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E-Book

E-Book, Deutsch, 90 Seiten

Müller alte Geschichten neu erzählt

Sagen und Erzählungen rund um Neunkirchen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-3366-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Sagen und Erzählungen rund um Neunkirchen

E-Book, Deutsch, 90 Seiten

ISBN: 978-3-7578-3366-4
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Unsere Wälder und Felder und besonders unser Dorf Neunkirchen im Kleinen Odenwald stecken voller alter Geschichten, die in diesem Buch neu erzählt werden. Nimm dieses Buch mit auf Deine Entdeckungstour rum um unseren Ort, lass die Geschichten an Ort und Stelle auf Dich wirken, denn - Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen! - (Goethe) Du wirst Geschichten erfahren von Prinzen, von Nixen, von Rittern, von mutigen Frauen und Männern, Sagen von Burgen, Kirchen und einem verschwundenen Kloster. Hilfe bei Deinen Erkundungen können sein: Die Wanderkarte Nr. 17 des Naturparks Bergstraße-Odenwald und die Koordinatenliste am Ende des Buches. Viel Freude und Spaß beim Lesen und Erkunden. .

Der Autor Friedrich Müller lebt in Neunkirchen. Als ehemaliger Schulleiter und durch die Mitarbeit in verschiedenen Vereinen, besonders der Ortsgruppe des Odenwaldklubs, ist er seiner Heimat eng verbunden.

