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E-Book, Deutsch, 410 Seiten, eBook

Schneider Entwicklungen der Psychiatrie

Symposium anlässlich des 60. Geburtstages von Henning Sass

E-Book, Deutsch, 410 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-540-30100-4
Verlag: Springer
Format: PDF
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Psychiatrie, Psychopathologie, Psychotherapie und Psychosomatik: Wie sind die Entwicklungen des Faches? Anlässlich des 60. Geburtstages des Psychiaters Henning Saß haben Experten die Zukunft dieser Themen diskutiert. Frühere und jetzige Wegbegleiter, Schüler und Mitstreiter aus DGPPN, AEP und anderen Institutionen haben sich hier zusammengefunden. Das Spannungsfeld der Beiträge dieses Buches reicht entsprechend den Interessen von Henning Saß von der Stellung des Faches in der Gesellschaft und im Konzert der universitären Wissenschaften, über die Grundlagenwissenschaften bis zur Versorgungspolitik und der forensischen Psychiatrie. Diese Beiträge zeigen nicht nur die besondere Bedeutung von Henning Saß für das Fachgebiet auf, sondern präsentieren die Psychiatrie und Psychotherapie als spannendste medizinische Disziplin.
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Entwicklungen.- Entwicklungen.- Psychiatrie und Gesellschaft.- Psychiatrie: Anfänge als Perspektive.- Die Psychiatrie auf dem Weg zu einem neuen Selbstverständnis.- Psychiatrie als Neurowissenschaften: Neue Perspektiven und Chancen.- Ist die Psychiatrie eine aussterbende Disziplin?.- Die Identität der Psychiatrie aus internationaler Perspektive.- Die Zukunft der Psychiatrie: Eine amerikanische Perspektive.- Nachwuchs als Zukunftsproblem der Psychiatrie.- Seelenheilkunde und Neurowissenschaften.- Psychiatrische Versorgung.- Wohin geht die Psychopharmakologie?.- Ökonomische Determinanten ärztlichen Handelns.- Kann Wissenschaft Gesundheitspolitik beeinflussen?.- Das „Outsourcing“ von drei Universitätskliniken — Zentrum für integrative Psychiatrie (ZIP) gGmbH.- Die Rolle der stationären „psychosomatischen Rehabilitation“ in der Versorgung psychisch Kranker.- Perspektiven der Konsiliar- und Liaisonpsychiatrie.- Als Psychiater von West nach Ost.- Methoden in der Psychiatrie.- Warum noch Psychopathologie?.- Auf dem Wege zu einer präventiven Psychiatrie.- Brücken zwischen Neurobiologie und Anthropologie.- Neurolyrik.- Die subjektive Befindlichkeit als Erfolgskriterium antipsychotischer Therapie.- Das Publizieren in der Psychiatrie.- Vorbilder in der Psychiatrie.- Psychische Störungen.- Temperament und Persönlichkeit.- Therapie und Prävention von Persönlichkeitsstörungen im Kindes- und Jugendalter.- Sucht und Psychiatrie: Eine verspätete Teildisziplin holt auf.- Helfen mit illegalen Drogen?.- Komorbidität Psychose und Sucht — was tun?.- Veränderungen am tradierten Konzept der Zwangsstörungen.- Zum Interesse des Psychiaters am „gesunden“ und „gestörten“ Schlaf.- Psychiatrie im Konzert der universitären Wissenschaften.- Psychiatrie — die am wenigsten respektierte Disziplin in der Medizin?.- Psychiatrie in den Fakultäten — Betrachtungen anhand der Heidelberger Psychiatriegeschichte.- Ein Psychiater im Rektorat (als Vizepräsident)?.- Kunst und Krankheit.- Forensische Aspekte.- Gehirn und Verbrechen: Neurobiologie von Gewalttaten.- Entwicklungstendenzen der Forensischen Psychiatrie — von der Phrenologie zur klinischen Kriminologie.- Methodenprobleme der forensisch-psychiatrischen Prognosebeurteilung.- Kriterienkataloge: Ein Beitrag zur Qualitäts sicherung in der Forensischen Psychiatrie.- Persönlichkeitsgestörte Straftäter in den Maßregelvollzug?.- Biographie, Persönlichkeit und Verantwortung.- Temperament und Persönlichkeit.


