Adair Gesetz der Lust
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-001-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Hautnah und näher
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-95576-001-4
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Atemberaubend, dieses Prickeln - so was kennt Tory sonst nicht. Aber seit sie mit dem Agenten Marc Savin in geheimer Mission unterwegs ist, herrschen sowieso andere Gesetze. Gefahr, Erregung, Begierde: Aufregende Gefühle, die ihren Höhepunkt finden, als Tory und Marc sich in einer Grotte verstecken müssen. Wie geschaffen für Stunden voller Lust ...
New York Times- Bestsellerautorin Cherry Adair arbeitete als Innenarchitektin, ehe sie ihr Talent zum Schreiben entdeckte. Mittlerweile ist sie so erfolgreich, dass sie ihr Wissen in Schreibseminaren weitergibt. Die vielfach preisgekrönte Autorin lebt mit ihrem Ehemann David in ihrem Traumhaus in San Francisco. Wenn sie nicht gerade schreibt, sind ihre größten Leidenschaften mit David zu lachen, zu lesen, Ben&Jerry's Fudge Brownie Eiskrem und Starbucks Mocha Frappuchino.
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1. KAPITEL
Das Gefühl, dass jemand sie beobachtete, weckte Victoria Jones auf. Sekundenlang lag sie ganz still, mit geschlossenen Augen, und ihr Herz schlug heftig.
Das einzige Geräusch im Zimmer war das Knistern des Feuers. Sie fühlte die Hitze, und durch die geschlossenen Augenlider sah sie das Flackern der Flammen. Sie hörte nichts, doch sie wusste, dass jemand im Zimmer war.
Um ihre Angst zu betäuben, zählte sie bis hundertzwanzig, dann öffnete sie die Augen. Es war dämmrig im Zimmer, doch das Feuer erhellte ein Paar Beine in Stiefeln am anderen Ende des Zimmers. Torys Augen erkannten eng anliegende Jeans und lange Beine. Der große schlanke Körper des Mannes war im Dunkeln.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie sich aufsetzte. Sie hatte gar nicht einschlafen wollen, und jetzt war sie benommen und erschöpft. Ihr Haar war zerzaust und hing lose auf die Schultern herunter. Sie stellte die Füße auf den Boden und suchte nach ihren Schuhen, während sie gleichzeitig versuchte, die Haarsträhnen wieder in einem Knoten festzustecken.
Trotz der ungewöhnlichen Situation, in der sie sich befand, vergaß sie nicht ihr gutes Benehmen. “Entschuldigung, ich muss wohl eingeschlafen sein”, sagte sie und warf dem Mann am anderen Ende des Zimmers einen vorsichtigen Blick zu.
“Was ist passiert? Konnten Sie Ihr Hotel nicht finden?” Die Stimme des Mannes war tief und ein wenig rau. Tory hatte nie zuvor eine so männliche Stimme gehört.
“Es tut mir leid, ich leide noch unter der Zeitverschiebung. Ich wusste gar nicht …” Tory zog ihre Jacke zurecht.
“Wenn man bedenkt, dass ich überhaupt nicht weiß, wer Sie sind, und dass ich mich auch nicht daran erinnern kann, dass wir eine Verabredung hatten …”
“Ich bin Victoria Jones”, sagte Tory leise und errötete.
“Sehr nett.” Marc verriet ihr nicht, dass er das bereits herausgefunden hatte, als er den Führerschein in ihrer Tasche kontrolliert hatte. “Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir zusammen Tee trinken sollten, während Sie versuchen, mir eine Enzyklopädie zu verkaufen oder was immer Sie verkaufen wollen. Aber ich kaufe nichts. Ich hatte einen schrecklichen Tag, mir ist kalt, und ich bin müde und hungrig.”
“Sind Sie Marcus Savin?”
“Der bin ich.” Seine Stimme klang ein wenig belustigt, während er die Hand ausstreckte und das Licht anmachte.
Tory blinzelte in der plötzlichen Helligkeit. Marc Savin war nicht so, wie sie ihn sich vorgestellt hatte. Seine Augen waren grau, doch es war kein warmes Grau. Sie waren eisig-grau, wie der Himmel kurz vor dem Frost, wie die kahlen Äste der Bäume im Winter.
