Meyer | Ethische Entscheidungsfindung in der psychiatrischen Pflege | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Meyer Ethische Entscheidungsfindung in der psychiatrischen Pflege

Unter besonderer Berückichtigung des Umgangs mit Psychosen

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-638-17102-1
Verlag: GRIN Verlag
Format: PDF
Kopierschutz: Kein



Diplomarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Pflegewissenschaften, Note: sehr gut, Evangelische Hochschule Darmstadt, ehem. Evangelische Fachhochschule Darmstadt (Pflegewissenschaften), Sprache: Deutsch, Abstract: Bei 115 Pflegekräften, aus unterschiedlichen psychiatrischen Weiterbildungseinrichtungen in Deutschland, wurde das eigene berufliche Selbstverständnis mit dem, aus der Literatur abgeleiteten, Selbstverständnis der psychiatrischen Pflege verglichen. In sechs von acht Aspekten gab es eine sehr hohe Übereinstimmung.
Dann wurden die TeilnehmerInnen der Befragung mit zwei Fallbeispielen konfrontiert, in denen eine ärztliche Anordnung im Widerspruch zu dem angenommenen beruflichen Selbstverständnis stand. In beiden Fallbeispielen hätte die Ausführung der Anordnung schädliche Folgen für die Patientinnen haben können. Zudem wäre, bei der Ausführung der Anordnung, in beiden Fallbeispielen auch gegen Grundrechte verstoßen worden.
Die Erwartung, dass eine Mehrheit der Befragten die Durchführung der ärztlichen Anordnung in beiden Fallbeispielen ablehnen würde, wurde durch das Ergebnis widerlegt. Nur 14 von 115 Befragten lehnten in beiden Fallbeispielen die Durchführung der ärztlichen Anordnung ab. Bei diesen TeilnehmerInnen zeigten sich, in den Antworten zum beruflichen Selbstverständnis, in den zwei Aspekten („Einfluss der Pflege auf therapeutische Entscheidungen“ und „Aufgabe der Pflege ist es auch, den Patienten vor unangemessenen Anforderungen durch andere zu schützen“) deutliche Unterschiede zu den anderen Befragten.
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3 Explorative Studie
  Für die Bearbeitung der zugrunde liegenden Fragestellung wurde eine explorative Studie in Form einer schriftlichen Befragung durchgeführt. Dabei wurde die explorative Vorgehensweise nicht nur als hypothesentestende Vorstufe, sondern auch als Möglichkeit eines Erkenntnisgewinns für die soziale Wirklichkeit (vgl. Atteslander 1993, S.77) betrachtet. Zusätzlich wurden zwei Fallbeispiele, bei denen eine Kontrasterfahrung angenommen werden kann, als hypothetische Situation  oder nach Kohlberg (1974) als hypothedisches Dilemma zugrunde gelegt. Ein weiterer Grund für das gewählte Vorgehen ist darin zu sehen, dass vergleichbare Studien zum Zeitpunkt der Bearbeitung nicht vorlagen. Die gleiche Erfahrung machte auch schon van der Arend. (vgl. 1998, S. 20 ).   Die Literaturrecherchen hierzu wurden in den Bibliotheken der Universität des Saarlandes, der Evangelischen Fachhochschule Darmstadt und dem Hilde-Steppe-Archiv in Frankfurt durchgeführt. Zur Vervollständigung wurden die Literatursuchdienste KnowledFinder, Medline, Aidsline, Carelit und Cancerlit herangezogen.   Bei der Befragung wurden -mit einer Ausnahme- geschlossene Fragen gestellt, die Erkenntnisse zu folgenden Forschungsfragen herbeiführen sollten:   1. Inwieweit stimmen die aus der Literatur entwickelten ideellen Vorstellungen von einem Selbstverständnis psychiatrischer Pflege mit den Vorstellungen psychiatrisch Pflegender überein? Gibt es Abweichungen oder werden bestimmte Zuschreibungen favorisiert oder abgelehnt? 