E-Book, Deutsch, Band 3, 240 Seiten
Reihe: Magic Maila
Arold Magic Maila (Band 3)
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96129-204-2
Verlag: Karibu – ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Verwünscht & zugenäht!
E-Book, Deutsch, Band 3, 240 Seiten
Reihe: Magic Maila
ISBN: 978-3-96129-204-2
Verlag: Karibu – ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Marliese Arold, Jahrgang 1958, wollte schon als Kind Schriftstellerin werden. Aus Liebe zu Büchern wurde sie zunächst einmal Bibliothekarin. Seit 1983 ihre ersten eigenen Werke veröffentlicht wurden, arbeitet sie als freie Autorin. Ihre Bücher kennt man in über 20 Ländern. Sie hat zwei erwachsene Kinder und lebt mit ihrem Mann in Erlenbach am Main.
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Maila ließ ihren Kopf auf den Küchentisch sinken. Sie fühlte sich völlig erschöpft. Was hatte sie jetzt schon wieder angestellt? Zwar hatte ihre Hexenfreundin Ophelia Mondfink ihre Mädchengestalt zurück und musste nicht mehr in Onkel Justus’ fettem Körper herumlaufen. Doch gleichzeitig hatte Maila den mächtigen Zauberer Luzian Morchelstiel in eine kleine Plastikfigur verwandelt! Und das war eine Katastrophe …
»Jetzt komm, Maila«, versuchte Ophelia Maila zu trösten. »Es war doch nur ein Versehen! Und es lässt sich bestimmt wieder rückgängig machen.«
Maila hob müde den Kopf. Durch das Küchenfenster schien die Morgensonne. Maila sah, wie draußen im Garten der Pegasus graste. Ein friedliches Bild. Mailas Menschenfreundin Emily Steigerwald hatte ihm eine alte Decke umgelegt, die seine Flügel verbarg. So sah der Pegasus wie ein normales weißes Pferd aus.
»Alles, was ich anfasse, geht schief«, klagte Maila mit dünner Stimme. Ihre Nase war verstopft.
»Unsinn!« Emily reichte ihr ein Papiertaschentuch, und Maila schnäuzte sich. »Du bist eine wundervolle Hexe, Maila!«
»Ja, du hast mich gerettet!«, betonte Ophelia. »Ich weiß gar nicht, wie ich dir danken kann, Maila! Ich bin an dem ganzen Mist schuld! Wenn ich nicht so erpicht gewesen wäre, diese Ohrenschwinger auszuprobieren, dann wäre das Ganze nicht passiert.«
»Genau genommen ist Robin schuld«, murmelte Maila dumpf. »Er hat dich als Versuchskaninchen benutzt, obwohl er genau wusste, dass seine Erfindung noch nicht ausgereift ist.«
Die Grenze zwischen der Hexen- und der Menschenwelt ließ sich normalerweise nur überwinden, wenn man mit den Ohren wackeln konnte. Das vermochten nur wenige. Maila zum Beispiel und ihre Oma Luna. Mailas 16-jähriger Bruder Robin besaß dieses Talent nicht, und das wurmte ihn gewaltig. Deswegen hatte er nach einer Lösung gesucht und eine Art Kopfhörer erfunden. Mittels zweier Klammern, die an den Ohren befestigt wurden, war das Gerät in der Lage, auch bewegungsarme Lauscher zum Wackeln zu bringen. Ophelia hatte den Ohrenschwinger testen sollen. Aber anstatt in die Menschenwelt zu reisen, war sie in eine düstere Zwischenwelt geraten, in der es vor Gefahren nur so wimmelte.
Maila spürte, wie sich etwas Schweres auf ihren linken Oberschenkel legte. Sie sah nach unten. Beppos dicker Kopf ruhte auf ihrem Bein. Der große Hund blickte sie treuherzig an.
»Sei nicht traurig, Maila«, brummte er mit seiner tiefen Stimme. »Alles wird gut! Ich hab dich lieb!«
»Ich hab dich auch lieb!« Unwillkürlich musste Maila lächeln. Durch ihren Zauber konnte Beppo sprechen, aber nur Hexen konnten ihn verstehen. Und natürlich Emily, seine Besitzerin!
