E-Book, Deutsch, 476 Seiten
Maslow Von Drachen und Feenanteilen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-96089-745-3
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Starfig Investigations 3
E-Book, Deutsch, 476 Seiten
ISBN: 978-3-96089-745-3
Verlag: dead soft verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Warum passiert das immer uns?' (Quinn Broomsparkle, außergewöhnlicher Zauberer) Sechs Monate sind vergangen, seit der Zauberer Quinn Broomsparkle die Fesseln seiner Knechtschaft hinter sich gelassen hat. Er ist verliebt in seinen Halbdrachen/Halbfeen-Vertrauten Twig Starfig. Er hat ein Zuhause. Freunde. Einen Job. Und einen Schwiegervater, auf den er gut verzichten könnte. Ein nahezu perfektes Leben. Aber wie Quinn auf die harte Tour gelernt hat, bleiben die Dinge selten lange friedlich. Vor allem, wenn ein Starfig im Spiel ist. Quinn und Twig werden in sein Heimatreich und in eine Vergangenheit gerufen, die er lieber hinter sich gelassen hätte, und finden sich inmitten böser Machenschaften wieder - ohne einen klaren Feind. Als Quinns jüngerer Bruder Zak verschwindet, wird der Fall von Starfig Investigations übernommen. Der erste Zauberer seit tausend Jahren zu sein, ist nicht so einfach, wie es scheint. Neben einem vermissten Bruder, einem Red Fury mit gebrochenem Herzen, einer Archivarin mit einem Geheimnis und einem Geister-Piratenpapagei, der unbedingt zu seinem Kapitän zurückkehren will, wird die Beziehung von Quinn und Twig auf eine harte Probe gestellt, als Fragen - und unerfreuliche Antworten - über ihr Paarungsdilemma in den Vordergrund treten. Alles, was Quinn will, ist sein Anteil am Glück. Ist das zu viel verlangt?
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KAPITEL 1
„Das ist nicht Principal Turtlebottom“, flüsterte Twig eindringlich in mein Ohr, wobei unser Atem in der eisigen Luft Wölkchen bildete.
„Pssst.“ Nein, nein, nein. Das passierte nicht. Lalala … Ein normaler Tag. Kein Drama. Ich zog meinen Mantel fester um mich und kämpfte gegen einen Schauer an. Ob es an der Kälte lag oder an seiner Feststellung, konnte ich nicht sagen.
Turtlebottom, ein älterer Brownie und Rektor der bald zu eröffnenden Effin Zuk United Academy, kurz Zuk U, redete auf die Menge ein, anscheinend ohne sich um Twigs Gezappel am Bühnenrand oder das Publikum zu kümmern, das mangels Wärmelampen im Raum auf seinen Plätzen kauerte.
Turtlebottoms Rede kam mir endlos vor. Meine Zehen fühlten sich wie Eiszapfen an, weil ich zu lange auf einer Stelle gestanden hatte. Twig schien nicht das einzige Stadtratsmitglied zu sein, das sich zu Tode langweilte. Die anderen drei Nicht-Alphae-Mitglieder des Stadtrats von Lighthelm standen in der Nähe des neu errichteten Auditoriums und taten so, als würden sie sich für das Geschehen interessieren, während sie ihre Hände zum Wärmen aneinanderrieben. Der ortsansässige Zentaur und Mitglied der Hufträger-Gilde im Rat stützte sich mit dem Oberkörper auf den Griff einer übergroßen Schere, die wie ein Stab wirkte. Wahrscheinlich, damit er nicht einschlief.
Die mit Juwelen besetzte Schere musste drei Meter groß sein. Eine maßlose Übertreibung, wie ich fand, aber damit sollte es allen vier Stadtratsmitgliedern (kurz CCM für City Council Member) leicht fallen, das Band gemeinsam zu zerschneiden. Das Elderreich zeichnete sich durch Kleinlichkeit und die Überlegenheit der Mächtigen aus. Twig natürlich ausgenommen.
„Quinn, ich sage dir, er ist es nicht.“ Twig stupste mich an.
