Buch, Deutsch, 174 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 203 g
Buch, Deutsch, 174 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 203 g
ISBN: 978-3-95935-550-6
Verlag: disserta verlag
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Alte Geschichte & Archäologie Archäologie spezieller Regionen und Zeitalter
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Alte Geschichte & Archäologie Geschichte der klassischen Antike Römische Geschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Alte Geschichte & Archäologie Schlachtfeldarchäologie
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Deutsche Geschichte Deutsche Geschichte: Regional- & Stadtgeschichte
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Textprobe:Kapitel 1.2 Die römische Provinzialisierung des Ostalpenraumes:Als initiales Ereignis für die Unterwerfung der Alpenregionen unter die römische Herrschaft sind aus heutiger Sicht bereits die Eroberungszüge des Gaius Iulius Caesar (100-44 v. Chr.) zu sehen, welche eine signifikante Expansion des Provinzialterritoriums nach Osten und Westen bewirkten. In der Endphase der römischen Republik bestand das wesentliche Ziel der politischen Führung darin, den zwischen nördlichen Provinzen und italischem Mutterland eingeschobenen Keil der Alpen in den Besitz der Römer zu bringen. Dieses Vorhaben scheiterte freilich lange Zeit an der Unwegsamkeit des Gebirges auf der einen Seite und der Widerstandskraft seiner Bevölkerung auf der anderen. Erst in der Regierungszeit des Augustus (27 v. Chr.-14 n. Chr.) konnte es schließlich in die Realität umgesetzt werden. Durch die allmähliche Unterwerfung der Alpenstämme schuf der Kaiser die Voraussetzung zur Okkupation Germaniens aus zwei Richtungen, nämlich der Rheinlinie im Westen und der Donaulinie im Süden. Für die relativ rasche und erfolgreiche Romanisierung der Ostalpen zeichneten die beiden Adoptivsöhne des Augustus und Oberbefehlshaber des römischen Heeres, Drusus und Tiberius, verantwortlich. Bereits im Jahre 15 v. Chr. gelang den beiden Militärstrategen die Unterwerfung der rätischen und vindelikischen Stämme unter die römische Herrschaft. Diesem entscheidenden Ereignis gingen einige kleinere Scharmützel in den Jahren 17 und 16 v. Chr. voraus, darunter auch eine Naumachie (Seeschlacht), welche den antiken Quellen zufolge auf dem Bodensee stattgefunden haben soll. Nach Beendigung des Eroberungszuges befanden sich alle Gebiete südlich der Donau in römischem Besitz, und das einst so stolze regnum Noricum fristete fortan innerhalb der Grenzen des Römischen Reichs sein bescheidenes Dasein. Die neuen Herrschaftsverhältnisse wurden von allen alpinen Stämmen mit Ausnahme der Ambisontes zur Kenntnis genommen. Letztere führten gegen die Römer zunächst noch eine Art Guerillakrieg, konnten jedoch schließlich ebenfalls in die Knie gezwungen werden. So erfolgreich der augusteische Imperialismus noch vor der Zeitenwende angelaufen war, so abrupt und grausam endete dieser schließlich in der Varus-Schlacht im Jahre 9. n. Chr., als die römischen Truppen im Teutoburger Wald von germanischen Kriegern überrannt und vernichtet wurden. Nach der verheerenden Niederlage in der Varus-Schlacht konzentrierte sich Rom vornehmlich auf die Stabilisierung des illyrisch-pannonischen Raumes, wo es sich zuvor mit aufständischen Scharen konfrontiert gesehen hatte, so etwa beim Pannonischen Aufstand der Jahre 6-8 n. Chr. Im Jahre 11 n. Chr. erfolgte sehr zum Missfallen der ansässigen Parteien die Gründung der Provinz Illyricum. Dieses Ereignis spielte auch für das alpine Noricum eine wichtige Rolle, da das ehemalige Königreich unter das militärische Kommando von Illyricum gestellt wurde. Unter Kaiser Claudius (41-56 n. Chr.) wurden Raetia und Noricum zu rechtsgültigen Provinzen proklamiert, welchen jedoch zu Beginn noch keine gebührende militärische Präsenz zugestanden wurde, weil sich die Heeresmacht auf die östlichste Provinz, Illyricum inferius, zusammenballte. Um eine nachhaltige Sicherung des Handelsweges von Aquileia zur Ostsee (Bernsteinstraße) gewähren zu können, wurden große Bereiche des Wiener Beckens sowie die Stammesgebiete der Boii von Noricum abgetrennt und Illyricum inferius zugeschlagen. Kaiser Claudius erhob den Donaulimes zu einer militärischen Kordongrenze und ließ dazu die im Landesinneren stationierten römischen Truppen direkt an den Grenzfluss verlegen und in permanenten Lagern unterbringen. Dieser Schritt besaß nicht nur erhebliche militärische Konsequenzen, sondern hatte auch ein Aufblühen des Wirtschaftslebens im Grenzraum zur Folge. Um die Militärlager herum entstanden nämlich zum Teil ausgedehnte Siedlungen mit entsprechenden Markt- und Handwerksvierteln. Unter dem römischen Kaiser Nero (