Buch, Deutsch, 52 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 99 g
Reihe: Bachelorarbeit
Buch, Deutsch, 52 Seiten, Paperback, Format (B × H): 155 mm x 220 mm, Gewicht: 99 g
Reihe: Bachelorarbeit
ISBN: 978-3-95993-091-8
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Autoren/Hrsg.
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Textprobe:Kapitel 2.2, Diskursive, repräsentierte und konstruierte kulturelle Identitäten:These 1: Kulturelle Identitäten sind diskursiv und somit sowohl repräsentiert als auch konstruiert.Sie bilden sich durch Differenzen. Der Blick auf den Anderen hat den Blick auf sich selbst zur Folge. Durch die Abgrenzung oder die Identifikation mit dem Anderen konstituiert sich die eigene kulturelle Identität. Dies ist ein unabgeschlossener Prozess.Das Kenntlichmachen von Differenzen ist zunächst essentiell für diverse Formen von Bedeutungen über Kultur und Identität. Sowohl in der Linguistik, der Sprachtheorie, der Anthropologie als auch in der Psychoanalyse muss Differenz benannt werden, um Dinge zu klassifizieren und zu identifizieren. Nur mittels der symbolischen Grenzen, die aus der Organisation der Differenzen entsteht, kann das Eigene und das Andere positioniert und somit konstituiert werden (vgl. Hall 2008a: 118 ff.)."Die Kennzeichnung von >Differenz< ist die Basis der symbolischen Ordnung,die wir Kultur nennen." (Hall 2008a: 119)Dabei sind die symbolischen Grenzen jedoch nur scheinbar fest. Im Grunde werden sie bezüglich jeder Bedeutung in jeder Situation von jedem Subjekt neu ausgehandelt.Hall erläutert diese Funktionsweise endloser Konstruktion von kulturellen Identitäten durch Differenz anhand Jacques Derridas Begriffsschöpfung der différance. Differenz wird hier im Französischen bewusst anders geschrieben, um das herkömmliche Verständnis des Begriffes zu stören, das Wort in Bewegung zu setzen und so die mögliche Inspiration zu neuen Bedeutungen widerzuspiegeln. Auf zweiter Ebene hinterfragt Derridas différance weiterhin die Konzeption binärer Oppositionen, die Bedeutungen und Repräsentationen innerhalb symbolischer Ordnungen ihren Halt geben. Derridas Bedeutungen - kultureller Identitäten - sind so nie abgeschlossen, verschieben sich kontinuierlich, fügen hinzu und ergänzen (vgl. Hall 2002d: 33 f.).Hall spricht in einer Vielzahl seiner Werke von Repräsentationsregimen. Damit meint er die Resultate von Diskursen, die selbst Bedeutungen schaffen. Repräsentationsregime entstehen durch symbolische Macht. Sie bezeichnet die Macht, Dinge zu kennzeichnen, zu klassifizieren, zu ritualisieren und zu repräsentieren (vgl. Hall 2008a: 145 f.). Innerhalb solcher Repräsentationsregime werden ebenso kulturelle Identitäten kreiert. Said beschreibt in seiner Studie Orientalism aus dem Jahre 1978 die Ausübung solcher symbolischen Macht, die zu symbolischer Gewalt wurde und erklärt, wie der 'Orient' symbolisch konstruiert wurde (vgl. Said 1978). Dem 'Orient' wurde also durch einen Diskurs, dem Repräsentationen über den 'Orient' innewohnen, eine kulturelle Identität zugeschrieben. Die kulturelle Identität ist diskursiv.Das bedeutet, dass die Konstruktion kultureller Identitäten stets auch eine Frage von Machtverhältnissen darstellt. Die Basis von Repräsentationsregimen bilden die aufgestellten symbolischen Grenzen des Machtvollen für die eigene kulturelle Identität. Spivak erklärt in Other Worlds. Essays in Cultural Politics, dass in diesem Moment Rassismus als epistemische Gewalt des Diskurses über den Anderen funktioniert (vgl. 1987). Hier spiegeln die Stereotypisierungen, die Sexualisierungen, die Rassisierungen, die Ethnozentrierungen und die Diskriminierungen von kulturellen Identitäten, die Repräsentationsregimen innewohnen und leicht als Wahrheiten über kulturelle Identitäten verbreitet und als solche angenommen werden können, große Gefahren wider. Naturalisierungen, Essentialisierungen und Reduktionen bilden hier für Hall die zentralen Effekte, um Differenzen als Stereotype zu verkennen (vgl. Hall 2008a: 143).">Naturalisierung< ist deshalb eine Strategie der Repräsentation, die dazu da ist, >Differenz< festzuschreiben, und sie so für immer zu sichern [sic!]."(Hall 2008a: 130)Auch Bhaba erläutert in seinem Werk the location of culture, dass kulturelle Identitäten keinen wesenhaften Kern haben, sondern durch Differenzen ko