Thiel / Dörre / Goes | Streikrepublik Deutschland? | Buch | 978-3-593-50561-9 | sack.de

Buch, Deutsch, 284 Seiten, Format (B × H): 139 mm x 213 mm, Gewicht: 357 g

Thiel / Dörre / Goes

Streikrepublik Deutschland?

Die Erneuerung der Gewerkschaften im Ost und West

Buch, Deutsch, 284 Seiten, Format (B × H): 139 mm x 213 mm, Gewicht: 357 g

ISBN: 978-3-593-50561-9
Verlag: Campus Verlag GmbH


25 Jahre nach dem Mauerfall sind in Ostdeutschland erstaunliche Veränderungen zu beobachten: Galten die Gewerkschaften im Osten der Republik als besonders schwach, verspüren sie heute Rückenwind. Verschiedene Gewerkschaften gewinnen Mitglieder, unterstützen die Gründung von Betriebsräten und schließen neue Tarifverträge ab. Diese nachholende betriebliche Demokratisierung führt jedoch immer wieder zu heftigen Konflikten und Streiks. Auf der Grundlage von 70 Experten- und Beschäftigteninterviews in 21 Fallbetrieben untersuchen die Autoren die Gründe für die gewerkschaftliche Erneuerung und erörtern, ob sich diese Entwicklung konsolidieren wird.
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Inhalt
Vorwort9
1Streikrepublik Deutschland?13
1.1Gegenwind 200015
1.2Rückenwind 201523
1.3Forschungsdesign, Methoden, empirische Basis29
1.4Machtressourcenansatz, strategische Handlungsfähigkeit, Streiks35
1.5Die strukturierenden Thesen im Überblick39
2Arbeitsmarkt und Arbeitsbeziehungen in den neuen Ländern43
2.1Wirtschaftliche Rahmenbedingungen43
2.2Zwei Phasen der Transformation48
2.3Eine neue Phase des Wandels von Arbeitsbeziehungen?53
2.4Resümee: Am Arbeitsmarkt öffnet sich ein Gelegenheitsfenster59
3Ursachen gewerkschaftlicher Organisierung: Ungerechte Löhne als Katalysator61
3.1Wahrgenommene Lohnungerechtigkeit und gewerkschaftliche Organisierung62
3.2Der Lohn ist nicht alles69
3.2.1Konfliktfeld Arbeitszeiten
und Flexibilitätsanforderungen70
3.2.2Konfliktfeld betriebliche Herrschaft und Anerkennung72
3.2.3Unterschiede zwischen IG Metall und NGG73
3.3Von den Ursachen zu den Anlässen75
3.4Sinkende Arbeitslosigkeit, größere Konfliktbereitschaft76
3.5Spaltungslinien: Frauen, prekär Beschäftigte und Migranten79
3.5.1Frauen zwischen Sonderrolle und Sonderbelastung 79
3.5.2Prekäre Normalität: Leiharbeit, Befristung und Werkverträge81
3.5.3Migrantische Beschäftigte: "Altanteile
aus DDR-Zeiten" und Randbelegschaften83
3.6Resümee: Organisierung für gerechten Lohn und Lebensqualität85
4Organisierungspolitik: Neue Aktivengruppen und strategische Handlungsfähigkeit89
4.1Bewegung in den Betrieben: Die Schlüsselrolle der betrieblich Aktiven90
4.2Wichtige Begleit- und Unterstützungsleistungen durch Hauptamtliche97
4.2.1Die Handlungsebene lokale Gewerkschaftsorganisation97
