Buch, Deutsch, Band 18, 300 Seiten, GB, Format (B × H): 130 mm x 200 mm
Reihe: REVISITED
Roman
Buch, Deutsch, Band 18, 300 Seiten, GB, Format (B × H): 130 mm x 200 mm
Reihe: REVISITED
ISBN: 978-3-902950-36-9
Verlag: MILENA
Romain Rolland, „meinem großen Landsmann in Menschenliebe“, widmete Andreas Latzko seinen 1919 erst-, und auch letztmals erschienenen Roman Friedensgericht. Er spielt im Ersten Weltkrieg, die Akteure sind Soldaten – da ist der international erfolgreiche Pianist Georg Gadsky oder der Schriftsteller Artur Weiler –, vor einem Jahr noch fest im Berufsleben gestanden, folgten sie dem Ruf ihres Landes nach Helden und Heldentaten und sehen sich ein Jahr später den barbarischen Zwängen des Militärs und den unreflektierten Erwartungen der Gesellschaft ausgeliefert.
Wieder ist Latzkos Schaffen eine leidenschaftliche Anklageschrift gegen den Krieg – auch dieses Buch wurde von den kriegführenden Parteien bereits vor dem Erscheinen verboten. Unterschiedliche Standpunkte werden in teils heftigen Dialogen, Reflexionen und seelischen Zuständen aus der inneren Perspektive der Hauptfiguren dargestellt, von denen die meisten als „Gefangene des Krieges“ dessen Opfer werden. Verschiedenste gesellschaftliche Aspekte, die Folgen militärischer Befehlsgewalt und der Krieg als ein Sonderfall des allgemein verbreiteten Konkurrenzverhaltens werden zur Sprache gebracht.
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„Sagen Sie nicht Herr Gadsky!“ – sagte er gereizt, mit einer hochmütigen Bitterkeit –, „ich will mich sonst immer nach dem ‚Herrn‘ umsehen, den Sie meinen. Ich bin kein Herr mehr. Seit ich nicht nur die Tasten dresche, sondern nebenbei auch noch ein wenig fürs Vaterland sterben gehen soll, habe ich aufgehört, ein ehrenwerter Mitmensch zu sein, den man in höflichen Formen anredet! Das ist so!. Warum schauen Sie mich so verwundert an? Ein Infanterist ist kein Herr, sondern ein Schulbub. Sagen Sie mir nur recht herablassend ‚Gadsky‘! Sonst komme ich mir wie ein Hochstapler vor.“
„Nur wer den Feldwebel hinter sich mehr fürchtet als den Feind, wird losschlagen, ohne zu fragen, worum es geht; auch wenn die Verteidigung der eigenen Existenz sich allmählich zu einem Angriff auf die Existenz anderer Völker wandelt! Darum mußten wir Kriegsfreiwilligen mit ganz besonderer Sorgfalt gebändigt und so lange getreten werden, bis wir wie verprügelte Kinder zitterten.
Es ist wahrscheinlich törichte Überspanntheit, ein letzter Rest von Hochmut in mir, daß ich dieses Aufeinanderhetzen von Menschen, deren Selbsterhaltungstrieb raffiniert ausgebeutet wird, weil das billiger kommt, als wenn man ihre Gewinnsucht einspannt, und die Beute mit ihnen teilen muß, unwürdig finde.
Die Angst vor dem Revolver des Vorgesetzten hilft in die Gefahr hinein, und die Angst, erschlagen zu werden, hilft wieder hinaus. Man tötet, weil man am Leben bleiben will. Eine sehr einfache Formel.“