E-Book, Deutsch, Band 269, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
Schäfer Perry Rhodan Neo 269: Der neunte Atorakt
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-8453-5469-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 269, 160 Seiten
Reihe: Perry Rhodan Neo
ISBN: 978-3-8453-5469-9
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vor fast sieben Jahrzehnten ist der Astronaut Perry Rhodan auf Außerirdische getroffen. Seither hat die Menschheit eine Reihe von Sonnensystemen besiedelt. Dann aber werden im Jahr 2102 die Erde und der Mond in den fernen Kugelsternhaufen M 3 versetzt. Rhodan will diesen Vorgang rückgängig machen, strandet mit dem Großraumschiff SOL jedoch 10.000 Jahre in der Vergangenheit, in einer Zeit der Kriege. Nach etlichen Abenteuern haben die Raumfahrer zahlreiche Aufgaben in dieser dunklen Zeit gemeistert. Sie verhindern unter anderem, dass im Arkonsystem eine Künstliche Intelligenz erwacht und das Große Imperium unterjocht. Nun muss die SOL zurück in die Zukunft reisen. Deshalb bricht Rhodan zur Zentralwelt der Mehandor auf. Eine kleine Einsatzgruppe soll dort das fehlende Schlüsselelement aufspüren, das den Menschen den Weg nach Hause ermöglichen soll - es ist DER NEUNTE ATORAKT ...
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1.
Rog Fanther
»Komm rein!« Rog Fanther ließ seinen Besucher eintreten und streckte den Kopf aus dem offenen Eingang des kleinen Ruheraums. Misstrauisch blickte er rechts und links den Ringkorridor entlang.
»Was soll das?«, fragte Gus Barnard. »Wirst du paranoid? Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass man mich verfolgt?«
Fanther schloss die Tür und fuhr sich mit der rechten Hand durch die langen, schwarzen Haare. Dann drehte er sich um und atmete tief ein und wieder aus.
»Nein. Natürlich nicht. Es ist nur ...« Er verstummte, ging an Barnard vorbei und bediente sich an einem kleinen Getränkespender, der in die Wand der nicht besonders geräumigen Kammer integriert war. Sekunden später lag der würzig-süßliche Geruch von Alkohol in der Luft.
»Willst du auch einen?«, bot Fanther seinem Freund an.
Barnard hob abwehrend die Hand. »In einer halben Stunde beginnt meine Schicht. Ich habe also wenig Zeit. Was ist denn so wichtig, dass du mich ...?«
Er wurde vom Türmelder unterbrochen. Das Holo neben dem Eingang zeigte eine schlanke Frau mit glatten, braunen Haaren. Sie trug die dunkelblaue Uniform einer Beibootpilotin. Fanther öffnete erneut die Tür.
»Sag mir nicht, dass die anderen auch noch kommen«, stieß Luisa Knoche hervor, als sie Barnard bemerkte. »Dann können wir hier Tetris spielen.«
Rog Fanther musste kurz grinsen, als er den verständnislosen Gesichtsausdruck seines Freunds bemerkte.
»Ein Computerspiel aus den Achtzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts«, erläuterte er. »Eine Art Puzzle, bei dem die Teile jeweils aus vier unterschiedlich angeordneten Quadraten bestanden. Um zu gewinnen, musste man sie möglichst lückenlos miteinander kombinieren.«
»Ich lebe in der Gegenwart.« Barnard sah die Frau missmutig an. »Und das solltest du auch. Wir haben weiß Gott genug Probleme im Hier und Jetzt ...«
»Na, da hat aber mal wieder jemand prächtige Laune.« Knoche lächelte humorlos. »Und was die Gegenwart betrifft, mein Bester: Im Moment stecken wir zehntausend Jahre in der Vergangenheit fest. Auf der Erde leben die Menschen derzeit in Behausungen aus Tierhäuten und Mammutknochen und gehen mit Pfeil und Bogen auf die Jagd.«
Barnard verdrehte die Augen.
»Beruhigt euch wieder«, griff Fanther ein, bevor das Geplänkel zu einem ernsthaften Streit eskalieren konnte.
