Horstmann | Nach Auffinden des Flugschreibers | Buch | 978-3-96258-146-6 | sack.de

Buch, Deutsch, 173 Seiten, Format (B × H): 147 mm x 218 mm, Gewicht: 364 g

Horstmann

Nach Auffinden des Flugschreibers

Eine Auslese

Buch, Deutsch, 173 Seiten, Format (B × H): 147 mm x 218 mm, Gewicht: 364 g

ISBN: 978-3-96258-146-6
Verlag: PalmArtPress


Wer einen Flugschreiber birgt und ausliest, möchte die letzten Gespräche im Cockpit mithören und auch aus den gespeicherten Daten Rückschlüsse ziehen auf die Auslöser des Unglücks. Horstmann macht uns entsprechend zu Ohren- und Augenzeugen jener ‚Strömungsabrisse‘, von denen wir im Privatleben ebensowenig verschont bleiben wie als Opfer mörderischer machtpolitischer Luft nummern. Niederschmetternd das alles, wenn es die anderen Flugschreiber nicht gäbe, die aus Fleisch und Blut, die ganz unfall-, ganz vogelfrei drei Monate im Jahr hoch über unseren Köpfen den Himmel signieren als swift , martinet, vencejo, rondone, als Apus apus, Spyr und Mauersegler.
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MAINACHTSLIED (2022)

Da unten gibt's die Hucke voll.
Du schaffst es noch bis Mariupol.
Flieg, Maikäfer flieg.
Gevatter Tod macht Krieg,
Und Maty liegt am Straßenrand.
Die Blocks, die Wracks sind ausgebrannt.
Wie schwarzes Meer schwappt es ins Land.
Flieg, Maikäfer fliegt.

Ein Wesen läßt sich nicht wegdenken.
Denn im schlimmsten Fall ist die Welt
ein vorbeiflirrendes Phantasma und der
Mensch eine Eintagsfliege, womit all das
im Überfluß vorhanden wäre, was ein
Mauersegler zum Leben braucht.

DREIERN

Schmolllippig mü.te
man sich eigentlich
an den unflotten Dreiern
schadlos halten, also beispielsweise
eine sich fetttriefend auf dem Betttuch
windende helllila Stammmutter
zwei genusssüchtig ihren Delikatesssenf
dazugebenden Kammmachern ausliefern,
die sie nach dem Brennnesseln
im Jazzzimmer weiter durchbuchstabieren,
bis von der Rossschlachterei nebenan
die Schlusssirene herüberklingt.
Aber all den schmudddeligen
bis voll versauten Stillleben
schiebt natürlich die alte Zweisamkeit
ihren Sperriegel vor.

Über ihm die Dachrinne, unter ihm die Straßenschlucht. Ein Leben auf der Kippe. Er hält es nicht mehr aus in der wohlversorgten Enge, in der er von seinen Erzeugern vollgestopft und warmgehalten wird. Tagelang hat er ihnen schon hinterherspioniert, wenn sie von ihm fortrutschten und sich, wie von einem Zauberstab angerührt, in etwas verwandelten, das allem hier, der Dunkelheit, dem Aasgestank, entglitt, das weitausholende blitzschnelle Bewegungen vollführte, zu denen er niemals fähig sein würde, das mit einem Schwall der Frische zurückkehrte, in dem er ohnmächtig für einen Atemzug gebadet hatte. Schon ist der Verzweiflung nicht mehr beizukommen. Er muß hinaus. Er muß in diese andere Welt. Einen euphorischen Todessturz, einen Paroxysmus seiner verwachsenen Muskeln lang. Die mörderische Sehnsucht ist Übergewicht genug. Er kippt ab Panik reißt ihn auf schlägt über ihm zusammen er schlägt zurück in die Verzweiflung Leere das Sterbenmüssen kriegt er unter seine Flügel drischt drischt drischt darauf ein, bis ihn das Bodenlose trägt, erhebt, bis die Regenreste in der Rinne, Zeugen einer schicksalsergebeneren Fallsucht, ungläubig und voll hilfloser Gier zu dem plötzlich Unbeschwerten emporsperren.


Horstmann, Ulrich
„Ulrich Horstmann ist – kann man das sagen? – ein ‚Störfall‘. Er zog daraus die für ihn logische Konsequenz: Wenn andere ihn für [abgestürzt und] tot erklärten, konnte er dies auch gleich selbst tun. Und nicht nur das. Auch sein literarisches Alter ego, Klaus Steintal, ließ er aus dem Leben scheiden. Was beide allerdings nicht daran hindert(e), weiterhin eine ungemeine Produktivität an den Tag zu legen und sich im ‚Pointenreich’nach Lust und Laune auszutoben.“
(Walter Gödden, „Nachwort“ zum Lesebuch Ulrich Horstmann)


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