Rädlinger | "Weihnachten war immer sehr schön" | Buch | 978-3-943866-23-0 | www.sack.de

Buch, Deutsch, 202 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 230 mm x 270 mm, Gewicht: 930 g

Rädlinger

"Weihnachten war immer sehr schön"

Die Kinderheime der Landeshauptstadt München von 1950 bis 1975
herausgegeben von der Landeshauptstadt München, Sozialreferat/Stadtjugendamt
ISBN: 978-3-943866-23-0
Verlag: Schiermeier, Franz

Die Kinderheime der Landeshauptstadt München von 1950 bis 1975

Buch, Deutsch, 202 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 230 mm x 270 mm, Gewicht: 930 g

ISBN: 978-3-943866-23-0
Verlag: Schiermeier, Franz


Der Stadtrat und das Stadtjugendamt München gaben den Auftrag, die Geschichte der Heimerziehung in den Jahren 1950 bis 1975 sowie die Rolle des Stadtjugendamtes zu untersuchen.
Dieses Buch zeigt das Leben von Kindern und Jugendlichen in diesen Heimen in den 1950er bis 1975er Jahren, ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Guten wie im Schlechten und ihr erlittenes Leid und Unrecht.

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Vorwort Leiterin des Stadtjugendamtes München

Der nachhaltige Druck von ehemaligen Heimkindern und Opfern körperlicher, seelischer und sexueller -Gewalt löst heute eine gesellschaftliche Aufarbeitung der Heimerziehung der Nachkriegszeit bis in die Mitte der siebziger Jahre aus. Die Stimme der ehemaligen Heimkinder und ihre Berichte von Misshandlungen, Demütigungen und zerstörten Biografien waren auch für das Stadtjugendamt im Sozialreferat München -Anlass, diesen Prozess aufzugreifen. Seit dem Jahr 2009 – analog des Runden Tisches Heimerziehung in Berlin – befassen wir uns mit der Aufarbeitung der Heim- bzw. Fürsorgeerziehung in den drei Heimen in Trägerschaft der Landeshauptstadt München zwischen 1950 bis ca. 1975.

Unmittelbar nach Beginn des Runden Tisches haben wir uns an die ehemaligen Kinder und Jugendlichen der Heime in Trägerschaft der Stadt München in der Zeit von 1950 bis ca. 1975 in einem ausführlichen -Anschreiben gewendet. Es war uns sehr wichtig, die Stimme der Betroffenen, ihre „Heimgeschichte“, ihre Erfahrungen und Erlebnisse im Guten wie im Schlechten zu hören und ihnen Zugänge zu Hilfe und Unterstützung auch nach diesen langen Jahren zu -ermöglichen. Die Antworten auf unser Schreiben, die individuellen Erfahrungen und Berichte sind – das zeigten die Gespräche, Briefe und E-Mails – sehr vielfältig und sehr berührend. Zugleich haben uns der Mut und das Vertrauen, sich an die verantwortliche Behörde zu wenden, tief beeindruckt.

Gerade deshalb machen die Berichte von erlebtem Leid und Unrecht besonders betroffen. Uns beschämt, dass in diesen Fällen der pädagogische Anspruch der Jugendhilfe nicht erreicht wurde oder sogar ins -Gegenteil verzerrt wurde. Durch Gleichgültigkeit, -kalten Formalismus, durch Gewalt und massiven -psychischen Druck durch Leitungspersonen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurde die Würde der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen oft nachhaltig verletzt und ihr Leben beschädigt.

Mit tiefer Erschütterung haben wir das Ausmaß dieser entsetzlichen Übergriffe zur Kenntnis genommen. Es ist an uns zu verstehen, welche tiefen Wunden Misshandlung und Missbrauch bei den Opfern hinterlassen haben.