„Du kommst aus der Zeremonie zum Durchschneiden des Bandes nicht raus“, flüsterte ich zurück. „Denk nicht einmal daran.“
Die neue Zuk U bedeutete einen großen Schritt nach vorn für die armen Familien von Effin Zuk, am Rande des Rotlichtviertels. Die Akademie, ein gewaltiges Monstrum aus Stein und Eisen, befand sich auf dem Gelände des ehemaligen Joyville-Gefängnisses für magisch Geisteskranke. Das Design der Akademie hatte zwar viel von der ursprünglichen Struktur übernommen, aber man hatte neue Komponenten hinzugefügt und die Gefängnisgitter entfernt, um sie ‚kinderfreundlich‘ zu machen. Natürlich hatten nur Twig und die Mitglieder des Rates, die nicht zu den Alphae gehörten, in ihrem vollen Terminkalender die Zeit gefunden, in die Lower East Side zu reisen.
„Zauberer, ich meine es ernst.“ Twig nickte in Richtung der kleinen, eilig errichteten Bühne und des älteren Brownies, der praktisch in seinen feierlichen Roben schwamm. „Der Typ ist nicht Turtlebottom.“
Ich blinzelte. „Wer ist er dann, und warum hält er eine Rede vor den versammelten Eltern, Kindern und Gemeindemitgliedern?“
„Ich weiß es nicht.“ Twig beugte sich vor, um Turtlebottom besser sehen zu können, und sein langes Haar strich mir über die Wange.
Ich verzichtete darauf, die Hand auszustrecken, um die seidigen Locken durch meine Finger gleiten zu lassen. In seiner Menschengestalt war Twigs Haar tief nachtblau, genau wie die Farbe der Schuppen in seiner Drachengestalt. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um über meinen Vertrauten zu schwärmen. Ich musste eine Krise abwenden.
„Ich dachte, du kennst Turtlebottom.“
„Das ist es ja gerade, das tue ich.“ Er rieb sich das Kinn und runzelte so offensichtlich die Stirn, dass ich ihn mit dem Ellbogen in die Seite stieß. Mit einer Größe von über zwei Metern und jeder Menge Muskeln war Twig selbst an seinen besten Tagen einschüchternd.
„Er wird deinen finsteren Blick bemerken.“
„Das wäre normal. Ich verabscheue ihn. Und er fühlt dasselbe.“
Laut Twig hatte sein Vater Oliver Turtlebottom als einen von mehreren Nachhilfelehrern eingestellt, als Twig als Teenager zum ersten Mal ins Elderreich gekommen war. Turtlebottom hatte es nicht lange ausgehalten. Aber was auch immer geschehen war, Twig hatte ihn nicht vergessen. Mein halb Drache/halb Fee, aber voll abgebrühter Partner hatte ein sehr gutes Gedächtnis.
„Als wir ankamen, ist dir da aufgefallen, dass er sich ein Zing-Pop-Mint in den Mund gesteckt hat?“, fragte Twig.
„Ein Pfefferminz? Ja.“ Ich spürte, wie ich Kopfschmerzen bekam. Wir zogen Ärger an, wie Blut Vampire anzog. Es musste etwas mit der Kombination von Zauberer und Drache zu tun haben. Doch für Dramen hatten wir heute einfach keine Zeit.
Nach der Zeremonie mussten wir für unsere bevorstehende Reise fertig packen. Wir mussten nach unserem Mitbewohner Bill sehen, da er entschlossen schien, sich selbst zu zerstören. Keine Zeit und keine Energie, um uns in einen bizarren Vermisstenfall verwickeln zu lassen. Das konnte doch nicht wahr sein.
„Aber der Turtlebottom, den ich kenne, hielte das Lutschen von Pfefferminzbonbons in der Öffentlichkeit für den Gipfel der Vulgarität.“ Twig tippte nachdenklich auf seine Lippe.
Verdammt, es passierte schon wieder.
Ich nahm mir einen Moment Zeit, um tief einzuatmen und langsam wieder auszuatmen. „Daraus schließt du also, dass Turtlebottom was ist? Bewusstseinskontrolliert? Tot? Gekidnappt?“
„Ich bin mir nicht sicher. Hast du bemerkt, dass er uns angelächelt hat, als wir unseren Platz eingenommen haben?“ Twigs heißer Atem an meinem Ohr jagte mir einen Schauer über den Rücken.
Ich stöhnte auf. „Gelächelt?“
„Mmhm. Der alte Bock würde das nie tun. In den zwei Monaten, in denen er mich unterrichtet hat“, schnaubte Twig, „hat er kein einziges Mal gelächelt. Und selbst wenn er jeden Morgen vor meinem Vater einen Kniefall gemacht hat, wäre er nie auf die Idee gekommen, einen Witz zu machen. Der Kerl ist so angenehm wie ein Gargoyle mit Zahnschmerzen.“
„Vielleicht hat er sich verändert? Es ist doch mehr als ein Jahrzehnt her, oder? Leute ändern sich.“ Selbst ich glaubte meinen Worten nicht.