21 Die subjektive Befindlichkeit als Erfolgskriterium antipsychotischer Therapie (S. 191-192)

Dieter Naber
Eng verknüpft mit der Entwicklung der atypischen Antipsychotika, wurden innerhalb der letzten 10 bis 15 Jahre die Erfolgskriterien einer antipsychotischen Therapie sehr viel ehrgeiziger und umfassender. Neben einer stärkeren Berücksichtigung der Negativsymptomatik und der kognitiven Störungen ist insbesondere die überfällige Berücksichtigung der Patientenperspektive eine wesentliche Erweiterung.

Die Sicht der Betroffenen, ihre Lebensqualität oder ihre subjektive Befindlichkeit, wurden bis in die neunziger Jahre nur selten erhoben (Naber 2005). Angesichts der weiten Verbreitung antipsychotischer Therapie ist es überraschend, dass die Patientenperspektive so wenig wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten hat, insbesondere in einem Fach, das ansonsten die Äußerungen der Patienten sehr ernst nimmt, weil u.a. die Diagnose zumindest in großen Teilen darauf beruht. Während die Angaben von Patienten über akustische Halluzinationen oder Wahnideen nur selten in Frage gestellt werden, sind Klagen über subjektive Nebenwirkungen der neuroleptischen Therapie wie Anhedonie oder Dysphorie für lange Zeit wissenschaftlich nur sporadisch untersucht worden (Hogan et al. 1983, Jaeger et al. 1990, Liddle u. Barnes 1988, van Putten u. May 1978, Selten et al. 1993, Singh u. Smith 1976).

Die Psychiater konzentrierten sich bezüglich der Nebenwirkungen weitgehend auf die motorischen Symptome, subtilere Beschwerden über affektive und kognitive Einbußen mit erheblicher subjektiver Belastung und Bedeutung für die Langzeittherapie wurden oft nicht ernst genommen oder als Negativsymptome fehlinterpretiert (Gerlach u. Larsen 1999, Hellewell 2002, Lewander 1994, Weiden et al. 1989, Windgassen 1992). Die emotionalen Einschränkungen unter Neuroleptika sind seit Beginn dieser Therapie bekannt und wurden überwiegend nur kasuistisch entsprechend ihrer sehr vielfältigen individuellen Ausgestaltung unterschiedlich beschrieben, z.B. als „neuroleptic dysphoria", „pharmacogenic depression", „akinetic depression", „neuroleptic depression", und „neuroleptic-induced anhedonia" (Voruganti u. Awad 2004).

So wurde häufig beim Fehlen deutlicher motorischer Nebenwirkungen irrtümlich angenommen, dass der Patient unter keinen relevanten Nebenwirkungen leidet. Bei erneuter Therapie z.B. nach einem psychotischen Rückfall erfuhr der Psychiater dann oft, dass sich der Patient zumindest in den ersten Monaten nach Absetzen der neuroleptischen Therapie deutlich besser fühlte und in seiner Überzeugung, dass die Medikamente ihm eher schaden als helfen, verstärkt wurde. Wahrscheinlich waren insbesondere drei Gründe für diese wissenschaftliche Zurückhaltung bedeutsam:

1. Viele Psychiater waren (sind?) überzeugt, dass die große Mehrheit der schizophrenen Patienten aufgrund ihrer Krankheit nicht in der Lage ist, den Erfolg einer Therapie konsistent zu beurteilen. Dieses Vorurteil ist mittlerweile widerlegt: Zahlreiche Studien der letzten 10 bis 15 Jahre zeigen, dass die große Mehrheit der schizophrenen Patienten, wenn sie nicht mehr akut psychotisch oder kognitiv erheblich eingeschränkt sind, sehr wohl Selbstbeurteilungsbögen adäquat ausfüllen kann (Hogan u. Awad 1992, Lambert et al. 2003, Naber 1995, Voruganti et al. 1998).

2. In den 70er und 80er Jahren hatten die Psychiater wenig Möglichkeiten, auf die oder andere subjektiven Beschwerden ihrer Patienten hilfreich zu reagieren. Eine Reduktion der neuroleptischen Dosis war oft (manchmal nur vermeintlich) nicht möglich, eine bessere Aufklärung über die Notwendigkeit, Nutzen und Risiken der neuroleptischen Behandlung nicht üblich oder nicht erfolgreich. Der Wechsel von einem hochpotenten typischen Antipsychotikum zu einem anderen ist nach Sicht der Literatur nur bei 5 % der Patienten erfolgreich und der Wechsel von einem hochpotenten zu einem niederpotenten (oder umgekehrt) wurde nur selten durchgeführt.


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