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E-Book, Deutsch, 224 Seiten

Bianco Planet Ozean

Unser Leben hängt vom Meer ab, die Zukunft der Meere von uns
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-99037-124-4
Verlag: Folio
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Unser Leben hängt vom Meer ab, die Zukunft der Meere von uns

E-Book, Deutsch, 224 Seiten

ISBN: 978-3-99037-124-4
Verlag: Folio
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine Hymne auf die Schönheit und Fragilität der Meere, ein Aufruf, die Wiege unseres Lebens zu schützen. Meere und Ozeane bedecken 71 % unseres 'blauen Planeten'. Sie regulieren das Klima, produzieren 50 % des Sauerstoffs, sichern Milliarden Menschen Nahrung und Arbeit. 80 % aller Lebewesen leben im Wasser: Schildkröten und Haie, Seegraswiesen und Korallen, Laternenfische und Yeti-Krabben in lichtlosen Tiefen. Doch wir wissen wenig über das Reich unter Wasser; nur etwa 5 % der Meerestiefen mit ihren Gebirgszügen, Gräben und Vulkanen sind vermessen, die ganze Vielfalt der Lebewesen ist wenig erforscht. Mariasole Bianco macht als Meeresbiologin die Zusammenhänge sichtbar und beschreibt die Meere als Stabilisatoren unseres Ökosystems sowie als Garanten der Biodiversität und sie warnt eindringlich vor Überfischung, Zerstörung der Mangrovenwälder oder Plastikmüll.

Mariasole Bianco, geboren 1990, ist promovierte Meeresbiologin und hat an der Universität Cairns in Australien geforscht. Seit 2012 ist sie Mitglied der World Commission on Protected Areas (WPCA) und der International Union for Conservation of Nature (IUNC). 2013 gründete sie die Organisation Worldrise, die sich für den Schutz der Meere und des Klimas einsetzt und Jugendliche für Klimaschutz sensibilisiert.

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Weitere Infos & Material


Einleitung
1. Das Reich des Pelagos
2. Das große Blau
3. Meere und Küsten
4. Am Ende der Welt: Arktis und Antarktis

5. Hoffnung für unsere Meere

Anhang:
Fünf Lösungsansätze zur Rettung der Ozeane .


