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E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Scholz Kritische Beiträge zur Alternativmedizin

Gesammelte Blogbeiträge 2015-2018

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-7528-5547-0
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Als am 12. Oktober 2015 das Blog "Onkel Michaels kleine Welt - Gedanken aus der Provinz gestartet wurde, hätte niemand gedacht, dass es ein so großer Erfolg werden könnte.
Heute, gut drei Jahre später sind über 200 Artikel erschienen, wobei sich die meisten mit der sogenannten "Alternativmedizin" und ihren Auswüchsen beschäftigen.

Allerdings ist nichts so vergänglich wie ein Beitrag im Internet. Deshalb wurden nun diejenigen Artikel, die sich mit eben dieser "Alternativmedizin" beschäftigen in diesem kleinen Büchlein zusammenzufassen. Damit stehen sie jetzt nicht nur auch Menschen zur Verfügung, die keinen Zugang zum Internet haben, sie sind auch gleichzeitig für die Zukunft archiviert.

Gut, treue Leserinnen und Leser des Blogs werden nichts Neues hierin finden, aber sie können diesen Band als Nachschlagewerk über Aspekte der Homöopathie, der Anthroposophie, von Schüßler-Salzen und Bach-Blüten und vielen anderen Themen benutzen.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Schüßler-Salze und Bach-Blüten
Wilhelm Heinrich Schüßler oder: Wie man sich einen
Doktortitel ergaunert
Erinnert ihr euch noch an Karl-Theodor zu Guttenberg und seine Dissertation? An Silvana Koch-Mehrin? Oder an Anette Schavan, die auch bei ihrer Dissertation gemogelt hat? Sicher tut ihr das. Aber das sind Peanuts, Pillepalle, kleine Fische, wenn man sich statt dessen andere Fälle anschaut. Beispielsweise den des Wilhelm Heinrich Schüßler. Ja, den kennt ihr, das ist der gute Mann, der sich diese Schüßler-Salze ausgedacht hat, an denen hinten und vorne nichts dran ist. Der hatte was sein „Studium“ und seine „Promotion“ angeht, noch ganz andere Tricks auf Lager. Aber mal von vorne. Wo und wie lange Schüßler zur Schule gegangen ist, wissen wir nicht. Auch nicht, ob und welchen Schulabschluss er gemacht hat. Wir wissen nur, dass er als Sekretär gearbeitet hat, wozu ja einige Basiskenntnisse schon notwendig sind. Obwohl Schüßler bis dahin nie ein Abitur abgelegt hatte, begann er plötzlich 1852 an der École de Médicine in Paris Medizin zu studieren. Wobei, das behauptet er jedenfalls. Gehen wir davon aus, dass es stimmt, würde ich schon mal gerne wissen, wie er sich diesen Studienzugang erschlichen hat. Er studierte dann 1853 in Berlin und 1854 in Gießen. Auch bei der Immatrikulation dort hat Schüßler gelogen, indem er ein falsches Alter und einen anderen Geburtsort angab. Auch die Einlassungen zu seinem Vater waren falsch. Was dann kam, war aber wirklich eines Barons Münchhausen würdig. Am 1. März 1855, also nur gut drei Jahre nach Beginn dieses ominösen Studiums, wurde Schüßler zum Dr. med. promoviert. Wie das kam? Ganz einfach – Schüßler log. Er behauptete, dass er in Kürze als Militärarzt einberufen würde und dadurch ließ sich die Prüfungskommission täuschen und gestand ihm zu, dass er nur die Studiengebühren bezahlen und ein Prüfungsgespräch führen musste. Übrigens, Schüßler hat nie irgendwelchen Militärdienst geleistet. Das stand auch nie im Raum. Danach ging Schüßler für ein Semester nach Prag, wo er auch erste Vorlesungen zur Homöopathie hörte. Erst am 