Fabian | Anatomie der Angst | Buch | 978-3-608-94796-0 | sack.de

Buch, Deutsch, 349 Seiten, BROSCH, Format (B × H): 123 mm x 203 mm, Gewicht: 390 g

Fabian

Anatomie der Angst

Ängste annehmen und an ihnen wachsen

Buch, Deutsch, 349 Seiten, BROSCH, Format (B × H): 123 mm x 203 mm, Gewicht: 390 g

ISBN: 978-3-608-94796-0
Verlag: Klett-Cotta Verlag


Egon Fabian liefert tiefe Einsichten in das Wesen und die Entstehung von Ängsten. Unser Umgang mit ihnen ist kulturabhängig und individuell verschieden: Jeder von uns hat seine eigene Angstgeschichte und eine dazu passende Bewältigungsstrategie entwickelt.
- Welche Ängste sind normal?
- Welche Bedeutung haben Ur-Ängste?
- Welche Ängste müssen therapiert werden?

Angst ist ein fester Bestandteil des Menschseins. Uns allen ist sie gemeinsam: eine Ur-Angst. Nur durch Rückbesinnung kann es uns gelingen, mit ihr umzugehen und sie als Teil unseres Lebens zu akzeptieren. 'Ängste besiegen', 'Endlich frei von Angst und Panik' - so oder so ähnlich lauten die Heilsversprechungen einer wahren Flut von Ratgebern.
Dabei ist es nicht nur ethisch bedenklich, sondern auch nicht ungefährlich, wenn sogar Fachleute die Angst zum besiegbaren Symptom erklären.

- Ein Leben ohne Angst ist gar nicht möglich.
- Keine Angst zu spüren ist gefährlich.
- Die Quelle aller Ängste ist die Ur-Angst.
- Die Ur-Angst können wir nicht besiegen, doch wir können lernen, mit ihr zu leben.
- Angst hilft, unser Leben zu vertiefen und mit anderen solidarisch zu sein.
- Angst ist fester Bestandteil des Menschseins: Nur wer Ängste spürt, ist empathiefähig.
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Weitere Infos & Material


Vorwort von Raymond Battegay. 13
Einleitung: Angst und der heutige Mensch. 15
I Die Angst
1 Was heißt Angst? Was ist eine Angststörung?. 25
2 Angst - Begleiter des Menschen. 43
3 Wie Philosophen über Angst denken. 53
4 Angst und Religion. 61
5 Angst in der Psychoanalyse. 70
6 Angst in den Psychosen und den Borderline-Störungen. 81
7 Die vielen Gesichter der Angst. Variationen auf ein Thema. 91
Angst und Furcht. Stufen der Konkretisierung. 101
Angstlust, Angst und Spiel. 108
Panik. 111
Durch Verdrängung bestimmte ('neurotische') Angst-Manifestationsformen. 112
Phobien 112 Angst zu versagen 114 Angst, ausgelacht zu werden 114 Verarmungsangst 115 Angst vor Bedeutungslosigkeit 116 Kastrationsangst 118 Angst um die anderen 119
Durch Ausagieren bestimmte ('borderlinehafte') Angst-Manifestationsformen. 121
Trennungsangst 121 Angst vor Zurückweisung 125 Verantwortungsangst 127 Identitätsangst 128 Lebensangst 130 Angst vor dem Neuen und vor Veränderung 131
Durch Abgrenzungsschwierigkeiten charakterisierte ('psychotische') Angst-Manifestationsformen. 134
Kontaktangst/Gruppenangst 134 Auflösungsangst 137 Projektionsformen der Angst. Verfolgungsangst (Paranoia).138
'Normale' Angst. 139
Angst in den Träumen. 141
Angst und Wirtschaft. 142
8 Defizitäre Angst. 144
9 Angst und Körper. 159
10 Gruppendynamische und transgenerationale Aspekte der Angst. 186