Sie sah seine Ablehnung, deshalb reckte sie sich und stand auf. Mit ausgestreckter Hand machte sie auf dem dicken Perserteppich ein paar Schritte auf ihn zu.
“Mr. Savin, ich bin …”
“Sie haben mir bereits gesagt, wer Sie sind, Miss Jones. Ich weiß nur nicht, was Sie hier wollen.”
Einen Augenblick ließ Tory die Hand ausgestreckt, bis sie begriff, dass er nicht die Absicht hatte, sie zu begrüßen. Trotz all der Stunden, in denen sie sich diese Begegnung vorgestellt hatte, wusste sie plötzlich nicht weiter.
Sie konnte sich gut vorstellen, wie sie aussah – eine erschöpfte Frau mit zerzaustem Haar und zerknitterter Kleidung. Ihr Arm schmerzte, doch sie würde ihre Angst nicht zeigen. Sie hob das Kinn und erwiderte seinen Blick.
Als er den Gipsverband an ihrem Arm entdeckte, zogen sich seine Augen zusammen. “Wie ist das passiert?”, fragte er.
“Ich bin gefallen.”
Er betrachtete den schmutzigen Verband, dann sah er in ihr Gesicht. Ein Muskel an seiner Wange zuckte. “Hören Sie auf mit dem Unsinn, Lady. Sagen Sie mir, wer Ihnen das angetan hat.”
“Ich habe Ihnen doch gesagt, ich bin gefallen.”
Es gab viele Möglichkeiten, einen Lügner zu überführen, sogar einen guten Lügner. Marc brauchte erst gar nicht zu sehen, wie sich die Pupillen ihrer großen grünen Augen zusammenzogen, oder zu hören, wie ihre Stimme zitterte. Victoria Jones war eine lausige Lügnerin. Er entspannte sich ein wenig.
Victoria sah vor sich auf den Teppich, erst nach einer Weile hob sie den Blick wieder.
“Ich will es einmal so ausdrücken, Miss Jones. Ich stelle hier die Fragen, Sie brauchen nur zu antworten. Wenn mir nicht gefällt, was ich höre, dann werden Sie so schnell hier verschwunden sein, dass Ihnen schwindlig wird. Verstanden? Was ist mit Ihrem Arm passiert?”
Tory fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. “Ich wurde am Flughafen überfallen.”
“Und kein Ehemann ist hinter Ihnen her?”
Dieser Schuft. “Ich bin gar nicht verheiratet.”
“Irgendwie überrascht mich das nicht.”
Tory bückte sich, um ihre Tasche aufzuheben. Ihr Mund war trocken, und sie fühlte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Dieser Mann ängstigte sie sehr. Er war so … so überwältigend.
Sein Haar, das so dunkel war wie ihres, hatte er in einem kurzen Pferdeschwanz zusammengebunden, und in einem Ohr trug er einen kleinen Diamanten. Mit gespreizten Beinen stand er vor ihr und musterte sie von Kopf bis Fuß.
Offensichtlich schien er nicht beeindruckt von dem, was er sah. “Was kann ich für Sie tun, Miss Jones? Es muss ja ziemlich wichtig sein, wenn Sie so lange gewartet haben.” Er blickte zu dem Sofa hinter ihr.
Nie in ihrem Leben hatte ein Mann sie so angesehen. Es war beunruhigend. Ein Blick zum Fenster sagte ihr, dass es draußen dunkel geworden war, während sie geschlafen hatte. Der Wind wehte durch die kahlen Äste der Bäume und rüttelte am Fenster. Tory wandte sich dem Mann wieder zu. “Ich brauche Ihre Hilfe.”
“Warum sollte ich Ihnen helfen?”, fragte Marc, ging zur Bar hinüber und goss sich einen Drink ein. “Ich habe Sie noch nie in meinem Leben gesehen.”
Victorias Zunge glitt erneut über ihre trockenen Lippen. “Kann ich auch einen Drink haben?”
“Sicher, was wollen Sie?”
“Dasselbe wie Sie.” Ihre Finger schmerzten, so stark hatte sie den Griff ihrer Tasche umklammert. Sie versuchte sich zu entspannen, ging zur Terrassentür hinüber und legte die Hand auf die schweren blauen Samtvorhänge.
