E-Book, Deutsch, Band 2, 460 Seiten, Format (B × H): 149 mm x 210 mm, Gewicht: 600 g
Reihe: Hochzeit der Vampire
Ulrich / Kai Münschke Das böse Blut des Radulescus
2. Auflage 2023
ISBN: 978-3-96350-640-6
Verlag: Bundeslurch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Hochzeit der Vampire 2
E-Book, Deutsch, Band 2, 460 Seiten, Format (B × H): 149 mm x 210 mm, Gewicht: 600 g
Reihe: Hochzeit der Vampire
ISBN: 978-3-96350-640-6
Verlag: Bundeslurch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Weitere Infos & Material
Handelnde Personen
Plötzlicher Besuch
Unter Geschwistern
Ein Haus in Plauen
Investitionspläne und ein Horrortrip
Zwei Tage später
Ein Urlaub und endlich mal weg aus Plauen
Geschäfte, Geschäfte
WG mit einem Blutsauger
Das Abendessen
Der Einzug in Bonn
Blutrausch
Busse knutscht man nicht
Noch mehr Vampire in Bonn?
Ein Geständnis
Jagszenen aus Plauen
Die Krone des Tepes
Im Landesbehördenhaus
Ein Gespräch
Von Vampir zu Vampir
Mein Kopf, meine Gedanken, mein Spiel!
Weihnachten in Plauen?
Ein Weihnachtsfest und der Tod
Vor der Beerdigung
Ein Verhör
Eine Überraschung
Währenddessen in Plauen
Keine Silvesterparty
Die Beerdigung
Finstere Pläne
Ein Mordanschlag
Nachwort
Unter Geschwistern
Sophie griff zum Telefon und wählte. Am anderen Ende meldete sich eine fröhliche Stimme, die ihrem Bruder Sebastian gehörte. »Schwesterherz! Wo steckst du? Was machen die Jungs?« »Ich bin in Bonn, Sweetie. Den Rabauken geht es gut.« »Bonn? Was machst du denn da?«, wollte ihr Bruder erstaunt wissen. »Gib mir eine Minute, dann bin ich bei Malte angekommen und kann ranfahren. … So, jetzt geht es besser. Auf dem Konto in Flensburg habe ich schon genug Punkte.« Das war für Sophie eine gute Nachricht, sie wusste, wie wichtig Malte und seine Familie für ihren flippigen kleinen Bruder waren. »Bist du allein? Oder ist …?«, fragte sie vorsichtig. »Ja, ich bin allein im Auto.« »Sebastian, ich muss dir was sagen. Es fällt mir nicht leicht, aber es muss sein.« »Hey, was bist du denn so ernst? Hat Vater dir wieder eine Predigt gehalten und dich zur Umkehr bewegen wollen?«, grinste er und imitierte seinen Vater mit düsterer Stimme. »Ewig wird brennen deine Seele in den finstersten Abgründen der Hölle unter Qualen, so du nicht wandelst auf den Wegen des Herrn. Tue Abbitte und Buße für deine Sünden.« Sie erzählte ihrem Bruder von ihrer Krankheit und dass es keine Aussicht auf Heilung gäbe. Außerdem informierte sie ihn darüber, dass seine beiden Neffen voraussichtlich bei ihrem Vater aufwachsen würden, der von seiner Vaterschaft bisher nichts gewusst hatte. »Sophie, sag, dass das nicht wahr ist! Bitte sag mir, dass das ein ganz schlechter Scherz ist. Dann vergessen wir das Ganze einfach«, bat Sebastian verzweifelt. »Heutzutage kann man doch fast alles heilen. Da gibt es doch Chemotherapien und man kann operieren und Knochenmark spenden und was weiß ich nicht alles. Man muss doch an so einer Sache nicht sterben.« »Sweetie, das ist kein Scherz. Ich habe Krebs, und zwar einen richtig fiesen Krebs, für den es keine Heilung gibt«, sagte sie und fühlte die Verzweiflung in der vibrierenden Stimme ihres kleinen Bruders. »Und wie lange hast du noch? Man sieht doch überhaupt nichts. Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, da warst du doch ganz gesund! Wie kann das denn sein?« »Basti, es ist nicht mehr lange. Noch ein halbes Jahr, vielleicht etwas länger«, zwang sie sich mit beherrschter Stimme zu antworten. »Oh Mann«, flüsterte ihr Bruder traurig und geschockt. