Buch, Deutsch, 405 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 142 mm x 215 mm, Gewicht: 515 g
Soziologische Analysen des modernen Kapitalismus
Buch, Deutsch, 405 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 142 mm x 215 mm, Gewicht: 515 g
ISBN: 978-3-593-39606-4
Verlag: Campus Verlag GmbH
Im Zentrum des Bandes steht die Frage, welchen originären Beitrag die Soziologie zu einem besseren Verständnis von Entwicklungstrends und Problemlagen moderner Wirtschaft, ihrer Dynamik und Krisen leisten kann. Beleuchtet wird dabei das Verhältnis von Finanzmarktkapitalismus und "Realwirtschaft", das Entscheidungsverhalten von Anlegern sowie politische Handlungsmöglichkeiten und die Rolle des Staates bei der Regulierung der Finanzmärkte.
Mit Beiträgen von Natalia Besedovsky, Klaus Dörre, Sabine Frerichs, Heiner Ganßmann, Hartmut Hirsch-Kreinsen, Lukas Hofstätter, Philipp Korom, Klaus Kraemer, Andreas Langenohl, Stefan Laube, Rolf von Lüde, Sighard Neckel, Sebastian Nessel, Axel T. Paul, Jenny Preunkert, Birger P. Priddat, Manfred Prisching, Christian von Scheve, Uwe Schimank, Silke Stopper, Georg Vobruba, Dietmar J. Wetzel und Brigitte Young.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Spezielle Soziologie Wirtschaftssoziologie, Arbeitssoziologie, Organisationssoziologie
- Sozialwissenschaften Soziologie | Soziale Arbeit Spezielle Soziologie Politische Soziologie
- Wirtschaftswissenschaften Finanzsektor & Finanzdienstleistungen Internationale Finanzmärkte
- Wirtschaftswissenschaften Volkswirtschaftslehre Internationale Wirtschaft Internationale Finanzmärkte
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Politische Kultur Politische Soziologie und Psychologie
Weitere Infos & Material
InhaltEinleitungKlaus Kraemer/Sebastian Nessel9I. Finanzmärkte: Soziologische ZugängeIdeen, Interessen und Institutionen: Welchen Beitrag kann die Soziologie zur Analyse moderner Finanzmärkte leisten?Klaus Kraemer25Die Entgrenzung von Nicht-Sinn: Zur Konzipierung entfesselter FinanzmärkteAndreas Langenohl/Dietmar J. Wetzel63Geldillusion und KriseHeiner Ganßmann83Von Menschen, Märkten und Moneten: Eine Kritik verhaltensökonomischer Deutungen der FinanzkriseSabine Frerichs103II. Finanzmärkte und RealwirtschaftKrise des Shareholder Value? Kapitalmarktorientierte Steuerung als WettkampfsystemKlaus Dörre121Finanzmarktkapitalismus und technologische InnovationenHartmut Hirsch-Kreinsen145Vom Austrokorporatismus zum Austrokapitalismus: Das Beispiel der Entbettung österreichischer BankenLukas Hofstätter/Philipp Korom161III. Finanzmarktkrisen, Ohnmacht und RegulierungCrisis? What Crisis? Zur Logik der Spekulation oder Warum die Hypotheken-Krise lehrt, dass die nächste Krise kommtAxel T. Paul181Die Eurokrise - Konsequenzen der defizitären Institutionalisierung der gemeinsamen WährungJenny Preunkert/Georg Vobruba201Politischer Ritterschlag für Ratingagenturen: Regulatorisches Outsourcing und der Beitrag von Gesetzgebern zur Macht der RatingagenturenNatalia Besedovsky225Kleinanleger auf dem Finanzmarkt: Praktiken der HilflosigkeitsabsorptionUwe Schimank/Silke Stopper243Vertrauen, Wissen, Nichtwissen - Bank-Kunden-Beziehungen in der FinanzkriseBirger P. Priddat263IV. Finanzmärkte und EntscheidungsrationalitätenEthisches Investment, Islamic Finance und politische Fonds: Eine Analyse multipler Entscheidungsrationalitäten auf FinanzmärktenSebastian Nessel281Rationalitätsfiktionen des Anlageverhaltens auf FinanzmärktenRolf von Lüde/Christian von Scheve309Der Gefühlskapitalismus der Banken: Vom Ende der Gier als "ruhiger Leidenschaft"Sighard Neckel327Finanzkrisen und Stimmungslagen - eine gegenwartsanalytische BetrachtungManfred Prisching347Der Markt als Lebewesen: Zugeschriebene Handlungsträgerschaft als Bearbeitung von Ungewissheit und Informationsarmut in FinanzmärktenStefan Laube367V. AusblickGlobale Finanzmärkte: Fairness und GerechtigkeitBrigitte Young387Autorinnen und Autoren403
