Buch, Deutsch, 151 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm
Buch, Deutsch, 151 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm
ISBN: 978-3-96729-047-9
Verlag: Mensch & Buch
Auch in der vorliegenden Arbeit war es 2008 bis 2010 das am häufigsten isolierte Serovar bei Mastputen, während es 2011 nur noch an vierter Stelle nach S. Infantis, S. Coeln und S. Typhimurium lag. Da S. Saintpaul humanpathogen sein kann und immer wieder auch in Geflügelfleischproben nachgewiesen wird, wurde in der vorliegenden Arbeit besonders dieses Serovar untersucht.
Zur genaueren Untersuchung der Isolate wurde zum einen ein Pulsfeld-Gelelektrophorese-Protokoll (PFGE-Protokoll) etabliert. Vierundsiebzig S. Saintpaul-Isolate wurden mittels PFGE untersucht und die entstandenen Banden sowohl manuell aus auch mittels Computerprogramm ausgewertet. Außerdem wurden 62 der 74 untersuchten Isolate auf Antibiotikaresistenzen untersucht. Die hierbei entstandenen Resistenzprofile wurden ebenfalls zur Differenzierung genutzt und stimmten sowohl mit der manuellen Auswertung als auch mit der Auswertung per Computerprogramm größtenteils überein.
Es zeigte sich eine Übereinstimmung der Isolate von 35 – 100%, wobei die Übereinstimmung höher war, je weniger Zeit zwischen den Funden lag. Außerdem fand sich eine hohe Übereinstimmung von Isolaten von Kükenwindeln über einen Zeitraum von vier Wochen, die aus verschiedenen Beständen Deutschlands isoliert wurden. Dies liegt wahrscheinlich an einer gemeinsamen Herkunft der Küken aus der selben Elterntierherde oder der selben Brüterei, wobei die genaue Herkunft der Küken in der vorliegenden Arbeit nicht bekannt ist. Auch finden sich sehr hohe Übereinstimmungen bei Isolaten von Kükenwindeln und solchen von Legehennen. Hier gibt es wahrscheinlich eine andere gemeinsame Infektionsquelle (Wildvögel, Lastwagen, Stallbesucher, Futter, oder ähnliches), was aber ohne weitere Untersuchungen nicht geklärt werden kann.
Weiteres Ziel der Arbeit war der Versuch, Campylobacter spp. aus den zur gesetzlich vorgeschriebenen Salmonellendiagnostik eingesandten Proben zu isolieren. Da es bisher keine gesetzliche Vorgabe zur Campylobacterdiagnostik gibt, wurde außerdem die Methode mittels weiterer Verfahren untersucht.
Zunächst wurde die Isolierung wie in ISO 10727/2006 beschrieben untersucht. Allerdings wurde anstatt 10 ml der Salmonellenvoranreicherung nur 1 ml verwendet, um die Salmonellendiagnostik nicht zu stören. Es konnte lediglich eine Prävalenz von 18,1 % bei Puten und 9,4 % bei Hühnern festgestellt werden. Bei Puten wurde deutlich häufiger C. jejuni als C. coli isoliert, bei Legehennen kam häufiger C. coli vor. Dies ist auch in der Literatur zu finden. Die geringe Prävalenz jedoch widerspricht den in der Literatur gefundenen Werten, weswegen die Untersuchungsmethode überprüft wurde.
Es wurde eine Multiplex Realtime-Polymerasekettenreaktion (Multiplex qPCR) etabliert. Mit dieser wurden Rückstellproben der Salmonellenvoranreicherung auf das Vorhandensein von Campylobacter-DNA untersucht. Hierbei fand sich in 58,9% der Proben von Puten und 96,3% der Proben von Hühnern Campylobacter-DNA. Dies entspricht auch den in der Literatur genannten Werten.
Es fiel auf, dass die Isolierungsergebnisse schlechter waren, je wärmer die Außentemperaturen waren. Es wurden also im Anschluss Aufbewahrungsversuche durchgeführt, um den üblichen Postversand der zur Salmonellendiagnostik eingesandten Proben zu simulieren. Hierzu wurden im ersten Versuch natürlich kontaminierte Sockentupfer zwei verschiedener Sockentupfertypen nach 30 Minuten, einem Tag, zwei Tagen, drei Tagen, vier Tagen und fünf Tagen bei unterschiedlichen Lagerungstemperaturen untersucht. Diese wurden zusätzlich nach der Probennahme und vor der Untersuchung gewogen, um die hängen gebliebene Kotmenge und den Gewichtsverlust während der Lagerung zu bestimmen. Der Gewichtsverlust wurde mit dem Verlust an Flüssigkeit gleich gesetzt. Der Gewichtsverlust war erwartungsgemäß höher bei höheren Außentemperaturen. Es wurde ein zweiter standardisierter Versuch unternommen. In diesem wurde Kot eines negativen Legehennenbestandes mit einer definierten Menge an Campylobacter-Kolonien beimpft und auf den Sockentupfern verteilt. Sie wurden erneut gelagert und wie im ersten Versuch untersucht.
Es zeigte sich, dass der Versand per Post sehr ungünstig für die Isolierung von Campylobacter spp. ist, da gerade bei höheren Temperaturen der oxidative Stress für die empfindlichen Keime zu hoch ist. Es empfiehlt sich also ein gekühlter Transport ins Labor. Wenn die Kühlkette aufrecht erhalten werden kann, kann dieser Transport auch länger als 24 h dauern, ohne die Isolierungsergebnisse stark zu beeinträchtigen.
Insgesamt ist die Isolierung von Campylobacter spp. aus den eingesandten Proben für die Routinediagnostik nicht geeignet. Die Multiplex qPCR könnte wegen der Schnelligkeit der Methode und der sehr geringen Nachweisrate von Campylobacter-DNA eine sinnvolle Alternative sein.
Des weiteren wurde in der vorliegenden Arbeit eine diskrimative Untersuchung von 54 C. jejuni-Isolaten mittels Sequenzierung der Short Variable Region des Flagellin A-Genes (flaA-SVR) durchgeführt. Hierbei zeigte sich zum einen sowohl eine wirtsspezifische als auch geographische Nähe. Ein zeitlicher Zusammenhang zwischen den Isolaten bestand nicht.