Stadler | Monodrama - Szenisch-systemisches Arbeiten im Einzelsetting  (Leben Lernen, Bd. 319) | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Reihe: Leben Lernen

Stadler Monodrama - Szenisch-systemisches Arbeiten im Einzelsetting (Leben Lernen, Bd. 319)

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Reihe: Leben Lernen

ISBN: 978-3-608-12054-7
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Reden allein reicht nicht

- Innovative Herangehensweise
- In jede Richtlinientherapie integrierbar

Bereits Jakob Moreno, ein berühmter Seelenarzt und Zeitgenosse Sigmund Freuds, bemerkte, dass nicht die verbale Psychotherapie allein Besserung bei psychischen Problemen bewirken kann, sondern dass erlebensorientiertes 'Handeln' dazukommen sollte. Mit dem 'Psychodrama' entwickelte er ein szenisch-systemisches Vorgehen, das er in der Gruppen- und Einzeltherapie erfolgreich anwandte. Das 'Monodrama', wie es Christian Stadler in vorliegendem Band vorstellt, ist die Adaption von Morenos Psychodrama für das szenisch-systemische Arbeiten im Einzelsetting. Hier werden spezifische Techniken und Interventionen, basierend auf den jeweiligen theoretischen Grundannahmen, vermittelt und durch Beispiele anschaulich konkretisiert. Abbildungen erleichtern die Anwendung in Psychotherapie und Beratung, wobei die Interventionen in alle gängigen Therapieformen integriert und auch in der Supervision genutzt werden können.