4.2.2Die Handlungsebene Betriebsbetreuung99
4.2.3Spaltungslinien und Differenzen in der Belegschaft 103
4.3Strategische Fähigkeiten108
4.4Exkurs: Das Sozialprofil der Aktiven112
4.4.1Frauen in den Aktivenkreisen115
4.4.2Qualifikation und betriebliche Stellung der Aktiven116
4.4.3Prekäre und migrantische Beschäftigte117
4.5Resümee: Das "magische Dreieck" strategischer Handlungsfähigkeit118
5Gegenwind: Arbeitgeberdruck, gespaltene Belegschaften und gewerkschaftliche Organisationsmacht123
5.1Arbeitgeberdruck gegen gewerkschaftliche Initiativen124
5.2Gespaltene Belegschaften und Union Busting131
5.3Zwischenbetrachtung: Arbeitgeberdruck
und Organisationsmacht137
5.3.1Nachhaltigkeit gewerkschaftlicher Organisierung138
6Die neue Konfliktformation: Arbeitskämpfe in einer zersplitterten Tariflandschaft143
6.1Grenzen von Intermediarität und Konfliktpartnerschaft144
6.2Einkommensungleichheit und die Fragmentierung der Arbeitsbeziehungen149
6.3Die Auseinandersetzungen im Streikjahr 2015153
6.3.1Der Streik bei der Deutsche Post - DHL Group154
6.3.2Der Streik der Lokführer bei der Deutschen Bahn 158
6.3.3Der Streik bei den Sozial- und Erziehungsdiensten 163
6.3.4Warnstreiks im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie170
6.4Abseits der Fläche: Streiks auf betrieblicher Ebene173
6.4.1Der Arbeitskampf bei Amazon174
6.4.2Die Streiks bei Gesoma, Endertech und Metaflix180
6.5Einige Schlussfolgerungen: Fragmentierung und Funktionswandel des Streiks184
7Politische Unterstützungsleistungen: Der "Thüringenkorporatismus"193
7.1Entstehung des "Thüringenkorporatismus"195
7.2Gremien, Instrumente, Akteure198
7.2.1Gremien des "Thüringenkorporatismus"198
7.2.2Instrumente, politische Regelungen, Gesetzesinitiativen199
7.2.3Arbeitspolitisches Netzwerk und "Scharnierpersonen"200
7.3Wirkungen des "Thüringenkorporatismus"204
7.4Arbeitsbeziehungen und die Rolle des Staates210
7.4.1Der "Thüringenkorporatismus" im Vergleich210
7.4.2Die veränderte Bedeutung staatlicher Politik213
8Konflikt und Demokratisierung in fragmentierten Arbeitsbeziehungen217
8.1Kontext: Co-Transformation des Sozialkapitalismus und der Arbeitsbeziehungen218
8.2Ergebnisse I: Organisierung und strategische Handlungsfähigkeit im Betrieb226
8.3Ergebnisse II: Betriebliche Konflikte und (nachholende) Demokratisierung235
8.3.1Betriebsräte: Von Wächtern zu Machern der Tarifnormen236
8.3.2Strukturwandel des Tarifsystems und neue Probleme239
8.4Ergebnisse III: Die neue Konfliktformation - eine Typologie242
9Zum Schluss: Der neue Verteilungskonflikt - gekommen, um zu bleiben251
Anhang265
Literatur265
Abbildungen und Tabellen281
Abkürzungen282
Glossar283


