E-Book, Deutsch, 119 Seiten
Basse / Frey Glaube und Lernen - Theologie interdisziplinär - Heft 2/2011
1. Auflage 2011
ISBN:
Verlag: Edition Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Themenheft: Geist, Geister, Heiliger Geist
E-Book, Deutsch, 119 Seiten
ISBN:
Verlag: Edition Ruprecht
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
26.Jahrgang Heft 2/2011
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Zu diesem Heft;2
2;Geist, Geister, Heiliger Geist;5
2.1;1. Anstöße zum Nachdenken2;5
2.2;2. Welche Erfahrung führt zum Thema des Geistes?;9
2.3;3. Der Geist und die Wahrnehmung der Wirklichkeit;10
2.4;4. Die Erfahrung des Heiligen Geistes, des Geistes Gottes;15
2.5;5. Ausblick: Was bedeutet Gottes ‚Wirklichkeit‘;17
2.6;Abstract;19
3;Begeisternde Spiritualität;20
3.1;1. Erfahrungen und ihre Interpretation;22
3.2;2. Der Interpretationshorizont der frühchristlichen Erfahrungen mit dem Geist;26
3.3;3. Paulus und die paulinischen Gemeinden;29
3.4;4. Fazit;33
3.5;Abstract;34
4;Geisterfahrung und Geist-Theologie;35
4.1;1. Geisterfahrungen;36
4.2;2. Theologenerfahrungen;38
4.3;3. Kirche: partikularistische Pneumatologie;42
4.4;4. Israel: universalistische Pneumatologie;44
4.5;5. Pneumatologie;47
4.6;Abstract;48
5;„Und mit Geiststärke tu‘ ich Wunder auch“;50
5.1;Was vermittelt der Geist? Einsichten aus biblischer und systematischer Theologie;52
5.2;Die Unterscheidung der Geister im Horizont der religionspädagogischen Wissenschaft;54
5.3;Vernunft und Heiliger Geist - Das Dilemma mit der Spiritualität in der Bil-dung;58
5.4;Ist Geist von Menschen formal vermittelbar? Funktionen spiritueller Bil-dung;60
5.5;Abstract;63
6;Alter Wein in neuen Schläuchen?;64
6.1;Einleitung;64
6.2;Spiritualité – Spirituality – Spiritualität;66
6.3;Sinn und Geschmack;68
6.4;Alter Wein in neuen Schläuchen?;72
6.5;Spiritualität erforschen;73
6.6;Abstract;76
7;Geist und Spiritualität in religionsphilosophischer Sicht;77
7.1;1. Die Begegnung von Personen als Paradigma;78
7.2;2. Geist und Vernunft, Gottes Geist und der menschliche Geist;81
7.3;3. Leben und Sprache;86
7.4;4. „Philosophie des Geistes“?;89
7.5;5. Gottes Geist;92
7.6;6. Ausblick: „Geist“ und die Philosophie der Religionen;94
7.7;Abstract;95
8;Interkulturelle Gedanken zu einer Erschließung von Geisterfahrungen unter Jugendlichen;96
8.1;Trinitarische Vorüberlegungen;96
8.2;Primäre Religiosität und Geisterfahrungen;99
8.3;Der Kimbanguismus – Ort der Inkarnation des Heiligen Geistes;100
8.4;Anfragen aus der Ökumene;102
8.5;Didaktisch-Methodische Überlegungen;104
8.6;Abstract;109
9;Peter Zimmerling: Die charismatischen Bewegungen Theologie – Spiritualität (2002).;111
10;Inhaltsverzeichnis des Jahrgangs 2011;117
10.1;Heft 1;117
10.2;Heft 2;118
Gespräch zwischen Disziplinen (S. 190-191)
Geist und Spiritualität in religionsphilosophischer Sicht
Ernstpeter Maurer
Eine religions-philosophische Betrachtung kann von Religion als wesentlicher Dimension der Philosophie ausgehen. Das zeigt sich an der begrifflichen Ambivalenz von „Vernunft“ und „Geist“. Hier kommt der Philosophie des Deutschen Idealismus eine besondere Rolle zu, denn zumindest bei G. W. F. Hegel wird „Geist“ zum Schlüsselbegriff.1 In diesem Horizont wäre dann das mit dem Wort „Geist“ angesprochene Phänomen in unterschiedlichen Kontexten, Kulturen und Religionen aufzuweisen. Bei alledem bleibt die Bedeutung des Wortes „Geist“ zunächst reichlich vage.
Das tritt auch bei der Bestimmung von Synonymen hervor: Etymologisch ist vor allem „Spiritualität“ auf den Geist bezogen. Dieses Wort ersetzt möglicherweise die leicht angestaubte Rede von „Frömmigkeit“.2 Es zielt auf eine besondere Erfahrung, und zwar auf eine intensive Selbsterfahrung in Verbindung mit einer Erfahrung von „Transzendenz“. Daraus ergeben sich unübersehbar viele Variationen eines persönlichen Ergriffenseins durch die Tiefe der Wirklichkeit. Dann ist „Geist“ allerdings kaum noch zu unterscheiden von „Religion“.
Es ist kein Zufall, dass die letzten Wendungen – „Tiefe“ und „ergriffen“ – metaphorisch formuliert waren: Was präzise beschrieben werden kann, lässt sich vom Subjekt der Erkenntnis klar unterscheiden. Hier hat eine Erfahrung des Geistes keinen Raum. Allerdings wird eine derart klare Beziehung zwischen der erkennenden Person und den Gegenständen ihrer Erkenntnis als begrenzt erlebt.
Die Überschreitung dieser Grenze ereignet sich, indem die Vernunft erweitert wird und eine lebendige Einheit mit dem Anderen ihrer selbst erfährt. Zugleich kommt es zu einem sehr ambivalenten Kontrollverlust der Vernunft – er ist einerseits notwendig, andererseits riskant. Ambivalent bleibt auch die Rede von einer Erweiterung der Vernunft oder des Horizontes: Handelt es sich um eine passive, möglicherweise dramatische Erfahrung des Außer-sich-seins oder um die vielleicht meditativ vorbereitete Erfahrung einer letzten Einheit der Wirklichkeit, wo sich alle Differenzen auflösen? Je nach Akzent kann also „Spiritualität“ in „Mystik“ übergehen.
Es erscheint ganz aussichtslos, auf der Ebene der Semantik für Begriffsklärungen zu sorgen, eher gilt es die „Vektoren“ kenntlich zu machen, die jeweils zusammenspielen, wenn von „Geist“ oder „Spiritualität“ gesprochen wird.