18. September 1855 wurden Schüßlers Dubiositäten ein Riegel vorgeschoben. Hier beantragte er die Zulassung zum medizinischen Staatsexamen im Herzogtum Oldenburg nach. Begründet wurde des mit dem fehlenden Abitur und dem zu kurzen Studium. Die herzoglicholdenburgische Verordnung vom 30. April 1831 legte nämlich das sogenannte Quadriennium academicum (also vier Jahre) als Mindeststudienzeit fest. Natürlich bettelte Schüßler darum, eine Ausnahmegenehmigung zu bekommen, aber wenigstens das herzogliche Ministerium ließ sich nicht an der Nase herumführen und schmetterte diese Eingaben ab. Genauso wie die Bitte, das Abitur in Prag nachholen zu dürfen. Hier machte die Behörde ein einziges Zugeständnis. Schüßler durfte das Abitur nachholen, aber nur an einem Gymnasium des Herzogtums Oldenburg. Aber auch hier hatte Schüßler wieder Sonderwünsche, so schrieb er in einer seiner Eingaben: Hoffend, daß EW. Königliche Hoheit geruhen werden, eine Dispensation dem Unterzeichneten zu ertheilen, erlaubt er sich, diejenigen Fächer zu nennen, in denen er weniger streng geprüft zu werden wünscht. Dies sind: Mathematik, Geschichte, Griechisch und Geographie. Vorzugsweise ist es aber die Mathematik, worin er am ungernsten geprüft werden möchte. Eine vollständige Dispensation von diesem Fach wäre ihm am willkommensten. (1) Nachdem er das Abitur dann schlussendlich doch bestanden hatte, trat er im Juli/August 1857 zum Staatsexamen an. Dies bestand Schüßler mit mittelmäßigen Ergebnissen und sollte eigentlich durchfallen. Als nämlich der Erfinder der Biochemie, Dr. W. H. Schüßler, im Jahre 1857 im Examen vor dem Collegium medicum wegen mangelhafter bzw. ungenügender Kenntnisse durchfallen sollte, wurde ihm trotzdem die Approbation erteilt, wenn er sich verpflichten wolle, Homöopathie zu treiben. Offenbar glaubten die Examinatoren, ein Arzt, dessen Wissen und Können nur gering sei, könne (…) am wenigsten schaden. Das war freilich ein großer Irrtum (…) denn, wenn Dr. Schüßler auch ein dummer Mediziner war, ein kluger Geschäftsmann war er auf alle Fälle. (2) Auch die städtische Konzession, um eine Praxis in Oldenburg eröffnen zu dürfen, erhielt Schüßler nur mit der Auflage, ausschließlich als Homöopath tätig zu sein. Ihr seht, die medizinische Ausbildung Schüßlers ist dann doch äußerst dubios und birgt größere Lücken. Wenn ihr euch den gesamten Lebenslauf Schüßlers anschauen wollt, dann könnt ihr das in der Homöopedia tun. Literatur (1) Lindemann, Günther: Dr. med. Wilhlem Heinrich Schüßler: Sein Leben und Werk. Oldenburg, 1992. (2) Roth, Max: Die Biochemie. In: Aufsätze zur Medizingeschichte der Stadt Oldenburg. Oldenburg, 1999, S. 390-396. Wilhelm Heinrich Schüßler – Der große Zauberer
Als Wilhelm Heinrich Schüßler seine „Abgekürzte Theorie“, die später als „Biochemie“ umfirmierte, vorstellte passierte zweierlei: Die ernstzunehmende, also wissenschaftliche, Medizin ignorierte ihn und Von Seiten der Homöopathie musste er herbe Kritik einstecken. Auf diese Kritik reagierte Schüßler genauso cholerisch, wie ein handelsüblicher Fensterrenter auf einen Falschparker genau vor seiner Nase. Gerne bediente er sich dabei auch Spottgedichte, in denen er seine Kritiker durch den Kakao zieht. Hätte er mal sein dichterisches Talent lieber auf seine „Biochemie“ angewandt, denn hier gibt es zahlreiche Ungereimtheiten. (1) Das wirkliche Problem hierbei ist aber nicht, dass es in seiner Theorie