Vorwort
Das Streikjahr 2015 belegt, die Gewerkschaften haben sich zurückgemeldet - und das überraschender Weise auch im Osten der Republik. Das vorliegende Buch fragt nach den Ursachen gewerkschaftlicher Organisierungserfolge und den Gründen für eine zunehmende Konfliktintensität in den organisierten Arbeitsbeziehungen. Dabei gelangt es zu einem überraschenden Befund. Die deutschen Gewerkschaften müssen sich zunehmend in "zwei Welten" tariflicher Regulation behaupten. Während sich die schrumpfende "erste Welt" noch an den Standards des einstigen (west)deutschen Sozialkapitalismus orientiert, expandiert eine "zweite" Welt, in der diese Standards mehr und mehr ihre Gültigkeit verlieren. Die Konfliktlinie zwischen diesen beiden Welten, die sich auch in Ost-West-Differenzen bemerkbar macht, ist zunehmend umkämpft. In ihren unterschiedlichen Ausprägungen sind die Streiks von 2015 nur zugespitzter Ausdruck eines neuen, mehrdimensionalen Verteilungskonflikts, dessen gesellschaftliche Brisanz in der Öffentlichkeit noch immer unterschätzt wird.
Zu diesem Ergebnis gelangen zwei Teilstudien, die wir in diesem Buch zusammenführen. Die erste - in Kooperation mit der Otto Brenner Stiftung realisierte - Untersuchung beschäftigt sich mit der Stärkung gewerkschaftlicher Organisationsmacht in ostdeutschen Betrieben aus den Organisationsbereichen von IG Metall und NGG. Diese Teilstudie wurde erstmals im OBS-Arbeitsheft 83 unter dem Titel "Gewerkschaften im Aufwind? Stärkung gewerkschaftlicher Organisationsmacht in Ostdeutschland" im Herbst 2015 veröffentlicht. Die zweite Untersuchung basiert auf Erhebungen zu den Arbeitskämpfen des Jahres 2015. Sie nimmt zusätzliche Branchen bzw. Sektoren in den Blick (Post, Bahn, Sozial- und Erziehungsdienste) und weitet den Fokus der Analyse auf Westdeutschland aus. Wer an einem komprimierten Überblick über die Ergebnisse der Untersuchung interessiert ist, dem seien die zusammenfassenden Kapitel acht und neun zur Lektüre empfohlen; wer sich einen differenzierten Einblick in die Welt fragmentierter Klassen-Auseinandersetzungen verschaffen will, wird jedoch auf die übrigen Kapitel nicht verzichten können.
Ohne die großzügige Förderung durch die Otto Brenner Stiftung und eine Co-Finanzierung seitens der Hans-Böckler-Stiftung hätte weder die Studie zu den Rekrutierungserfolgen in ostdeutschen Betrieben noch das vorliegende Buch entstehen können. Unser Dank gilt den beiden Verantwortlichen der OBS, Jupp Legrand und Burkard Ruppert, die unser Projekt sehr kompetent begleitet haben. Bedanken möchten wir uns auch bei Alessandro Alborea vom Ressort Controlling und Statistik beim IGM-Bundesvorstand, der uns einen Einblick in die Mitgliederstatistiken der IGM ermöglichte. Angeregt hatten die Studie Michael Ebenau (IG Metall Bezirk Mitte) und Wolfgang Lemb (Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der IG Metall). Beiden schulden wir großen Dank. Gleiches gilt für die Experten/-innen, die an der zweiten Teilstudie zu den Arbeitskämpfen mitgewirkt haben. Stellvertretend bedanken wir uns bei den Gewerkschafter/-innen Christoph Ellinghaus (IG Metall), Frank Nachtigall (GDL), Thomas Voß (Ver.di), Andreas Wiedemann (Ver.di) und Ines Zipfel (Ver.di) sowie den Wissenschaftler/-innen Sabrina Apicella, Yalcin Kutlu und Luigi Wolf für ihre informativen Beiträge.
Das vorliegende Buch hat vom kooperativen Geist der Jenaer Arbeitssoziologie profitiert. Unser Dank gilt Florian Butollo, Martin Ehrlich, Tom Engel, Dennis Eversberg und Ingo Singe für kritische Kommentierung und Unterstützung. In dem Projekt haben neben den Autoren Manfred Füchtenkötter, Jakob Köster, Daniel Menning, Yvonne Möller und Philipp Motzke als wissenschaftliche Hilfskräfte sowie Daniel Gauerhof als Praktikant mitgearbeitet. Ohne ihr Engagement wären die umfangreichen Forschungen nicht möglich gewesen. Cora Puk hat sich um die Endkorrektur des Manuskripts besonders verdient gemacht. Lena Haubner hat die Grafiken gestaltet. Ein besonderes Danke


Klaus Dörre ist Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie an der Universität Jena.Thomas Goes, Dr., ist wiss. Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen.Stefan Schmalz, Dr., ist akademischer Rat und Vertretungsprofessor am Institut für Soziologie der Universität Jena.Marcel Thiel, Dipl.-Psych., ist dort wiss. Mitarbeiter.


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