Angelowski | Jenseits des Rheins | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 256 Seiten

Reihe: Maline Brass und Lou Vanheyden

Angelowski Jenseits des Rheins

Köln Krimi
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96041-700-2
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Köln Krimi

E-Book, Deutsch, Band 6, 256 Seiten

Reihe: Maline Brass und Lou Vanheyden

ISBN: 978-3-96041-700-2
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Spurlos verschwunden in Köln

Der vierzehnjährige Lenni ist spurlos verschwunden. Mitten in Köln, genau an dem Tag, an dem er vom geheimen Doppelleben seines Vaters erfahren hat. Lennis Mutter Katharina ist sich sicher, dass ihrem Sohn etwas zugestoßen ist. Denn Lenni ist besonders – er polarisiert, eckt an und kämpft an vielen Fronten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn der Junge hat auch eine Seite, von der Katharina nichts ahnt. Mit katastrophalen Folgen ...

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Köln-Nippes, Dienstag Lou Vanheyden späht durch das Schaufenster ins Ladenlokal der Bäckerei Morgenroth. Eine Verkäuferin kehrt den Boden, die Brotkörbe wurden schon geleert, und die Scheiben der Glasvitrine, in denen zu Geschäftszeiten Torten und Quiches präsentiert werden, sind gewienert. Lou öffnet ein unscheinbares Tor, durchquert den übersichtlichen Innenhof und gelangt über einen engen Flur in die Backstube. Schon als Mädchen ist sie diesen Weg entlanggehüpft, um ihre Freundin Hanna abzuholen. Zur Schule, zum Spielen, später, um Jungs zu treffen oder im Nippeser Tälchen zu paffen. Unzählige Butterbrote, die Hannas Mutter dick mit Marmelade bestrich, hat Lou an diesem Ort gefuttert. Der Geruch von frischem Brot gehört untrennbar zu ihrer Kindheit, wie das Hänneschen Theater und der Wind, der immerfort um den Kölner Dom fegt. Lou Vanheyden und Hanna Morgenroth verloren sich weder durch Lous polizeiliche Grundausbildung in Selm-Bork noch durch Hannas Geschichtsstudium aus den Augen. Als Hannas Vater an Alzheimer erkrankte und das Geschäft auf einmal vor dem Aus stand, sattelte die Historikerin um und übernahm den Betrieb. Längst schreibt die Bäckerei Morgenroth wieder schwarze Zahlen. Lou schneit fast täglich herein, meistens morgens auf ihrer Joggingrunde, bevor sie ins Polizeipräsidium fährt. Heute hat sie ab mittags Überstunden abgebaut, um zusammen mit Henry, ihrem Exmann, alles für die anstehenden Baumaßnahmen in ihrem Haus vorzubereiten. »Habt ihr deinen Dachboden ausgeräumt?«, fragt Hanna, die mit beiden Händen in einer großen Plastikschüssel verschiedene Samen und Trockenfrüchte miteinander vermengt. »Ja, besenrein, und Tessas Zimmer ist auch leer, ihre Sachen und das Kinderbett stehen für den Übergang in Friedas Zimmer. Das ist gerade die reinste Rumpelkammer.« »Ist nett, dass Henry dir hilft.« »Ja, bei solchen Sachen kann ich mich auf meinen Ex verlassen.« »Wann kommen die Handwerker?« »Morgen früh um sieben, ich habe mir extra freigenommen, um ein Auge auf die Arbeit zu haben, so etwas wie letztes Mal darf nicht wieder vorkommen. Als damals die Fenstersimse erneuert wurden, haben die Experten doch auch an die Küchenfenster frischen Beton gegossen, obwohl Terrassentüren eingesetzt werden sollten.« Hanna lacht. »Ich erinnere mich.« »Ich bin im Baumarkt gewesen, damit ich die Tür- und Fensterrahmen in Tessas altem Kinderzimmer schon mal abschleifen und lackieren kann. Die Tapeten mache ich wahrscheinlich ab und verputze die Wände einfach neu.