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Der Prinzenstein im Wald von Neunkirchen
„Georg, du bist der Kräftigste und der Stärkste! Noch mal mit hau Ruck, dann ist der Findling aufgestellt.“ „Du hast gut reden, Ferdinand, du führst ja hier die Aufsicht, aber wir arbeiten.“ „Komm du erst mal in mein Alter, Georg!“, lachte der ehemalige Schwarzacher Oberförster Ferdinand von Schilling. Und dann ging alles ganz schnell. Georg packte zusammen mit den drei anderen gewaltig zu und der große Stein stand senkrecht an seinem Platz. „Der Karl aus Oberschwarzach ist halt immer noch der beste Steinmetz und Baumeister in der Gegend. Eine klare, sauber gehauene Schrift in Sandstein setzt nun unserem fürstlichen Weidmanne ein bleibendes Denkmal.“ „Gedenkstein für Seine Grossherzogliche Hoheit, den Prinzen Ludwig Wilhelm von Baden“, buchstabierte Georg vor sich hin. Lesen und Schreiben war nie seine Stärke gewesen. Schafe, ja Schafe, das war seine Leidenschaft. Damit kannte er sich aus. Auf dem Schafhof, dem Leidenhof, da hatte er eine große Herde, die er zusammen mit seiner Frau, der Sophie, versorgte. Fünf gesunde Kinder hatte sie ihm geschenkt, und der Älteste, das war sein ganzer Stolz. Der war groß, kräftig und hatte die Bärenstärke seines Vaters. Die Jüngste war ganz und gar wie die Mutter. Hübsch, schlank, klug und wusste auf alles eine Antwort. „Du musst doch nicht immer das letzte Wort haben“, sagte Sophie oft zu ihr und war insgeheim sehr stolz auf ihre Tochter. Auch die drei Kinder dazwischen waren lebhaft und fleißig, und Georg sagte oft: „Wenn ich euch Rasselbande nicht hätte, was wäre mein Leben langweilig.“ „Der wurde ja nicht mal dreiundzwanzig Jahre alt“, unterbrach Philipp die Gedanken Georgs. Philipp war der Jüngste in der Gruppe, aber auch der Neugierigste. „Ja, viel zu jung gestorben“, sinnierte Ferdinand. In Freiburg, weit weg von hier und in Karlsruhe begraben. Ich war bei seinem Begräbnis, zwei Tagesreisen sind das dorthin.“ Er legte nochmals Holz ins Feuer und schenkte sich ein weiteres Glas Most ein. „Habt Ihr ihn persönlich gekannt, Herr von Schilling?“, Philipps Neugierde war geweckt. „Ja, und ob, ich war dabei, als seine Königliche Hoheit,“ so wurde der Prinz angesprochen, „am 30. November 1886 hier frühstückte. Ja noch mehr, ich hatte ihn am Tag zuvor in Rainbach, unterhalb des Dilsbergs, zusammen mit den anderen Jägern abgeholt.“ Philipp hatte bereits knallrote Ohren bekommen: „Erzählt, Herr von Schilling, erzählt,“ brach es aus ihm heraus. Der Oberförster warf einen Blick in die Runde, besonders zu Georg. „Ja, ja, Ferdinand, leg mal los, ich hör die Geschichte auch immer wieder gerne.“ „Aber erst schenkst du mir einen Schnaps ein, Heinrich“. Heinrich war der Gastwirt aus Neunkirchen, der zumeist eine Flasche Schnaps in der Tasche hatte, aber am liebsten das Getränk mit sich selbst teilte. Umständlich kramte Heinrich in seinen großen Manteltaschen, und tatsächlich förderte er eine Schnapsflasche zu Tage. „Sei nicht so geizig“, kam es aus der Runde, und dieses Mal ließ Heinrich sich wirklich nicht lumpen. Aus seiner anderen Manteltasche kamen richtig große Becher, die der Gastwirt dann auch großzügig füllte. „Na, ja, das war also so“, begann Ferdinand von Schilling etwas umständlich. „Wir hatten damals im Jahre 1886 auf Burg Zwingenberg erfahren, Seine Hoheit plane einen Jagdausflug und käme am neunundzwanzigsten November auf Schloss Zwingenberg. Wir brachten auch noch in Erfahrung, dass er mit dem Schiff neckaraufwärts bis hinter Neckargemünd fahren würde. Also waren wir pünktlich gegen Mittag dort an der Schifflände.“ „Hallo, Ferdinand, schön euch alle zu sehen!“ Mit einem gewaltigen Sprung war Prinz Ludwig Wilhelm von Baden an Land. „Das ist eine große Freude, dass ihr alle gekommen seid; habt ihr mir auch ein Pferd mitgebracht?“ „Das beste und schnellste aus dem Stall des Zwingenberger Schlosses“, erwiderte der Oberförster freudig. „Wir haben sehr früh in Heidelberg abgelegt, der Neckar war ruhig, die Ruderer kräftig, die Treidler haben sich ins Zeug gelegt, und der Wind kam von der Pfalz und hat sein übriges dazu getan. Es ist nur zu schade, dass da vorn die badische Welt zu Ende ist; Neckarsteinach, Hirschhorn, hessisches Ausland! Reiten wir drum herum, durch mein geliebtes Badnerland, bis Eberbach. Das Frühstück an Bord war ausgezeichnet! Von mir aus kann’s gleich los gehen“. Bevor sich die Gesellschaft versah, saß Prinz Ludwig im Sattel. „Auf geht’s, wir reiten durch bis Zwingenberg.