E-Book, Deutsch, 164 Seiten
Schneider Tödliche Machenschaften: Das Medikament der Lüge
2. Auflage 2024
ISBN: 978-3-8187-3693-4
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, 164 Seiten
ISBN: 978-3-8187-3693-4
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Marie Schneider ist eine deutsche Autorin, die ihre Leidenschaft für das Schreiben schon früh entdeckte. Aufgewachsen in einer kleinen Stadt, fand sie in der Natur und im Alltagsleben Inspiration für ihre Geschichten. Bevor sie ihre Karriere als Schriftstellerin begann, arbeitete sie viele Jahre in der Sozialarbeit, wo sie tiefe Einblicke in die menschliche Natur und zwischenmenschliche Beziehungen gewann. Diese Erfahrungen prägen heute ihre Werke, die oft alltägliche Themen mit einem besonderen Blick für die emotionalen Nuancen des Lebens beleuchten. Marie lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Hamburg und liebt es, in ihrer Freizeit ausgedehnte Spaziergänge mit ihrem Hund zu machen.
Autoren/Hrsg.
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Sie kauften das Monopoly und verließen den Laden mit einem Gefühl der kindlichen Freude, das Julia schon lange nicht mehr gespürt hatte. Lukas sah sie mit einem breiten Lächeln an und hob das Spiel triumphierend in die Luft. "Okay, lass uns den nächsten Zug erwischen und irgendwohin fahren – egal wohin, wir steigen einfach aus, spielen Monopoly und genießen den Tag!"
Julia lachte laut, und sie fühlte, wie die Last der letzten Tage ein wenig leichter wurde. Es war dieser Funken der Leichtigkeit, den Lukas in sie hineinbrachte, der ihr half, weiterzumachen. Doch plötzlich spürte sie ein Stechen im Unterleib, ein Schmerz, der sie zusammenzucken ließ. Sie blieb stehen und hielt sich den Bauch.
Lukas drehte sich sofort zu ihr um, seine Augen wurden besorgt. "Julia, was ist los? Alles okay?"
Julia schüttelte den Kopf, spürte, wie ihr Gesicht sich vor Schmerzen verzog. Sie versuchte, tief durchzuatmen, und wusste, dass sie einen Tampon brauchte. Ihre Periode war gekommen, und das mitten im Bahnhof, mitten in der Menschenmenge. Sie sah sich um, und ihr Blick blieb an einem Schild haften, das die Richtung zur Bahnhofs-Toilette wies.
"Ich... ich muss auf die Toilette," sagte sie leise, versuchte die Peinlichkeit ihrer Situation zu überspielen. Lukas schien zu verstehen und nickte sofort, führte sie vorsichtig in die Richtung des Schildes.
Sie erreichten die Bahnhofs-Toilette, und Julia drückte die Tür auf, die mit einem unangenehmen Quietschen nachgab. Die Luft hier drinnen war feucht und muffig, und die schummrige Beleuchtung verstärkte das Gefühl von Unbehagen. Ein Automat an der Wand, auf dem in verblassten Buchstaben "Tampon-Automat" stand, war das Einzige, worauf Julia ihren Fokus richten konnte. Sie kramte hastig in ihrer Tasche nach Münzen, während Lukas draußen vor der Tür wartete, um ihr ein wenig Privatsphäre zu geben.
Der Automat wirkte alt, und Julia betete still, dass er funktionierte. Sie schob eine Münze ein und drückte auf die Taste, hörte das Rasseln und das leise Klacken, als der Tampon in das Fach fiel. Sie holte ihn heraus und verschwand in einer der Kabinen, während die dumpfe Stille der Bahnhofs-Toilette um sie herum drückend wirkte.
Als sie sich hinsetzte und einen Moment inne hielt, spürte sie plötzlich, wie ihr die Tränen kamen. Es war nicht nur die Peinlichkeit dieser Situation, sondern all die Last, die sie in sich trug, die sich in diesem Moment entlud. Sie fühlte sich müde, kraftlos, und für einen Moment fragte sie sich, ob sie all das wirklich durchstehen könnte. Die Vertuschungen, die Kämpfe, die Opfer – und mitten darin sie, mit nichts als ihrer Entschlossenheit und der Unterstützung von Lukas, die sie am Weitermachen hinderte.
