Welchen Einfluss haben technische Katastrophen auf politische Lernprozesse im Bereich der Technikentwicklung und Risikoregulation? Matthias Hofmann geht dieser Frage anhand der Analyse dreier prominenter Großunfälle aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach: der Reaktorkernschmelze von Harrisburg 1979, der Dioxinkatastrophe von Seveso 1976 und des Chemielagerbrands von Basel 1986. Die einzelnen Unfälle werden dabei aus einer akteurszentrierten und institutionalistischen Perspektive materialreich nachgezeichnet. Im Zentrum der Untersuchungen stehen Prozesse nachkatastrophalen Lernens, die damit verbundenen Konflikte und die jeweiligen dominanten Akteure. Die Zusammenschau gemeinsamer Entwicklungslinien aus den Katastrophen erbringt ernüchternde Ergebnisse: Änderungen am Institutionensystem und an den Strukturen industriellen Wirtschaftens kamen zwar zustande, können aber als marginal eingestuft werden. Die Thematisierung von Nebenfolgen technologischer Großsysteme ist mehr als 20 Jahre nach dem letzten untersuchten Unfall weitgehend wieder von der politischen Agenda verschwunden. Eine verlässliche und nachhaltige Methodik, wie politisches 'Lernen aus Katastrophen' gewährleistet werden könnte, ist nach wie vor ein Desiderat.
Hofmann
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Matthias Hofmann studierte an den Universitäten Stuttgart und Tübingen Geschichte und Orientalistik (MA), sowie im Aufbaustudiengang Medienwissenschaften an der Universität Tübingen (Diplom). Er ist freischaffender Referent zu politischen wie historischen Themenfeldern verschiedener Bildungseinrichtungen und Autor.