Der Stadtrat der Landeshaupstadt München hat uns im Rahmen unserer Aufarbeitung damit beauftragt, eine Dokumentation und eine historische Aufarbeitung der Jahre der Heimerziehung in den städtischen -Heimen vorzunehmen. Diese Dokumentation soll ein differenziertes Bild nachzeichnen und ein Verstehen der Geschichte der Heimerziehung vor dem Hintergrund der Berichte ehemaliger Heimkinder ermöglichen. -Zugleich soll sie aber auch diese Geschichte festhalten: als Zeichen und Mahnung für ein menschliches -Gesicht der Erziehung in öffentlicher Verantwortung, für eine demokratische Heimgestaltung, für eine -positive Zukunft für alle Kinder und Jugendlichen, die uns in dieser Hilfe anvertraut sind.

Was in den damaligen Regularien und Anweisungen als Recht und Unrecht festgelegt wurde, unterliegt -sicher auch einem gesamtgesellschaftlichen Wandel. Zu unterscheiden ist immer zwischen einer Sicht aus damaligem und heutigem Wissen. Diese Unterscheidung darf aber nicht dazu verleiten, geschehenes -Unrecht zu relativieren oder gar zu legitimieren. Auch in den Nachkriegsjahren des vergangenen Jahrhunderts, auch in den Jahren einer Verdrängung und auch Verleugnung der nationalsozialistischen Vergangenheit waren die Würde des Menschen und die Ächtung der Gewalt bestehende Universalien des -Kindeswohls. Die Achtung des Kindes war und ist -Bestandteil des pädagogischen Wissens seit August Aichhorn und -Janusz Korczak. Die tiefen Erschütte-rungen der ehema-ligen Heimkinder, ihr damaliges -Bewusstsein, Unrecht erfahren zu haben, zeugen mit Nachdruck davon.

Die jetzt vorliegende Dokumentation von Frau Dr.?Christine Rädlinger soll den ehemaligen Heim-kindern das lange verwehrte öffentliche Gehör verschaffen. Frau Dr. Rädlinger ist für ihre umfangreiche -Recherche der Akten und der Berichte der Betroffenen zu danken. Durch ihr Engagement und ihre akribische und zugleich menschlich zugewandte Sammlung von historischen Daten kann die Zeit zwischen 1950 und 1975 in den drei städtischen Heimen in vielen Facetten, im Guten wie im Schlechten, nachempfunden werden. Die biografischen Berichte auf der Grundlage von per-sön-lichen Interviews nehmen – -wider das Vergessen – -einen ganz zentralen Raum ein.

Für den Mut und das Vertrauen der ehemaligen Heimkinder bedanke ich mich.

Für die heutige Kinder- und Jugendhilfe als wichtigem gesellschaftlichem Leistungsträger gilt es, aus der -Geschichte für die Zukunft zu lernen. Denn ein zentraler Wunsch nahezu aller betroffenen ehemaligen Heimkinder ist es, dass dieses Leid nie wieder Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung geschieht und ein zufriedenes und würdiges Aufwachsen dort gesichert ist und bestehen wird. Das heute bestehende Bundes-kinderschutzgesetz ist ein Ergebnis dieses Wunsches. Die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an allen sie selbst betreffenden Entscheidungen sowie die Schaffung von unabhängigen Stellen, an die sich Kinder und Jugendliche mit ihren Schwierigkeiten wenden können, wurden gesetzlich festgeschrieben. Das Stadtjugendamt München hat zusammen mit der Kinder-beauftragten die Umsetzung von Partizipation und Ombudschaft für Kinder und Jugendliche begonnen. Die Heime in städtischer Trägerschaft haben einen Kodex geschaffen, der die Rechte und die Partizipation von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt. Dieser Kodex ist im Anhang dieses Buches zu finden. Er wird allen Eltern und in einer vereinfachten Sprache auch den Kindern und Jugendlichen in den Heimen ausgehändigt.

Wir danken den Stimmen der Kinder und Jugendlichen von damals und heute, die diese Entwicklung maßgeblich beeinflusst haben.

Dr. Maria Kurz-Adam
Leiterin des Stadtjugendamtes München



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