Adler | Alles wegen Atze | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 112 Seiten

Adler Alles wegen Atze

E-Book, Deutsch, 112 Seiten

ISBN: 978-3-7407-9861-1
Verlag: TWENTYSIX
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



In der norddeutschen Tiefebene zwischen Oldenburg und Ostfriesland liegt das Ammerland. Dort oben zwischen den großen Mooren, den Baumschulen und den Feldern der Bauern in der weiten Ebene liegt ein kleiner Bauernhof, besser gesagt ein Resthof. Meist sind es die Städter, die sich einen solchen Hof zurechtmachen, um auf die "andere Art" zu leben und dann von den Bauern im Umfeld mit viel Skepsis betrachtet werden.
Auf unserem Hof lebt eine solche Familie, besser gesagt eine Restfamilie. Jannik, Hanna und Mama Stark und Beute der Schäferhund und sieben Hühner, vier Katzen, zwei Pferde, ach nein drei Pferde. Gelegentlich verliert Mama Stark die Übersicht und ein weiteres Tier ist ihr eigentlich zu viel, eigentlich. Eigentlich?! Es ist zu viel! Doch es ist da. Ein Maultier: Ein kleines, hässliches, unbeholfen tapsiges, unausstehlich brüllendes Maultier.
Ein Maultier im Ammerland? Dort wo Pferdesport und Pferdezucht einen besonderen Stellenwert haben. Vorsichtig ausgedrückt: Wenn man in diesem Zusammenhang nicht das Wort "Majestätsbeleidigung" gleich daneben schreiben möchte, dann sollte man das Ganze besser verschweigen. Ja, das wäre vielleicht besser.
Doch das ist kaum möglich, weil dieses Maultier Jannik Stark gehört und der möchte gar nichts verschweigen. Im Gegenteil der möchte beweisen, dass ein Maultier und sei es noch so hässlich und unmöglich, Gleiches leisten kann, wie ein großes Pferd.
Mama Stark schwant das Schlimmste aber sie hat sich ja nun mal alles selber eingebrockt.
Adler Alles wegen Atze jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