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.« »Wenn du kannst, komm her. Ich würde dich gern sehen«, bat sie ihren Bruder mit brüchiger Stimme. Und in Gedanken fügte sie solange es noch geht hinzu. Ihr Bruder schniefte: »Wann soll ich kommen? Sagst du es Mama und Papa? Oder soll ich?« »Nein, ich rufe sie gleich an. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich mich mit den Kindern bei Jan und Elias eingerichtet habe. Wir sehen uns, Sweetie! Ich habe dich lieb«, beendete sie das Gespräch, als sie fühlte, dass ihr die Stimme versagen würde. Ihr kleiner Bruder und ihre beiden Jungs, das war für sie das Wichtigste, was es gab. Sebastian blieb im Auto sitzen und dann öffneten sich die Schleusen, er weinte hemmungslos. Sein Kopf sank aufs Lenkrad. Plötzlich wurde die Tür seines Autos aufgerissen und eine besorgte Stimme fragte, was denn bloß los sei. Sie gehörte seinem besten Freund, der Sebastians Tränen nicht bremsen konnte und nichts aus ihm herausbekam. Malte lief zurück ins Haus und holte seine Eltern. Seine Mutter kam als Erste, dann sein Vater, beide brachten den weinenden Sebastian schließlich dazu, auszusteigen und mit ins Haus zu kommen. Dort beruhigte er sich so weit, dass er von dem Anruf seiner Schwester und ihrer schweren Erkrankung erzählen konnte. »Sophie stirbt an Krebs, an einem ekligen Krebs und sie sagt, dass man nichts mehr machen kann«, flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. »Die Ärzte haben ihr gesagt, dass es überhaupt keine Hoffnung mehr gibt!« Sein Freund und dessen Eltern schwiegen betroffen und versuchten, Sebastian so weit wie möglich zu trösten. Die Schwester des Jungen war einer der wenigen Aktivpunkte in der Familie Harrach und sie wussten, dass Sebastian seine Schwester heiß und innig liebte. Sein Freund nahm ihn in den Arm und ließ ihn weinen, bis er den ersten Kummer überwunden hatte und ihn verlegen anblinzelte. »Tschulligung«, krächzte Sebastian etwas heiser. »Schon ok, Basti, nicht dafür. Es tut mir so leid. Wissen deine Eltern schon Bescheid?«, fragte Malte mitfühlend. Sebastian schüttelte den Kopf. »Sie will es ihnen selbst sagen.« »Wann fährst du zu ihr?« »Wohl ziemlich bald.« Erneut kamen ihm die Tränen und Malte versuchte weiter, seinen besten Freund zu trösten. Währenddessen führte Sophie ein Gespräch mit ihren Eltern, das erheblich unfreundlicher verlief. Ihre Mutter war erschüttert und traurig, aber ihr Vater reagierte sehr kühl. Als er hörte, dass seine Enkel bei dem schwulen Vater und dessen Lebensgefährten aufwachsen würden, explodierte er und brüllte los. »Ich dulde nicht, dass meine Enkel von Perversen aufgezogen werden. Es ist schon schlimm genug, dass sie unehelich sind. Aber sie in die Hände von einem charakterlosen Schwanzlutscher und seinem marokkanischen Stricher zu geben, da wären sie in einem Heim besser untergebracht. Sollen daraus drogenabhängige Kriminelle werden?« Sophie kam fast nicht zu Wort, die Tiraden ihres Familienoberhauptes ließen ihr kaum Luft. Es war nicht die erste Auseinandersetzung, die sie mit ihrem engstirnigen, christlich-fundamentalistisch geprägten Vater führte. Aber dann brachte er etwas, dass es ihr die Sprache verschlug. »Deine Krankheit ist Gottes Strafe für deinen unmoralischen Lebenswandel. Er schickt dir den Krebs als letzte Warnung.« »Letzte Warnung vor was? Dass ich eine Familie habe, die dem religiösen Wahnsinn eines katholischen Fanatikers verfallen ist? Das wusste ich schon, das kann Gott sich sparen.« »Du lästerst Gott!