2. Gibt es Unterschiede im beruflichen Selbstverständnis, die durch Geschlecht, Alter, Berufsdauer oder Dauer der psychiatrischen Tätigkeit erklärbar sind? 3. Wird die in den Fallbeispielen angenommene Kontrasterfahrung  erlebt und wie reagieren die Pflegenden darauf und wie argumentieren sie? 4. Gibt es Unterschiede, im Erleben, in der Argumentation und der Reaktion, die durch Geschlecht, Alter, Berufsdauer oder Dauer der psychiatrischen Tätigkeit erklärbar sind? 5. Gibt es Unterschiede in der eigenen Reaktion und der in der Praxis erwarteten Reaktion bezüglich der Entscheidungen?   Als geeignete Erhebungsmethode zur Beantwortung der Forschungsfragen wurde, unter Berücksichtigung der personellen und zeitlichen Ressourcen, ein quantitativer Ansatz gewählt, wobei allerdings nicht auf einen bereits bestehenden, standardisierten Fragebogen zurückgegriffen werden konnte. Der Fragebogen (Anlage 2) wurde literatur- und erfahrungsgestützt entwickelt und in zwei Pre - Tests überprüft. Er ist weitgehend an den Kriterien der Likert – Skala (vgl. LoBiondo-Wood/Haber 1996, S. 397 – 401) orientiert. Die offene Frage wird inhaltlich ausgewertet.   Die Befragung wurde vom Dezember 2000 bis Januar 2001 an zehn von 51 Weiterbildungsinstituten für psychiatrische Pflege in Deutschland durchgeführt. Die Auswahl der Institute wurde nach der „einfachen Zufallserhebung“ (ebd. S.333) durchgeführt. Dadurch sollte eine Verfälschung der Stichprobe möglichst ausgeschlossen und ihr repräsentativer Charakter im Hinblick auf die TeilnehmerInnen in der psychiatrischen Weiterbildung maximiert werden (vgl. ebd. S. 333 – 335).   Alle 51 Weiterbildungsstätten bekamen eine Nummer (von 1 – 51), die auf kleine Zettel geschrieben wurden und in einen „Lostopf“ kamen. Aus diesem Topf wurden zehn Nummern gezogen. Von diesen zehn Weiterbildungseinrichtungen konnten acht telefonisch erreicht werden, drei hatten im besagten Zeitraum keinen Unterricht. Nach der ersten Erhebung waren fünf Weiterbildungsstellen ausgewählt. Das beschriebene Verfahren wurde noch dreimal wiederholt bis die gewünschte Anzahl erreicht war. Somit war die Auswahl auch davon abhängig, welche Institute im angegebenen Zeitraum für die Zustimmung zur Untersuchung und für die notwendige Instruktionen erreichbar und wo gerade TeilnehmerInnen in der theoretischen Weiterbildung waren. Die Leitungen aller angesprochenen Weiterbildungseinrichtungen waren bereit, an der Befragung teilzunehmen. Möglicherweise wurde dies durch bestehende persönliche Kontakte unterstützt. Sie stellten auch die notwendigen Freiräume von 45 und 60 Minuten zur Verfügung, so dass die TeilnehmerInnen sich zurückzuziehen konnten, um die Fragen zu beantworten. Wo dies nicht möglich war, wurden die Fragebögen ausgeteilt, um zu Hause bearbeitet zu werden. Dadurch sollte auch die Gefahr der „sozialen Erwünschtheit“ (ebd. S. 398) beim Ausfüllen der Fragebögen reduziert werden.   Allen TeilnehmerInnen an der Befragung wurde zugesichert, auf Wunsch über die Ergebnisse der Studie informiert zu werden. Desweiteren war meine Adresse, mit Angabe von Telefon- und Faxnummer sowie e-mail-Adresse für eventuelle Rückfragen bekannt. Jedem Fragebogen wurde eine Kurzanleitung zum Ausfüllen beigeheftet. Neun Weiterbildungsinstitute haben darum gebeten, die Ergebnisse im Unterricht vorzustellen. Die ethische Dimension der Befragung wurde durch die Anonymität der Befragung berücksichtigt, eine Rückverfolgung auf die Befragten ist nicht möglich. Hinsichtlich der Fallbeispiele wurden die Daten so verändert, dass Betroffene nicht mehr erkannt werden konnten, um ihre Persönlichkeit zu schützen.   In einer Klinik, an der die Befragung durchgeführt wurde, besteht eine Ethikkommission (Diakonie - Anstalten Bad-Kreuznach), ein Mitglied der Kommission, der Pflegedirektor des Fliedner Krankenhauses in Neunkirchen/Saar, hielt es, aus den genannten Gründen, nicht für notwendig die Befragung auf mögliche ethische Probleme zu überprüfen.   