E-Book, Deutsch, Band 60, 329 Seiten
Reihe: Münchener Reihe
Eine Analyse aus Sicht eines Schaden-Spezialversicherers
E-Book, Deutsch, Band 60, 329 Seiten
Reihe: Münchener Reihe
ISBN: 978-3-86298-121-2
Verlag: VVW GmbH
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Die Möglichkeit einer frühzeitigen (freiwilligen) Auseinandersetzung mit den quantitativen Aspekten von Solvency II bieten die QIS-Studien. In deren Rahmen wird die sog. Standardformel zur Berechnung der Solvenzkapitalanforderung getestet und weiterentwickelt. Sie soll als extern vorgegebenes Risikomodell insbesondere kleinen und mittleren Versicherern die Umsetzung von Solvency II erleichtern. Vorausgesetzt, die Unternehmen kommen zu dem Urteil, dass die Standardformel ihr individuelles Risikoprofil adäquat zu erfassen vermag.
Zöbisch analysiert aus diesem Grund die Risikoadäquanz der Standardformel sowohl grundsätzlich (systematisch) als auch fallbezogen (empirisch). Aufbauend auf einer detaillierten Beschreibung der Formel und speziell deren QIS4-Version für Schaden-/ Unfallversicherer stehen zunächst die allgemeinen Probleme im Vordergrund. Diese werden anschließend mit Blick auf die risikoadäquate Abbildung der Besonderheiten von Spezialversicherern, bei denen die Eignung der Standardformel besonders kritisch zu hinterfragen ist, vertieft. Die Würdigung der Standardformel stützt sich nicht nur auf mathematisch-methodische und juristisch-formale Argumente, sondern berücksichtigt auch ökonomisch-theoretische und versicherungszweigspezifische Aspekte.
Die empirische Überprüfung der Formel erfolgt am Beispiel der Reiseversicherung bzw. eines Reiseversicherers als innovatives Nischengeschäft. Aufgrund des überwiegend formallogischen Charakters der Argumentation lassen sich die angeführten Kritikpunkte sowie die unterbreiteten Änderungs- und Verbesserungsvorschläge grundsätzlich auch auf andere Arten der Spezialisierung übertragen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Solvency II: Risikoadäquanz von Standardmodellen;1
2;Vorwort des Herausgebers;6
3;Inhaltsverzeichnis;8
4;Abbildungsverzeichnis;12
5;Tabellenverzeichnis;14
6;Abkürzungsverzeichnis;16
7;Symbolverzeichnis;22
8;1 Einleitung;28
9;2 Das Geschäft des Spezialversicherers;40
10;3 Zur Risikosituation im Versicherungsunternehmen;68
11;4 Grundlegende Anmerkungen zurSolvabilitätsregulierung;102
12;5 Das Projekt Solvency II: künftiges Aufsichtssystem;120
13;6 Anforderungen an das Solvency-II-Standardmodell;174
14;7 Der Solvency-II-Standardansatz: Modellbeschreibung und Würdigung;186
15;8 Eignung des Standardansatzes für Spezialversicherer;264
16;9 Schlussbetrachtung;294
17;A Anhang: Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitstheorie;304
18;Literaturverzeichnis;312
19;Stichwortverzeichnis;352
5 Das Projekt Solvency II: künftiges Aufsichtssystem (S. 93-94)
5.1 Ausgangssituation
Die Notwendigkeit einer weiteren, tief greifenden Reform des bestehenden Solvabilitätssystems sowie einer verbesserten integrierten Betrachtung sämtlicher Überwachungs- und Eingri?statbestände im Rahmen der Finanzaufsicht zeigen allein schon die im vorangegangenen Abschnitt genannten methodischen De?zite des derzeit gültigen Solvabilitätssystems. Zu diesen theoretischen Überlegungen kommen die realen Entwicklungen auf dem Versicherungsmarkt hinzu.
Die Rahmenbedingungen für die versicherungsgeschäftliche Tätigkeit haben sich insb. seit der Deregulierung im Jahre 1994 erheblich verändert. Die hiermit verbundene stärkere gestalterische Freiheit der Unternehmen in der Produktund Prämienpolitik haben den Wettbewerb beträchtlich verschärft und zu einem deutlich höheren versicherungstechnischen Risiko geführt.
Konnten hieraus entstandene Verluste zunächst durch Abwicklungsgewinne aus den „regulierten Reserven“ kompensiert werden, so wurden im Laufe der 90er Jahre hohe Kapitalanlageerträge zum Ausgleich der versicherungstechnischen Ergebnisse immer wichtiger. Neue Finanzinstrumente, die die Chance auf höhere Erträge, aber auch höhere Risiken in sich bergen, ebenso wie die Möglichkeit höherer Aktienquoten verführten die Kapitalanlagemanager zu einer veränderten, risikoreicheren Investmentstrategie.
Die immer engere Vernetzung und größere Abhängigkeit von der Technik im Vertriebs-, Betriebs- und Verwaltungsbereich der Versicherungsunternehmen, eine zunehmende Konzentration betriebsnotwendigen Wissens auf wenige Experten, die zu einer ausgeprägten Informationsasymmetrie der Prozessbeteiligten führt, vermehrtes Outsourcing bestimmterWertschöpfungsaktivitäten sowie veränderte politisch-rechtliche Rahmenbedingungen lassen ferner das operationelle Risiko an Bedeutung gewinnen.
Die mit demWandel der strukturellen Bedingungen des Versicherungsgeschäfts einhergehende, nachhaltig veränderte Risikosituation der Versicherungsunternehmen verdeutlicht die Unzulänglichkeit der nicht risikosensitiven europäischen Solvabilitätsregelungen und weist auf einen dringenden Modernisierungsbedarf derselben hin. Auch die in den USA bereits Anfang der 90er Jahre eingeführten Methoden für eine umfassendere und verfeinerte Betrachtung der Risiken von Versicherungsunternehmen signalisieren zumindest Diskussionsbedarf.
Weitere Impulse für eine Überarbeitung der Finanzaufsicht und der in diese eingebetteten Solvabilitätsvorschriften geben vor dem Hintergrund zusammenwachsender internationaler Versicherungs- und Finanzmärkte die unter dem Stichwort „Basel II“ geführten Diskussionen über Modi?kationen der Eigenkapitalvereinbarung im Kreditwesen. Auch die Internationale Vereinigung der Versicherungsaufsichtsbehörden (IAIS) sieht mit Blick auf die Erörterungen im Bereich der Rechnungslegung und angeregt von den Geschehnissen im Bankenbereich ihrerseits die Notwendigkeit einer weltweiten Harmonisierung der Eigenkapitalvorschriften für Versicherungen. Diesbezügliche erste Überlegungen sind in einem im März 2000 verö?entlichten Bericht316 zusammengefasst, dem zahlreiche weitere Arbeiten zu diesem Thema folgten, oftmals unter Mitwirkung der IAA.