Nachdem sie den Tampon gewechselt hatte, blieb sie noch einen Moment in der Kabine sitzen, versuchte, tief durchzuatmen und sich zu sammeln. Sie wusste, dass Lukas draußen auf sie wartete, dass er da war, um ihr beizustehen, doch die Erschöpfung und die Emotionen überwältigten sie.
Schließlich öffnete sie die Tür der Kabine und trat heraus. Lukas stand da, seine Augen voll Sorge, und als er sie sah, trat er sofort zu ihr und zog sie in eine feste Umarmung. "Julia", flüsterte er, seine Stimme voller Mitgefühl. "Es ist okay. Alles ist okay. Du bist nicht allein."
Julia vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, spürte, wie seine Arme sich um sie schlossen, und die Tränen liefen ihr über die Wangen. "Es ist einfach alles so viel, Lukas", sagte sie mit erstickter Stimme. "Ich fühle mich, als ob ich gegen etwas kämpfe, das ich niemals besiegen kann. Und dann... dann passiert so etwas wie das hier, und es bringt mich einfach zum Zusammenbruch."
Lukas hielt sie noch fester, seine Hand strich beruhigend über ihren Rücken. "Du bist so stark, Julia", sagte er leise, und sie spürte die Überzeugung in seinen Worten. "Aber du musst nicht immer stark sein. Du darfst schwach sein, du darfst weinen. Und ich werde immer da sein, um dich aufzufangen. Egal, was passiert."
Julia sah zu ihm auf, ihre Augen waren noch feucht, und sie sah die Ernsthaftigkeit in seinem Blick, die Zuneigung, die sie tief in ihrem Inneren berührte. Sie wusste, dass er es ernst meinte – dass er sie nicht im Stich lassen würde, egal wie schwer die Zeiten wurden. Ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen, und sie nickte langsam.
"Danke, Lukas", flüsterte sie, ihre Stimme war leise und zittrig. "Danke, dass du da bist."
Lukas lächelte, beugte sich vor und küsste sie sanft auf die Stirn. "Immer", sagte er, bevor er sie erneut fest an sich drückte. In diesem Moment fühlte sich die muffige Bahnhofs-Toilette nicht mehr ganz so bedrückend an – es war nur ein weiterer Ort, an dem sie sich der Realität stellten, ein weiterer Moment, den sie gemeinsam durchstanden.
Nachdem sie die Bahnhofs-Toilette verlassen hatten, gingen sie hinaus auf den Bahnsteig und setzten sich auf eine der Bänke, von wo aus sie die Züge vorbeifahren sahen. Lukas legte den Monopoly-Karton auf seinen Schoß und sah sie lächelnd an. „Weißt du, wir müssen nicht unbedingt irgendwohin fahren, um das hier zu spielen“, sagte er und deutete auf das Spiel. „Wir könnten uns einfach hier hinsetzen, auf dem Bahnsteig, und so tun, als wären wir irgendwo anders.“
Julia sah ihn einen Moment lang an, und sie spürte, wie sich ein warmes Gefühl in ihrer Brust ausbreitete. Es war so typisch für Lukas, in jedem Moment das Beste zu sehen, eine Art von Magie in das Alltägliche zu bringen. Sie nickte langsam, ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen. „Okay“, sagte sie leise. „Lass uns hier spielen.“
Sie öffneten den Karton, setzten die Spielfiguren auf das Startfeld, und begannen zu spielen. Die Menschen um sie herum eilten vorbei, die Durchsagen hallten über den Bahnsteig, und die Züge rauschten in die Ferne – doch für Julia und Lukas schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Es war ein Moment der Intimität, ein Moment, in dem sie die Welt um sich herum vergaßen und nur noch einander wahrnahmen.