Emily kraulte Beppos dichtes Fell. »Ich wünschte, du hättest recht, Beppo! Und ich wünschte, wir hätten schon eine Lösung für unsere Probleme.« Sie seufzte tief. »Maila und Ophelia, ich muss euch leider allein lassen. Es ist höchste Zeit für mich. Meine Mutter wird verrückt, wenn sie mich wecken will und ein leeres Bett vorfindet.«
Maila hatte sofort wieder ein schlechtes Gewissen. Sie war schuld, dass Emily nicht friedlich im Bett schlummern konnte. Die beiden Mädchen hatten aufregende Stunden hinter sich. Nur mit Emilys Hilfe war es Maila gelungen, die verzauberte Ophelia aufzuspüren und aus dem schrecklichen Körper zu befreien.
»Soll ich dich mit dem Pegasus schnell nach Hause bringen?«, bot Maila Emily an.
Emily schüttelte den Kopf. »Ich nehme den Bus, das fällt weniger auf. Es ist schon zu hell. Ein fliegendes Pferd erregt zu viel Aufsehen!« Sie umarmte Maila, dann nach kurzem Zögern auch Ophelia. »Auf geht’s, Beppo! Wenn wir uns beeilen, kommen wir gerade noch rechtzeitig heim!«
Gleich darauf hörte Maila, wie die Haustür ins Schloss fiel. Ein merkwürdiges, leeres Gefühl breitete sich in ihr aus. Sie fühlte sich allein und im Stich gelassen. Dabei saß ihr doch Ophelia gegenüber, ihre zweitbeste Hexenfreundin. Aber vielleicht war das Gefühl normal nach einem so aufregenden Abenteuer.
»Ich glaube, ich mache uns beiden mal eine heiße Schokolade«, sagte Ophelia. »Die brauchen wir jetzt ganz dringend!«
Maila nickte seufzend.
Wenig später erfüllte köstlicher Kakaogeruch die Küche. Maila sah Ophelia gedankenverloren zu, wie diese in der Küche umherwirbelte. Geschirr schwebte in der Luft, Kakaopulver füllte sich wie von selbst in die Tassen, ein Krug mit Milch erwärmte sich per Zauberkraft, während er auf dem Tisch stand. Zufrieden schnippte Ophelia mit den Fingern, und die Milch floss in die Tassen und bildete einen herrlichen Schaum.
»Danke«, murmelte Maila und führte die Tasse an die Lippen. Der erste Schluck schmeckte sehr merkwürdig. Der Duft der Schokolade mischte sich mit dem von Pfingstrosen. Angewidert setzte Maila die Tasse ab.
»An dir haftet immer noch schwarze Magie«, sagte sie.
»Tut mir leid.« Ophelia machte ein zerknirschtes Gesicht und setzte sich. »Ich kann nichts dafür. Das liegt vermutlich daran, dass ich zu lange im Körper deines Onkels gesteckt habe.«
»Wie ist das eigentlich passiert?«, wollte Maila wissen.
Ophelia seufzte. »Robin hat mich so lange bequatscht, bis ich seinen verflixten Ohrenschwinger aufgesetzt habe. Du weißt doch, ich bin so schrecklich verknallt in seinen Freund Gaston – und irgendwie habe ich mir eingebildet, dass es Eindruck auf Gaston macht, wenn ich so mutig bin.«
Maila verdrehte die Augen. Aus vermeintlicher Liebe taten Leute oft die verrücktesten Dinge. Doch Ophelia hatte riesige Gewissensbisse, das konnte Maila ihr ansehen.
»Ich war so aufgeregt, denn Robin hatte mir versichert, das Ding würde funktionieren«, fuhr Ophelia fort. »Und ich wollte dich doch so gern in der Menschenwelt besuchen! Plötzlich merkte ich, wie mir der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Gerade noch befand ich mich in Robins Zimmer – und dann hatte ich das Gefühl, zu fallen, und zwar durch alle Stockwerke bis in euren Keller. Ich hatte solche Angst! Ich glaube, ich habe ganz laut geschrien.« Sie machte eine kurze Pause. »Dann konnte ich spüren, dass ich irgendwo angekommen war. Es war stockfinster um mich herum. Ich zitterte am ganzen Körper. In diesem Moment hatte ich ganz vergessen, dass ich eine Hexe bin und zaubern kann. Das fiel mir erst nach einer Weile wieder ein, und ich zauberte mir eine Leuchtkugel.«
Maila hörte aufmerksam zu.