Die internationalen Finanzmärkte sind zu einem einzigartigen Treibmittel des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandels geworden. Einerseits haben sie ökonomische Wachstumsprozesse beschleunigt und Wohlstandsgewinne begünstigt, andererseits aber auch krisenhafte Entwicklungen in Wirtschaft und Gesellschaft hervorgebracht bzw. verstärkt. Inzwischen zeichnet sich immer deutlicher ab, dass eine ganze Reihe sozialer, institutioneller und kultureller Faktoren einbezogen werden müssen, um die janusköpfige Gestalt der Finanzmärkte ebenso wie ihre politischen Rahmenbedingungen und gesellschaftlichen Auswirkungen adäquat zu analysieren. Um die Leistungsfähigkeit der Soziologie bei der Analyse der Finanzmärkte eingehender zu diskutieren, sind in diesem Buch Beiträge aus diversen Feldern der soziologischen Forschung versammelt. Bei aller Unterschiedlichkeit des theoretischen und empirischen Zugangs besteht das Gemeinsame der vorliegenden Aufsätze in der Frage, welchen originären Beitrag die Soziologie zu einem besseren Verständnis zentraler Entwicklungstrends und Problemlagen der Finanzmärkte, ihrer Dynamiken und Krisen in modernen kapitalistischen Gesellschaften leisten kann.Mit dem Aufschwung der neueren Wirtschaftssoziologie seit den 1980er Jahren ist die Aufmerksamkeit des Faches wieder stärker auf Märkte und Unternehmen als soziologische Untersuchungsgegenstände gerichtet worden. Im Gegensatz zur klassischen, maßgeblich von Max Weber geprägten Frühphase der Wirtschaftssoziologie werden jedoch nicht nur die außerökonomischen Voraussetzungen des Ökonomischen untersucht. Zugleich sind in zahlreichen neueren Arbeiten die sozialen Strukturen von Märkten (zum Beispiel Netzwerke, Institutionen, Statushierarchien, sozio-kognitive Skripts) ins Blickfeld geraten. Von diesem wieder erwachten Interesse für wirtschaftssoziologische Fragen hat die Soziologie der Finanzmärkte zunächst nicht profitiert. Mehr noch: Die Finanzmärkte sind als Untersuchungsfeld vom Mainstream der Soziologie ignoriert worden. In jüngster Zeit haben jedoch drei Ereignisse das soziologische Interesse für Finanzmärkte geweckt: erstens der dramatische Kursverfall von Unternehmen der New Economy an den internationalen Finanzmärkten zur Jahrtausendwende ("Internetblase"), zweitens die globale Finanzmarktkrise ab 2007/08 mit ihren zum Teil dramatischen Auswirkungen auf Weltwirtschaft und Nationalstaaten sowie drittens die schwelende Eurokrise seit 2009, die scheinbare Selbstverständlichkeiten des europäischen Integrationsprozesses zur Disposition gestellt hat und mit massiven wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen einherging.Die soziologische Erforschung der Finanzmärkte ist damit aus zweierlei Gründen lohnenswert: Zum einen sind Finanzmärkte nicht nur ökonomisch relevante Institutionen, sondern in den letzten Jahrzehnten auch von großer Bedeutung für die Entwicklungsdynamik und den Wandel kapitalistischer Gesellschaften rund um den Globus geworden. Um diesen Wandel in seinen sozioökonomischen, aber auch sozialen, institutionellen und politisch-kulturellen Facetten erklären zu können, erscheint es gerade auch für die Soziologie unabdingbar, sich mit den Finanzmärkten auseinanderzusetzen. Zum anderen sind die vorherrschenden Erklärungsmodelle der orthodoxen ökonomischen Theorie soziologisch alles andere als überzeugend, um das hektische Auf und Ab der Kursbewegungen sowie die wiederkehrenden Blasen und Zusammenbrüche auf den Finanzmärkten wenigstens annäherungsweise zu erklären. Vor diesem Hintergrund stellt sich für die Soziologie die Frage, welchen Beitrag sie zur Analyse moderner Finanzmärkte leisten kann. Was sind die zentralen gesellschaftlichen Konstitutionsbedingungen des modernen Finanzsystems? Welche sozialen, institutionellen und kulturellen Einflussfaktoren können identifiziert werden? Wurde der wohlfahrtsstaatlich gezähmte Kapitalismus von einem finanzmarktgetriebenen Kapitalismus abgelöst? Haben die politischen Eliten den "verwilderten Finanzkapit