Ich lade Sie herzlich ein, zusammen mit mir in die Unterwasserwelt einzutauchen. Wir verabschieden uns vom Rauschen des Windes und der Wellen über uns und lassen uns in die Stille der Tiefe sinken. Da ist das tiefe Blau: Die beherrschende Farbe eines Großteils unseres Planeten, denn 71 Prozent der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Das unendliche Blau, dem wir unser Leben verdanken. Merkwürdig, nicht wahr? Die Meere sind flächenmäßig der größte Lebensraum unseres Planeten, und doch schenken wir diesem Habitat nur relativ wenig Aufmerksamkeit. Oft beschränken wir uns darauf, seine unendliche Weite zu bewundern und mit einem Seufzer das spektakuläre Bild zu genießen, wenn die Sonne im Meer versinkt. Unser Blick bleibt jedoch an der Oberfläche. Um unsere Reise zu beginnen, müssen wir deshalb unter Wasser tauchen. Nur so können wir die ganze Bedeutung des Meeres erkennen. In der Tiefsee zeigt sich diese unbekannte Welt voller Geheimnisse am besten. Hier gibt es die weitesten und tiefsten Täler unseres Planeten, Seen, Flüsse und sogar Unterwasser-Wasserfälle. Zudem zigtausende aktive Vulkane, etwa entlang des Mittelatlantischen Rückens, der sich über etwa 16.000 Kilometer erstreckt und damit das längste Gebirgssystem unserer Erde darstellt. Insgesamt summiert sich die Längsausdehnung der mittelozeanischen Rücken auf mehr als 70.000 Kilometer. Sie bedecken etwa 23 Prozent der Gesamtoberfläche unseres Planeten. Wir haben entdeckt, dass die Ozeane vor Lebewesen wimmeln, selbst in der dunkelsten Tiefsee, wo man weder Pflanzen noch Tiere vermutet hatte. Heute wissen wir, dass dort eine ebenso große, wenn nicht größere Biodiversität existiert wie im tropischen Regenwald. Allein schon die Entdeckung, dass Leben nicht nur dort möglich ist, wo es Sonnenlicht gibt, hat unser Verständnis über das Leben auf der Erde revolutioniert. Mit der wissenschaftlichen Erforschung der Weltmeere wurde erst in jüngster Zeit begonnen, die meisten Entdeckungen datieren sogar erst nach der Mondlandung (1969). Kaum zu glauben, aber wahr: Von Mond oder Mars gibt es detailliertere Karten als von der Tiefsee. Und das ist kein Zufall, sondern spiegelt die Verteilung der Forschungsgelder wider: Mit dem jährlichen Budget der NASA könnte die NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration), die US-amerikanische Behörde für die Erforschung der Ozeane, ihre Aktivitäten sage und schreibe 1600 Jahre lang finanzieren! Bahnbrechende Fortschritte der Tiefseetechnik haben es Forschern in jüngster Zeit ermöglicht, bis in die abgelegensten Bereiche der Weltmeere vorzudringen. Trotzdem stehen wir noch am Anfang eines unglaublichen Abenteuers, denn bis jetzt sind gerade einmal fünf Prozent des Lebensraums Tiefsee erkundet. Obwohl die Menschen bereits seit Jahrhunderten versuchen, immer weiter und tiefer vorzudringen, liegen die größten Herausforderungen noch vor uns. Eine kurze Geschichte der Erforschung der Tiefsee
Die gewaltigen Dimensionen der Ozeane, die endlos scheinende Wasseroberfläche und die schwärzesten Untiefen haben seit jeher Mythen und Legenden genährt. Die Seeleute der Antike waren fest davon überzeugt, dass in den Tiefen der Meere Monster und Fabelwesen hausen. Schriftsteller haben darüber berichtet, Kartografen haben sie auf den Meereskarten verzeichnet. In den letzten Jahrhunderten jedoch verschwanden die Mythen über Drachen und Meerjungfrauen. Die Vermessung der Meeresoberfläche und die Berechnung der Breiten- und Längengrade wurden präziser, und nach und nach wagte man sich an die Erforschung der Meeresböden und die Tiefenvermessung. Bereits zu Beginn des 16. Jahrhunderts versuchte Fernando Magellan die Tiefen des Pazifischen Ozeans zu vermessen – mit einer 730 Meter langen Bleileine, die ganz offensichtlich nicht bis zum Meeresboden reichte. 200 Jahre später versuchte der Wissenschaftler Pierre-Simon Laplace die Tiefe des Atlantischen Ozeans auf der Grundlage der Bewegung der Gezeiten an der Westküste Afrikas und vor Brasilien zu berechnen. Aus den Wasserbewegungen schloss er, dass die durchschnittliche Tiefe etwa 4000 Meter betragen müsse. Dank unserer heutigen Messtechnik wissen wir, dass seine Berechnungen schon damals richtig waren! Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahm man an, dass es in Tiefen von mehr als 300 Faden, etwa 500 Metern, kein Leben geben konnte, mit Ausnahme von Meeresungeheuern oder riesigen Walfischen. Kurz darauf begann die wissenschaftliche Erforschung der Tiefsee. Der Grundstein für die moderne Ozeanografie wurde mit der britischen Challenger-Expedition (1872–1876) gelegt. Dieses kleine Kriegsschiff der Marine war mit wissenschaftlichen Messinstrumenten und Laboratorien ausgestattet, um Daten über Temperatur, chemische Zusammensetzung, Strömungen, Tierwelt und Geologie der Tiefsee zu sammeln und auszuwerten. Während der vier Jahre dauernden Expedition wurden fast 70.000 Seemeilen zurückgelegt, 4717 neue Arten entdeckt und Hunderte von Proben gesammelt. Ein weiteres bedeutendes Ergebnis war die Vermessung der Tiefe des Marianengrabens, die mit etwa 8100 Metern berechnet wurde. Heute nennt man den tiefsten Punkt des Grabens Challenger Deep und wir wissen, dass er 10.994 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. 