II Die Angst vor der Angst
11 Einige Bewältigungs- und Abwehrformen der Angst. 199
Durch scheinbares Ignorieren gekennzeichnete ('neurotische') Abwehr- und Bewältigungsformen. 203
Verdrängung 203 Aktionismus 203 Streben nach Macht 205 Besitzsucht 207 Genusssucht 210 Faszination der Technik 211 Übermäßiges Rivalisieren 212 Gewohnheiten 213
Durch Ausagieren bestimmte ('borderlinehafte') Abwehr- und Bewältigungsformen. 216
Hyperaktivität 216 Umwandlung in Aggression 218 Erotisieren und Sexualisieren 218 Identifikation mit dem Angreifer 220 Sucht 220
Durch Abgrenzungsschwierigkeiten charakterisierte ('psychotische') Abwehr- und Bewältigungsformen. 221
Zwang 221 Konkretismus 225 Dissoziation 226 Depression und Manie 228
Körperliche Abwehr- und Bewältigungsformen. 229
Psychosomatik 229
Die so genannte Normalität. 230
Exkurs: Jüdischer Humor und Angst. 232
12 Professionelle Angst: Die Angst des Wissenschaftlers, des Arztes und des Psychotherapeuten.236
13 Angst und Erziehung.244
14 Angst und Identität.248
15 Die Angst vor der Angst.250
16 Angst und Aggression in der Psychotherapie 253 Angst, Hass und Suizidalität. 267
17 Therapie der Angststörungen.:.270
18 Ausblick: Angst und menschliche Entwicklung. 305
Anmerkungen. 313
Literatur. 330