»Ich hatte keine Ahnung, wo ich war«, berichtete Ophelia weiter. »In eurem Keller jedenfalls nicht. Denn den kenne ich ja vom letzten Jahr, als wir diese Beerenbowle gehext haben, erinnerst du dich?«
Maila nickte. Die Bowle hatte eine Geburtstagsüberraschung für ihre Mutter Alma werden sollen. Maila, Ophelia und Ninive, die Freundin der beiden Mädchen, hatten jede Menge Beeren gesammelt, und Oma Luna hatte ihnen geholfen, daraus ein leckeres Getränk zu hexen. Nach einem uralten Gute-Wünsche-Rezept, das Alma ein ganzes Jahr mit Glück und schönen Erlebnissen versorgen sollte. Leider hatte ihnen die wichtigste Zutat gefehlt, denn ausgerechnet in diesem Sommer gab es im ganzen Hexenland keinen einzigen gelben Schnorchelröhrling. Die gestreiften Waldnacktschnecken hatten leider jeden dieser Pilze abgenagt oder gleich ganz aufgefressen. Nur die Kappen des Schnorchelröhrlings garantierten anhaltendes Glück, außerdem mussten die Pilze frisch verwendet werden. Oma Luna hatte in einem Glas zwar noch etwas Pulver aus getrockneten und gemahlenen Röhrlingen, das die Mädchen ersatzweise in die Bowle gekippt hatten. Trotz mächtiger Zaubersprüche hatte das Getränk aber dann nicht die erhoffte Wirkung entfaltet. Im Gegenteil: Ein paar Monate nach Almas Geburtstag eröffnete in Großhexenfurt eine neue Filiale der Zauber-Kaufhauskette MacMagic und brachte den kleinen Zauberladen der Espenlaubs in ernste Schwierigkeiten.
Maila seufzte unwillkürlich. Nein, der Zaubertrank hatte ihrer Familie kein Glück beschert. Sonst würde sie jetzt nicht bis über beide Ohren in Schwierigkeiten stecken!
»Ich war in einem finsteren Gang gelandet«, erzählte Ophelia weiter. »Ein unterirdischer Weg. Wurzeln ragten von oben herab und an den Seiten heraus. Ich kannte diesen Ort nicht, und ich war mutterseelenallein. Ich fürchtete mich sehr, und mir war klar, dass ich einen schrecklichen Fehler gemacht hatte.«
Sie war sehr blass. Die schlimmen Erlebnisse hatten Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen.
»Ich ging den Weg entlang, ohne zu wissen, wohin er mich führte. Würde ich geradewegs in die Hölle laufen? Oder war ich in der Unterwelt gelandet? Ich bereute es, dass ich den Ohrenschwinger aufgesetzt hatte. Der war übrigens verschwunden. Ich muss ihn unterwegs verloren haben. Vielleicht ist er auch in Robins Zimmer geblieben, keine Ahnung.« Ophelia strich sich eine blonde Haarsträhne aus der Stirn. Trotz der überstandenen Strapazen glänzten ihre Haare wie Gold.
»Robin hat Oma Luna den Ohrenschwinger gegeben«, ergänzte Maila. »Mit dem Ding sind wir in die Zwischenwelt gereist und haben Onkel Justus gefunden, der deinen Körper gestohlen hat. Das haben wir allerdings erst eine Weile später herausgefunden.«
Ophelia stöhnte. Nach einer kurzen Pause fuhr sie mit ihrem Bericht fort.
»Mir kam es so vor, als würde ich viele Stunden diesen finsteren Weg entlanggehen. Ich befürchtete schon, immer im Kreis zu laufen – in einer ewigen unterirdischen Schleife. Dann stieß ich endlich auf ein anderes Lebewesen: den Pegasus. Er sah so ausgemergelt aus, als würde er den nächsten Tag nicht mehr erleben. Ich versuchte, ihm zu...




