Buch, Deutsch, Band 14, 351 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 214 mm, Gewicht: 454 g
Reihe: Globalgeschichte
Buch, Deutsch, Band 14, 351 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 214 mm, Gewicht: 454 g
Reihe: Globalgeschichte
ISBN: 978-3-593-39815-0
Verlag: Campus Verlag GmbH
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Politikwissenschaft Allgemein Politische Geschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Geschichte einzelner Länder Amerikanische Geschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Wirtschaftsgeschichte
- Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftswissenschaften Wirtschaftsgeschichte
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Spezielle Soziologie Globalisierung, Transformationsprozesse
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Mentalitäts- und Sozialgeschichte
Weitere Infos & Material
InhaltVorwortBrasilien in der GlobalgeschichteGeorg Fischer, Christina Peters und Frederik SchulzeGilberto Freyre: Nationalhistoriker oder Vordenker der Globalgeschichte?Debora GerstenbergerNationalismus aus transnationaler Sicht: Wissenschaft, Rassismus und Nation in Brasilien um 1900Sérgio CostaRing oder 'Akademie'? Die Entstehung der modernen Capoeira-Stile und ihr globaler KontextMatthias Röhrig AssunçãoSind Afroamerikaner Afrikaner oder Amerikaner? Rassismus und brasilianische Einwanderungspolitik der 1920er JahreJeffrey LesserVon Indigenen, Europäern und Japanern: die Globalisierung Paranás im frühen 20. JahrhundertUrsula PrutschAnarchismus und Syndikalismus in São Paulo in transnationaler Perspektive, 1895-1935Edilene Toledo und Luigi Biondi"Veränderte Distanz von der Heimat verändert das innere Maß": Europa und Brasilien im Blick zweier Reisender in den 1930er JahrenKaren Macknow LisboaDeutschland und Brasilien, 1871-1945: Beziehungen zwischen RäumenStefan RinkeBeziehungen zwischen Brasilien und der deutschsprachigen Welt in Wissenschaft und Medizin, 1850-1918Jaime L. BenchimolErnährungspolitik im Estado Novo:die 'Milchrevolution' von Rio de JaneiroSören BrinkmannDie Yankee City São Paulo im verzeitlichten Atlantik: die Nerven- und Modernekrankheit NeurasthenieSebastian DorschWeiß, männlich, Mittelschicht: Regionalismus, Transnationalismus und Klassenidentität im São Paulo des frühen 20. JahrhundertsBarbara WeinsteinAutorinnen und AutorenKarte
Brasilien in der Globalgeschichte* Georg Fischer, Christina Peters und Frederik Schulze Einleitung "In gefährdeten Innenstädten leben beschlipste Angestellte in videobewachten, nach dem alten Schloss-Prinzip eng verschachtelten Hochhäusern - Trutzburgen, die von transnationalen Konzernen bestückt und regiert werden." So stellte sich Ulrich Beck 1997 das Endstadium der Globalisierung oder, wie er meinte, die "Brasilianisierung Europas" vor. 15 Jahre später gilt Brasilien als selbstbewusster Akteur in der Globalisierung. Das Land verfügt über die sechstgrößte Volkswirtschaft und ist als Rohstoffexporteur und zunehmend auch als politischer Akteur in internationale Zusammenhänge eingebunden. Kulturelle Ausdrucksformen aus Brasilien wie etwa die Capoeira sind zu global verständlichen Zeichen geworden. Dasselbe gilt jedoch auch für das Bild der sozialen Ungleichheit und der Gewaltprobleme des Landes, auf die Beck sich in seinem während der Hochphase der neoliberalen Reformen verfassten Text bezog. Vor diesem Hintergrund überrascht es, dass Brasilien und auch Lateinamerika in der historischen Globalisierungsforschung kaum eine Rolle spielen. Christopher Bayly und Jürgen Osterhammel etwa interessieren sich in ihren großen globalgeschichtlichen Synthesen des 19. Jahrhunderts stärker für Indien, China, Japan und selbst Neuseeland. Ähnlich lautet der Befund für Einzelstudien, die zum Kanon der globalhistorischen Literatur zum 19. und 20. Jahrhundert gehören. Gleichzeitig scheint auch in Lateinamerika die globalhistorische Debatte "noch ganz am Anfang" zu stehen, wie jüngst Sebastian Conrad und Andreas Eckert bemerkt haben. Globalgeschichte als Forschungsperspektive entstand ab den 1990er Jahren angesichts unterschiedlicher Problemlagen. Erstens wandten sich kulturgeschichtliche Ansätze mit der Betonung von Diskursen, Wissenszirkulationen und Bewegungen von Akteuren gegen die strukturalistische Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Zweitens wurde der nationalstaatliche Rahmen zunehmend als zu eng und statisch empfunden. Stattdessen deuteten transnational angelegte Arbeiten die Nation und regionale Einheiten als Ergebnis globaler Interaktion. Drittens regte die Globalisierungserfahrung um 2000 historische Forschungen zu früheren Phasen globaler Integration an, für die Globalhistoriker die Jahrzehnte um 1900 als einen Höhepunkt benannt haben. Dabei wird Globalisierung als heterogener, fragmentarischer und nicht linear verlaufender Prozess verstanden, in den Regionen und lokale Kontexte in unterschiedlicher Weise und Intensität eingebunden sind. Viertens richtete sich die postkoloniale Kritik gegen Erzählungen, die Europa als impliziten oder expliziten Fixpunkt hatten, und betonte Rückwirkungen von den Kolonien auf die Metropolen. Fünftens wurden mithilfe des Verflechtungsbegriffs Ansätze wie der historische Vergleich und dieTransfergeschichte weiterentwickelt, um die gegenseitige Beeinflussung von Vergleichseinheiten zu erfassen. Diese Punkte inspirierten den Ansatz der Globalgeschichte, der nach globalen Verflechtungen fragt, aber kein klar umrissener Theorieansatz ist. Globalgeschichtliche Fragestellungen entstanden teilweise aus der Perspektive der asiatischen Geschichte und teilweise aus einer inneren Kritik des westlichen Wissenschaftssystems und waren daher zunächst wenig an Lateinamerika interessiert. Erst 2004 erschien ein Themenschwerpunkt in der Hispanic American Historical Review, mit dem US-amerikanische Historikerinnen und Historiker versuchten, Lateinamerika in die Debatte über world history einzubringen. Lauren Benton führte die Marginalisierung Lateinamerikas in diesem Feld darauf zurück, dass der Kontinent oft als Sonderfall betrachtet werde. Sie regte an, nicht die Andersartigkeit Lateinamerikas hervorzuheben, sondern die transnationalen Verflechtungen zu untersuchen, die Lateinamerika in den globalen Kontext einbanden. Jeremy Adelman argumentierte, dass Lateinamerika nicht als passives Ob