1960 tauchten Jacques Piccard und Don Walsh als erste Menschen auf den Grund des Marianengrabens. Nach fünf Stunden Fahrt durch die Dunkelheit mit dem Tiefseetauchgerät Trieste erreichten sie ihr Ziel. Trotz des gewaltigen Wasserdrucks, tausend Mal höher als an der Wasseroberfläche, blieb das Tauchboot, bis auf einen Riss in der Glasscheibe, unversehrt. Auf ihrer langen Fahrt begegneten ihnen immer wieder Fische und andere Meeresbewohner, der Beweis, dass auch in den tiefsten Tiefen vielfältiges Leben zu finden ist. 2012 gelang dem Regisseur James Cameron mit dem Tiefsee-U-Boot Deepsea Challenger der erste Solo-Tauchgang zum Grund des Marianengrabens. Das Boot war mit zahlreichen Kameras ausgestattet, deren Aufnahmen Grundlage des 3D-Dokumentarfilms Deepsea Challenge wurden. Unglaublich, aber wahr: Bereits zwölf Menschen haben es bis auf den Mond geschafft, aber nur vier bis zum tiefsten Meeresgrund: Cameron, Piccard, Walsh und Victor Vescovo. Die Hochsee ist eine weitgehend unbekannte Welt, unter der riesigen Wasserfläche verbergen sich viele Geheimnisse. Wir haben gerade erst mit ihrer systematischen Erforschung begonnen. Es entstand die Theorie der Plattentektonik, man bewies die Drift der Kontinente, wir haben Leben um hydrothermale Tiefseequellen entdeckt, an Stellen, wo unglaublicher Druck herrscht und kein Sonnenlicht für die Fotosynthese hingelangt. Das alles ist schwer zu verstehen, aber es ist so. Es kann sogar sein, dass es in den Tiefen der Ozeane mehr Pflanzen und Tiere gibt als in den höheren Wasserschichten. Deshalb müssen wir genau dort ansetzen. Der Weg zu dem Ort, an den ich Sie mitnehmen möchte, ist weit. Bereiten Sie sich gut vor und machen Sie sich darauf gefasst, dass es Stunden dauert, bis wir wieder an der Oberfläche sind. Die epipelagische Zone
Wir verlassen die Wasseroberfläche und tauchen in die Tiefe, das Blau unter uns wird noch immer von der Sonne durchflutet. Wir befinden uns im Epipelagial, der obersten Schicht des Meeres, die bis in eine Tiefe von 200 Metern reicht. Im Laufe unserer Reise fällt sofort auf, dass die Farben immer blasser werden; je tiefer wir kommen, desto mehr werden sie absorbiert. Als Erstes verschwinden die langwelligen Farben, wie Rot, Gelb und Orange, die kurzwelligen Farben, wie Violett und Blau, begleiten uns am längsten. Ein ähnliches Phänomen wie am Himmel: Obwohl das Wasser durchsichtig ist, wirkt das Meer für unsere Augen wie ein riesiges blaues Segel. Diese Zone wird von der Sonne durchflutet und erlaubt Algen und anderen planktischen Organismen, Fotosynthese zu betreiben, genau wie über dem Wasser an Land. Deshalb ist die epipelagische Zone so wichtig für das Leben im Meer: Hier findet die Primärproduktion statt. Kaum zu glauben, dass mit bloßem Auge nicht sichtbare Organismen so wichtig und so zahlreich vorhanden sind, dass sie die Energiequelle und die Basis für das Leben von Millionen von Spezies darstellen: das Phytoplankton. Plankton ist die Bezeichnung für die Gesamtheit der winzig kleinen Organismen, die frei im Wasser schweben und von Strömungen und Wellen bewegt werden. Der Begriff umfasst sowohl tierisches Plankton (Zooplankton) als auch pflanzliches Plankton (Phytoplankton). Darunter fallen Mikroalgen und Fotosynthese betreibende Cyanobakterien. Diese produzieren mehr als die Hälfte des Sauerstoffs, den wir atmen, und absorbieren und verbrauchen etwa ein Drittel des in der Atmosphäre vorhandenen Kohlendioxids. Zudem bilden sie als erste Stufe der maritimen Nahrungskette die Basis für die Gesundheit und Funktionalität des Meeres und die Nahrungsquelle unzähliger Lebewesen, von Mikroorganismen bis hin zu Walen. Schauen wir uns einige dieser Organismen unter dem Mikroskop an, dann entdecken wir überraschende Farben und Formen, wie zum Beispiel die Kieselalgen. Sie...


Mariasole Bianco, geboren 1990, ist promovierte Meeresbiologin und hat an der Universität Cairns in Australien geforscht. Seit 2012 ist sie Mitglied der World Commission on Protected Areas (WPCA) und der International Union for Conservation of Nature (IUNC). 2013 gründete sie die Organisation Worldrise, die sich für den Schutz der Meere und des Klimas einsetzt und Jugendliche für Klimaschutz sensibilisiert.



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