Barnard gehörte dem technischen Dienst der SOL an. Er war ein begabter Ingenieur, aber ansonsten eher schlicht gestrickt. Fanther wusste, dass Barnard mit Knoches Hang zur Pedanterie nicht besonders gut zurechtkam – und die Pilotin genoss es, den Techniker hin und wieder ganz bewusst zu reizen.
»Wir haben tatsächlich ein Problem ... setzt euch.« Fanther deutete auf die beiden einzigen Stühle der Behelfskabine. Sie standen vor einem kleinen Tisch, den man in die Wand versenken musste, um die Koje auszuklappen.
Fanther hatte als Ort ihres Treffens bewusst nicht sein großzügiges Apartment gewählt, das in einem Wohnturm des Habitatdecks drei lag, sondern eine der spartanisch eingerichteten Ruhekammern im zylindrischen Mittelteil der SOL. Sie standen für den Fall bereit, dass Angehörige des Wissenschafts-, Technik- und Logistikpersonals, die in den dortigen Laboratorien, Fabrikanlagen, Maschinenräumen oder Ausrüstungsmagazinen tätig waren, über mehrere Schichten hinweg den Sektor nicht verlassen konnten. Allerdings waren die Verschläge kaum breiter als die Pritschen darin.
Denn gleichwohl die SOL mit ihren viertausend Metern Länge das größte Raumschiff war, das die Menschheit jemals gebaut hatte, war der Platz an Bord vielerorts dennoch rar. In diesem Schiffsbereich beispielsweise wurde fast der gesamte verfügbare Raum von Maschinen oder mit Versorgungsgütern gefüllten Lagerhallen eingenommen.
Luisa hätte mich wahrscheinlich korrigiert und darauf hingewiesen, dass die SOL nicht von Menschen, sondern von Posbis unter der Anleitung der Hyperinpotronik NATHAN gebaut wurde, dachte Fanther. So ist sie eben ...
Sie waren sich während ihrer Ausbildung auf Dakin nähergekommen, jener Dunkelwelt der Posbis, auf der die Endmontage der SOL stattgefunden hatte. Sie hatten eine kurze Zeit gemeinsam verbracht, aber bald festgestellt, dass sie nicht zueinanderpassten, und sich wieder getrennt. Ihre Freundschaft indes war geblieben, und dafür war Fanther dankbar.
»Um Luisas Frage zu beantworten ...« Er lehnte sich mangels weiterer Sitzgelegenheiten einfach an die Wand. »Ich habe vorerst nur euch beide verständigt. Bevor wir die ganze Gruppe involvieren, sollten wir uns zunächst über ein paar Dinge klar werden. Ihr habt von der geplanten Abstimmung gehört?«
Er nahm einen Schluck aus seinem Becher. Der Synthohol brannte auf der Zunge. Echten Alkohol gab es an Bord des Hantelraumers nur selten. Das künstlich hergestellte Zeug war einigermaßen okay, auch wenn man sich damit nicht betrinken konnte. Synthohol bestand aus chemisch verändertem Ethanol, dem man sämtliche Eigenschaften als schädliches Zellgift entzogen hatte.
»Natürlich haben wir«, bejahte Barnard. »Seit die Schiffsführung damit herausgerückt ist, gibt es an Bord der SOL kein anderes Thema mehr.«
»Und wie schätzt ihr die Stimmung ein?«, fragte Fanther.
»Eindeutig pro Risiko«, antwortete Barnard mürrisch. »Die meisten wollen Rhodans Wahnsinnsplan tatsächlich durchziehen. Sie vertrauen diesem Pankha-Skrin mehr als ihrem gesunden Menschenverstand.«
»Sie vertrauen Perry Rhodan«, widersprach Knoche. »Der Loower hat uns eine Alternative geboten, und die stellt Rhodan zur Abstimmung. Was ist daran schlecht? Als Expeditionsleiter hätte er unser weiteres Vorgehen auch einfach anordnen können.«
»Expeditionsleiter ...« Bei Barnard klang der offizielle Titel des berühmten Terraners wie ein Schimpfwort. »Rhodan ist kein Solaner und wird auch nie einer werden. Die SOL ist nicht sein Schiff!«
»Vielleicht nicht, aber er befehligt es nun mal«, sagte Fanther. »Ich stimme Luisa zu: Rhodan lässt uns alle an der finalen Entscheidung teilhaben. Das müsste er nicht tun.«
»Bist du etwa auf seiner Seite?« Barnard stellte die Frage eine Spur zu laut – und mit einem unüberhörbar aggressiven Unterton.
