Plahl / Koch-Temming | Musiktherapie mit Kindern | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 424 Seiten

Plahl / Koch-Temming Musiktherapie mit Kindern

Grundlagen - Methoden - Praxisfelder
2. aktualisierte Auflage 2008
ISBN: 978-3-456-94589-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Grundlagen - Methoden - Praxisfelder

E-Book, Deutsch, 424 Seiten

ISBN: 978-3-456-94589-7
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark



Theoretische und praktische Aspekte musiktherapeutischer Behandlung von Kindern – das Standardwerk für alle, die an Musiktherapie mit Kindern interessiert sind

Musiktherapie mit Kindern wird heute in vielen Bereichen praktiziert – in der Sozialpädiatrie, der Kinder- und Jugendpsychiatrie, in Schulen und Heimen ebenso wie in musiktherapeutischen Praxen. Das breit angelegte Buch verbindet in einzigartiger Form Theorie und Praxis der Musiktherapie mit Kindern: Orientiert an der Praxis musiktherapeutischen Vorgehens werden neben musikalischen, psychologischen und soziologischen Grundlagen die Indikationen, das diagnostische und methodische Vorgehen sowie aktuelle Ergebnisse der musiktherapeutischen Wirksamkeitsforschung umfassend präsentiert. Es werden neue Entwicklungen in der Musiktherapie mit Kindern aufgezeigt und das breite Spektrum musiktherapeutischer Praxis wird anhand zahlreicher Fallberichte veranschaulicht – von der Behandlung autistischer und traumatisierter Kinder bis hin zur Musiktherapie mit Kindern aus Migrationsfamilien.

Das Buch stellt in verständlicher und umfassender Form die vielfältigen Möglichkeiten musiktherapeutischer Behandlung von Kindern dar und wendet sich als Grundlagenwerk an alle, die in medizinischen, psychologischen, pädagogischen, sozialpädagogischen oder kreativ-therapeutischen Kontexten mit Kindern arbeiten, ebenso an Eltern, Kostenträger und andere Interessierte, die sich über den aktuellen Stand der Musiktherapie mit Kindern informieren wollen.