„Wir müssen los!“ Frau Stark wartete am offenen Wagenschlag ihres kleinen Lieferwagens und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den oberen Rand der Autotür. „Kann ich nicht zu Hause bleiben?“ Hanna stand immer noch auf der Steinstufe, die zur Haustür des kleinen Bauernhauses hinaufführte und mühte sich, den Hausschlüssel herum zu drehen. „Mama, es klemmt wieder.“ „Du musst die Tür anziehen, kräftig, dann geht es auch.“ Mutter Stark wurde noch ungeduldiger, als sie ohnehin schon war. Es war spät und bis sie in Aurich auf dem Markt waren, würden die besten Sachen wieder weg sein. Aber so war das eben, wenn man berufstätig, alleinstehend oder fast alleinstehend, mit zwei Kindern und einem kleinen Bauernhof dastand und Samstagmorgen der einzige Tag war, an dem man halbwegs in Ruhe einkaufen konnte. Aurich war zwar etwas weiter, aber es galt neben den Lebensmitteln für die Familie noch das ein oder andere für den Hof zu besorgen und in Aurich gab es auch die Angebote für Landwirte und Pferdehalter. Hanna schien zu verzweifeln. Frau Stark ging kurz entschlossen zurück, gab der Tür den notwendigen Ruck und drehte den Schlüssel um. Dann zerrte sie Hanna mit zum Wagen. „Los jetzt, der Markt wartet nicht auf uns.“ Jannik saß schon auf der Vorderbank des klapperigen Pritschenbusses und drehte das Steuer nach links und nach rechts. „Brumm, Bruuumm.“ Er legte sich auf die rechte Seite und zog das Steuerrad herum. „Los Jannik, rück mal.“ Jannik wurde in die Mitte geschoben und Hanna kletterte in der Zwischenzeit von der anderen Seite ins Führerhaus. „Warum kann ich denn nicht beim Fohlen bleiben?“, quengelte Hanna noch einmal, wohl wissend, dass jede Diskussion inzwischen zwecklos war, denn der Motor lief und das Auto knirschte über den Feldweg auf die asphaltierte Straße zu. Das Fohlen war erst wenige Wochen alt und wenn die Starks unterwegs waren, musste es natürlich bei seiner Mutter im Stall bleiben aber kaum durften sie auf die Weide hinter dem Haus, dann schien es als gäbe es nichts Schöneres für das Fohlen als sich mit der Mutterstute in Kraft und Schnelligkeit zu messen. Das war natürlich noch viel zu früh und es endete meist damit, dass es nach einigen aufgeregten Sprüngen ganz schnell das prall gefüllte Euter suchte, während Lisa es geduldig gewähren ließ. Hanna war bei der Geburt dabei gewesen und die Familie hatte beschlossen, dass es Ronda heißen sollte und Hanna es pflegen durfte. Das Fohlen würde eine Schönheit werden auch wenn es noch etwas struppig war, konnte man es erahnen. Dunkles Kastanienbraun mündete in den Fesseln und in der Mähne in Schwarz und auf der Stirn leuchtete ein weißer Stern. Der Markt in Aurich war bereits im vollen Gange, die ersten Bauern bauten schon wieder ab, sie hatten gut verkauft. Die Leute kamen aus ganz Ostfriesland nach Aurich zu Markt. Hanna half ihrer Mutter tragen. Einmal hatten sie schon die vollen Taschen in den kleinen Lieferwagen gepackt, den Sack Kartoffeln, das Gemüse, die Äpfel und inzwischen waren sie ein zweites Mal unterwegs. Hanna balancierte eine Stiege mit Eiern, Jannik hopste und sprang wie ein Kaninchen hinterher, obwohl ihn die Baumwolltasche mit dem Schweinebraten, den Mohrrüben und dem Käse eigentlich auf der Erde halten musste. „Ich brauche noch einen Striegel und der eine Hufkratzer ist auch verschwunden.“ Frau Stark steuerte dem Teil des Marktes zu, wo die Stände mit Ausrüstung und Futter für Tierhalter waren. Von weitem hörten sie ein Quäken und Blöken, als werde eine Herde Schafe durch den Markt getrieben, doch Fehlanzeige, kein Schaf weit und breit. Stattdessen wurde das Geräusch, das sich auch zeitweise wie das grobe Scheppern eines Blecheimers anhörte, immer lauter. „Das ist ja entsetzlich“, stieß Frau Stark hervor. Keine zehn Meter entfernt war an einen Stand ein junges Maultier angebunden und schrie sich die Seele aus dem Leib. Es war höchsten siebzig Zentimeter hoch, hatte den Hals nach vorne geschoben, bleckte den kleinen nach vorne stehenden Kiefer und wieherte und schrie in einer Tour. „Oh, Gott.“ Frau Stark blieb stehen, Hanna blieb stehen. Die Marktbesucher machten um den Stand einen großen Bogen. Leder Bruns stand ungerührt daneben, kratzte sich den Kopf und schien zu überlegen, was zu tun sei. „Moin“, Mutter Stark dachte an ihren Hufkratzer. „Wo haben sie den denn her?