Die historische Emotionsforschung ist ein wichtiges interdisziplinäres Forschungsfeld. Nicht zuletzt die Auseinandersetzungen mit Fragen um biologisch fundierte Universalien und soziokulturell bedingte Partikularität und Relativität spielen dabei eine Rolle. Konzeptuelle Inkongruenzen zwischen heutigen Begriffen von Emotion und den Emotionskonzeptionen der Antike machen deutlich, dass Gefühle eine Geschichte haben und doch grundsätzlich zum Menschsein als solchem gehören. Das Medium Bild eröffnet andere Möglichkeiten transkultureller Untersuchung als das Medium Sprache. Es kann deshalb einen wichtigen Beitrag leisten, um besser zu verstehen, wie im Alten Orient mit Emotionen umgegangen wurde: Werden auf Bildern aus Mesopotamien, der Levante und Ägypten in Gestik, Körperhaltung (body posture), Gesichtsausdruck etc. Emotionen wiedergegeben, und wenn ja, wie? Welche Bedeutung und welchen Stellenwert hat die Wiedergabe von Emotionen in der visuellen Kommunikation? Die Beiträge im ersten Teil des Bandes gehen anhand von ausgewählten Beispielen der Frage nach, ob und wie in der altorientalischen Kunst Emotionen dargestellt werden. Die Lösungsansätze sind kontrovers: Der These, es handle sich in keinem Fall um eine Visualisierung von Emotionen, sondern um kulturelle Rollen beziehungsweise rituelle Inszenierungen, steht die Annahme gegenüber, dass sich hinter nonverbalen Ausdrucksformen durchaus Emotionen verbergen und lediglich das spezifische Methodenrepertoire gesucht werden muss, um die bildlichen Darstellungen angemessen zu deuten. Der zweite Teil des Bandes enthält vier theoretische Reflexionen aus komparatistischer, linguistischer und kunsthistorischer Perspektive. Mit dieser breit angelegten interdisziplinären Diskussion - Assyriologie, Ägyptologie, Archäologie und alttestamentlicher Wissenschaft - bietet der Sammelband, der aus einem Workshop anlässlich der 61. Rencontre Assyriologique Internationale in Bern und Genf im Juni 2015 hervorgegangen ist, einen Überblick über die wichtigsten Forschungspositionen zu diesem wichtigen Thema.
Kipfer
Visualizing Emotions in the Ancient Near East jetzt bestellen!
Weitere Infos & Material
Kipfer, Sara
Dr. Sara Kipfer is an SNSF-funded fellow at the universities of Chicago and Heidelberg. Her research focuses on reception-historical exegesis, biblical anthropology and prophecy. Sara Kipfer (*1980) studied Protestant Theology in Bern and Heidelberg. She holds a PhD of the University of Bern (2013).From 2013 to 2015 she contributed as a postdoc to a research project funded by the Swiss National Science Foundation 'on Emotions in the Old Testament. Analysing linguistic metaphors as an interdisciplinary approach in the field of research concerning historical emotions' (PI: Prof. Andreas Wagner). Since September 2015 she is an SNSF-funded fellow at the universities of Chicago and Heidelberg. Her research focuses on reception-historical exegesis, biblical anthropology and prophecy.
Kipfer, SaraDr. Sara Kipfer is an SNSF-funded fellow at the universities of Chicago and Heidelberg. Her research focuses on reception-historical exegesis, biblical anthropology and prophecy. Sara Kipfer (*1980) studied Protestant Theology in Bern and Heidelberg. She holds a PhD of the University of Bern (2013).From 2013 to 2015 she contributed as a postdoc to a research project funded by the Swiss National Science Foundation »on Emotions in the Old Testament. Analysing linguistic metaphors as an interdisciplinary approach in the field of research concerning historical emotions« (PI: Prof. Andreas Wagner). Since September 2015 she is an SNSF-funded fellow at the universities of Chicago and Heidelberg. Her research focuses on reception-historical exegesis, biblical anthropology and prophecy.