Löcher gibt, durch die man sämtliche Kuhherden des Oldenburger Landes treiben könnte, sondern dass er sich noch nicht einmal die Mühe macht, diese zu schließen. Nein, Schüßler zaubert einfach irgendwas aus der Luft und wenn es gar nicht anders geht, dann bemüht er einfach eine diffuse, mythische „feinstoffliche Energie“, die alles gut macht. Der altbewährte alternativedizinische Deus ex machina, wenn nichts anderes mehr geht, wird’s feinstofflich. Aber fangen wir ganz am Anfang an. Bereits die Grundaussage Schüßlers passt nicht. Schüßler behauptet nämlich, dass alle Krankheiten durch einen Mineralstoffmangel in den Zellen hervorgerufen werden. Das ist natürlich Blödsinn. Zwar können Mineralstoffmängel durchaus gesundheitliche Probleme hervorrufen, besonders der Mangel an Magnesium oder Eisen hat unschöne Symptome, aber alle Krankheiten rufen sie nicht hervor. Viren, Bakterien oder Autoimmunerkrankungen werden in dieser Überlegung absolut nicht berücksichtigt. Gut, man kann nun ausführen, dass Schüßler noch nichts von Bakterien oder Viren wusste, dagegenhalten muss man, dass Bakterien schon seit Jahrhunderten bekannt sind und in den 1870er Jahren Robert Koch seine bakteriologischen Forschungen durchführte. Spätestens Schüßlers Nachfolger hätten hier die Unlogik erkennen müssen. Weiterhin geht Schüßler davon aus, dass sich dieser Mineralstoffmangel auf genau und exakt 26 Moleküle beläuft. Nicht 25, nicht 27. EXAKT 26! Wo Schüßler diese Zahl her hat? Aus der Luft gezaubert. In seinen Schriften findet man keinerlei Hinweis auf einen Beleg für diese Behauptung. Und was passiert, wenn mehr als 26 Moleküle auf die Zelle zukommen? Haben die Zellen so kleine Türsteher, die dann sagen „Du kummst hier ned nei!“ Man weiß es nicht, Schüßler sagt nichts dazu. Ein schöner Trick des großen Zauberers. Eine andere Frage ist, wie es überhaupt zu den Mineralstoffmängeln kommen soll. Anscheinend werden die Mineralien aus den Zellen rausgezaubert. Wie sollte es zu Mängeln kommen, wenn doch die Mineralien, Bestandteile unserer täglichen Nahrung sind? Schüßler sagt nichts dazu. Und da kommen wir zu einen anderen interessanten Punkt, zu dem sich Schüßler ausschweigt. Wir nehmen die meisten Mineralstoffe, die Schüßler in seinen Salzen verwurstet (zur Verdünnung kommen wir noch) in tausendfach höherer Konzentration über unsere Nahrung zu uns, als sie in den Salzen vorkommen. Wieso nehmen die Zellen die fehlenden Mineralien nicht einfach hiervon? Wäre doch praktisch oder? Ich weiß es nicht. Schüßler sagt auch nichts dazu. Anzunehmen, Zellen könnten freiwillig lebenswichtige Substanzen verschmähen und durch „Zuruf“ dazu gebracht werden, ihren selbstzerstörerischen Willen aufzugeben, ist genauso absurd wie anzunehmen, Zellen könnten auf „Zuruf“ dazu gebracht werden, lebenswichtige Substanzen...


Scholz, Michael
Michael Scholz beschäftigt sich schon seit vielen Jahren mit der sogenannten "Alternativmedizin" und den verschiedensten Therapien dieses Spektrums.

Seit 2015 betreibt er den Internet-Blog "Onkel Michaels kleine Welt - Gedanken aus der Provinz", auf dem er seine Artikel und Meinungen veröffentlicht. Darüber hinaus engagiert er sich im deutschlandweiten "Informationsnetzwerk Homöopathie".

In der Vergangenheit hat er zahlreiche Bücher zu medizinhistorischen und lokalgeschichtlichen Themen veröffentlicht.


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