Buch, Deutsch, 256 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 137 mm x 215 mm
Sämtliche Gedichte
Buch, Deutsch, 256 Seiten, ENGLBR, Format (B × H): 137 mm x 215 mm
ISBN: 978-3-941184-30-5
Verlag: Elfenbein
Im 200. Todesjahr Millers versammelt dieser Band erstmals sämtliche Gedichte des Ulmer Lyrikers. Er folgt der 1783 erschienenen Ausgabe letzter Hand. Die einfachen Strophen handeln von Schäferinnen und Verliebten, einsamen Tälern und Abendmonden – und herzzerreißender Freundschaft. Sie sind in all ihrer Eigenheit und Merkwürdigkeit Dokument jener Jahre zwischen 1772 und 1775, in denen eine kleine Gruppe von Studenten und Klopstock-Jüngern an der Göttinger Universität die Geburtsstunde der empfindsamen Lyrik feierte – und dabei Spuren hinterließ, die bis in die Werke der Klassiker und Romantiker hineinreichen. Ihr Ton und ihre Poetik, und damit auch die des produktiven Nonnenlieddichters“ Miller, klingen noch in den Werken Goethes, Mörikes und der Gebrüder Grimm nach.
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DIE ZUFRIEDENHEIT
Was frag’ ich viel nach Geld und Gut,
Wenn ich zufrieden bin!
Gibt Gott mir nur gesundes Blut,
So hab’ ich frohen Sinn,
Und sing’ aus dankbarem Gemüt
Mein Morgen- und mein Abendlied.
Da heißt die Welt ein Jammertal,
Und deucht mir doch so schön;
Hat Freuden ohne Maß und Zahl,
Lässt keinen leer ausgehn.
Das Käferlein, das Vögelein
Darf sich ja auch des Maien freun.
Und wenn die goldne Sonn’ aufgeht,
Und golden wird die Welt;
Und alles in der Blüte steht,
Und Ähren trägt das Feld;
Dann denk’ ich: Alle diese Pracht
Hat Gott zu meiner Lust gemacht.
Dann preis’ ich laut, und lobe Gott,
Und schweb’ in hohem Mut,
Und denk’: Es ist ein lieber Gott,
Und meint’s mit Menschen gut!
Drum will ich immer dankbar sein,
Und mich der Güte Gottes freun!
(Auszug)