« »Morgen Nachmittag kann ich dir helfen, aber du weißt ja, ich habe bei so etwas zwei linke Hände. Magst du ein Zimtweckchen?« »Klar.« Lou setzt sich auf den Holzschemel, ihrem Lieblingsplatz in der Backstube, und gießt Kaffee in zwei Tassen, während Hanna dem Lehrling kurz zeigt, wie er die Samenmischung abwiegen muss. Mit einem Flyer, der Hannas Sonderangebote im Mai präsentiert, fächert Lou sich Luft zu. Sie spürt deutlich, dass sich auf der Stirn und im Nacken Schweißperlen bilden. Mit diesen Hitzewallungen sieht sie sich seit einigen Monaten konfrontiert. Bisher hatte Lou »nur« damit gekämpft, dass sich die Pfunde nicht mehr so leicht im Zaum halten lassen, jedenfalls reichten einfache Joggingeinheiten dazu nicht mehr aus. Innerlich hatte sie die leise Hoffnung gehegt, glimpflich durch die Menopause zu kommen, so wie ihre Mutter. Aber nun, wo Lou glaubte, das Schlimmste überstanden zu haben, macht ihr die Schwitzerei einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Nachts schläft sie kaum noch durch, wechselt mindestens einmal Bettlaken und Schlafshirt. Manche Frauen schlagen sich noch über das siebzigste Lebensjahr hinaus mit Beschwerden herum, hat Lous Frauenärztin neulich gesagt und ihr mit dieser Prognose einen gehörigen Dämpfer verpasst. Die Einnahme von Hormonen lehnt Lou ab. Hanna legt Weckchen auf den Tisch, gesellt sich zu ihrer Freundin und schiebt widerspenstige Haarsträhnen unter das karierte Kopftuch. Die Bäckerjacke ist lupenrein. »Noch«, lacht Hanna, als Lou sie drauf anspricht. »Mir ist tierisch heiß«, sagt Lou und zieht die Lederjacke aus. »Meinen Fächer vergesse ich andauernd.« »Hast du heute Yoga gemacht?« »Keine Zeit.« »Warst du am Morgen joggen?« »Wann denn?« »Und die Wechselduschen?« Lou winkt ab. »Zieh es durch, wie Zähne putzen, das hinterfragst du ja auch nicht täglich. Mit geht es jedenfalls blendend, seitdem ich das konsequent mache.« »Du hast ja kaum Symptome.« Hanna steht auf, kommt mit einem kleinen Tischventilator zurück und schaltet ihn ein. Das Gerät schwingt leise, die Rotorblätter verwirbeln die Luft und erzeugen einen wohltuenden Wind. »Wie lange soll denn der Rummel bei dir zu Hause dauern?«, wechselt Hanna das Thema. »Höchstens eine Woche, schätzt der Meister. Ich bin froh, wenn das Bad und die Zimmer im Dachgeschoss fertig sind. Erstens ist es eng in meiner Wellnessoase, seitdem Frieda und Tessa sich ausbreiten, und zweitens haben die beiden da oben dann ihr eigenes kleines Reich.« »Herrlich, drei Generationen unter einem Dach, du hast ein Glück.« Dessen ist sich Lou bewusst. Sie ist ganz verrückt nach ihrer kleinen Enkelin. Aber sie freut sich auch auf mehr Privatsphäre, wenn der Dachboden für ihre Tochter und Tessa erst ausgebaut und modernisiert ist. »Wie packt Frieda die ganze Belastung denn so?« »Ich sag mal, ohne die Hilfe von mir, Henry und ihrer Oma hätte sie große Probleme, die Vorlesungen zu besuchen. Morgen absolviert Tessa endlich die Probestunde bei einer Tagesmutter, ob es mit dem Platz dann funktioniert, ist aber immer noch in der Schwebe.« »Das gibt es doch gar nicht!« »Die Nachfrage ist einfach extrem.« »Ich denke, jedes Kind hat Anspruch auf einen Kindergartenplatz?« »Grundsätzlich ja, aber für die Betreuung der unter Dreijährigen gleicht die Suche nach einer Krabbelgruppe einem Lotteriespiel.« »So viel zur Vereinbarung von Familie und Beruf«, sagt Hanna. »Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir noch immer in den sechziger Jahren stehen geblieben sind.