„Die eigentliche Frage ist, was dieser Typ will.“
„Komm. Die CCMs werden auf die Bühne gerufen, um das Band zu zerschneiden.“ Ich machte mich mit Twig auf den Weg zum Podium, aber er schüttelte den Kopf. Der verdammte Drache versuchte immer, mich zu beschützen.
Ich schnaubte, blieb aber am Rand stehen. Ich hasste es sowieso, in den Zeitungen aufzutauchen. Ich hätte schwören können, die Medien bestanden zu 99% aus Klatsch und Tratsch, zu 0,3% aus Nachrichten und zu 0,7% aus Leserbriefen, in denen man sich über eine der beiden anderen Kategorien beschwerte.
„Nach Ihnen, meine Damen“, sagte Twig zu den CCMs der Ikarus- und Neptun-Gilde. Der CCM der Hufträger-Gilde folgte Twig dann zum Podium und kämpfte sich mit der übergroßen Schere die wackeligen Stufen hinauf. Ah, das glamouröse Leben eines Staatsdieners.
Das Publikum applaudierte höflich, die dick eingepackten Kinder saßen in der ersten Reihe auf der Tribüne, gefolgt von den ebenfalls eingepackten Eltern und Mitarbeitern. Ein paar Reporter drängten sich vorne neben die Kinder und ernteten böse Blicke von den Eltern.
Diese Akademie war schon lange geplant gewesen, auch wenn sie nicht ideal war. Ein Lieblingsprojekt der Nicht-Alphae-Mitglieder im Rat, weshalb sie die letzten zwei Wahlperioden damit verbracht hatten, Unterstützung und Gelder zu sammeln, um das Gefängnis in eine Schule umzuwandeln. Doch erst seit Twig dem neunköpfigen Rat beigetreten war, floss Geld aus der Stadtkasse, um die Akademie einzurichten und mit Personal auszustatten, damit sie eröffnet werden konnte.
Ich hätte Turtlebottoms leichte Versteifung nicht bemerkt, als sich die Ratsmitglieder näherten, wenn ich nicht darauf geachtet hätte.
Alle Nicht-Alphae-Mitglieder. Zusammen. Auf einer Bühne.
Oh, verflucht! Das war wirklich nicht gut.
„Twig!“ Gleichzeitig rief ich meine Magie herbei, die mich mit einer Energie füllte, die dafür sorgte, dass sich die Haare an meinen Armen aufstellten.
Zur gleichen Zeit warf Turtlebottom seine Robe zurück und enthüllte ein Nekrolicht-Amulett. Nekrolichter waren sehr selten und sehr illegal. Sie zerstörten die Kräfte des Lebens. Es war eine Waffe, die man nur einmal benutzen konnte und die jeden in einem Umkreis von drei Metern auslöschte. Das bedeutete: alle anwesenden Mitglieder des Stadtrats und vielleicht ein paar Kinder in der ersten Reihe.
Ich konnte sie nicht alle beschützen. Ich musste darauf vertrauen, dass mein Drache klarkam.
„Nekrolicht-Amulett, lauft!“, rief ich, als ich auf die Kinder zustürzte. Ich warf einen magischen Schild hoch und hoffte, dass das Amulett nicht die Kraft hätte, ihn zu durchschlagen.
„Zu spät“, krähte Turtlebottom, der mit seinen Händen das Amulett aktivieren wollte.
Die Ratsmitglieder erstarrten.
Alle außer Twig.
Er schnappte sich die zeremonielle Schere aus den Händen des Zentauren und schnitt Turtlebottom ohne zu zögern den Kopf ab. Blut spritzte. Das Knirschen der Knochen war über dem Geschrei der Zuschauer zu hören. Als Turtlebottoms Kopf mit einem hörbaren Rumps auf der Bühne aufschlug und über die Kante rollte, verstummten die Geräusche für ein paar angespannte Sekunden.
Dann brachen mehrere Kinder in Tränen aus und ein Tumult entstand.
Twig grinste, gab mir einen Daumen hoch und schnitt das Band entzwei.
Warum nur? Warum musste uns das immer passieren?
„Warum passiert das immer Ihnen?“ Hatharal Leotoris, Agent des...




