Leisering | Die Alten der Welt | Buch | 978-3-593-39410-7 | sack.de

Buch, Deutsch, 450 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 216 mm, Gewicht: 552 g

Leisering

Die Alten der Welt

Neue Wege der Alterssicherung im globalen Norden und Süden

Buch, Deutsch, 450 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 144 mm x 216 mm, Gewicht: 552 g

ISBN: 978-3-593-39410-7
Verlag: Campus Verlag GmbH


Die Welt altert – nicht nur in Deutschland gibt es stetig mehr alte Menschen, auch in anderen Teilen der Welt ist der wachsende Anteil der Alten an der Bevölkerung eine Herausforderung. In den Ländern des globalen Südens werden alte Menschen erst langsam als hilfsbedürftige Gruppe wahrgenommen, als von Armut betroffen oder als Opfer familialer Gewalt. Zugleich sind diese Alten soziale Akteure, die etwa verwaiste Enkel versorgen oder wertvolles Wissen tradieren. Die Alten des globalen Nordens schienen lange Zeit abgesichert. Inzwischen jedoch haben demografische Entwicklung und Rentenreformen das Risiko der Altersarmut auch hier erhöht. Dieser Band versteht sich als Teil eines neuen soziologischen Diskurses, der alte Menschen im globalen Süden und Norden zusammen ins Blickfeld rückt. Dabei untersucht er unterschiedliche neue Problemlagen und Lösungsansätze und fragt nach den Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen den beiden Weltregionen.
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Weitere Infos & Material


InhaltVorwort7EinleitungDie Entdeckung der Alten - Die globale AltenfrageLutz Leisering13Die Alten der Welt: Neue Problemlagen und ProblemwahrnehmungenWiederkehr der Altersarmut in Deutschland? Empirische Analysen zu Einkommen und Lebensstandard im RentenalterHeinz-Herbert Noll, Stefan Weick45Armut und Deprivation älterer Menschen in Europa. Muster und EntwicklungstendenzenAsghar Zaidi, Katrin Gasior77Soziale Ungleichheit im Alter in Europa. Wirkungen neuer öffentlich-privater Arrangements der AlterssicherungBarbara Riedmüller, Michaela Willert113Ageing and international development - A critical viewPeter Lloyd-Sherlock144Neue Wege der Alterssicherung im globalen Norden und SüdenStrategien gegen Armut im Alter in DeutschlandGerhard Bäcker165Zwischen Staat, Markt und Betrieb - Der neue Rentenmix in EuropaDiether Döring197Jenseits staatlicher Alterssicherung: Die neue regulierte private Vorsorge in Deutschland und ihre VerbreitungMichela Coppola, Anette Reil-Held215Jenseits des globalen Privatisierungsdiskurses: Umlagebasierte Rentenkonten in entwickelten und ÜbergangsgesellschaftenChristina Benita Wilke244Social protection as development policy: Social pensions in the global South280Charles Knox-VydmanovJenseits von Staat und Markt: Mikroversicherungen als neues Konzept sozialer Sicherung in EntwicklungsländernMarkus Loewe308Globale Akteure und DebattenWandel und Kontinuität in der globalen Alterssicherungsdebatte: Die Rolle der WeltbankVeronika Wodsak343Soziale Sicherung gegen Altersarmut als neues Feld der EntwicklungszusammenarbeitMatthias Meißner375Non-governmental organizations: HelpAge International as a global actorAstrid Walker Bourne, Mark Gorman and Michael Bünte395FazitEine globale Altenfrage?Lutz Leisering429Autoren437Register443