»Ich bin auf gar keiner Seite, Gus«, reagierte Fanther nun ebenfalls gereizt. Sein Freund ging ihm mit seiner provokativen Art langsam auf die Nerven. »Es geht nicht um Politik oder Weltanschauungen. Ich will lediglich wieder nach Hause. Wie wir alle. Zurück in unsere angestammte Zeit. Der Weg dahin ist mir prinzipiell egal – er muss nur gangbar und einigermaßen sicher sein.«
»Genau«, stimmte Barnard zu. »Und was Rhodan und sein Quellmeister-Kumpel vorhaben, ist ein Spiel mit dem Feuer. Unser Expeditionsleiter hat es doch selbst gesagt: Die Erfolgschancen eines direkten Zeitsprungs sind unkalkulierbar. Unkalkulierbar! Kapiert ihr nicht, was das heißt?«
»Wir sind mit dem Prinzip der Unkalkulierbarkeit vertraut, Gus, vielen Dank«, spottete Knoche. Offenbar hatte sich auch ihre Stimmung seit dem Eintreffen verdüstert.
Fanther konnte sie gut verstehen. Barnard war nie ein großer Optimist gewesen, und manchmal konnte einem seine ständige Schwarzseherei aufs Gemüt schlagen. Andererseits waren seine Argumente nicht so einfach von der Hand zu weisen. Es gab Gerüchte unter der Besatzung, dass es ausgerechnet dieser Pankha-Skrin gewesen war, dem sie die temporale Versetzung in die Epoche der Methankriege verdankten. Wer garantierte, dass der Loower sie nicht erneut in irgendeine ferne Vergangenheit verschleppte, in der sie für ihn weitere Kastanien aus dem Feuer holen sollten?
Es waren Barnard und Fanther selbst gewesen, die Pankha-Skrins neuerliche Ankunft auf der SOL wenige Tage zuvor mit als Erste bemerkt und gemeldet hatten. Fanther hatte Barnard nur mit Mühe davon abhalten können, den Quellmeister persönlich zu verhaften.
»Die Frage ist, was wir tun können«, lenkte er die Diskussion wieder in die von ihm gewünschte Richtung. »Die Tatsache, dass wir bereits auf dem Weg nach Archetz sind, ist in meinen Augen eine unfaire Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Man könnte das durchaus so interpretieren, dass Rhodan Fakten schaffen will.«
»Blödsinn!«, rief Knoche. »Er schafft keine Fakten, sondern Voraussetzungen. Wenn sich die Mehrheit für den aktiven Sprung entscheidet, brauchen wir diesen ... Atorakt.«
Das letzte Wort hatte sie mit leichter Verzögerung ausgesprochen.
Fanther nickte ihr zu. Die sogenannten Atorakte, die der Arkonide Sofgart in seinem F'Atkor mit sich herumtrug wie ein kleines Kind sein Lieblingsstofftier, waren Fanther ebenfalls nicht geheuer. Sie hatten angeblich bei der Überprägung der von dem Quantenschatten Kärfouell infizierten Kaskade im Arkonsystem eine Rolle gespielt. Um ehrlich zu sein, hatte er die entsprechenden Berichte in den Bordnachrichten allerdings nicht gänzlich verstanden. Es gab zwar auch einen halbstündigen Trividvortrag über alles, was man bisher über diese tropfenartigen Gebilde wusste. Geoffry Waringer, der Chefwissenschaftler der SOL, hatte ihn in die öffentlichen Datenbanken eingestellt, aber Fanther interessierte sich nicht besonders für Quanten- und Hyperphysik. Für ihn waren die Atorakte mit ihren geradezu märchenhaften Fähigkeiten wenig mehr als eine potenzielle Gefahrenquelle und hatten auf dem Hantelraumer nichts zu suchen.
»Wie dem auch sei«, überging er Knoches Einwand. »Wenn sich die Mehrheit – wie erwartet – für den aktiven Sprung entscheidet, sollten wir...




