Buch, Deutsch, 180 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 220 mm
Buch, Deutsch, 180 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 220 mm
ISBN: 255-532015040-2
Verlag: Diplomica Verlag
Immer wieder kommt es dabei vor, dass Sportler/innen unter dem sogenannten Blackout-Phänomen leiden. Das heißt sie können mehr oder weniger plötzlich die Sprünge, die sie bereits über einen langen Zeitraum beherrschten, nicht mehr ausführen. Dann springen sie entweder gar nicht erst ab, brechen die Bewegung plötzlich ab oder turnen einen anderen, ähnlichen Sprung. Es ist eine hohe Dunkelziffer an vielversprechenden Karrieren zu vermuten, die durch dieses Phänomen unterbochen oder beendet worden sind.
Dieses Buch untersucht die Ursachen und versucht Lösungsansätze zu bieten, indem die Aussagen von Weltklasse-Athlet/innen und -Trainern ausgewertet und mit verschiedenen Ansätzen der Bewegungslehre in Verbindung gebracht werden.
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Textprobe:
Kapitel 1.2.3.2 Gestalt und Form:
Im Gegensatz zur Gestalt ist die Form starr, unflexibel und zumeist äußerlich festgelegt. Besonders bei Störungen geformter Gebilde offenbaren sich die Unterschiede zwischen den Komponenten Form und Gestalt der Bewegung.
Um diese Unterschiede zu veranschaulichen, gehe ich vorerst noch einmal von der Bewegung weg und benutze als Beispiele eine Blechkugel (Form) und einen freischwebenden Wassertropfen (Gestalt) (vgl. METZGER 1962, 45ff.). Findet nun bei der starren Form eine störende Einwirkung von außen statt, „so ist diese Störung unabänderlich“ (a.a.O., 45). Die Beule in der Blechkugel wird sich nicht selbstständig wieder `ausbeulen´, sondern muß durch Eingriffe von außen wiederhergestellt werden. Im Gegensatz dazu kehrt ein Wassertropfen nachdem er `eingedellt´ wurde, sofort und selbständig wieder in die `Kugelform´ zurück. Er ist als Gestalt von inneren Kräften getragen und geheilt worden. Allerdings war bei ihm von der Störung nicht nur die Stelle der `Eindellung´ betroffen, sondern er verformte sich insgesamt, wodurch sich die Störung also auf alle Teile der Gestalt ausbreitete. Dem steht die Störung der Blechkugel entgegen, die auf die Stelle der Beule beschränkt bleibt.
Beeinträchtigungen von Gestalten wirken sich also erstens auf die gesamte Gestalt aus, und sind zweitens „nicht - wenigstens nicht unter allen Umständen - unabänderlich“ (a.a.O., 46). Unter gewissen Umständen heilt auch die Störung der Gestalt nicht selbständig. Dies ist z. B. der Fall, wenn die Störung von solchem Ausmaß ist, daß das Wesen der Gestalt zerstört ist, bzw., „wenn die Störung ein Ungleichgewicht der inneren Kräfte hervorruft“ (a.a.O., 47), und dadurch ihre Teile - und vor allem die dominanten - sich nicht mehr in die Gesamtordnung einfügen können.
Um Mißverständnisse zu vermeiden, möchte ich noch einmal verdeutlichen, daß Gestalten nicht unabhängig sind von ihrer Umgebung. „An der Art, wie [.] Gestalten sich ausbilden, sind vielfach auch feste Gegebenheiten beteiligt. Sie legen aber immer nur bestimmte Stellen des Ganzen fest und geben dieses im übrigen frei“ (a.a.O., 48). Beim Wassertropfen ist es die äußere Kraft `Luftwiderstand´, die die inneren Kräfte zur Bildung einer angemessenen Form und Struktur hervorrufen. Auch an der Formung der Gestalt sind also äußere Kräft beteiligt. Die Frage ist nun, „wieviel Freiheit ausreicht, um einem Ganzen den Charakter einer Gestalt zu verleihen“ (a.a.O., 48f.). Hierzu sagt METZGER weiter, daß es reicht, „wenn nur an einer einzigen passenden Stelle ein freier Kräfteaustausch stattfinden kann“ (a.a.O., 49), der zur Selbstregulation beiträgt. So wird auch deutlich, daß ein Geschehen nicht nur Gestalt oder nur Form sein muß. Es kann bezogen auf manche Merkmale mehr gestaltartig und auf andere eher formenhaft/ festgelegt sein. „Zwischen Formen und Gestalten in dem hier festgelegten Sinn besteht [also] kein Ausschließungsverhältnis [.]: Man kann nicht behaupten, ein Gebilde oder ein Vorgang sei entweder das eine oder das andere“ (ebd.).
1.2.3.3 Bewegungsgestalt und Bewegungsform:
Zurück zur Bewegung. Ich habe bereits darauf hingewiesen, daß auch die Bewegung als Form und als Gestalt gedacht werden kann.
Besonders THOLEY bestätigt die These von der Bewegung als „dynamische Gestalt“ (BUYTENDIJK). Er spricht den Bewegungen das „dynamische Prinzip“ zu, in dem es darum geht, „daß in allen Systemen, in denen ein freies Kräftespiel möglich ist, Tendenzen zur Entstehung, Aufrechterhaltung und Wiederherstellung ausgezeichneter Ordnungen bestehen“ (THOLEY 1984, 25). Diese Tendenzen werden in der Gestalttheorie als `Tendenz zur Prägnanz´ oder zur guten Gestalt bezeichnet. Wie sind aber diese Prägnanztendenzen im Menschen zu erklären? CHRISTIAN spricht in diesem Zusammenhang vom „Wertbewußtsein im Tun“ und möchte damit „ausdrücken, daß die Wertkomponente der Zustimmung oder der Ablehnung schon gegeben ist, selbst wenn gegenständliche Inhalte noch nicht deutl