Miller | 99 Tage mit dir | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Miller 99 Tage mit dir

Roman
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-641-27583-9
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

ISBN: 978-3-641-27583-9
Verlag: Diana
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Emma und Nathan könnten unterschiedlicher nicht sein. Sie ist eher ruhig, kümmert sich um ihre erkrankte Mutter und liebt Bücher. Er verbringt als Sky-Diving-Instructor seine Zeit 4500 Meter über der Erde, sucht den Nervenkitzel und lebt, als wäre jeder Tag sein letzter. Als die beiden sich, umgeben von abgegriffenen Magazinen und dem Ticken einer Uhr, im Wartezimmer einer Klinik treffen, sind sie allein und sehr nervös - und könnten eine fatale Sache gemeinsam haben ...

Der Zufall hat sie zusammengeführt und sie schwören sich, nie mehr auch nur eine Stunde zu vergeuden. Emma hat noch nie Papageientaucher in freier Wildbahn sehen und Nathan will endlich einmal etwas für andere tun. Zwischen all den großen und kleinen Abenteuern, der Angst und der Hoffnung kommen die beiden sich näher, doch ist es für ihre Liebe schon zu spät?

Catherine Miller ist Mutter von Zwillingen. Da dies noch nicht genügend Arbeit war, schrieb sie in jeder freien Minute an ihrem Roman. Zwei Jahre später beschloss sie, ihren Traum, Autorin zu werden, weiterzuverfolgen. Sie gewann u.a. das Katie Fforde-Stipendium und unterschrieb ihre ersten Buchverträge - eine spannende Zeit, die sie nur mit jeder Menge Schokolade überstand. '99 Tage mit dir' ist ihr erstes Buch im Diana Verlag.

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4

Erster Tag

Emma

In dem Schreiben des Krankenhauses hatte gestanden, dass Emma jemanden mitbringen sollte. In Anbetracht dessen, was ihr bevorstand, leuchtete ihr das ein. Allerdings gab es keinen weiteren Hinweis, auf wen man ersatzweise zurückgreifen sollte, wenn man niemanden hatte, der diese Rolle übernehmen konnte. Sie war bislang immer diejenige gewesen, die sich um andere gekümmert hatte, nicht umgekehrt.

Natürlich wäre ihre Mutter für sie da gewesen, wenn Emma ihr von dem Termin erzählt hätte, aber das war im Augenblick eine unnötige Sorge, und Carole in ihrem Rollstuhl zum Krankenhaus zu bekommen, hätte einen ohnehin schon stressigen Tag nur noch stressiger gemacht. Außerdem bestand immer noch die Möglichkeit, dass es gar nichts Ernstes war.

Außer ihrer Mutter gab es niemanden, den sie bei der Ultraschalluntersuchung ihrer Brüste gern dabeigehabt hätte. Ihre engste Freundin wäre noch in Frage gekommen. Aber die pflegte ihren Vater und versuchte ihre jüngere Schwester im Zaum zu halten, da wollte sie ihr zu diesem frühen Zeitpunkt nicht noch mehr aufbürden. Also blieb nur sie ganz allein. Sie betrachtete es als Opfer für die Gemeinschaft, auch wenn es ihr vorkam, als hätte sie nicht nur ein Flattern im Bauch, sondern auch an Stellen, wo sie noch niemals zuvor eins gespürt hatte. Im Moment war sich jeder Millimeter ihres Oberkörpers bewusst, wie ihr Herz hämmerte, in dieser fremden Umgebung bis an seine Grenzen ging. Es wäre schön gewesen, jemanden an ihrer Seite zu haben, aber manche Dinge erledigte man besser allein. Sie glaubte ohnehin nicht, dass sie die Ruhe finden würde, die sie sich erhofft hatte – ob mit oder ohne Begleitung.

Sie wählte eine zerlesene Frauenzeitschrift aus dem bescheidenen Angebot auf dem Tisch im Wartebereich, um sich abzulenken. Sie durfte gar nicht daran denken, wie viele Patienten schon darin geblättert hatten, aber sie war nun einmal verzweifelt. Die Uhr an der Wand machte sie mit ihrem beharrlichen Ticken verrückt. Eine ständige Erinnerung daran, wie lange sie hier wohl noch rumsitzen und sich fragen musste, was mit ihr los war.

