Frankreich beigelegt, in dem die entscheidende Rolle der Topinamburknollen für das Überleben der französischen Kolonialist:Innen am Sankt-Lorenz-Strom unter Samuel de Champlain dargelegt wurde. Angesichts dieser überlebenswichtigen Bedeutung entschied man sich, die „Wunderknollen” in den königlichen Gärten anzubauen, um ihre außergewöhnlichen Eigenschaften zu erforschen und zu bestätigen.
Zu dieser Zeit war der Zugang zu Topinambur exklusiv dem französischen Hochadel und einigen Gelehrten vorbehalten. Durch diese Exklusivität entwickelte sich die Knolle schnell zu einer begehrten Delikatesse. Derweil versuchte das gemeine Volk, sich durch Diebstahl und illegale Entnahme Zugang zu dieser „Wunderknolle“ zu verschaffen. Diese Praktiken und die beschränkte Verfügbarkeit führten dazu, dass Topinambur lange Zeit als eine exquisite Delikatesse der Reichen angesehen wurde, deren Konsum ein Symbol für Status und Privileg war. In den Niederlanden kultivierte der Dichter, Botaniker und Prediger Petrus Hondius auf seinem Anwesen De Moufeschans einen beeindruckenden botanischen Garten. Dieser Garten war bekannt für seine Sammlung seltener und neu entdeckter Gemüsesorten. Hondius, der als einer der Ersten in den Niederlanden Topinambur anbaute, bezeichnete diese Pflanze als „Batate canadensis" (zu Deutsch: kanadische Kartoffel) oder "Artischocke unter der Erde". Er war zudem einer der ersten, der experimentelle Kreuzungen zwischen Kartoffeln und Topinambur durchführte.
Abb. 5. G. Caillebotte Les jardiniers 1875. Über die eigentliche Ankunft des Topinambur in Europa gibt es eine weitere Version. In dem Buch “Topinambur” von F.A. Pinkert (1861) wird die Ankunft von Topinambur in Europa um 1617 vermutet. In dieser Version wurden mit der Ankunft von Sir Francis Drake einige Knollen vermutlich zuerst nach Irland und von dort später nach England gebracht. Welche Version der Wahrheit entspricht, kann nicht genau geprüft werden. Allerdings steht fest, dass Topinambur vor über 400 Jahren seinen Weg aus Nordamerika nach Europa gefunden hat.
Viele Namen
Die Bezeichnung „Topinambur" entstand laut verschiedenen Quellen um 1613 in Frankreich. Zu dieser Zeit etablierte sich die Pflanze zusehends in Europa. Gleichzeitig befand sich eine Delegation des indigenen Volkes der Tupinambas aus Brasilien zu Verhandlungen am französischen Hof. Ihnen zu Ehren, und zur Betonung der Bedeutung der Verhandlungen, wurde laut diesen Quellen das "neue Gemüse" aus Nordamerika auf den Namen Topinambur getauft. Diese Bezeichnung hat sich in Europa für Helianthus tuberosus bis heute etabliert.
Alternativ wird Topinambur auch als Jerusalem Artischocke bezeichnet. Über diese Namensherkunft gibt es unterschiedliche Berichte. Zum einen galt Topinambur für lange Zeit als wichtiges Nahrungsmittel für die Pilger in Amerika, die sich auf ihren Trecks von der Ost- an die Westküste quer durch Nordamerika bewegten. Topinambur war Nahrung für die Puritaner im “neuen Jerusalem”, dem Land der Verheißung. Daraus, so eine Erzählung, hat sich der Name Jersualem Artichoke gebildet, der noch heute in Amerika geläufig ist. Eine andere Erzählung beschreibt die Benennung der Knollen durch italienische Auswanderer in Nordamerika als „Girasole”, was im italienischen so viel wie “mit der Sonne gehen” bedeutet. Unterschiede in Dialekt und Betonung, vor allem der englischsprachigen Einwanderer in Amerika, haben aus „Girasole” sprachlich “Jerusalem” gemacht.
Zusammenfassend ist Topinambur unter eine Vielzahl von Bezeichnungen bekannt und wird im englischsprachigen Raum vor allem als „Jerusalem artichoke” oder „sunroot” bezeichnet. In Deutschland gibt es zudem noch geläufige Bezeichnungen wie Erdbirne, Diabetikerkartoffel, Indianerkartoffel, Rossapfel, Rossler, Erdartischocke, Borbel, Erdsonnenblume, Ewigkeitskartoffel und Knollensonnenblume. Verbreitung in Europa
Vielleicht auch durch seine faszinierende Entdeckungsgeschichte und die Erzählungen über seine lebensrettenden Eigenschaften gewann der Topinambur rasch an Popularität in Europa. Bereits um 1613 wurde er in den Niederlanden eingeführt, gefolgt von Italien im Jahr 1614 und England im Jahr 1617, wo er bald als Nahrungsmittel geschätzt wurde. Circa um das Jahr 1626 fand der Topinambur schließlich auch seinen Weg nach Deutschland, wo er sich schnell als ein wesentliches Nahrungsmittel etablierte. Innerhalb weniger Jahrzehnte wurde der Topinambur in Europa verbreitet und als wertvolles Nahrungsmittel sowohl für den menschlichen Verzehr als auch als Viehfutter genutzt. Seine leichte Anbaufähigkeit und die nährstoffreichen Knollen trugen zu seiner schnellen Akzeptanz und Verbreitung bei. So entwickelte sich der Topinambur von einer exotischen Neuheit in den königlichen Gärten zu einem festen Bestandteil der europäischen Landwirtschaft und Ernährung.
Topinambur im Wandel der Zeit
Parallel zur Verbreitung des Topinambur in Europa trat die Kartoffel ihren Siegeszug an. Die bereits seit 1596 in England angebaute Kartoffel wurde einige Jahre früher in Europa kultiviert und hatte dadurch einen Vorsprung. Beide Pflanzen, Topinambur und Kartoffel standen in Konkurrenz zueinander. Topinambur war leichter zu kultivieren als die Kartoffel und aufgrund seiner Anspruchslosigkeit gegenüber der Bodenart und der Bodenfruchtbarkeit beliebter. Entscheidend für die Etablierung als Grundnahrungsmittel waren aber vor allem der Nährstoffgehalt und die Lagerfähigkeit. Die Kartoffel hat einen mehr als doppelt so hohen Energiewert wie Topinambur und die dicke Schale der Kartoffel macht diese sehr lagerfähig. Diese beiden Vorteile haben dazu geführt, dass sich die Kartoffel trotz der Nachteile im Anbau gegenüber dem Topinambur stärker durchgesetzt und etabliert hat. Dieser Konkurrenzkampf im 17. Jahr. zwischen dem Erdapfel und der Erdbirne wird auch als „Kartoffelkrieg” bezeichnet. Diese Entwicklung wird im folgenden beschrieben. Starke Konkurrenz und Hungersnöte Historisch gesehen spielte Topinambur hauptsächlich in Krisenzeiten eine wichtige Rolle bei der Ernährung der...