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Zielgruppe


Musiktherapie

Weitere Infos & Material


1;Inhaltsverzeichnis und Vorwort;6
2;1. Einleitung;16
3;2. Musik und Musiktherapie;24
3.1;2.1 Musik im Leben des Menschen;25
3.2;2.2 Geschichte der Musiktherapie;31
3.3;2.3 Ansätze der Kindermusiktherapie;36
3.4;2.4 Aktuelles Berufsbild der Kindermusiktherapie;52
3.5;2.5 Musiktherapie und Musikpädagogik mit Kindern;58
4;3. Entwicklung und Lebenswelt von Kindern;66
4.1;3.1 Sensumotorische Entwicklung von Kindern;68
4.2;3.2 Emotional-kognitive Entwicklung von Kindern;73
4.3;3.3 Sozial-kommunikative Entwicklung von Kindern;79
4.4;3.4 Spielräume – Die Bedeutung des Spiels für die Kindermusiktherapie;85
4.5;3.5 Kindheit heute – Familiensituation und Einfluss der Medien;93
4.6;3.6 Störungen der kindlichen Entwicklung;99
5;4. Therapeutische Praxis in der Kindermusiktherapie;120
5.1;4.1 Diagnostik in der Kindermusiktherapie;122
5.2;4.2 Indikation und Therapieplanung in der Kindermusiktherapie;146
5.3;4.3 Therapeutisches Vorgehen in der Kindermusiktherapie;158
5.4;4.4 Zusammenarbeit in der Kindermusiktherapie;191
6;5. Beiträge aus der Praxis der Kindermusiktherapie;202
6.1;5.1 Brücken schlagen mit Musik – Musiktherapie für frühgeborene Kinder und ihre Eltern;203
6.2;5.2 Die Kugeln zum Tanzen bringen – Musiktherapie für Kinder mit Entwicklungsstörungen;214
6.3;5.3 «Hört mal wie die Carmen spielt . . . » – Musiktherapie für hörgeschädigte Kinder;223
6.4;5.4 Sternenmusik – Musiktherapie mit krebskranken Kindern;234
6.5;5.5 Zauberwald im Integrationskindergarten – Musiktherapie für Kinder mit Körperbehinderung;246
6.6;5.6 «Nur keine Sorge – es geht auch ohne Worte» – Musiktherapie mit mutistischen Kindern;257
6.7;5.7 Lena bleibt willensstark – Musiktherapie für Kinder im Schlaf-Wach-Niveau;267
6.8;5.8 Glissandi, die schwindlig machen – Musiktherapie für traumatisierte Kinder;277
6.9;5.9 «Untersteh dich!» – Musiktherapie bei Kindern mit autistischem Syndrom;286
6.10;5.10 «Ach wie gut, dass niemand weiß . . .» – Musiktherapie für Kinder aus Migrationsfamilien bei Schulverweigerung;297
6.11;5.11 «Ich habe kein Problem – nur alle anderen» – Musiktherapie für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung im Rahmen einer ambulanten Behandlung;308
6.12;5.12 «Ich will aus dem Netz herausfinden, in das ich mich verstrickt habe» – Systemische Musiktherapie für Kinder mit Störungen des Sozialverhaltens im stationären klinischen Setting;319
6.13;5.13 «Einmal so aussehen wie . . . » Musiktherapie bei Kindern mit Adipositas in einem ambulanten Programm;331
7;6. Gesundheitspolitische Aspekte und Forschung in der Musiktherapie mit Kindern;342
7.1;6.1 Evaluation und Qualitätssicherung in der Kindermusiktherapie;343
7.2;6.2 Wirksamkeitsforschung in der Kindermusiktherapie;347
7.3;6.3 Evidenzbasierte Praxis in der Kindermusiktherapie;351
8;7. Ausblick auf künftige Entwicklungen in der Kindermusiktherapie;356
9;Literatur und Adressen;362
10;Über die Herausgeberinnen, Autorinnen und Autoren sowie Sachregister;400
11;Mehr eBooks www.ciando.com;0


2.2 Geschichte der Musiktherapie (S. 30-31)

Musiktherapie als eigenständige Disziplin in den Gesundheitsberufen ist relativ jung: Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hat sie sich vor allem in Nordamerika und in den westlichen Ländern Europas entwickelt. Ihre Wurzeln allerdings reichen weit in die Menschheitsgeschichte zurück und zeigen, dass Musik in vielen Kulturen und Epochen verwendet wurde, um Menschen zu heilen und gesund zu erhalten. Musik übt seit jeher einen starken Einfluss auf die Menschen aus und die verändernde Wirkung von Musik – gleichermaßen anregend wie beruhigend – wurde schon früh beobachtet und dokumentiert: Die ältesten überlieferten Aufzeichnungen, die die therapeutische Wirkung von Musik auf den Körper und die Psyche des Menschen beschreiben, sind ägyptische Papyrusrollen und chinesische Dokumente, die beide aus der Zeit um 1500 v. Chr. stammen (West, 2000). Das häufig angeführte Beispiel aus dem 1. Buch Samuel des Alten Testaments, in dem David mit seinem Harfenspiel König Saul von dessen Depression heilt, ist etwa um 1050 v. Chr. einzuordnen.

Musik wurde und wird in einigen Kulturen noch immer genutzt, um mit Göttern und Ahnen in Verbindung zu treten oder um die Stimmung und das Verhalten der Menschen gezielt zu beeinflussen. Eine beispielsweise durch Krankheit verloren gegangene Harmonie soll durch die musikalische Kommunikation mit Ahnen und Geistern wieder hergestellt werden. Um den zu heilenden Patienten zu stabilisieren, werden Heilungszeremonien mit Trommeln und Rasseln zu Tänzen und Gesängen durchgeführt. Da die emotionale und soziale Unterstützung der Gruppe ein wesentlicher Faktor für die Genesung ist, werden Familien- und Gemeinschaftsmitglieder in das Ritual mit einbezogen. Entscheidend für die heilende Wirkung ist allerdings, dass die jeweilige Bedeutung der Musik von den beteiligten Menschen verstanden und akzeptiert wird. Es gibt daher keine «Heilmusik », die auf alle Menschen gleichermaßen wirkt (Touma, 1982, Suppan, 1984).



