Willms | Versuch einer Antwort | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

Willms Versuch einer Antwort

Vermächtnis eines Vaters
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-347-20817-9
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Vermächtnis eines Vaters

E-Book, Deutsch, 300 Seiten

ISBN: 978-3-347-20817-9
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Leben von Peter Willms zieht sich zeitlich vom Kriegsgeschehen über die Nachkriegszeit (einschließlich »Wiedervereinigung«) bis hin zur Bundesrepublik Deutschland, wie sie unter dem Zeichen »Corona« existiert. Das Buch enthält wenigstens zwei Botschaften: Dass Liebe, zunächst einmal im Sinne von Partnerschaft und Ehe, aber auch darüber hinaus, über einen langen Zeitraum gelingen kann. Und: Dass es sich lohnt, sich für sein Leben einzusetzen. Aus welcher nicht selbst verschuldeten Dunkelheit das geschah und gelang, auch davon zeugt das Buch.

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Olav

besuchte ab 1980 die Hauptschule in Rheine-Mesum und anschließend, bis 1982, die Berufsfachschule für Wirtschaft in Rheine, die er mit der Erlangung der Oberschulreife Mitte 1982 abschloss.

Von 1982 – 1985 erlernte Olav den Beruf des Groß- und Außenhandelskaufmanns. Nach bestandener Abschlussprüfung sollte und wollte Olav für eine begrenzte Zeit im elterlichen Betrieb als Sachbearbeiter im Verkauf arbeiten. Olav, der für den Beruf des Kaufmanns brannte, durchlief sämtliche Abteilungen in unserer Türengroßhandlung: Verkauf, Versand, Angebotswesen, Preiskalkulation, Erstellung von Preislisten und Entwurf von Verkaufsunterlagen, Volontariat in der Finanzbuchhaltung, die Bearbeitung von Reklamationen, den Einkauf und die Rechnungsprüfung.

Schon nach 5 Jahren war Olav Handlungsbevollmächtigter, nach 8-jähriger Firmenzugehörigkeit Einzelprokurist und nach 10 Jahren geschäftsführender Gesellschafter.

In einem Abendstudium, das sich über 2 Jahre zog, erwarb er bei der Industrie- und Handelskammer die Qualifikation zum Handels-Fachwirt mit der Berechtigung, junge Kaufleute auszubilden.

Nach der Auflösung unserer Firma und nach 17-jähriger Tätigkeit für sie war Olav für die Türenfabrik Reinaerdt in Haaksbergen/NL als Verkaufsleiter für die Bundesrepublik Deutschland tätig. Und seit rund 10 Jahren arbeitet Olav sehr erfolgreich als Verkäufer im Außendienst für eine nordwestdeutsche Türenfabrik.

Auch Olavs Werdegang erfüllt mich mit Stolz und Genugtuung; denn auch von ihm konnte bewiesen werden, dass Fortbildung, Fleiß und Stehvermögen einen scheinbar vorgezeichneten schwierigen Weg zum Positiven hin beeinflussen können.

Man mag mir nachsehen, dass Olavs beruflicher Werdegang wie ein Zeugnis oder Lebenslauf anmutet, doch in den nachfolgenden Ausführungen wird sicher deutlich, warum Olavs Qualifikationen und Erfolge so viel wert sind.

Olav im Jahre 2014

Olavs Kindheit:

Olav wurde am 19. Juli 1964 in Düren geboren. Damals wohnten wir in Huchem-Stammeln, wo Hildegard einen Gemischtwarengeschäftsbetrieb führte: Lebensmittel, Textilien, Haushaltswaren, Geschenkartikel, vieles mehr. Also einen »Tante-Emma-Laden«, ein Relikt aus dem zurückliegenden Jahrhundert. Trotz der vielen Arbeit in dem Laden war Hildegard während der Schwangerschaft wohlauf. Sie lebte und arbeitete mit der ihr eigenen Leichtigkeit und Freude, sodass viele Menschen (Kunden) kaum bemerkt hatten, dass Hildegard schwanger war.

Olavs Geburt begann in unserer Wohnung morgens gegen 3: 00 Uhr. Bei Hildegard platzte die Fruchtwasserblase und die Nachgeburt kam zuerst heraus. Es war weder ein Taxi noch ein Krankenwagen zu bekommen. Also fuhr ich Hildegard mit unserem PKW nach Düren ins Krankenhaus, wo wir gottlob vor vielen Wochen schon ein Zimmer für die Geburt bei Dr. Limmer, dem Chefarzt, reservieren ließen.

Bei der Geburt hörte Hildegard trotz Narkose einen der Ärzte sagen: »Das Kind kommt wahrscheinlich tot zur Welt. Und ob wir die Mutter durchkriegen, das ist noch nicht sicher.«

Dass Hildegard das Gespräch in der Narkose mitgehört hatte, war den Ärzten sicherlich nicht bewusst gewesen. So kam es bei Hildegard – als Olav der Mama nach der Geburt in den Arm gelegt wurde – zu einem furchtbaren Weinkrampf, von dem sie sich lange Zeit nicht beruhigen konnte, weil sie doch glauben musste, ihr Kind sei tot.

Olav war ein wunderschönes Kind. Das sagen zwar fast alle Eltern über ihre Kinder, aber es wurde uns von vielen Menschen, Freunden und Geschwistern bestätigt. Olav hatte eine üppige schwarze Haarpracht, ein rosiges Gesicht, wunderschöne Augenbrauen und Wimpern, geschwungene rote Lippen (die mich an meine Mutter erinnerten), und er war wirklich der Liebling der Wöchnerinnenstation.