“ Sie konnte eine gewisse Abneigung nicht verbergen. „Der kommt von Rüssmann sein Stall“, antwortete Leder Bruns und war etwas verlegen. „Soll ich aber nech sagen, wo er her ist, sonst erfährt noch alle Welt, wo das Unglück passiert is.“ Leder Bruns schaute bedeutungsvoll. „De Henning Rüssmann hat ´secht, dat er ihn wohl ersäufen lassen will, da han ick ihn ma besser mitgenommen.“ Er schaute Frau Stark vielsagend an. Jannik hatte sich inzwischen vor dem kleinen Wesen aufgebaut und schaute es prüfend an. „Es ruft nach seiner Mama“, diagnostizierte er und mit vorwurfvollen Blick zu Leder Bruns „Und Hunger hat es auch.“ „Was wollen sie denn damit machen“, fragte Frau Stark. „Na, für sagen wir fofftig Talers, wär da schon wat to maken“, meinte Leder Bruns, „aber nur für jemanden, der wat davon versteht.“ „Nein, nein um Himmels Willen, ich will ihn nicht haben.“ Frau Stark trat unwillkürlich zwei Schritte zurück. „Warum nicht Mama, der braucht doch jemanden.“ Jannik war inzwischen auf das Tier zugegangen und hielt ihm eine Möhre hin, die er aus seinem Einkaufsbeutel gezogen hatte. Sofort suchten zwei dicke Lippen nach der dargereichten Köstlichkeit. Das Tier klappte die Ohren nach vorne, beruhigte sich und begann an der Mohrrübe zu lecken und zu kauen. Für einen Augenblick schien es das Unglück vergessen zu haben, dass es so herzerweichend oder doch eher knieerweichend hatte schreien lassen. „Wir könnten es gemeinsam mit dem Fohlen aufziehen“, schlug Jannik vor. Für seine elf Jahre machte er höchst pragmatische Vorschläge. „Das kommt gar nicht in die Tüte“, sprang Hanna dazwischen. „Lisa ist schließlich die Mama vom Fohlen, nicht von dem da.“ „Das ist ungerecht“, schrie Jannik plötzlich, „Ich will auch ein Fohlen und ich will den da.“ Frau Stark verschlug er für einen Augenblick den Atem. Nicht noch ein Tier, das wäre jetzt einfach zu viel. Der kleine Hof, der ja eigentlich kein ganzer Hof war, beherbergte inzwischen zwei Großpferde, das Fohlen, den Haflinger, Beute, den alten Schäferhund, Mia, die Hauskatze, daneben drei weitere Katzen, die gar nicht dazugehörten, aber inzwischen auch da wohnten, sieben Hühner, zwei Entenpaare auf die man ständig achten musste, denn der nahegelegene Weiher war auf der andere Seite der Landstraße und die Enten überquerten diese Straße, wann immer es ihnen beliebte, brav im Entenmarsch, eine hinter der anderen und es blieb nicht aus, dass Frau Stark von Zeit zu Zeit in ihrer Küche das verdächtige Quietschen von Autoreifen vernahm, ein paar freche Raben, die versuchten den Hühner das Futter zu stehlen und die wirklich nicht zum Hof gehörten und zu allem Überfluss musste im letzten Frühjahr Thomas auch noch mit einem schottischen Highland Rind ankommen, das er einfach toll fand, das wie ein Scheunendrescher fraß und zu nichts nutze war, außer man wollte es schlachten. Aber auf dem Hof wurde nichts geschlachtet. „ ... weil wir schließlich hier gemeinsam leben und nicht gemeinsam schlachten.“ In diesem Punkt kannte Frau Stark überhaupt keinen Spaß. Die Kaninchen im Stall hinter dem Schuppen waren ihr für einen Augenblick in ihrer Aufzählung entfallen. ... und jetzt auch noch dieses schreiende, blökende kleine Teufelchen, dass so blöde aussah, dass man annehmen musste, es rennt vor den nächsten Baum glatt davor, wenn es losgebunden werden würde. Das kam nicht in Frage. Es reichte! Jannik stellte sich vor seiner Mutter auf. Er stemmte seine kleinen Fäuste in die Hüften. „Ein richtiger kleiner Stark“, dachte Frau Stark für einen Augenblick, „Ganz wie sein Opa.“ Sie wusste was jetzt kam, der kleine Mann war fest entschlossen. Nun gut, Schlagabtausch. „Ich will dieses Maulpferd haben“, Jannik funkelte sie von unten an. „Das ist meines.“ „Es heißt nicht Maulpferd, Du Dummerchen es heißt Muli“, krähte Hanna dazwischen. „Ich will, ich will das gibt’s nicht“, antwortete Frau Stark. Der Konter war gut vorbereitet gewesen, leichte Übung. „Ich bleibe hier.“ Jannik hatte nach gelegt und brachte es noch fertig: „Außerdem ist es mir egal, wie es heißt: Muli oder Kuli oder sonst was.“ Seine Lippen pressten sich fest zusammen. „Jannik, hör zu.“ Zu spät, sie merkte, dass sie einen Millimeter zurück gewichen war. Hanna platzte dazwischen: „So ein hässliches Vieh, da lachen ja die Nachbarn.“ „Es ist mir egal, ob es hässlich ist. Ich hab es lieb“, stieß Jannik...


Adler, Michael
Michael Adler
* 26 August 1954
Michael Adler ist in Essen geboren und lebt heute mit seiner Familie in Braunschweig.


Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.