Jede Runde, jeder Würfelwurf, jede kleine Neckerei zwischen ihnen brachte ein Stück der Leichtigkeit zurück, die Julia so dringend brauchte. Sie wusste, dass das Leben voller Herausforderungen war, dass es Tage gab, an denen alles schiefging – doch in diesem Moment, auf dem Bahnsteig, mit Lukas an ihrer Seite, fühlte sie sich stark genug, um all das zu überstehen.
Egal, was noch kommen würde – sie wusste, dass sie nicht allein war. Und das war genug, um weiterzukämpfen, Schritt für Schritt.
Kapitel 19: Die Wunden der Wahrheit
Am nächsten Morgen fühlte sich Julia etwas besser, als sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen aufwachte. Der gestrige Tag mit Lukas hatte ihr geholfen, für eine Weile ihre Sorgen und Ängste loszulassen. Doch das Gefühl der Unbeschwertheit hielt nicht lange an. Schon als sie ihr Handy einschaltete, sah sie mehrere Nachrichten und verpasste Anrufe von Kerstin, der Krankenschwester. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihrer Brust aus, und sie wusste sofort, dass etwas Schreckliches passiert war.
Als sie schließlich ins Krankenhaus kam, fühlte sie die drückende Atmosphäre bereits in den Gängen. Das Licht schien gedimmt, die Geräusche des Klinikalltags wirkten gedämpft. Kerstin erwartete sie vor ihrem Büro, ihr Gesicht war blass und von Sorge gezeichnet. Julia sah sie an, ihre Kehle war wie zugeschnürt.
"Kerstin, was ist los?" fragte sie leise, ihre Stimme zitterte leicht. Sie hatte eine Ahnung, doch sie wollte es nicht glauben, wollte nicht hören, was die Realität ihr brachte.
Kerstin sah sie einen Moment an, dann nickte sie, als ob sie sich selbst Mut zusprach. "Julia, es ist Frau Huber. Sie... sie hat es nicht geschafft. Heute Nacht sind die Komplikationen schlimmer geworden. Ihre Knochen... sie haben nachgegeben, als ob sie sich aufgelöst hätten. Sie hatte starke Schmerzen, und schließlich..." Kerstins Stimme brach, und sie schloss für einen Moment die Augen, als ob sie den Schmerz aus sich vertreiben wollte.
Julia fühlte, wie ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Die Luft schien aus ihren Lungen zu entweichen, und sie griff nach der Wand hinter sich, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Frau Huber... sie hatte noch Hoffnung gehabt, sie hatte noch geglaubt, dass sie wieder die Kontrolle über ihren Körper gewinnen könnte. Doch stattdessen hatte das verfluchte Medikament ihr die Knochen aufgeweicht und sie in unvorstellbare Qualen gestürzt.
"Ich muss... ich muss zu ihrer Familie", sagte Julia, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Kerstin nickte nur stumm und reichte ihr einen Zettel mit der Telefonnummer der Angehörigen.
Julia stand vor der Tür von Frau Hubers Wohnung, die Hand zögernd auf der Türklinke. Die Wohnung befand sich in einem schlichten Mietshaus, und die Luft im Treppenhaus war kühl. Sie atmete tief ein, versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Wie sollte sie den Angehörigen erklären, dass sie nicht in der Lage gewesen war, Frau Huber zu retten? Dass sie trotz all ihrer Bemühungen gegen ein System gekämpft hatte, das stärker und skrupelloser war, als sie es sich jemals hätte vorstellen können?
Schließlich drückte sie die Klingel. Die Tür öffnete sich, und eine junge Frau, vielleicht Mitte zwanzig, stand vor ihr. Ihre Augen waren rot vom Weinen, und ihre Schultern hingen schlaff herab, als hätte sie jede Hoffnung verloren. Julia wusste, dass sie die Tochter von Frau Huber war.
"Frau Meier?" fragte die junge Frau, ihre Stimme war heiser, und Julia nickte.
"Ja, ich bin Dr. Meier. Ich... ich wollte Ihnen mein Beileid aussprechen. Es tut mir so leid, dass ich nichts tun konnte", sagte sie, und ihre Augen...




