Smith | Sommertod | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

Smith Sommertod

Spannungsroman

E-Book, Deutsch, 400 Seiten

ISBN: 978-3-641-24319-7
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Das Blut im Pool ist nur der Anfang. Jemand treibt Alex Mason in den Wahnsinn - oder in den Tod ...
Alle sieben Jahre, so erzählen sich die Kinder am Lagerfeuer, verschwindet aus dem Feriencamp ein Junge. Jetzt ist es wieder soweit. Und tatsächlich fehlt von Joey Proctor plötzlich jede Spur. Das ängstliche Kind war von einem Betreuer allein auf einem Floß im See zurückgelassen worden. Seither wird Joey vermisst - und bleibt es. Zwanzig Jahre später ist aus Alex Mason, dem Betreuer von damals, ein millionenschwerer Immobilieninvestor geworden. Von den Ereignissen jenes Sommers hat Alex niemandem erzählt. Aber wie kommt auf einmal Blut ins Wasser seines Pools? Wer filmt nachts seine Familie im Schlaf? Und das ist erst der Anfang des Albtraums. Ist Joey zurückgekommen, um sich zu rächen?

J.P. Smith wurde in New York City geboren, begann seine Karriere als Schriftsteller allerdings in England. Dort lebte er mehrere Jahre mit seiner Familie und veröffentlichte seinen ersten Roman. J.P. Smith arbeitet zudem als Drehbuchautor. Mit »Sommertod« erscheint erstmals eines seiner Werke auf Deutsch.
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6 Joeys Eltern saßen Dave, Nancy und Steve gegenüber im Büro des Eigentümers in der Hütte, in der Dave und Nancy während der Campsaison wohnten, ein Stück weit abseits der Baracken, am Hang unterhalb des Speisesaals. Alan und Diane Proctor waren kurz vor elf angekommen und wurden jetzt über die Suchaktion und deren geplante Fortsetzung informiert. Der Anruf am Morgen hatte sie aus einem tiefen Schlaf gerissen. Sie schliefen nicht mehr in einem gemeinsamen Bett, zumal jetzt nicht, da Joey im Camp war; Diane hatte in den sechs Wochen seiner Abwesenheit bereitwillig im Zimmer ihres Sohnes geschlafen. Sie ging immer noch zu ihrer Therapeutin, und gemeinsam waren sie zu dem Schluss gekommen, dass ihre Ehe nicht mehr zu retten sei. Sie konnte zwar nichts beweisen, aber sie hatte den Verdacht, dass ihr Mann in irgendwelche illegalen Aktivitäten verwickelt war, die die Familie ruinieren und ihn ins Gefängnis bringen konnten. Es gab einen russischen Geschäftsmann, mit dem er manchmal zu tun hatte und der ihn zu unmöglichen Zeiten aus Moskau, London oder sonst woher anrief. Immer wieder diese Anrufe. Immer wieder geschlossene Türen. Aber ihre eigentliche Sorge galt Joey. Wie würde er mit der bevorstehenden Trennung und schließlich mit der Scheidung zurechtkommen? »Bevor Sie losgehen und mit einem Anwalt sprechen, denken Sie an die guten Zeiten, die Sie mit Ihrem Mann hatten«, hatte die Therapeutin ihr geraten. »Warum sollte ich das tun?« »Ich möchte etwas finden, das wenigstens einen kleinen Rest dieser Beziehung retten kann. Um Ihres Sohnes willen. Erst recht, wenn Sie sich scheiden lassen. Denn Joey ist der einzige Mensch, an den Sie beide denken sollten. Und er muss wissen, dass er Eltern hat, die immer noch höflich miteinander umgehen können.« Gute Zeiten hatte es gegeben. Die beste war die um Joeys Geburt gewesen, aber dann war alles schnell schal geworden. Sie hatte an postnatalen Depressionen gelitten, und ihr Mann brachte keine Geduld dafür auf, erst recht, als er wegen der Wirtschaftskrise einen Kunden nach dem anderen verlor. Sie schaute die Therapeutin an. »Nach der Hochzeit waren wir in Europa.« »Flitterwochen?« »Drei Wochen.« »Und das war gut?« »Es war wunderbar. Ich war aus dem Ballettensemble ausgeschieden, meinem Rücken ging es nach dem Unfall allmählich besser, und ich fand, es sei an der Zeit, eine Familie zu gründen.