Der Einzige, der noch mit ihr im Wartebereich saß, war ein Mann in ihrem Alter. Sein zerzaustes, dunkles Haar und eine Art von Mechanikeroverall, den er trug, ließen vermuten, dass er direkt von der Arbeit hergekommen war. Er sah auf eine raue, ungeschliffene Art gut aus und schien in dem sterilen Wartebereich seltsam fehl am Platz. Vermutlich unterstützte er seine Partnerin oder Mutter oder Schwester in diesem Augenblick der Not bei ihrem Termin in der Brustsprechstunde. Wenigstens gab es also eine Frau hier, die offenbar keine Probleme gehabt hatte, Unterstützung mitzubringen. Wenn ihr das doch nur auch gelungen wäre!

»Weit und breit keine Ausgabe von Robot Wars Monthly. Es ist nie die richtige Zeitschrift da, wenn man mal eine braucht, stimmt’s?«

Er sprach offenbar mit ihr. Emma versuchte gewöhnlich, Unterhaltungen mit Fremden zu vermeiden. Das hatte zum Teil mit ihrer Arbeit in der Bibliothek zu tun. Dort musste sie mit Fremden reden, es war Teil ihres Jobs. Und mit den Jahren war ihr klar geworden, dass die meisten Fremden Spinner waren. Aber vielleicht war es auch nur dort so, wo sie arbeitete.

»Ich würde sagen, das ist ein bisschen sehr speziell. Vielleicht solltest du deine Erwartungen runterschrauben und darauf hoffen, dass sie die Sun haben.«

Der potenzielle Spinner lachte. Über das ganze Gesicht, als ob sie tatsächlich etwas Witziges gesagt hatte. »Man sollte doch meinen, dass sie auch ein bisschen an die Männer denken würden, oder?«

»Hmmm …« Sie hatte die Qualität des Leseangebots gar nicht in Betracht gezogen und auch nicht, ob es die Gleichstellungstandards erfüllte.

»Vermutlich rechnen sie bei den Terminen hier gar nicht mit unsereins.«

Emma war ziemlich verblüfft, dass sie sich in der Brustsprechstunde der Klinik mit einem gut aussehenden Mann über die Qualität des Zeitschriftenangebots unterhielt. Dass so etwas bei ihrem Besuch hier geschehen könnte, hatte sie überhaupt nicht in Betracht gezogen. »Es gibt doch bestimmt jede Menge Männer, die als Unterstützung mitkommen. Vielleicht solltest du mal einen Stapel Robot Wars Monthly mitbringen. Sie scheinen hier offensichtlich dringend auf Spenden angewiesen zu sein.« Während sie dies sagte, fächerte sie die Seiten der Illustrierten auf, die auseinanderzufallen drohte.

»Ich glaube, da hast du recht. Kommt ganz oben auf meine To-do-Liste.« Er sagte es ohne jeden Sarkasmus, und der Gedanke brachte sie zum Lächeln, auch wenn sie sich ziemlich sicher war, dass er diese Zeitschrift erfunden hatte.

Er blickte sich im Wartebereich um, erweckte dabei den Eindruck, als sei er ebenso ratlos wie sie. »Welche Zeitschriften wirst du denn spenden? Wir benötigen einen kleinen Ausgleich, wenn die Männer tolles neues Lesefutter bekommen.«

Sie hätte irgendeinen Titel erfinden können. Irgendetwas Ausgefallenes, Interessantes. Etwas Gewagtes. Etwas Glamouröses. Doch anstatt ihr Leben zu beschönigen, sagte sie die Wahrheit und nannte den Namen des einzigen Abos, das sie bezog. »Angehörige pflegen

»Dann hast du also jemanden herbegleitet?«

»Schön wär’s.«

»Oh. Ich dachte bloß … Die Sache mit der Pflege … Na ja … ich finde, dass du einfach zu jung bist, um wegen eines Termins hier zu sitzen.«

»Offenbar nicht. Aber hoffentlich ist es gar nichts Ernstes.« Auch wenn man sich hier nicht auf Krebs spezialisiert hatte, wussten sie beide nur zu gut, was man hinter diesen Türen entdecken könnte. »Und mit wem bist du hier?« Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken, was auf sie zukam.