Wir sind Zeugen der "Entdeckung" der alten Menschen in den Ländern des globalen Südens. Bis heute dominieren Kinder unsere Wahrnehmung von Entwicklungsländern. Hilfswerke und Spendenaufrufe beziehen sich meist auf Kinder, in ihnen wird die Zukunft ihres Landes gesehen und ihr Anblick berührt uns, sei es durch dargestellte Not oder durch das Lächeln eines kleinen Kindes. Es gibt gute Gründe, sich in besonderem Maße um die Kinder zu kümmern. Zugleich sind jedoch die alten Menschen in unserer Wahrnehmung vernachlässigt worden. Erst seit den 2000er Jahren werden alte Menschen von internationalen Organisationen als eine besondere Adressatengruppe wahrgenommen - als von Armut betroffen, als sozial marginalisiert und diskriminiert und als Opfer familialer Gewalt. Alte Menschen sind jedoch nicht nur Objekte von Hilfebekundung. Alte sind, etwa in der Sicht von HelpAge, der prägenden internationalen Nichtregierungsorganisation, die sich für alte Menschen einsetzt, auch soziale Akteure, die einen wesentlichen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben leisten. Großmütter in AIDS-Familien im südlichen Afrika kümmern sich um ihre verwaisten Enkel, und alte Menschen tradieren wertvolles Wissen und tragen so zur Lösung gesellschaftlicher Probleme vor Ort bei.Quantitativ sind alte Menschen immer weniger vernachlässigbar. Es ist mit einer Zunahme des Anteils alter Menschen in der Bevölkerung weltweit und auch im globalen Süden zu rechnen. Von heute gut zehn Prozent dürfte der weltweite Anteil im Jahre 2050 auf über 21 Prozent steigen. Schon heute leben fast eine halbe Milliarde alte Menschen in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, das sind etwa zwei Drittel der globalen Alten (Walker Bourne et al., in diesem Band). Dieser Band exploriert die Entstehung einer globalen Altenfrage im Sinne einer neuen "sozialen Frage" (zum Begriff der "sozialen Frage" siehe Kaufmann 2003: 33).In den Ländern des globalen Nordens werden die Alten als Gruppe nicht entdeckt, sondern wiederentdeckt. Denn im "goldenen Zeitalter" westlicher Nachkriegssozialstaaten ging es den alten Menschen gut, vor allem in konservativen und sozialdemokratischen Wohlfahrtsregimen wie Deutschland und Schweden. Die Sozialpolitik investierte viel in Alterssicherung, mit Rentenpolitik waren Wahlen zu gewinnen. Weniger als zwei Prozent der alten Menschen bezogen zuletzt in Deutschland Sozialhilfe - die 2003 eingeführte privilegierte Sozialhilfe, die Grundsicherung im Alter, hat die Ziffer nur wenig wachsen lassen -, während die Sozialhilfe- und Armutsquote von Kindern und Jugendlichen weit höher liegt. Schon früh sprach Richard Hauser (1997) von einer "Infantilisierung" der Armut, womit er auf die "Altersinversion" der Armut hinweisen wollte, nämlich den Wechsel von der besonderen Armutsbetroffenheit alter Menschen bis in die 1960er Jahre, die noch lange danach die öffentliche Wahrnehmung prägte, zur besonderen Armutsbetroffenheit junger Menschen. Aber gerade wegen der guten sozialstaatlichen Sicherung der Alten als "Versorgungsklasse" (Lepsius 1990) waren die Alten als Problemgruppe in der öffentlichen Wahrnehmung lange verschwunden. Dies hat sich in Deutschland erst seit den 1990er Jahren und endgültig in den 2000er Jahren geändert.Das "demographische Altern", also die Zunahme des Anteils alter Menschen an der Bevölkerung, in Kombination mit dem wirtschaftspolitischen Ziel der Senkung der Lohnnebenkosten, wurde auch in Deutschland als Anlass gesehen, die öffentlichen Alterssicherungssysteme umzubauen. Zudem tragen wirtschaftliche Veränderungen, die hohe Arbeitslosigkeit und die Ausbreitung eines Niedriglohnsektors, zu den Problemen der öffentlichen Rentensysteme bei, soweit diese als Sozialversicherung organisiert sind, da diese Veränderungen die Beitragsbasis erodieren. Hinzu kam ein Wandel in den Wahrnehmungen und Wertorientierungen der politischen Öffentlichkeit. Im Zeichen einer "neuen Generationengerechtigkeit" wurde eine relative Benachteiligung der jungen Generation gege


Lutz Leisering ist Professor für Sozialpolitik an der Universität Bielefeld.


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