Musiktherapeutische Praxis war stets eine Verbindung von künstlerischem und medizinisch-magischem Handeln. Entsprechend wurde die heilende Wirkung von Musik im Laufe der Menschheitsentwicklung je nach Stand des wissenschaftlich- zivilisatorischen Fortschritts unterschiedlich erklärt. Bereits in der Antike lassen sich zwei Erklärungsrichtungen erkennen, die auch in der Folge prägend waren. Für die Pythagoreer im 4. Jahrhundert v. Chr. war die Zahl das ordnende Prinzip allen Seins, und Musik war Ausdruck eines geordneten Kosmos. Da nach ihrer Vorstellung Seele und Körper des Menschen von derselben Zahlenordnung bestimmt waren wie die musikalischen Intervalle, erschienen ihnen Mensch und Musik als wesensverwandt. So kam der Musik die Aufgabe zu, mit Hilfe der ihr innewohnenden Harmonie die gestörte psychophysische Ordnung des Menschen wiederherzustellen: Die ordnende Macht der Musik konnte unmittelbar Gedanken, Gefühle und körperliche Gesundheit beeinflussen. Die Harmonie in der Musik erzeugte die Harmonie im Menschen.

Die Pythagoreer pflegten den Brauch, sich morgens nach dem Aufstehen durch Singen und Spielen auf der Lyra wach und präsent für den Tag zu machen. Abends, bevor sie sich schlafen legten, befreiten sie sich auf dieselbe Weise von den Sorgen des Tages, um sich so auf angenehme und prophetische Träume vorzubereiten. Von dem Pythagoreer Kleinias von Tarent wird überliefert, dass er stets die Lyra gespielt habe, wenn er wütend war. Wurde er darauf angesprochen, so antwortete er: «Ich beruhige mich» (West, 2000).

Ein alternativer Erklärungsversuch zur Wirkung von Musik wurde von Aristoteles (384–324 v. Chr.) in seiner Katharsislehre formuliert. Für ihn war neben den ordnenden und harmonisierenden Kräften der Musik vor allem ihr emotional bewegendes Potenzial therapeutisch relevant. Er war davon überzeugt, dass ein durch Musik erzeugter Affekt alle anderen Affekte vertreiben könne, wenn er nur stark genug sei. Durch ekstatische Musik und ekstatischen Tanz soll der krankmachende Affekt gesteigert werden und sich auf dem Höhepunkt als Katharsis lösen und entladen. Der krankhaft überschwängliche Affekt, der häufig in orgiastisch- ekstatischen Kulten entstand, wird durch Musik weiter intensiviert, bis er sich schließlich selbst verzehrt (Möller, 1971).

Aristoteles erklärt die läuternde Wirkung von Musik folgendermaßen: «An den heiligen Melodien aber sehen wir, daß diese Leute, wenn sie Melodien in sich aufnehmen, welche die Seele berauschen (exorgiázein), wieder zu sich gebracht werden, wie wenn sie eine Heilung und Reinigung (kátharsis) erfahren hätten. Auf die nämliche Weise müssen auch die zu Mitleid, Furcht oder zu irgendeinem Affekt geneigten beeinflußt werden und auch jeder andere, soweit von jedem Affekt etwas auf seinen Teil kommt, so daß alle Menschen fähig sind, eine solche Reinigung und lustvolle Erleichterung des Gemüts zu empfinden» (Aristoteles, Politik, VIII, Kapitel 7, 1341b zit. nach Simon, 1975, 136).



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