Schäfer | Das Mesolithikum-Projekt Ullafelsen (Teil 1) | Buch | 978-3-8053-4375-6 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 1, 560 Seiten, GB, Format (B × H): 215 mm x 302 mm

Reihe: Mensch und Umwelt im Holozän Tirols

Schäfer

Das Mesolithikum-Projekt Ullafelsen (Teil 1)

Buch, Deutsch, Band 1, 560 Seiten, GB, Format (B × H): 215 mm x 302 mm

Reihe: Mensch und Umwelt im Holozän Tirols

ISBN: 978-3-8053-4375-6
Verlag: wbg Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)


Wesentlicher Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchungen bildet der mesolithische Fundplatz Ullafelsen im Tiroler Fotschertal (1869 m, Stubaier Alpen). Die Einzigartigkeit der dabei erkannten Befunde und Funde bot zugleich die Möglichkeit, einen ganzheitlichen Ansatz bei der Realisierung des Projektes anzugehen: Hierbei sollten die kulturellen Entwicklungen während des älteren Holozäns mit den natürlichen Prozessen und Rahmenbedingungen menschlichen Lebens verknüpft werden. Daher wurden bisher Aspekte folgender Disziplinen und Arbeitsgebiete integriert: Gebirgsmeteorologie, Geologie und Geomorphologie, Glaziologie und Talentwicklung, Bodenkunde, Petrographie und Mineralogie, Vegetationskunde und Paläobotanik, transalpine Wegesysteme und Urgeschichte. Die dabei erkennbaren Zusammenhänge reichen u.a. von den teilweise klimatischen Gunstlagen alpiner Höhenfundstellen über die detaillierten Kenntnisse geomorphologisch geeigneter Wegverläufe bis zur differenzierten Nutzung lithischer und organischer Ressourcen durch die steinzeitlichen Menschen. Außerdem ergeben sich zahlreiche Hinweise auf bodenkundliche und sedimentologische Prozesse zwischen der ausgehenden letzten Eiszeit und der nachfolgenden Warmzeit des Holozäns, die von Bedeutung sind für unser Verständnis klimageschichtlicher Prozesse und stratigraphischer Abfolgen der Region. Die Datierungen der Feuerstellen auf dem Ullafelsen belegen eine Nutzung unseres Fundplatzes zwischen einer Zeit vor etwa 9.500 und 11.000 Jahren vor heute (mittleres Präboreal bis mittleres Boreal). Offensichtlich bestand damit bereits wenige Jahrhunderte nach dem Ende der letzten Eiszeit ein transalpines Wegesystem über die Alpen, da bereits an den älteren Feuerstellen des Fundplatzes Hornsteine und Radiolarite genutzt wurden, deren Antransport zum Teil aus mehreren hundert Kilometer entfernten Lagerstätten erfolgte. Auf der Grundlage des gegenwärtigen Kenntnisstandes befanden sie sich diese geologischen Vorkommen im Bereich des südalpinen Nonsberges (zwischen Bozen und Trient), der Nördlichen Kalkalpen (u.a. Rofan/Sonnwendgebirge) sowie der südlichen Frankenalb. Darüber hinaus wurden auch zentralalpine Bergkristalle aus der Umgebung des östlich benachbarten Alpenhauptkammes sowie lokal vorhandene Gangquarze für die Herstellung mittelsteinzeitlicher Steinartefakte genutzt. Da südlich und nördlich der Ostalpen vor 9.000 bis 11.000 Jahren die kulturelle Entwicklung etwas unterschiedlich verlief, sind auch entsprechende Differenzierungen im Gerätebestand des Ullafelsens kaum überraschend. Wir sehen in ihnen Einflüsse der älteren süddeutschen Mittelsteinzeit (des sogen. Beuroniens) einerseits sowie des norditalienischen Sauveterriens andererseits. Die Untersuchungen zu den räumlichen Beziehungen der Steinartefakte auf dem Ullfelsen erlaubt zudem für einzelne Ausgrabungsbereiche die Rekonstruktion relativer zeitlicher Abfolgen bei der Begehung des Fundplatzes. Die Gründe für die Anwesenheit der aus verschiedenen Regionen stammenden Menschen im Fotschertal leiten sich u.a. aus den gebrauchsspurenanalytischen und formenkundlichen Untersuchungen ab. Sie ergeben in ihrer Gesamtheit Hinweise dafür, dass der Ullafelsen als saisonales Basislager für jägerische Unternehmungen angesehen werden kann. Die Vielfalt der in diesem Zusammenhang durchgeführten Tätigkeiten sowie der dabei eingesetzten Geräte deutet wenigstens teilweise auf relativ längere Aufenthalte der Menschengruppen hin. Sie reparierten Jagdwaffen, bearbeiten Felle und Leder, Knochen/Geweih, Holz sowie eine Reihe anderer, nicht identifizierbarer Materialien. Neben zahlreichen Hinweisen für die Herstellung und Verwendung von Holzteer – vor allem zur Schäftung von Steinartefakten – gibt es ebenfalls Belege für den Antransport und die Verwendung ortsfremden Hämatits sowie die gelegentliche Durchführung von Gravierarbeiten. Das belegte Spektrum an Aktivitäten lässt sich teilweise mit bestimmten Feuerstellen bzw. deren Umgebung in Verbindung bringen. Durch die Vielzahl der mit dem Ullafelsen verbundenen Erkenntnisse kann dieser als wichtiger Referenzfundplatz der ostalpinen Mittelsteinzeit und damit des älteren Holozäns angesehen werden.
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