Es hatte zu schneien begonnen, sanfte weiße Flocken. Wieder erschauerte Tory, die vielen Wochen der Angst und Ungewissheit hatten sie erschöpft. Sie biss die Zähne zusammen und wandte sich um.
Der Raum wurde von dem knisternden Feuer im Kamin erwärmt, der Schein der Flammen tanzte über den Holzfußboden und die beiden blauen Ledersofas, die vor dem Kamin standen. Große Bücherregale, vom Boden bis zur Decke, waren an den Wänden.
Nachdenklich betrachtete Victoria die vielen Bücher, sie zuckte zusammen, als Marc ihr das Glas reichte.
Marcus Savin war so ganz anders, als sie ihn sich vorgestellt hatte. Zunächst einmal war er jung. Nun ja, nicht sehr jung, aber er war sicher Mitte dreißig, also etwa zwanzig Jahre jünger, als sie geglaubt hatte. Wenn er das Haar nicht zurückgebunden hätte, wäre es ihm sicher bis auf die Schultern gefallen. Er trug eine verwaschene Jeans und einen cremefarbenen Pullover.
Victoria nahm das Glas und trank einen großen Schluck. Die Flüssigkeit war angenehm kühl und schmeckte großartig – bis sie wie Feuer in ihrem Hals brannte.
Der Whiskey trieb ihr Tränen in die Augen, doch Savin betrachtete sie ungerührt. Victoria brauchte all ihre Willenskraft, um nicht zu husten, doch sie schaffte es. Sie warf ihm einen mörderischen Blick zu.
“Das nächste Mal bitten Sie besser um Wasser.”
“Das nächste Mal bieten Sie mir besser Wasser an.”
Marc sank auf das Ledersofa und starrte sie an. Victoria wich seinem Blick nicht aus, sondern hob die Nase noch ein wenig höher.
“Sie kennen meinen Bruder.” Sie beugte sich vor und stellte ihr Glas auf den Tisch. “Alex – Alexander Stone.”
Er kniff die Augen ein wenig zusammen. “Ich kenne niemanden, der so heißt. Tut mir leid, mein Schatz.”
“Lynx”, sagte sie. “Sie kennen Lynx. Sie haben ihn vor sieben Monaten nach Marezzo geschickt.” Sie reckte sich. “Ich bin seine Schwester. Und sagen Sie nicht, dass Sie ihn nicht kennen. Er hat mir von Ihnen erzählt.” Marc sagte nichts, er sah sie nur an, als sie weitersprach.
“Ich weiß zum Beispiel, dass die Organisation, für die Sie arbeiten, eine Eliteeinheit ist. Eine verdeckte Antiterroreinheit, die noch über dem CIA steht. Eine geheime Truppe mit Namen T-FLAC. Ich weiß, dass Mitglieder Ihrer Einheit viele fremde Regierungen und Militärorganisationen in der ganzen Welt unterwandert haben.”
Ein kleines triumphierendes Lächeln lag um ihren Mund, als sie sah, wie er sich anspannte. Im nächsten Augenblick schon stand er neben ihr und umfasste hart ihren Oberarm. Victoria schrie leise auf, als er sie vom Sofa hochzog.
“Wer zum Teufel sind Sie?”
Sie versuchte, ihm noch einmal ihren Namen zu sagen, aber sie war so erschrocken, dass kein Wort über ihre Lippen kam. Plötzlich wurde ihr klar, dass niemand wusste, dass sie hier war. Er konnte alles mit ihr machen, und wahrscheinlich würde er das auch tun. Er schüttelte sie so heftig, dass ihre Zähne klapperten. “Mein Bruder …”
“… würde all das niemals verraten haben!” Wieder schüttelte er sie. “Ich gebe Ihnen zwei Sekunden, dann sagen Sie mir, wer Sie sind und …”
“Ihr Codename ist Phantom”, sagte Victoria rasch. “Himmel, hören Sie auf, mich so zu schütteln! Mir wird gleich übel.” Abrupt ließ er sie los, und Victoria verschwand schnell hinter dem Sofa. “Mein Bruder lebt, und es geht ihm nicht sehr gut in Marezzo, Mr. Macho. Es ist ganz gleich, ob Sie mich schütteln oder...