« »Und Ihrem Mann war das recht?« »Er war begeistert. Joey wurde in Paris gezeugt.« Alle glücklichen Augenblicke, an die sie sich erinnern konnte, hatten also mit Joey zu tun. Die Pläne. Die Schwangerschaft. Das Baby. Und jetzt, da er verschwunden war und sie in dieser Hütte saß und sich anhörte, dass niemand wisse, wo er sei, da war es, als sei ihr ganzes Leben nichts mehr wert. Am liebsten wäre sie nach Hause gefahren, hätte das Apartment angezündet, ihr Geschäft zertrümmert und sich selbst großen Schaden angetan. »Alle örtlichen Instanzen sind alarmiert worden«, berichtete Dave Jensen ihnen. »Die Polizeibehörden von Lenox, Lee, Pittsfield und Stockbridge koordinieren ihre Bemühungen. Straßensperren sind auf allen Haupt- und Neben…« »Ein paar davon haben wir auf dem Weg hierher gesehen«, sagte Joeys Vater. Dann fuhr er sich mit beiden Händen durch das schüttere Haar und ließ sie dort, während er zu Boden starrte. »Ich möchte wissen, wie es meinem Sohn ging«, sagte Diane und sah Steve an. »Sie sind sein Betreuer. War er glücklich, wurde er gehänselt? War er besorgt, deprimiert oder …?« Ihr fehlten die Worte, und sie spreizte die Hände. Es musste doch einen Grund geben, weshalb ihr Sohn einfach aus dem Lager davonspazierte. Sie dachte daran, wie nervös er ihr in dem Schnellrestaurant vorgekommen und wie seine Anspannung ansteckend geworden war. Sie hatte beschlossen zu telefonieren, denn die Stimme ihres Gesprächspartners würde ihr Ruhe und Zuversicht geben. Sie hatte sich mit dem Mann aus dem Atelier unter ihr angefreundet, Eli Fuller. Er war ein erfolgreicher Bildhauer, dessen Arbeiten hier und im Ausland im Museum standen. Sie hatten sich ein paarmal in dem Café im Erdgeschoss getroffen, und sie waren miteinander ins Gespräch gekommen. Sie zeigten einander ihre Arbeiten, und er kaufte zwei Stühle von ihr, und eines Tages legte sie die Hand an sein Gesicht und küsste ihn. Er war ihr Anker, dachte sie. Er gab ihr Halt. Als sie an jenem ersten Tag des Camps vor dem Restaurant mit Eli telefonierte, lief ein unheimlicher Typ an ihr vorbei und sagte etwas, sie verstand nicht, was. Aber als er mit seinem Truck vorüberfuhr, grinste er irgendwie anzüglich, als wüsste er genau, mit wem sie in diesem Moment sprach. Genau wie ihr Mann es auch wusste. »Tja, ich schätze, jetzt sind wir quitt«, hatte Alan auf dem Heimweg gesagt, nachdem sie Joey abgeliefert hatten. »Was soll das heißen?« »Was denn, hast du es noch nicht erraten? Glaubst du nicht, ich habe auch eine andere?« »Die hast du sicher.« »Willst du mehr über sie hören?« »Wieso, soll ich dir etwa auch von meinem erzählen, der halb so alt und zehn Mal so erfolgreich ist wie du?« Sie sah, wie ihr Mann die Faust ballte, und rückte ein Stück näher an die Tür. »Wenn du mich anrührst, besorge ich eine Wohnungsverweisung. Dann fliegst du so schnell aus dem Apartment, dass du gar nicht weißt, wie dir geschieht.« »Aus meinem Apartment. Aus meinem Apartment, wenn ich dich daran erinnern darf.« »Dann lass dich doch scheiden.« »Nein«, sagte er und legte die Hand wieder ans Lenkrad. Sie erreichten jetzt New York, und der Tag war fast vorüber. »Warum machst du dir denn noch die Mühe, bei mir zu bleiben?« »Weil du mich bei einer Scheidung aussaugen wirst, bis ich buchstäblich gar nichts mehr habe. Und was du dabei kassierst, wird verdammt viel weniger sein, als du erwartest. Alles, was ich erreicht habe, geht den Bach runter, ist dir das noch nicht aufgefallen? Der Wagen geht als Nächstes; ich habe schon einen Käufer.« »Sachen sind mir egal. Ich habe Joey.« »Das werden wir sehen.« Aber sie wusste, Joey hatte Angst vor seinem Vater, und sie wusste auch, wenn sie noch viel länger bei ihm bleiben sollte, würde es ihr genauso gehen. »Mrs Proctor?