Dieses Buch richtet sich an:
- PsychotherapeutInnen aller Schulen
- Psychologische BeraterInnen
- Coaches
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Kapitel 4 Zehn zentrale Monodrama-Techniken
4.1 Szenenaufbau – Verstehen, was ist
Aufbauphase
Die erste und grundlegendste Psychodramatechnik ist der so genannte Szenenaufbau. Im Szenenaufbau wird auf einer äußeren, vorab definierten, Bühne die Situation eines oder einer Protagonist*in dargestellt. Beispiel: Boris erzählt dem Therapeuten: »Gestern hatte ich wieder einen massiven Streit mit Yvonne, meiner Freundin. Wir stehen am Herd und kochen, da ist die Situation plötzlich total eskaliert, Yvonne hat mich wieder so vorwurfsvoll angesehen, dann das Weinglas, dann wieder mich, und dann ging es los. Wir haben uns angeschrien. Es ging natürlich mal wieder um meinen Alkoholkonsum, dabei habe ich doch nur dieses eine Glas Wein beim Kochen getrunken. Mitten in den Streit hinein ist Benni, unser Sohn, in die Küche gekommen und hat angefangen, laut loszuheulen. Das nervt mich halt so, dass Yvonne es immer zu solchen Szenen kommen lässt. Der Abend ist dann für mich gelaufen, ich wollte dann nur weg.« Auf der Tischbühne wird die Szene, die der Patient geschildert hat, mit Klötzen und Holzkegeln aufgebaut. Zur Szene gehört die Küche, die mit einem Blatt angedeutet wird, der Herd (liegender Holzklotz), das Weinglas (kleiner Kegel im Vordergrund) und das Paar (zwei Holzfiguren) sowie das Kind (Playmobilfigur) (siehe Abb. 3). Abbildung 3: Szenenaufbau Zum monodramatischen Szenenaufbau gehören mindestens der örtliche Rahmen und die beteiligten Gegenstände und Personen einer Situation. Auch die Zeit (Tag, Uhrzeit) wird abgefragt, in der Regel aber nicht durch Objekte repräsentiert. Durch den Szenenaufbau macht sich der oder die Protagonist*in Gedanken, was alles zu einem bestimmten Moment für ihn von Bedeutung war, und was beim Aufbau an welche Stelle gehört. Das heißt, dass durch das äußere Handeln auf der Bühne ein inneres Sortieren und damit eine Orientierungsreaktion stattfindet. Die Situation, die in einem Menschen als Erinnerung mit den entsprechenden Gefühlen und Gedanken abgespeichert ist, wird aus dem Status des inneren Bildes in die dreidimensionale Welt gebracht, und damit sowohl im Innen als auch im Außen belebt. Zusätzlich werden die Sachverhalte handhabbar. Der oder die Protagonist*in nimmt dazu das, was im Inneren der Person stattfindet, und klappt es wie in einem Bauchladen nach außen: Inner world outside, die erinnerte Szene wird zur aufgebauten Szene. Dazu gehören mindestens die o. g. Dinge, also die Selbstrepräsentanzen (im Beispiel: Boris) und die belebten wie unbelebten Objektrepräsentanzen (Yvonne, Benni, der Herd, das Weinglas). Es kann aber durchaus auch mehr sein, was auf der Bühne in einem Szenenaufbau dargestellt wird: körperliche Zustände (Bennis Heulen), Gefühle der verschiedenen Personen (Yvonnes vorwurfsvoller Blick; Boris’ Genervtheit; Bennis Verzweiflung), Gedanken (Boris: »Es ist nur ein Glas beim Kochen«) und Impulse (Boris: »Ich will weg«). Der Szenenaufbau hilft der Protagonist*in, besser an diese inneren Zustände zu gelangen und sich zu überlegen und zu spüren, wo und wie mächtig diese Gefühle, Gedanken etc. jeweils empfunden werden. Je nachdem, wie etwas empfunden wird, bekommt es einen entsprechenden Platz. Wird ein Vorwurf als riesengroß empfunden oder als frontal vor einem oder wird ein Impuls als klein und nicht bemerkbar angesehen? Wo kommen die jeweiligen Repräsentanzen zum Stehen und wie groß sind sie? Der Szenenaufbau findet in einem Als-ob-Modus statt, in einer eigenen Realität, d. h. der oder die Protagonist*in weiß, dass das Aufgestellte jetzt nicht genauso wirklich ist wie die damals erlebte »echte« Szene, dennoch wird das damals Erlebte im Handeln und Aufbauen wieder lebendig. Der Szenenaufbau findet im Hier und Jetzt statt. Ort und Zeit werden von den Protagonist*innen erfragt, damit dies gut gelingen kann. Als Protagonist*in spricht man in der Gegenwart (»Ich stehe in der Küche beim Kochen«), man fühlt und verhält sich wie in die Originalszene zurückversetzt durch die multimodale Aktivierung derselben neuronalen Netze. Explorationsphase
Die aufgestellte Szene wird sodann exploriert, ohne dass eine konkrete Handlung in Gang gesetzt wird. Die Szene wird dabei nicht gedeutet, sondern durch gezieltes Nachfragen der Therapeut*innen vertieft exploriert: Können Sie etwas zu dem Kegel für Ihre Genervtheit sagen? Wie lange gibt es die Genervtheit schon? Gibt es sie auch in anderen Situationen? Warum steht das eigene genervte Gefühl da, wo es steht, oder warum steht es hinter dem eigenen Kegel, sprich der eigenen Person? Was bedeutet es für Sie, dass der Kegel für den vorwurfsvollen Blick zwischen Ihnen und Ihrer Freundin steht? Können Sie etwas zu dem Heulen Ihres Kindes sagen? Es ist möglich, dass in der Explorationsphase von den Protagonist*innen noch Veränderungen an der Szene vorgenommen werden, weil sie plötzlich etwas von sich und der Situation besser verstehen und sich neu sortieren. In der Regel ist die Exploration ein leicht distanziertes und damit entlastetes Arbeiten zwischen Protagonist*in und Therapeut*in, da man sich die Dinge nicht alle merken muss. Alles, was gesagt wird, steht für beide sichtbar auf dem Tisch und muss nicht gedanklich gesichert sein. Es fühlt sich nicht anstrengend an, obwohl innerlich und äußerlich viel passiert. Dies liegt auch an der Außenperspektive auf das innere Geschehen. Krüger (2015) nennt dieses Arbeiten daher auch metaperspektivisches Bühnenhandeln. Protagonist*in und Therapeut*in blicken aus einer Außenperspektive auf das Geschehen, so können sie den sichtbaren Prozess gut beschreiben. Szenenaufbau auf der Zimmerbühne
Alternativ zu dem Szenenaufbau auf der Tischbühne kann dieser auch auf der Zimmerbühne gemacht werden. Er wird dadurch größer, lebens- und alltagsnäher, und das Erlebte wird emotional spürbarer, als wenn es »nur« auf dem Tisch steht. So könnten z. B. bei einem genügend großen Raum mit entsprechendem Material Kissen oder Stühle für die Personen genommen werden. Der Szenenaufbau bekommt insgesamt mehr Wucht, und es wird demnach auch wichtiger, die Bühne klar abzugrenzen, d. h. einen Bereich außerhalb des Geschehens zu haben. Sowohl der oder die Therapeut*in als auch der oder die Patient*in bewegen sich jetzt in dem Aufbau; dies ist ein wesentlicher Unterschied zu dem Vorgehen auf der Tischbühne. Es findet eine stärkere Identifikation und evtl. auch emotionale Affizierung statt, sprich die Gegenübertragungsreaktionen5 werden spürbarer. Variante Seelenlandschaft – Orientierung suchen
In der Erweiterung des klassischen Szenenaufbaus kann monodramatisch auch eine Seelenlandschaft aufgebaut werden. Anders als im Szenenaufbau, wo eine reale Szene nachgestellt, der inneren Wirklichkeit der Protagonist*innen entsprechend eingerichtet wird, geht es bei der Seelenlandschaft im wahrsten Sinne des Wortes um alles. Egal, ob es sich um innere Zustände, Gefühle, Gedanken, Träume oder Wünsche handelt, oder ob es sich um Familienmitglieder, Haustiere, Wohnungseinrichtung oder einen Baum im Garten handelt, alles hat seine Berechtigung in der Seelenlandschaft und erhält seinen Platz. Nach der Definition eines Bühnenraumes auf dem Boden oder dem Tisch kann der oder die Protagonist*in alles, was zu ihr bzw. zu ihrer aktuellen Fragestellung gehört, Schritt für Schritt durch Intermediärobjekte darstellen. Dabei kann sowohl erst einmal alles an den Rand gestellt und eines nach dem anderen an einen Platz gebracht oder sofort nach der Wahl des entsprechenden Objektes dieses auf einen Platz gestellt werden. Das Vorgehen bei der Seelenlandschaft ist mentalisierungsfördernd, da sich die Protagonist*innen beim Aufstellen überlegen, was überhaupt dazu gehört zur inneren Welt, und was neben was zum Stehen kommen soll. Soll die Freude direkt neben die Trauer, oder soll sie eher neben den Hund und die...


Stadler, Christian
Christian Stadler, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Psychodrama- und EMDR-Therapeut, Praxis für Psychotherapie, Supervision und Fortbildung in Dachau. Geschäftsführer des Moreno Instituts Edenkoben/Überlingen und Mitherausgeber der Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie.Psychologische Praxis Christian Stadler: >>www.psysta.de

Christian Stadler, Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, Psychodrama- und EMDR-Therapeut, Praxis für Psychotherapie, Supervision und Fortbildung in Dachau. Geschäftsführer des Moreno Instituts Edenkoben/Überlingen und Mitherausgeber der Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie.

Psychologische Praxis Christian Stadler:
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