Die Entscheidung gerade TeilnehmerInnen, die sich in der Weiterbildung zur psychiatrischen Fachpflege befinden, zu befragen, fiel aus mehreren Gründen:   In der Regel haben sie eine mehrjährige, mindestens aber einjährige Berufserfahrung in der Psychiatrie (DKG 1973/1990). Dies ist eine Voraussetzung, um an der Weiterbildung teilnehmen zu können. Die Richtlinien wurden, soweit landesrechtliche Regelungen der Weiterbildung für psychiatrische Pflege bestehen, übernommen (vgl. Rau 1993, S. 2 - 7). Desweiteren befinden sich TeilnehmerInnen  in der berufsbegleitenden Weiterbildung in einem Lernprozess, bei dem das berufliche Handeln ständig hinterfragt und reflektiert wird (vgl. § 1 Abs. 2 WeiVpsy 1995). Auch gehört häufig eine besondere, zusätzliche Motivation dazu, neben dem Beruf, nicht selten werden Urlaubstage und Überstundenfrei für den theoretischen Unterricht aufgebraucht, an der Weiterbildung teilzunehmen. Nicht selten ist auch eine zusätzliche finanzielle Belastung für viele TeilnehmerInnen, soweit sie die Kosten nicht vom Arbeitgeber erstattet bekommen, zu tragen. Ein weiterer, nicht unwesentlicher Aspekt ist auch darin zu sehen, dass Fachkrankenschwestern und – pfleger für Psychiatrie häufig in leitender Position im mittleren Managment zu finden sind und damit auch großen Einfluß auf die Gestaltung der Pflege haben (vgl. Rau 1993, S. 2 – 7).   Somit repräsentiert die gewählte Stichprobe, auf Grund ihrer Besonderheit, zwar nicht die psychiatrisch Pflegenden als Berufsgruppe, nur ca. 20 –25% verfügen über eine entsprechende Weiterbildung (tel. Auskunft, BWP, Lutz Felgner, 18.12.00), dennoch dürfte sie Rückschlüsse auf die psychiatrische Pflege ermöglichen.   3.1 Auswahl und Begründung der Fragen
  Wie bereits angesprochen, konnte nicht auf bestehende standardisierte Fragebögen zur Betrachtung des Untersuchungsgegenstandes zurückgegriffen werden. Der  entwickelte Fragebogen basiert auf den bisherigen Ausführungen und der gesichteten Literatur. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die einzelnen Fragen zu erklären und zu begründen.   Die erste Seite des Fragebogens erfasst persönliche Daten. Die Frage 1.1 nach dem Geschlecht soll offenlegen, ob es bezüglich der Berufseinstellung, dem Erleben der Kontrasterfahrungen, der Entscheidung und der dazugehörenden Argumentation geschlechtsspezifische Unterschiede gibt.   Die Frage 1.2 nach dem Alter erfasst die Altersgruppen bis einschließlich 30 Jahre, über 30 bis einschließlich 40 Jahre, über 40 bis einschließlich 50 Jahre und über 50 Jahre. Die ursprünglich Einteilung schloss mit der Gruppe der über 40 jährigen. In beiden Pre - Tests, durchgeführt in einem gerontopsychiatrischen Fachseminar mit 16 TeilnehmerInnen und in einer zweitägigen psychiatrischen Fortbildungs-veranstaltung mit 17 TeilnehmerInnen, war aber die Gruppe der über 50 jährigen mit ca. 25% (9 TeilnehmerInnen) vertreten, so dass eine eigene Gruppe sinnvoll erschien.   Die Frage nach dem Alter soll zeigen, ob es bezüglich der Berufseinstellung, dem Erleben der Kontrasterfahrungen, der Entscheidung und der dazugehörenden Argumentation  Unterschiede gibt, die sich auf die Lebenserfahrung zurückführen lassen. Gleiches gilt für die Fragen nach der Dauer der Berufstätigkeit nach der Ausbildung (Frage 1.3) und der Dauer der psychiatrischen Tätigkeit (Frage 1.4). Hier soll untersucht werden, ob es Unterschiede wie oben beschrieben gibt, die sich durch die Dauer der beruflichen bzw. der psychiatrischen Tätigkeit erklären lassen. Diese Differenzierung erscheint notwendig, da im Rahmen der Auflösung psychiatrischer Großkrankenhäuser und der parallelen Einrichtung psychiatrischer Abteilungen an allgemeinen Krankenhäusern, viele Pflegekräfte aus der somatischen Pflege in die...


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