»Mit dir.«

Oh Gott. Definitiv ein Spinner. »Ich meine, mit wem bist du hergekommen?«

»Mit mir.«

»Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen.« Sie hatte schon von ungebetenen Hochzeitsgästen gehört, die sich einen Spaß daraus machten, die Feier zu stören. Sogar von ungebetenen Trauergästen bei Beerdigungen. Aber dass sich jemand nur so zum Spaß hierhinhockte, ohne einen Termin zu haben, kam ihr schon sehr abgedreht vor. Es gab ja nicht einmal ein Büffet, an dem man sich umsonst satt essen konnte.

»Ich bin der Patient.«

»Oh.«

»Offenbar haben auch Männer Brüste.«

»Und du bist allein hier?« Emma hatte keine Ahnung, warum sie so erstaunt klang, wo sie doch selbst in dieser misslichen Lage war.

»Ja. Ist irgendwie ziemlich peinlich, wenn man seinen Freunden eingestehen soll, dass man jemanden benötigt, der einen zu einer Brustsprechstunde begleitet. Ich habe mir gedacht, dass ich schon allein mit einer Ultraschalluntersuchung klarkomme.«

»Und was ist, wenn es schlechte Neuigkeiten sind?«

»Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass sie schlecht sein werden. Und was ist mit dir? Warum bist du allein hier?«

Emma fiel die ungelesene Zeitschrift aus der Hand, weshalb sie die Antwort für einen Moment aufzuschieben vermochte, um sich zu bücken. Sie war sich nicht sicher, ob sie in der Lage wäre, zu antworten, wenn sie ihm dabei geradewegs in seine strahlend grünen Augen blickte. Er war ein Fremder. Sie redete nicht mit Zufallsbekanntschaften in Wartezimmern über ihre Privatangelegenheiten. Auch wenn sie ausgesprochen schöne Augen hatten. Aber andererseits … Spielte es wirklich eine Rolle, wenn sie darüber redete? Es war wichtig, dass sie sich in Zeiten wie diesen nicht vor der Welt verschloss.

»Na ja, die Sache mit der Pflege«, begann sie. »Also, meine Mutter stirbt schon ihr ganzes Leben langsam vor sich hin. Sie muss nicht unbedingt erfahren, dass ihr ihre Tochter zuvorkommen könnte.«

»Shit. Und ich sitze da und versinke in Selbstmitleid. Ich schätze mal, dass du auch schon damit rechnest, schlechte Nachrichten zu erhalten.«

»Alles andere wäre illusorisch.«

Eine Flügeltür schwang auf. Schritte näherten sich dem Wartebereich. Papier raschelte, als jemand einen Blick in die Patientenakte warf.

»Emma Green«, sagte die uniformierte Frau.

»Dann ist jetzt wohl der Zeitpunkt gekommen, es herauszufinden.« Sie legte die Zeitschrift viel zu sorgsam auf den Tisch, als wäre sie mit ihrem Zögern in der Lage, das Unvermeidliche abzuwenden.

»Begleitet Sie jemand?«, erkundigte sich die uniformierte Frau mit einem höflichen Blick in Richtung des sonderbaren Fremden.

Emma blickte in dieselbe Richtung und sah, dass er aufstand, als wäre er an der Reihe hineinzugehen.

»Ich bin für dich da«, sagte er und wischte sich dabei unsichtbaren Staub vom Overall. »Wenn du es willst«, fügte er hinzu und sah sie dieses Mal dabei direkt an.

»Hier entlang, bitte.« Die Frau hielt ihnen beiden die Tür auf. »Sie dürfen gern dabei sein, wenn Unterstützung gewünscht ist.«

Eigentlich wehrte sich alles in Emma bei dem Gedanken daran, einen Fremden im Raum...


Miller, Catherine
Catherine Miller ist Mutter von Zwillingen. Da dies noch nicht genügend Arbeit war, schrieb sie in jeder freien Minute an ihrem Roman. Zwei Jahre später beschloss sie, ihren Traum, Autorin zu werden, weiterzuverfolgen. Sie gewann u.a. das Katie Fforde-Stipendium und unterschrieb ihre ersten Buchverträge – eine spannende Zeit, die sie nur mit jeder Menge Schokolade überstand. »99 Tage mit dir« ist ihr erstes Buch im Diana Verlag.



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