“ Wie der Wind raste Ludwig Wilhelm von Baden dem Kleinen Odenwald entgegen. Es gab keine Pause und kein Halten bis Haag. „Was kommt als Nächstes?“, rief der Prinz über seinen Rücken. „Schwanheim, dann Neunkirchen“ von Schilling war schweißgebadet und die Pferde ebenso. „Dort machen wir eine Pause und tränken die Pferde“, kam es aus dem Galopp zurück. Sophie trug an dem Joch über ihren Schultern zwei schwere Eimer, gefüllt mit Wasser. Heute waren die Tiere besonders durstig. Sie hatte am Neunkirchener Rathausbrunnen Wasser geschöpft und war unterwegs zum Stall bei ihrem Elternhaus. Ihre Eltern waren wohlhabend, hatten genügend Ackerland zum Leben, im Stall viele Kühe und für die Feldarbeit sogar Pferde. Sophie wurde neugierig, als mit lautstarkem Hufenstampfen ein gewaltiges Pferd die Große Gasse herauf galoppierte. „Halt, nicht weglaufen!“, erscholl ein freundlicher Ruf, „mein Gaul ist furchtbar durstig“. „Das sehe ich, erwiderte Sophie“ mit Kennerblick. „Ihr solltet das edle Ross nicht so schinden!“ „Ich hab’s eilig, wie heißt Sie denn?“. „Sophie!“. Sie stellte die Eimer vor das Pferd, das in gierigen Zügen das kalte Nass in sich hineinsog. „Und ich, bekomme ich auch etwas zu trinken?“ „Selbstverständlich, hier gibt’s Wasser“, war die fesche Antwort, und die junge Frau reichte dem fremden Reiter einen Becher. „Nichts anderes?“, kam die Frage. „Wir trinken während des Tages nur Wasser. Am Abend trinkt der Vater auch mal ein Glas Most, aber erst am Abend“. Der Prinz war über das bestimmte Auftreten der jungen Frau überrascht. „Neunkirchen, wo habt ihr denn eure neun Kirchen?“, war nun die provozierende Frage Ludwig Wilhelms. „Wir haben keine neun Kirchen“, Sophie sah den Fremden belehrend an; „der Name unseres Dorfes erklärt sich aus dem Dialekt – Nei Kerch – das bedeutet neue Kirche. Unser Dorf war vor langer Zeit das bedeutendste im Kleinen Odenwald, mit der einzigen Kirche weit und breit“. „Woher weiß denn so ein junges Mädchen all die schlauen Sachen?“ Prinz Ludwig gab sich überrascht. „Wir haben einen guten Schulmeister hier im Dorf, wir können alle lesen und schreiben, auch die Mädchen.“ „Aber seit einigen Jahren haben wir eine zweite Kirche dort oben auf dem Lindenplatz. Schade, dass so viele Linden der Kirche weichen mussten, aber eine blieb stehen. Und da war an Kerwe, wie jedes Jahr, der Hammeltanz! Und in diesem Jahr habe ich mit dem Georg getanzt, der ist der Größte und Stärkste im Dorf und in der ganzen Umgebung. Der hat mich beim Tanz hochgehoben, ganz hoch und fest und wir haben die meisten Bänder geholt und natürlich den Hammel gewonnen. Ach, waren wir stolz. Der Hammel ist jetzt beim Georg auf dem Leidenhof.“ Prinz Ludwig Wilhelm von Baden war beeindruckt, nicht nur beeindruckt, begeistert war er, von der liebenswerten Freundlichkeit der jungen Frau. Leider war eine weitere Unterhaltung nicht möglich, denn die Reitgesellschaft war zwischenzeitlich angekommen, und Sophie war damit beschäftigt, die Pferde zu tränken. Eine Stunde später ritt der Prinz durch das Tor von Schloss Zwingenberg, immer noch fasziniert von der Begegnung mit Sophie. „Hoheit, morgen vor Morgengrauen, hier am Schlosstor. Wir brechen zeitig auf. Wir haben einen langen Ritt vor uns, hinauf auf den Hohen Odenwald, zum Winterhauch, zieht Euch warm an. Zwischen Strümpfelbrunn und Ferdinandsdorf haben wir einen großen Bestand an Rotwild mit gewaltigen Hirschen und auch an Wildschweinen.“ Der Oberförster war in seinem Element. Prinz Ludwig blickte versonnen zurück: „Nein, Ferdinand, vor Tagesanbruch unten bei der Neckarfähre. Wir reiten in den Kleinen Odenwald“. Sophie hatte es ihm angetan und ging ihm nicht aus dem Sinn. Er wollte sie wiedersehen. Der nächste Morgen war klar und kalt. Sehr früh brach die Jagdgesellschaft auf. Mit der Fähre ging es über den Neckar und dann kreuz und quer durch die unwegsamen Wälder der Neckarberge bis zur Burgruine Stolzeneck. Am Heilig-Kreuz Kirchlein auf dem Hebert fand eine kurze Andacht statt und bald war man, vorbei an Schwanheim, in Neunkirchener Wäldern. Ferdinand von Schilling in...



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