Einen 'Wermutstropfen' hatten wir bei dem Entlassungsgespräch von Mutter und Kind zu schlucken. Der Arzt sagte nämlich, es sei nicht auszuschließen, dass Olav bei der Geburt Fruchtwasser in der Lunge hatte, und so könne man nicht sicher sein, ob das Gehirn jederzeit mit Sauerstoff versorgt worden war. An diese Aussage haben wir später sehr oft denken müssen.

Olav war ein Sonnenschein. Vom Temperament her war er anders geartet als sein Bruder. Er war ein sehr liebes Kind, das wenig weinte, sehr zufrieden war und immer seine hellwachen, schönen Augen geöffnet hatte, selbst dann, wenn man den Eindruck hatte, er sei eingeschlafen. Alle wollten Olav auf den Arm nehmen, was er sichtlich genoss. Olav lernte ein paar Monate später als Ralf laufen, war weit weniger anstrengend und entwickelte sich sehr gut.

Mit 5 Jahren kam er in den Fine-Frau-Kindergarten in Dortmund-Dorstfeld, wo er kurz vor seinem 6. Lebensjahr von einem Kind infiziert wurde, das an Mumps erkrankt war. Olav erkrankte daraufhin an einer Hirnhautentzündung und kam in Quarantäne und zur Behandlung in die Kinderklinik in Dortmund-Lücklemberg.

Zwei Wochen später erkrankte auch Ralf an Hirnhausentzündung und kam zur Behandlung ebenfalls nach Lücklemberg.

Beide Kinder verblieben 8 Wochen im Krankenhaus. Wir durften sie nur durch eine Glaswandabtrennung sehen. Das gehörte zu den schrecklichsten Erfahrungen, die wir je durchlebten. Und immer wieder die bange Frage, werden unsere Kinder wieder völlig gesund?

Die Mediziner machten im Umgang mit uns einen sehr unsicheren Eindruck, so z. B. durch schwammige Aussagen, was das Ganze nicht gerade besser machte. In dieser schlimmen Zeit schrieb Schwester Adelheid, die Leiterin des Kindergartens, den nachfolgenden Brief an Hildegard:

Liebe Frau Willms!

Ich bin jetzt in Gedanken bei Ihnen und möchte Ihnen ein paar hoffnungsvolle Lichtblicke zusenden: Tapferkeit heißt für Sie nun alles. Verlieren Sie nie den Mut, denn Sie müssen wissen, EINER, unser Herrgott, ist immer, Tag und Nacht, bei Olav. Und ER wird auch Olav zur Genesung verhelfen. Und wir, im Kindergarten, warten sehnlichst auf den lieben, gut erzogenen Olav. Es wird schon alles wieder positiv verlaufen. Ich werde Olav jeden ABEND ins Gebet mit einschließen.

Viele liebe Grüße

Ihre Schwester Adelheid

Nach der Entlassung aus der Klinik wurde uns, Olav betreffend, gesagt, dass die Hirnhautentzündung Narben in seinem Gehirn hinterlassen habe. Was das konkret bedeuten kann, wurde uns vor 50 Jahren nicht erklärt; zugunsten der Ärzte gehe ich heute davon aus, dass die Neurologie zu diesem Zeitpunkt nicht annähernd den heutigen wissenschaftlichen Standard hatte. Dennoch hätte man etwas dazu sagen können.

Ralf hatte nach der Entlassung erhebliche motorische Schwierigkeiten beim Laufen. Er musste wochenlang trainieren um zunächst wieder »normal« gehen zu können. Und noch viel länger dauerte es, bis er wieder zu seinem geliebten Fußballspielen zurückfand.

Olav wurde mit 6 Jahren eingeschult und besuchte ebenso wie Ralf die Fine-Frau-Grundschule in Dortmund-Dorstfeld. Er hatte einen außerordentlich schweren Start dort, denn er schrieb nur links und in Spiegelschrift, konnte kaum abstrahieren, erkannte selbst einfache logische Zusammenhänge nicht, Rechnen, Schreiben und auch mündliche Teilnahme am Unterricht fielen ihm unheimlich schwer, sodass die Klassenlehrerin, Frau Gielen, Hildegard für Olav den Besuch einer Schule für Lernbehinderte empfahl.

Statt dem Rat von Frau Gielen zu folgen, suchten wir einen Schulpsychologen auf. Er kam zu dem Ergebnis, dass Olav in Bezug auf seine Intelligenz und Veranlagung ein »Spätzünder« sei, der im Laufe der Zeit vieles aufholen könne. Wir vereinbarten deshalb mit Frau Gielen, Olav doch in der Klasse der Fine-Frau-Schule zu belassen mit der Maßgabe, dass er am Ende des ersten Schuljahres keine Noten, sondern eine Beurteilung seiner Entwicklung erhielte, mit dem Einverständnis, dass Olav die erste Klasse wiederhole. – Nach einem Jahr sagte Frau Gielen zu Hildegard: »Eins zu null für Sie, Frau Willms – Olav hat sich sehr gut entwickelt und wird in die 2. Klasse versetzt.«

Ja, Olav ist ein Kämpfer mit einem ungewöhnlichen Stehvermögen und einer Ausdauer, die nicht viele Menschen haben. Das geht bei näherer Sicht auch aus seinem beruflichen Werdegang einschließlich Schulabschluss hervor.

Nach dem 4. Schuljahr besuchte Olav die Wilhelm-Busch-Realschule in Dortmund, und zwar bis zu unserem Umzug im Juni 1978 nach Rheine-Mesum.

Einige Male noch hatten wir große Sorgen um Olav. So zum Beispiel 1988, nachdem sich Karin, seine Frau, von ihm getrennt hatte, um sich, wie sie sagte, zu verwirklichen. Danach wurde Olav über viele Jahre hinweg arbeitssüchtig. Er suchte Vergessen in der...



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