« »Ich bin jetzt erst mal froh, wenn der Umbau über die Bühne ist.« Lou beißt ins Zimtweckchen und nippt am Kaffee. »Wie geht es Henry?«, fragt Hanna. »Er und Anne fahren heute Nacht nach Frankreich.« »Die Glückspilze. Sie sind jetzt auch schon eine Weile zusammen, oder?« »Zwei Jahre. Aber es kriselt offenbar …« Lou gießt Kaffee nach und seufzt. »Ich würde mich gern mal wieder verlieben, so mit allem, was dazugehört, aber weit und breit ist kein passender Mann in Sicht.« »Vielleicht sollten wir dir ein Profil bei einer Datingplattform erstellen«, sagt Hanna. »Gott bewahre!« »Ich höre immer wieder von Paaren, die sich darüber gefunden haben.« »Ach ja? Und warum bist du dann nicht in den entsprechenden Datingbörsen aktiv?« »Vielleicht bin ich es ja längst«, lacht Hanna. »Quatsch, das wüsste ich doch.« »Tja, ich bin ein Buch mit sieben Siegeln.« Hanna springt auf, stellt den Timer eines Backautomaten ein und kommt zum Tisch zurück. »Nein, im Ernst. Ich habe seit drei Monaten ein Profil und mich schon zwei Mal verabredet.« »Du spinnst.« Lou greift sich ein weiteres Zimtweckchen und beißt hinein. »Warum hast du mir nichts davon erzählt?« »Weil ich weiß, dass du der ganzen Online-Partnersuche skeptisch gegenüberstehst.« »Das stimmt gar –« »Doch!« »Mir ist kalt«, sagt Lou, schaltet den Tischventilator aus und zieht ihre Jacke wieder an. »Wir erstellen dir ein Profil auf einer seriösen Plattform und schauen einfach, was passiert«, schlägt Hanna vor. »Du hast ja nichts zu verlieren. Okay?« »Meinetwegen, aber ein Kölner Polizeibeamter kommt nicht in Frage«, brummt Lou. »Wenn die Sache schiefgeht, rennen wir uns im Präsidium immer wieder über den Weg, das nervt mich bei Henry manchmal total.« »Kein Polizist, alles klar«, strahlt Hanna. »Wir setzen so bald wie möglich ein Profil auf, am besten bei Sekt und Häppchen. Und du kannst mir schon mal ein tolles Foto von dir schicken, irgendwas ganz Natürliches, am besten aus dem Urlaub oder ein Bild von dir unter Wasser. Männer stehen auf interessante Frauen mit ausgefallen Hobbys.« »Ach ja?« »Klar, du wirst sehen, die Typen reißen sich um dich. Ganz bestimmt!« »Das wäre mal eine ganz neue Erfahrung«, lacht Lou. Hanna holt sich Bleistift und Papier. »Taucherin, Mitte fünfzig …« »Ich bin näher an der sechzig.« »… sucht sportlichen Mann für gemeinsame Abenteuer. Ich bin ein Familienmensch mit dem Anspruch auf Freiheit in der Verbundenheit und …« »Ach ja?« »… sportlich, lässig, kulturinteressiert, humorvoll und …« »Berufstätig«, sagt Lou trocken. »Ich muss aufbrechen, der Sondereinsatz geht gleich los. Die Razzia dauert wahrscheinlich bis in die Nacht.« »Ich werde natürlich noch am Text feilen, dann können wir ihn zusammen durchgehen«, sagt Hanna und schiebt das Blatt zur Seite. »Wo ist der Einsatzort?« »Erfahre ich gleich.« »Üblicherweise finden solche Aktionen doch eher in aller Herrgottsfrühe statt, wenn die Chance groß ist, die Leute zu Hause anzutreffen.« »Diesmal läuft es anders.« »Blöd, dass du jetzt zum Dienst musst! Ausgerechnet nach einem freien Nachmittag.« »Ich bin froh, dass ich überhaupt ein paar Überstunden abbauen konnte zwischen den Diensten. Bei uns ist...


Myriane Angelowski, in Köln geboren und im Bergischen Land aufgewachsen, studierte Sozialarbeit und arbeitete als Referentin für Gewaltfragen bei der Kölner Stadtverwaltung. Neben ihrer Arbeit als Autorin leitet sie Krimi-Seminare und Schreibworkshops.
www.angelowski.de



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