« Sie sah Steve an, und der Betreuer fuhr fort: »Ich habe gesagt, die neuen Kids haben es in der ersten Woche meistens schwer … wie in jeder neuen Situation. Aber Joey und ich haben uns ganz gut kennengelernt. Wir haben uns oft unterhalten, und er hat es weit gebracht, seit er hier ist. Er hat sich wirklich großartig herausgemacht. Ich war stolz auf ihn, und das habe ich ihm auch gesagt.« Sie lächelte zurückhaltend und nur mit den Mundwinkeln. »Er ist klein für sein Alter«, sagte sie. »Das kann schwer sein.« »Er liebt die Schule«, sagte Joeys Vater, und das stimmte: Joey ging gern in die Schule, die nur einen Block weit von ihrer Wohnung entfernt war. Er hatte ein paar gute Freunde dort; einer wohnte direkt um die Ecke, und er erzählte immer von seinen Lehrern, als ob er sie jeden Tag vermisste, wenn er nur ein paar Stunden wieder zu Hause war. Angesichts der exorbitanten Schulgebühren würde auch das bald zu Ende sein. Dave wollte wissen, ob Joey oft aus dem Camp nach Hause geschrieben habe. »Na ja, das war schon merkwürdig. Wir dachten, die Kids dürften hier ab und zu nach Hause telefonieren …« »Ich dachte, das steht klar und deutlich in dem Informationspaket, das wir allen Eltern schicken. In manchen Camps ist es erlaubt, aber dieses hier ist eher ein traditionelles, beinahe altmodisches Camp. So viele unserer Camper kommen aus der Großstadt, und der Gedanke war immer, dass sie hier neue und andere Erfahrungen machen sollen.« »Anfangs hat er auch viel geschrieben, aber dann wurde es weniger. In den letzten paar Wochen haben wir gar nichts mehr von ihm gehört.« Es klopfte, und Nancy ging zur Tür, um nachzusehen. Als sie gleich darauf zurückkam, war ein Ortspolizist bei ihr. »Sind Sie die, äh, die Eltern des Jungen?« Joeys Vater nickte und stand auf, als mache er sich auf die schrecklichste Nachricht der Welt gefasst. »Ich wollte nur sagen, dass wir unsere Aufgabe im Moment so umfassend wie möglich erledigen. Das hat für uns Priorität, und so wird es bleiben, bis wir Ihren Sohn wohlbehalten und unversehrt gefunden haben.« Der Polizist trat von einem Fuß auf den anderen. »Der Hubschrauber der State Police hat noch mehrere Quadratmeilen abzusuchen, und unsere Teams nehmen sich das Camp selbst vor sowie die benachbarten Waldstücke und die Umgebung. Zum Glück war es nachts warm, und wenn er sich nur verirrt hat, fehlt ihm wahrscheinlich nichts.« Er wandte sich an Dave. »Sie sagen, er wurde gestern Nachmittag gegen vier zuletzt gesehen?« Dave nickte. »Ungefähr, ja.« »Hat er schon einmal versucht, von zu Hause wegzulaufen?« »Wo gibt es denn so was noch?«, fragte Joeys Vater. »Sie würden sich wundern«, sagte der Polizist. Er hatte das alles schon gesehen: Der Junge läuft davon, und es ist, als hätte man einen Koffer voller Schlangen geöffnet. Die ganze Wahrheit ringelt sich heraus … die Misshandlungen, die Schreie, die Bestrafungen, die Prügel. Mit kaltem Blick schaute er Joeys Vater an und wiederholte seine Frage, ob der Junge schon einmal weggelaufen sei. Joeys Mutter sagte, das sei noch nie vorgekommen, aber der Polizist schaute immer nur ihren Mann an, als sehe er seine wahre Natur. Die Tür der Hütte öffnete sich, und alle drehten sich um. Eine halbe Sekunde lang glaubte Diane, es sei Joey, der da gerade hereingekommen war. Der...


Smith, J.P.
J.P. Smith wurde in New York City geboren, begann seine Karriere als Schriftsteller allerdings in England. Dort lebte er mehrere Jahre mit seiner Familie und veröffentlichte seinen ersten Roman. J.P. Smith arbeitet zudem als Drehbuchautor. Mit »Sommertod« erscheint erstmals eines seiner Werke auf Deutsch.


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