«, schäumte ihr Vater. »Nein, nur gegen sein selbst ernanntes Sprachrohr auf Erden!«, entgegnete sie scharf. »Du kannst mich mal, du verfluchtes Arschloch. Fahr selbst zur Hölle! Ich werde meine Kinder vor dir und deiner verfluchten Kirche schützen und wenn es das Letzte ist, was ich tue. Sie sollen in einem liebevollen Elternhaus aufwachsen und wenn ich sie wildfremden Leuten gebe. Du bekommst sie nicht in die Finger!« Damit legte sie auf und lehnte sich stöhnend zurück. Eigentlich hatte sie nichts anderes erwartet von ihrem bigotten Vater, mit dem sie seit der Affäre mit Jan und der Geburt der beiden Knirpse im Streit lag. Als sie die Kinder zur Welt brachte, hatte der ohnehin nur sporadische Kontakt weitere Einbußen erlitten. Sie hatte genug damit zu tun, die Kinder aufzuziehen und wenn ihre Mutter ihr nicht heimlich Unterstützung hätte zukommen lassen, dann hätte sie es nicht geschafft. Auch Sebastian hatte versucht zu helfen und gelegentlich auf die beiden Jungs aufgepasst. Seine beiden großen Brüder Johannes und Paul waren auf der Linie des Familienoberhauptes, mit dessen Unterstützung sie eine Immobilienagentur betrieben. Ihr Vater hatte die politischen Verbindungen, die Söhne machten die Arbeit. Doch das wurde jetzt bedeutungslos, Sophies Aufmerksamkeit galt nur noch ihren beiden Söhnen. Sie hoffte inständig, dass Jan und Elias sich um die Jungs kümmern würden. In der alten Godesberger Villa wachten Elias und sein plötzlich zum Vater mutierter Mann am nächsten Morgen auf und gingen zum Frühstück in die Küche. »Und? Was werdet ihr heute machen?« Monika und Clemens waren neugierig. Clemens legte den Bonner General-Anzeiger beiseite, in dem er bis eben geblättert hatte. »Wir werden Sophie anrufen, mit ihr reden und dann überlegen, wie wir mit der Situation umgehen. Elias hat eine E-Mail in die Kasbah geschickt und Grandmère um Hilfe gebeten. Ich bin Vater, ich kann es noch immer nicht fassen.« Jan schüttelte lächelnd den Kopf, aber es war zu sehen, dass ihm der Gedanke eher Freude bereitete. »Und den Doktor fragen, vielleicht hat er Vorschläge«, warf der Medizinstudent Elias ein. »Elias, Hubert ist kein Onkologe, er war Hausarzt und Chirurg und sein Partner Dr. Broich ist auch kein Onkologe. Dafür ist die Uniklinik oder das Johanniter-Krankenhaus geeignet.« »Das weiß ich, aber fragen kann man ja. Und wir können nicht Jans Söhne zu uns nehmen und Sophie zum Sterben in eine Klinik abschieben. Sie wird so lange wie möglich bei den Kindern bleiben wollen und da brauchen wir ärztliche Unterstützung, ich meine für den Fall, dass wir keine andere Möglichkeit der Hilfe haben.« »Da hast du recht.« Jan überraschte es, wie schnell Elias die Situation erfasst hatte und an die möglichen Konsequenzen dachte. »Sophie ist mit den Kleinen bei einer Freundin. Sie ist schwer krank, bräuchte vermutlich bald selbst Pflege und muss sich um die Kinder kümmern. Das geht bestimmt nicht lange gut. Sollen wir sie nicht lieber hier einquartieren? Momentan stehen Ninas Räume und der komplette dritte Stock leer. Da könnte Sophie einziehen und für die Kinder ist auch Platz. Zwischen Ninas Schlafzimmer und unseren Räumen, der mittlere Raum, daraus könnten wir ein Kinderzimmer machen. Und in Ninas Zimmer könnte Sophie gepflegt werden, wir werden sicher einen Pflegedienst brauchen. Für den Fall, dass Grandmère keinen Rat weiß.« Jan dämmerte, was da auf sie zukam, und er schluckte, als ihm klar wurde, demnächst vielleicht eine Sterbende im Haus zu haben. Letzte Nacht hatte Jan nur an die beiden Jungs gedacht,...