Einleitung: Angst und der heutige Mensch

Stefan Zweig schrieb in seiner Autobiographie 'Die Welt von Gestern. Erinnerungen eines Europäers' im Jahr 1944 über das Ende des 19. und den Anfang des 20. Jahrhunderts: 'In dem einen kleinen Intervall, seit mir der Bart zu sprossen begann und seit er zu ergrauen beginnt, in diesem einen halben Jahrhundert hat sich mehr ereignet an radikalen Verwandlungen und Veränderungen als sonst in 10 Menschengeschlechtern.' 'Mein Vater, mein Großvater, was haben sie gesehen? Sie lebten jeder ihr Leben in der Einform. Ein einziges Leben von Anfang bis zum Ende, ohne Aufstiege, ohne Stürze, ohne Erschütterung und Gefahr, ein Leben mit kleinen Spannungen, unmerklichen Übergängen; in gleichem Rhythmus, gemächlich und still, trug sie die Welle der Zeit von der Wiege bis zum Grabe. Sie lebten im selben Land, in derselben Stadt und fast immer sogar im selben Haus; was außen in der Welt geschah, ereignete sich eigentlich nur in der Zeitung und pochte nicht an ihrer Zimmertür.' 2 'Alles in unserer fast tausendjährigen österreichischen Monarchie schien auf Dauer gegründet und der Staat selbst der oberste Garant dieser Beständigkeit [.]. Dieses Gefühl der Sicherheit war der erstrebenswerteste Besitz von Millionen, das gemeinsame Lebensideal.'
Und der Begründer der modernen Psychosomatik, Franz Alexander, aus der gleichen Monarchie stammend, charakterisiert die Zeiten, die darauf folgten in seinen Erinnerungen 16 Jahre später mit den Worten: 'Wir leben in einer sich rapide verändernden Welt. Die Geschwindigkeit dieser Verände rung hat seit der Industriellen Revolution vor 150 Jahren ständig zugenommen und hat während der letzten 50 Jahre ein beispielloses Tempo erreicht.' 4 Oft in der Geschichte fanden die Menschen, dass sie mit dem raschen Tempo der Veränderungen nicht mehr Schritt halten konnten, dass es die kurze Spanne ihres Lebens und ihre Wandlungsfähigkeit überforderte.
Es ist dabei von Bedeutung, dass die Veränderungen, die wir seit einigen Jahrzehnten durchmachen, global sind: Kein Gebiet bleibt ausgespart. Der Wandel führt zu Unsicherheit, Desorientierung, Destabilisierung und zu einem Vakuum bezüglich ethischer Normen und Werte, besonders in unserer Jugend. Hinzu kommen die tief greifenden Folgen der Migration von Menschen aus armen Ländern und der weltweiten Globalisierung, die alte Traditionen und Werte verdrängt. Technologisierte Uniformität setzt sich überall dort durch, wo früher lokale kulturelle Bräuche tief verwurzelt waren. Damit verbunden ist der Abbau sozialer Verhaltensnormen und der Zerfall ethischer Werte zugunsten einer Pseudoethik des Wirtschaftlichen und des Hedonismus; ferner die weitere Abschwächung des Einflusses des Glaubens, der früheren sozialen Strukturen, sowie das weitgehende Fehlen von echten Vorbildern. Wie schon bemerkt, stellen die sozialen, technologischen und kulturellen Veränderungen, die während einer Lebensspanne seit Bestehen der Menschheit noch nie so rasant gewesen sind, die Anpassungsfähigkeit des Individuums auf eine harte Probe. Ältere Menschen müssen die neuen Medien und Technologien in raschem Tempo erlernen und mit den aufeinander folgenden Weiterentwicklungen Schritt halten, um in ihrer Arbeit und ihrem Beruf bestehen zu können, oft verdrängt von den Jüngeren, die mit diesen Medien aufgewachsen sind. Bei den Jugendlichen haben die neuen Medien, die Fernsehfilme, Spielautomaten und elektronischen Apparate das Märchenerzählen, oft auch das Lesen und die alten Spiele ersetzt. Die soziale Kommunikation wird formalisiert, Vereinsamung wird durch die elektronischen Massenmedien beschleunigt.
Aufgrund der rapiden Veränderungen, der 'radikalen Enttraditionalisierung der Lebensformen', 5 die die Menschheit noch nicht ausreichend integrieren kann, wird die Frage der Identität des heutigen Menschen zu einem wesentlichen Problem unserer Zeit. Die in immer schnellerem Tempo, quasi exponentiell zunehmende Veränderung um uns hat psychologische Folgen. Sie betreffen unsere Beziehungen zur Welt und zu den Menschen, unser Gefühl der eigenen Identität und unsere Ängste. Alexander sprach von einer Krise des 'integrierten Selbst', die zu einem zentralen Problem unserer Zeit wird. 6 Sie berührt den Alltag, die menschlichen Beziehungen, die Erziehung, soziale Probleme, Wirtschaft und Politik, die Wissenschaft, die Medizin und nicht zuletzt auch die Psychotherapie. Die psychotherapeutische Arbeit zeigt, dass der Einfluss der globalen Probleme potenziert wird durch den Zerfall traditioneller familiärer Strukturen und des Gruppenzusammenhalts, mit dem Ergebnis einer wachsenden Isolation des Individuums. Darüber hinaus sind das häufige Fehlen des Vaters als Identifikationsfigur und die Seltenheit echter Vorbilder in der nationalen und Weltpolitik Faktoren, die die Entwicklung der Persönlichkeitsstörungen und Psychosen begünstigen. Identitätsprobleme neigen da zu, die existenzielle Angst zu vergrößern.
Natürlich lebten die Menschen auch in anderen Zeiten mit ihren Ängsten: Die Lebenserwartung war kürzer, Krankheiten, Seuchen, Kriege, Armut bedrohten die Menschen. Jedes Zeitalter hatte 'seine' Ängste, die mit der besonderen Geschichte der Zeit verbunden waren. Unsere Ängste hängen stark mit den Verunsicherungen, den Bedrohungen unserer Zeit, mit dem Nachlassen oder dem Untergang traditioneller Strukturen, den rapiden Veränderungen der Technologie und ihren Gefahren, mit der identitätsmäßigen Unsicherheit zusammen.
Haben wir heute spezifische Ängste, die andere Epochen nicht oder weniger kannten? Der bekannte Schweizer Psychiater und Psychoanalytiker Raymond Battegay schreibt dazu: 'Die Angst hat die Menschen zu allen Zeiten beschäftigt. Sie scheint aber noch nie so dominant wie heute gewesen zu sein. Der moderne Mensch, obschon er kaum einen Ort findet, an dem er für sich selbst sein kann, fühlt sich zutiefst vereinsamt. Allein steht er oft seinen Lebensaufgaben gegenüber. Angst bemächtigt sich deshalb seiner.'
Wir sind zum ersten Mal in der Geschichte für unsere Ängste selbst verantwortlich, wir haben sie größtenteils selbst heraufbeschworen. Zum ersten M


Fabian, Egon
Egon Fabian, Dr. med., Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker und Lehranalytiker, war bis 2019 Chefarzt der Dynamisch-Psychiatrischen Klinik Menterschwaige in München. Er verstarb am 20.08.2019.

Egon Fabian, Dr. med., Arzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin, Psychoanalytiker und Lehranalytiker, war bis 2019 Chefarzt der Dynamisch-Psychiatrischen Klinik Menterschwaige in München. Er verstarb am 20.08.2019.


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